VELVET OCEAN - Manchmal fällt es mir schwer, zu sagen, worum es in dem Text genau geht.


Im Moment ist es eigentlich viel zu heiß und sommerlich für deprimierende und melancholische Musik. My Dying Bride und Paradise Lost hätten ihre neuen Alben lieber im Herbst und Paysage D´Hiver im Winter veröffentlichen sollen, um die richtige Stimmung für ihre Musik einzufangen. Und auch bei den Finnen Velvet Ocean geht es nicht gerade sommerlich zu. Ihre Mischung aus Alternative Metal, Melodic Metal, Gothic Rock, Pop und ein bisschen Grunge sorgt für pure Melancholie, was auch an den flächendeckenden Keyboards und der kühlen, sterilen Produktion liegt, die Fans modernen Metals jedoch ansprechen sollten. Ich sprach mit Sängerin Riitu Ronkainen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

logoDaniel: Hi Riitu! Wie geht´s Dir? Lass uns zunächst einmal über die Anfänge von Velvet Ocean reden! Wann und wie kam der Stein ins Rollen? 

Riitu: Alles begann 2015, als ich mit Jake, einem der Gitarristen der Band, ein neues Musikprojekt zu gründen. Wir hatten auch von Anfang an die Idee, dieses Projekt schon halbwegs professionell aufzuziehen und originellen Metal zu spielen, der sich von der Masse abhebt. Zunächst hatten wir ein paar Songs geschrieben, schnell gemerkt, dass da etwas Gutes bei rauskommt und dann Leute gefragt, als Studio-Musiker mitzumachen und später auch fest in die Band einzusteigen.

Daniel: Hattet Ihr zuvor bereits in anderen Bands gespielt?

Riitu: Ja, wir alle hatten bereits einige Erfahrungen in mehr oder weniger seriösen Projekten gesammelt. Und natürlich ist Arto ein professioneller Cellist und Jami ein ausgebildeter Musikstudent. Ich selbst habe schon in jungen Jahren viele Events begleitet. Wann immer es eine Gelegenheit, wurde ich gefragt, ob ich dort auftrete. Vor Velvet Ocean hatten wir eine Akustik-Coverband mit Velvet Ocean-Gitarrist Jake und einem Keyboarder namens Simo Ollikainen, der auf dem „Purposes And Promises“-Album auch einige Piano-Passagen eingespielt hat. Aber dies ist das erste Projekt, das mehr auf meine eigenen Kompositionen fokussiert ist. Ich hatte ein paar Popsongs geschrieben, als ich noch sehr jung war, sie im Laufe der Jahre aber vergessen. Erst viel später habe ich das Songwriting für mich wieder entdeckt und bin froh darüber, es wieder probiert zu haben. Es erfüllt mich mit Genugtuung.   

Daniel: Woher kam die Idee, Keyboards, Synthesizer und ein Cello mit in die Musik einzubeziehen, was für eine Alternative Metal-Band ja doch sehr ungewöhnlich ist?  

Riitu: Ich habe meine Songs auf dem Piano geschrieben. Deswegen hat es sich einfach so ergeben. Ich liebe die Harmonie und das Ambiente, die Piano- und Synthie-Sounds den Songs geben, was sehr wichtig für unsere Musik ist. Mit den verschiedenen Sounds und Effekten kann man eine bestimmte Atmosphäre erzeugen, um den emotionalen Inhalt der Songs zu betonen. Das Cello hatten wir eigentlich nicht von vornherein geplant, aber als wir begannen, den Song „Broken“ zu arrangieren, dachte ich, dass da etwas fehlt. Als ich das Intro zum ersten Mal hörte, dachte ich zunächst an eine Akustikgitarre. Wir fragten unseren Freund Pekka Niemelin, der viele Musiker aus Oulu und Umgebung kennt, und er sagte, dass er einen guten Cellisten kennt, der im Oulu Symphonie-Orchester spielt. Jake fragte Arto, ob er den Song einspielen würde, und er sagte sofort zu. Das hat uns gepackt. Arto war so aufgeregt, dass er fester Teil der Band werden wollte, und mittlerweile spielen wir auch Konzerte, wo das Cello auch Teil unserer Show ist. Das Cello passt perfekt zu unserer Musik und bringt den Extra-Kick, vor allem bei unseren Liveshows.   

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Riitu: Es ist echt schwierig für mich, ein paar Lieblingsbands zu nennen. Mein Musikgeschmack ist breit gefächert, und oft kommt es vor, dass ich nur ein paar Songs einiger Bands mag. Was Metal angeht, habe ich in jungen Jahren viel Metallica und Stratovarius gehört. Später haben Bands wie Within Temptation, Evanescence und Amorphis mein Interesse geweckt. Ich mag sehr viele unterschiedliche Sachen. Manchmal höre ich auch gerne Pop und Rock. Viele klassische Sachen finde ich auch sehr interessant.

Daniel: Und welche Sänger und Sängerinnen haben Dich persönlich beeinflusst?

Riitu: Ich mag Sänger und Sängerinnen mit einer speziellen, starken Stimme, die es verstehen, die Intensivität rüberzubringen, die aber auch an den richtigen Stellen explodieren müssen. Dazu gehören für mich James Hetfield, Christina Aguilera, Freddy Mercury, Matthew Bellamy, Laura Voutilainen, Anna Eriksson, Sharon den del und Amy Lee. Ich habe schon viele tolle Sänger gehört und glaube, dass ich von allem beeinflusst werde, was ich in meinem Leben gehört habe.  

velvet oceanDaniel: Worum geht es in Deinen Texten? Gibt es eine Art Kernaussage?  

Riitu: Meine Texte sind sehr ehrlich und erzählen von persönlichen Erfahrungen und der Weltsituation. Manche haben ihren Ursprung in meinem eigenen Leben, andere beruhen auf meinen Vorstellungen. Ich schreibe immer Texte, wenn mir danach ist. Entweder kommen sie raus oder eben nicht. Oft fallen mir Worte ein, kurz bevor ich ins Bett geh oder sogar mitten in der Nacht. Manchmal fällt es mir schwer, zu sagen, worum es in dem Text genau geht. Mal ist es offensichtlicher, mal nicht. Wenn mir etwas in den Sinn kommt, muss es raus. Vielleicht ist die Kernaussage, dass das Leben manchmal peinlich ist. Aber Du kannst alles meistern, also geh weiter und gib niemals auf!

Daniel: Wie lange hat es gedauert, die Songs für Euer Debüt zu schreiben und aufzunehmen?

Riitu: Es gab lediglich von „Requiem“ und „Butterfly“ schon vorherige Versionen, als wir einen Zeitplan erstellten, um den Rest des Albums zu schreiben. Die restlichen Songs entstanden also etwa in dem Zeitraum ein halbes Jahr darauf. Wir haben nicht kontinuierlich aufgenommen, sondern wurden immer wieder für längere Zeit unterbrochen. Zuerst hatten wir die beiden Songs „Broken“ und „It´s So Hard“ aufgenommen. Die Idee bestand darin, verschiedene Studio-Mixe zu testen. Zum Schluss mussten wir uns etwas beeilen, und ich glaube, der letzte Song, den wir aufgenommen hatten, war „Innocent Eyes“. Die Mehrheit der Songs wurde innerhalb mehrerer Monate aufgenommen, aber die ersten eben viel früher.   

Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?

Riitu: Wir haben alle Songs in unserem eigenen Studio aufgenommen, aber das Album wurde in den Fascination Streets Studios in Schweden gemastert. Jake hat es produziert, und ich war eine Art „künstlerische Produzentin“. Marco Sneck hat der Produktion außerdem eine Perspektive von außen gegeben.

Daniel: Von wem stammt das Cover? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Riitu: Das Cover hat Federico Bossinga von Abstract Chaos Design entworfen. Wir suchten bei Instagram nach einem geeigneten Cover, das wir mochten, und nahmen daraufhin mit ihm Kontakt auf.  

Daniel: Soweit ich weiß, ist das Album in Eigenregie erschienen; also ohne eine Plattenfirma im Rücken. Gab es keine Plattenfirmen, die vielleicht an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wären?  

Riitu: Das stimmt leider nicht so ganz. Die digitale Version wurde von Helsinki Records veröffentlicht und von Warner Music in Finnland vertrieben. Nur bei der physischen CD handelt es sich um eine Eigenpressung. Wir hatten gar nicht so viele Plattenfirmen angeschrieben, aber Maki Kolehmainen von Helsinki Records war einer der ersten Interessenten, und waren darüber sehr glücklich. Wir fanden, es war eine große Gelegenheit, denn er ist für seine Produktionsfähigkeiten bekannt, und wir wollten ohnehin, dass jemand „von außen“ unser Album produzieren sollte. Wir arbeiten gerade an der nächsten Single, die Maki ebenfalls produziert. Wir freuen uns darauf, mit ihm zu arbeiten und glauben, dass da etwas Originelles und Spezielles bei herauskommen wird.   

Daniel: Gibt es denn auch Pläne für eine Vinyl-Version?

Riitu: Ja, da haben wir schon drüber geredet. Es gibt auch schon Interesse, und wir werden diese Sache sicherlich noch angehen.

Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Und habt Ihr in Eurer Heimat vielleicht schon einmal im Vorprogramm von größeren Bands gespielt?  

Riitu: Ja, wir haben schon einige Konzerte gespielt. Durch die derzeitige, schwierige Situation sind unsere ersten Festivalauftritte leider alle abgesagt worden. Wir werden aber sofort wieder touren, sobald wieder alles sicher ist. Wir vermissen die Bühnen! Wir haben leider noch nicht die Chance gehabt, für eine größere Band zu eröffnen, aber wir würden dies natürlich gerne tun! Ich glaube aber auch, dass das bald passieren wird, wenn wir einen geeigneten Booker gefunden haben.

velvet oceanDaniel: Es gibt sehr viele Symphonic Metal-Bands in Eurer Heimat. Steht mit mit einigen in Kontakt? Was meinst Du, warum es gerade bei Euch in Finnland so viele dieser Bands gibt? 

Riitu: Wir haben nicht viele Kontakte zu Bands außerhalb der Gegend um Oulu. Wir würden aber gerne mit anderen Bands zusammenarbeiten und andere Metal-Musiker kennenlernen. Es ist toll, dass so viele gute Bands aus Finnland kommen! Ich denke, dass der Erfolg der anderen Bands schon einen Weg für kleinere Bands ebnet. Wir sehen zu all diesen Bands auf und arbeiten alle hart daran, um finnischen Metal in der Welt noch berühmter zu machen.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Velvet Ocean aus?

Riitu: Wir haben einige Pläne für die Zukunft. Wir werden einen Videoclip für „Broken“ sowie weitere Lyric Videos drehen. Wir werden weitere Singles machen und definitiv im Spätsommer auch wieder mit Aufnahmen beginnen. Außerdem werden wir versuchen, so viel wie möglich live zu spielen. Neue Songs werden geschrieben und die sozialen Netzwerke müssen auch weiter am Leben gehalten werden. Ziel ist es, unseren Namen bekannter zu machen und mehr Konzerte zu spielen. Letztendlich hoffen wir, dass noch viele Leute unsere Musik für sich entdecken werden.

Daniel: Na gut, Riitu! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!

Riitu: Vielen Dank für das Interview! Checkt unsere Musik und folgt uns in den sozialen Medien. Dann werdet Ihr die ersten sein, die etwas Neues von uns erfahren. Bleit sicher und bleibt, wer Ihr seid! Tschüss! Bis dann!  

https://www.facebook.com/velvetoceanband/



Autor: Daniel Müller