PAYSAGE D´HIVER - DAS GLETSCHERTOR / DAS SCHWARZE METALL-EISEN


Label:KUNSTHALL
Jahr:2020
Running Time:37:19
Kategorie: Import
Compilation
 

Diese LP kommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt eigentlich. „Paysage D´Hiver“ ist das französische Wort für „Winterlandschaft“ und ist Namensgeber dieses Schweizer Ambient-/Black Metal-Soloprojektes um Einzelkämpfer Tobias „Wintherr“ Möckl, der gleichzeitig auch Inhaber der hierfür zuständigen Plattenfirma Kunsthall Produktionen ist. Denn bei Paysage D´Hiver gibt es die wahrlich winterlichste Musik, die ich mir überhaupt nur vorstellen kann, und das ausgerechnet in diesem heißen Frühjahr/Sommer 2020. Seit 1997 existiert dieses finstere Projekt nun schon und liefert immer hochklassige Arbeit ab. Bei diesem Tonträger, der übrigens ausschließlich auf Vinyl erhältlich ist, handelt es sich allerdings nicht um neues Material. Hier wurde mal gründlich im Archiv gewühlt. Die beiden hier enthaltenen, überlangen Tracks, die mit je achtzehn Minuten Spielzeit gleich jeweils eine ganze Seite dieser LP einnehmen, stammen nämlich von 1998 aus der Zeit ihres zweiten Demos „Schattengang“. Wie alle zehn Demos dieses Projektes, waren sie zunächst nur als streng limitierte Kassetten im Umlauf, die jedoch bis heute absolut unauffindbar sind. Später gab es dann Neuauflagen in schmucken, grau-schwarzen DIN A5-Digipacks und auf Vinyl.

Hier gibt es aber wieder die gewohnte Kost: „Das Gletschertor“ auf der A-Seite überzeugt mit permanenten Windgeräuschen und viel Atmosphäre. Es gibt aber auch schnelles Geballer und natürlich ein paar träge Momente, so wie man es eben von Paysage D´Hiver gewohnt ist. Auf der B-Seite herrscht bei „Das Schwarze Metall-Eisen“, welches übrigens nur auf der ursprünglichen „Schattengang“-Kassette und auf keinem seiner Wiederveröffentlichungen vertreten war und hier quasi als rarer Bonustrack fungiert, im Prinzip das gleiche Bild, nur dass es hier auch Pferdegetrappel als atmosphärische Untermalung und vom Mittelteil bis zum Schluss mit einer durchgetretenen Bassdrum ungewohnte, fast schon „tanzbare“ Ambient-Klänge gibt. Dieser Part ist meiner Meinung nach auch viel zu lang ausgefallen und hätte als kurzer Aha-Effekt eigentlich auch ausgereicht. Neben rasend schnellen, frostigen Riffs und rauschendem Drumcomputer gibt es fiesen Kreischgesang, der als solcher gar nicht mal unbedingt erkenntlich ist, sondern sich gezielt und gekonnt in die chaotische Soundcollage – quasi als zusätzliches Instrument, denn die Texte sind völlig unverständlich – einreiht. Die Produktion ist demomäßig dünn und knarzig und verleiht somit diesem winterlichen Soundtrack die perfekte, arschkalte Atmosphäre und Bosheit. Wer Ambient-/Black Metal im Stil von Lunar Aurora, Vinterriket, Nebelkorona, DarkSpace, Trist oder Devilgroth mag, der wird hier voll bedient!  

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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