OLD CORPSE ROAD - ON GHASTLY SHORES LAYS THE WRECKAGE OF OUR LORE


Label:TROLLZORN
Jahr:2020
Running Time:64:39
Kategorie: Neuerscheinung
 

Old Corpse Road stammen aus England, sind seit 2007 aktiv und veröffentlichen nun ihr drittes Album. Ich kannte sie bisher tatsächlich gar nicht. Es handelt sich bei „On Ghastly Shores Lays The Wreckage Of Our Lore“, offenbar um ein Konzeptalbum. Das Cover ziert ein Schiff in schwerer See und alle Songs tragen Namen die mit der See zu tun haben. Erwartete ich bei der Aufmachung Musik in Richtung Alestorm, oder schlimmer noch Carach Angren, war ich sehr überrascht, was nach dem dem etwas langatmigen Instrumentalintro folgte. Tatsächlich erinnern Old Corpse Road an ihre Landsleute von Cradle of Filth zu Zeiten von „Dusk…And Her Embrace“, allerdings ohne den anstrengenden Ultraschallgesang und mit etwas moderaterem Keyboardeinsatz. Musikalisch bietet das Album ebenfalls epischen, gotisch angehauchten, melodischen Black Metal mit Folkelementen. Der Gesang variiert zwischen gesprochenen, gekreischten und gegrowlten Vocals, klingt aber nie gekünstelt oder ungesund. Sein großer Variantenreichtum rührt wohl auch daher, dass alle fünf Bandmitglieder das Mikrofon nutzen. Technisch sind Old Corpse Road sehr versiert, geschickt gesetzte Offbeatrhythmen lassen aufhorchen und eine fette Produktion rundet das Werk ab.

Der Track „Harbingers Of Death (Voices In the Tempest)“, schafft es durch atemlose Giterrenriffs und dem Wechsel im Gesang tatsächlich Bilder eines Schiffs in tosender See heraufzubeschwören. Geil. Weiter mit „Black Ship“: Ein mittelalterlich anmutendes Akustikintro, mit einem Marschrhythmus im Hintergrund endet im Gewitter. Ein Stakkato leitet den Hauptsong nach zwei Minuten ein. Dieser ist etwas schneller als die anderen auf dem Album, er wirkt bedrohlich und gehetzt zugleich. Klarer Gesang leitet in ein vierminütiges Outro über, das die Melodie vom Anfang wieder aufgreift. „Sea Fire“ beginnt wieder mit einem Akustikintro. Ein bedrohlich geflüstertes Zwiegespräch leitet sanft in ein schweres, beinahe doomiges Gitarrenriff ein, bevor der Song richtig startet. „As Waves Devour Their Carcasses“ beginnt zur Abwechslung mit Möwen, die von Klavier begleitet werden. Synthesizer setzen ein und lassen zu Meeresrauschen, untermalt von gepresst krächzendem Gesang, tatsächlich Bilder von Toten, die sanft in der Dünung schaukeln, aufkommen. Das komplette Lied bleibt ohne E-Gitarren und stellt ein wirklich gelungenes Interlude dar.

„Demons Of The Farne“ (mein Favorit auf dem Album) und das sechzenhneinhalbminütige „The Ghosts Of The Ruinous Dunstanburgh Castle“ geben noch einmal alles (aber verfügen auch über lange Intros). Der letzte Track „WaterLore“ hingegen macht mich ein wenig ratlos, sechs Minuten minimalistische Akustikgitarre mit Engelsstimmchen im Hintergrund, ein Song, der mich sehr an „Pocked Sized Sun“ von Tiamat erinnert. Den hätte es auf dem Album nicht zwangsläufig geben müssen. Irgendwie passt er nicht wirklich zu dem zuvor Gehörten. Ich bin überrascht, wie gut Old Corpse Road es schaffen, mit ihrer Musik die Texte zu visualisieren. Wirklich Klasse, was die fünf Engländer hier abliefern. Einzig die sehr langatmigen Intros und Outros schmälern meine Freude über das hier Gebotene, zumal sie nicht immer gut aneinander passen. Wer gerne Cradle of Filth hören würde, wenn da nicht die ständige Sorge wäre, dass  ihr Sänger Dani beim Kreischen gleich die Birne platzt, der wird hier mit Sicherheit glücklich!

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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