H.E.A.T. Festival

Ludwigsburg, Rockfabrik, 01.-02.12.2018

Eddy - live - 2019Am Ende des Jahres kann man in Süddeutschland an einem ganz besonderen Event teilnehmen: dem legendären H.E.A.T.-Festival, unter der extrem vielfältigen von Big Boss Eddy Freiberger und seinen Helfershelfern. Letztes Jahr musste ich mir aus privaten Gründen die Shows knicken und die Akkreditierung an einen unserer damaligen Mitarbeiter weitergeben. Leider ließ der Gute uns mit den Fotos sitzen. Jetzt wieder der ganze Bericht, wobei ich mich für den Gastbericht vom Thilo bedanken möchte, dem es ganz wichtig war, sich zu Terra Nova zu äußern. Schön, dass in diesem Jahr etliche Bands anwesend waren, die ich noch nie gesehen habe. Ganz oben, der zweite Headliner Guild Of Ages. Allerdings muss ich es hervorheben, dass die eine oder andere sichere Bank enttäuschte (Terry Brock), und von denen man etwas weniger erwartete (Jessica Wolf), richtig ablieferten. Herzlichen Dank nochmal an Eddy, Birgit Bräckle, Marcus Jürgens und Birgitt Schwanke, für ein Festival und allem Drumherum, geführt mit Leidenschaft.

Samstag: 01.12.2018

Jessica Wolf - live - 2018Die Kickbox-Action tragende, norwegische Sängerin Jessica Wolf gestaltet mit ihrer quirligen Truppe, allen voran ihr Basser, dessen Namen mir leider entschlüpft ist, den schwierigen Part des Openers. Bis zur Hälfte gefüllt, war das Publikum doch recht angetan. Die Songs des aktuellen Rundlings „Grounded“ und des etwas älteren Silberlings „Renegade“ zünden live wesentlich besser als auf Konserve, und somit kann die sympathische Fronterin locker aus dem Vollen schöpfen. Dafür habe ich anfänglich mit der Flut an rosafarbenen Licht zu kämpfen, haha. Schnell ist für gute Stimmung gesorgt, die sich wieder auf die Arbeit der Band reflektiert. Ein perfektes Geben und Nehmen. Schnell ist der Überraschungsmoment vorbei und Jessica, wie immer so früh bei diesem Festival, leider ohne Zugabe von der Bühne. Herrlich, wenn man ohne große Erwartungen an einen Act herangeht und gleich zu Beginn des Events so positiv überrascht wird.

Terra Nova - live - 2018Als zweite Band des Tages machten sich an diesem Samstag Terra Nova ans Werk. Terra Nova ist eine niederländische AOR-Truppe, welche 1996 ihr erstes Album „Livin´ It Up“ herausgebracht hat und seitdem, besonders in Japan, einige Erfolge erzielen konnte. Im deutschen Raum fanden sie bisher eher als Geheimtipp ihren Stellenwert, was sich aber nach diesem Konzert ruhig ändern könnte. Nachdem dieses Jahr ihr neues Album „Raise Your Voice“ veröffentlicht wurde, beehren sie uns in Deutschland zum ersten Mal überhaupt auf dem H.E.A.T. Festival. Dies lässt sich das Publikum nicht zweimal sagen, und vor der Bühne füllt es sich merklich. Terra Nova sind Fred Hendrix an den Vocals, Gesuino Derosas an der Gitarre, Eric Coenen am Bass, Ron Hendrix am Keyboard und Lars Beuving an den Drums. Es beginnt direkt klassisch mit „Livin´ It Up“ und „Right Now“, wobei man die Stärken dieser Band erkennen kann. Während auch die neueren Songs „Shadow Man“, „Lonley Is The Night“ und Rock´n´Roll Hero“ zu überzeugen wissen. Gerade wer auf gut ausgewogene Gitarren- und Keyboardparts steht, findet hier gewiss etwas Neues für sich. Mit „Don´t Walk Away“, „Fighting Yourself“ und „Break Away“ schließen sie ihr durchaus gelungenes Set und es bleibt zu hoffen, diese Jungs in nächster Zeit wieder zu sehen. (Thilo Zettler)

Care Of Night - live - 2018Care Of Night, eine mir völlig unbekannte Band, durfte sich schon in etwas mehr Publikum baden, obschon es so schien, dass die Halle in diesem Jahr nicht ausverkauft ist. Klar, ein jeder hat in dieser Zeit zu kämpfen, wobei dieses Festival von der musikalischen Ausrichtung eher einzigartig ist. Die Schweden haben ihr Zweitwerk „Love Equals War“ zu promoten und legen auch gleich mit dem Titelsong los. Gar nicht schlecht, was wir da um die Ohren geballert bekommen, allerdings ist dies eine der ersten Bands, wo bei mir der Funke zum ersten Mal nicht überspringen will. Ich weiß, ich bin etwas verwöhnt, aber was soll man machen? Schließlich muss man gerecht sein, und die Konkurrenz ist nun mal erdrückend. Dennoch ist die Mannschaft voller Euphorie und lässt somit keine Sekunde ungenutzt verstreichen. Fronter Calle Schöberg ist gut bei Stimme und transportiert den melodischen Hard Rock gekonnt an die Hörer. Dem Publikum schien es besser als mir zu gefallen, und somit könnte sich sicherlich ein etwas größerer Bekanntheitsgrad einstellen.

Human Zoo - live - 2018Human Zoo sind alte Hasen und in diesen Gefilden, schon so etwas wie Lokalmatadore. Ihr Melodic-Sound, samt dem Saxophon von Boris Matakovic, hat sich seit Jahren in der Szene etabliert, und man muss selbstredend beim Fronter Thomas Seeburger von einem Unikat sprechen, der konsequent sein Ding durchzieht. Ebenso virtuos steht Mister Ingolf Engler an der Gitarre und zupft recht filigran und satte Riffs non-stop. So will ich das sehen, mitsamt der beeindruckenden Action, den großartigen Songs der letzten Alben sowie der Verbreitung des bandeigenen Humors, der als recht ansteckend zu betrachten ist. Der Kontakt zum Publikum ist hier einzigartig. Man kennt sich und wen nicht, der muss ins Boot geholt werden. Bei den Balingern stimmt einfach alles, selbst das Augenmaß für das abgepasste Outfit. Eine der wenigen Bands, die ich nicht oft genug sehen kann.

Gypsy Rose - live - 2018Die nächste große Überraschung ist Gypsy Rose. Allerdings sind dies die freundlichen Rocker aus meiner Wahlheimat Kanada und nicht die Jungs rundum des ex-Accept Barden David Reece. Da hat sich heuer so einiger vertan. Diese Boys waren, so weit ich weiß, noch nie in Deutschland, und auch ich selber sehe sie nun endlich selbst zum ersten Mal live. Die Show hat es in sich, auch wenn Sänger Michael Ross mit seiner neuen Mannschaft eher bescheidenen Beifall erntet. Irgendwie bin ich wieder anders drauf als das Publikum, haha, denn für mich ist das hier ganz großes Kino. Aber ansonsten kein Wunder, haben die Canucks doch lediglich zwei Alben am Start: „Prey“ von 1990 und „Poisened By Love“. Und selbst das ist schon wieder sechs Jahre alt. Sleaze getränt mit Blues und ruppigen Vocals. Ich hoffe, man kann dieses mal schneller anschließen, sonst wird das mit der Karriere nichts. Mit dabei übrigens Platinum-blonde Basser Robert Laidlaw aus Toronto Kanada.

Crazy Lixx - live - 2018Die Schweden Crazy Lixx habe ich bereits recht oft live gesehen, allerdings bislang in drei verschiedenen Besetzungen, so weit ich weiß. Sie sind mittlerweile eine feste Konstante in der Szene, allerdings komme ich einfach nicht darüber hinaus, sie als zweite Wahl zu betrachten. Ihre Songs sind einfach nicht das Gelbe vom Ei, wenn sie live auf den Teller kommen. Das ist bei ihren Konserven komplett anders der Fall. Da ist bei mir Götterdämmerung angesagt. Keine Ahnung, warum mir ihre Live-Performance und die Umsetzung des Materials auf der Bühne keinen Kick gibt. Aber das ist jetzt das dritte Mal, ergo muss ich es einfach akzeptieren. Und die skandinavischen Burschen auch, denn ich bin der Schreiber, haha. Im Publikum war der Tenor jedoch anders, und man feierte die Rocker bereits als Helden des Genres. Die Stimmung war gut, es wurde wie immer lauthals mitgesungen, und für die Fans wurde auf jeden Fall abgeliefert.

Coney Hatch - live - 2018Die Kanadier Coney Hatch sah ich das letzte mal Mitte 2000 auf dem Sweden Rock Festival. Ich muss gestehen, diese Bande altert mit Würde. Immer fest im Sattel und keinerlei Ermüdungserscheinungen. Kaum zu glauben, dass wir gerade eine der dienstältesten Bands des Festivals sehen. Wie eine gut geschmierte Maschine dürfen wir den Klassikern der Rockschmiede lauschen, als da wären: „Monkey Bars“, „We Got The Night“, „Girl From Last Nights Dream“ und natürlich „Wrong Side Of Town“. Kopf der Band Carl Dixon teilt sich allerdings die Vocals mit Bassist Andy Curran. Ich persönlich habe nicht mehr wirklich damit gerechnet, diese Recken noch einmal live zu sehen, und schon gar nicht so frech von der Leber weg. Das nenne ich typische Ahornblatt-Qualität. Das Publikum war teilweise frenetisch und auch ich, schon beinahe heiser, völlig aus dem Häuschen. Kein leichtes Brit für den Headliner Jean Beauvoir.

Jean Beauvoir - live - 2018Samstag Abend, H.E.A.T. Festival; die Reihen vor der Bühne füllen sich wieder, der Headliner des ersten Tages wird gleich die Bühne betreten. Jean Beauvoir hat namhafte Musiker und alte Weggefährten um sich geschart: Tommy Lafferty (Crown Of Thorns, ex-Voodoo X) an der Gitarre, Hawk Lopez (Crown Of Thorns) an den Drums, Chris Tristam (ex-House Of Lords) am Bass und Jack Frost (Seven Witches, ex-Savatage) an der zweiten Gitarre. Jean Beauvoir präsentiert einen Querschnitt seiner Karriere als Rockmusiker. Songs seiner Bands Crown Of Thorns, Voodoo X, The Plasmatics oder aus der Zusammenarbeit mit den Ramones, werden live dargeboten. Die Band startet mit einer großartigen Version des Crown Of Thorns-Songs „Are You Ready“, gefolgt von „Hike It Up“. Das Publikum ist sofort auf Betriebstemperatur. Tommy Lafferty feuert gewohnt cool und präzise seine Riffs ins Publikum, Jack Frost an der zweiten Gitarre ist ein echter Aktivposten auf der Bühne und hat sichtlich Spaß bei seinen Gitarrenduellen mit Tommy. Drums und Bass liefern ein starkes Fundament für die Gitarrenarbeit. Man sieht der Band den Spaß, den sie dabei hat, über die gesamte Spielzeit an. Überhaupt lässt die Songauswahl keine Wünsche offen. Perlen wie „Dying For Love“, „The Healer“ oder “Crown Of Thorns“ wurden begeistert aufgenommen. „Feel The Heat“ oder „Missing The Young Days“ repräsentieren seine Solo-Phase. Mit „Uh All Night”, den er mit Paul Stanley komponiert hat, findet auch ein umjubelter Kiss-Song seinen Platz in die Setlist. „Standing At The Corner For Ya“ in der Piano-Version von 2017 sorgt für einen Gänsehautmoment. Den Abschluss des regulären Sets bildet dann „Shocker“ vom gleichnamigen Horror Movie. Die Zugabe „Happy Birthday“ von Voodoo X ist für eine junge Frau offensichtlich etwas ganz besonderes, da sie bei dem Song ein paar Tränen vergießt. Warum genau, weiß der Schreiberling allerdings nicht. Der letzte Track des Abends ist „Rock And Roll“, ein Led Zeppelin-Cover, und der perfekte Abschluss des ersten Tages vom H.E.A.T. Festival. (Ralf Riebatzki)

Sonntag, 02.12.18

Vice - live - 2018Das zweite Set am Sonntag beginnen die Münchener Vice. Das Debütwerk aus dem Jahr 1988 fand ich ja relativ witzig, aber was die Jungens im Jahr 2017 mit dem Titel „Veni Vidi Vice" abgeliefert haben, macht überhaupt keinen Spaß mehr. Umso verhaltener war meine Vorfreude auf diesen Auftritt. Kopf der Formation, Gitarrist Chris „Yps“ Limburg, zeitweise sogar im Line-Up von Bonfire, konnte mit seiner Formation in der Rockfabrik doch etwas mehr Spannung auf den Teller bringen, als der aktuelle Rundling es vermochte. Sei es der Nostalgie geschuldet oder der durchaus agilen und Spaß verbreitenden Band, hier stimmte so einiges mehr. Die Lieblingsfarbe Neon-Gelb kam bei allen Mitgliedern an den verschiedensten Accessoires ebenso ins Spiel, wie das bunte Treiben auf der Bühne. Aber wie schon in meinem Review zum Album beschrieben, funktionieren die gesanglichen Uuuhs und Aaahs, auch jetzt nur bedingt. Mag sein, es ist noch zu früh oder man kann an alte Zeiten nicht mehr anschließen… Manchmal klappt es halt nicht mit einer Band.

Wildness - live - 2018Mit der Formation Wildness kommt gleich der nächste Schweden-Act um die Ecke und zeigt den Openern des Tages, wie es richtig gemacht wird. Das ist aber auch ein schier unendliches Potential, was da im Norden Europas angeboten wird. Da wird einem ja schwindelig. Mir bis dato absolut unbekannt, rocken die Boys ein amtliches Brett, mit Hooklines und Refrains, die jeden Radiosender in den Achtziger Jahren reich gemacht hätten, insofern man sich in den Vereinigten Staaten von Amerika befand. Hierzulande gab es das nicht wirklich, auch wenn manche verirrte Seele heutzutage einer verschwommenen Erinnerung nachweint. Die Stimmung ist jetzt schon auf dem Siedepunkt, und ich bin überrascht, wie viele das Material beherrschen. Im Vergleich zum Publikum sind die Fischer-Chöre ein Scheißdreck, haha. Wildness könnte „the next best thing“ werden, und wer sich diese beiden Tagen hat entgehen lassen, sollte sich was schämen.

Midnight City - live - 2018Die nächste Runde wird von Midnight City eröffnet. Fronter Rob Wylde und Company gefallen mir noch besser als die Vorgänger. Kaum zu glauben, aber wahr. Rob, ebenfalls bekannt durch seine Zusammenarbeit mit den britischen Posern Tigertailz, weiß genau, was er seinen Anhängern schuldig ist und bedient das hungrige Publikum mit allen möglichen Facetten des Genres. Hier wird getanzt dass die Schwarte kracht. Das produziert mehr als nur gute Laune. Hier werden Hormone überfordert, haha. Ich selbst kannte nicht ein Stück, fühlte mich aber sofort mit eingebunden und feierte hemmungslos, und das, obschon die Highlights des Tages noch folgen sollten. Wie sehr man sich irren kann, sollte ich später noch feststellen. Für mich persönlich waren diese Jungs mit ultrageilen Krachern wie „Life Ain´t Like This On The Radio“, „You Don´t Understand Me“ und „Summer Of Our Lives“ bereits einer der Headliner des Tages und die Mitgewinner des gesamten Festivals.

Michael Bormann - live - 2018Michael Bormann kam heuer unter dem Banner Michael Bormann´s Jaded Hard. Aber ganz egal, wie die Truppe lautet, in der der Duisburger singt oder welche Musiker ihn auch immer begleiten, er selber ist und bleibt das Aushängeschild und ein Sänger sondergleichen. Ich habe mich schon oft über die pure Highlight-Qualität von Michael als Entertainer samt Ausnahmestimme geäußert. Das an dieser Stelle nochmal zu tun, wäre, Eulen nach Athen zu tragen. Mir fallen halt keine neuen Superlativen mehr ein. Es gab über vierzig Minuten steile Steigerung mit jedem Song, und es wurde nicht nur für den Sänger selbst ein recht emotionaler Weg. Ein Hit jagte den nächsten, und seine Begleitband stand wie ein Eins. Zur Freude alter Fand von Jaded Heart, der Ur-Formation des Barden, war auch deren ehemaliges Mitglied und Keyboarder Hexe, mit von der Partie. „The Dream Is Over, „Love Is Magic“, die Phil Collins- und Philip Bailey-Coverversion „Easy Lover“ und das famose „Anymore” liefern Granaten die Ihresgleichen suchen und lassen diesen Auftritt für alle Anwesenden unvergesslich werden. Michael Bormann… auf jeder Bühne zu Hause.

Kee Of Hearts - live - 2018Kee Of Hearts ist ja eher eine kleine All-Star Band, auch wenn noch lange nicht so bekannt wie die Jungs es gerne hätten. Da jetzt dreimal ordentlich vorgelegt wurde, harrte ich der Dinge, die da kommen würden. Das war selbstredend solide Kost, was der ehemalige Europe-Gitarrist Kee Marcello und Sänger Tommy Heart (ex-Soul Doctor, Fair Warning) da brachten. Gesanglich sicherlich ein weiteres Highlight des Tages, aber als Gesamtperformance, konnte man die letzten drei Acts kaum überbieten. Leider blieb die Action an Tommy himself kleben. Eine top gestylte Formation reicht bei Tages-Konkurrenz einfach nicht aus, obschon der eigene Humor treffsicher war. Es galt immer noch das Album „Kee Of Hearts“ zu promoten, aber es blieb noch Platz und Zeit die Europe-Covertracks „Open Your Heart“, „Superstitious“ und  „Ready Or Not“ zu spielen, um die Alt-Fans des Klampfers zu beruhigen. Ich selber stattdessen lieber mehr Songs der Band gehört oder den einen oder anderen Beitrag von Tommy Hearts Solo-Album „Spirit Of Time“.

Hardline - live - 2018Hardline ist natürlich nicht mehr die Formation, die man aus den Gründungstagen kennt. Aufgrund dessen war ich mehr als skeptisch. Schließlich sind im Line-Up die Allarounder des Hauses Frontiers Records, die in etlichen anderen Line-Ups ihre Arbeit tun, Keyboarder Alessandro Del Vecchio, Flitzefinger Mario Percudani, Drummer Francesco Jovino und Bassistin Anna Portalupi, im Team seit dem Jahr 2011. Einige davon assistierten vor zwei Jahren Ted Poley (Danger Danger) auf genau diesen Brettern. Auch heute sollten sie noch mal zu sehen sein. Aber Obacht! Nicht nur hat Alessandro die neusten Hits ausgebrütet, hier spielt eine eingefleischte Formation, mit Ausnahme-Shouter Johnny Gioeli (Axel Rudi Pell). Der Mann steht ständig unter Strom und versprüht eine Energie, mit der man ein Stahlwerk am Laufen halten kann. Dabei kommen Emotionen, wie bei den beiden dargebrachten Balladen, nie zu kurz. Ganz im Gegenteil: Da stand ein manchem Mädel Pippi in den Augen. Das könnte ich mir immer wieder ansehen. Kaum zu glauben, wie hoch die Qualität aller Dinge ist, die der Sänger in den letzten Jahren in Angriff nimmt. Von Abnutzung keine Spur!

Terry Brock - live - 2018Mein persönlicher Hero, auf den ich mich am meisten freute, war Terry Brock von Strangeways. Wie oft ich deren Opus „Walk In The Fire“ gehört habe, mag ich nicht zu sagen. Leider wurde es aufgrund des trägeren Materials und nach der atemberaubenden Show von Hardline etwas lichte in der Menge. Klar spielt er eine Best Of-Performance, obschon einige meiner Highlights damit nicht abgedeckt sind, aber ich komme nicht drum herum zu bemerken, dass Terrys Stimme immer öfters einbricht und der ansonsten epische Sound seiner Vocals heuer nicht zur Geltung kommt. Erkältung? Verschleiß? Schließlich ist Terry in den letzten Jahren super aktiv gewesen. Sei es drum. Das nimmt mir natürlich jede Menge Spaß. Zumal ist die Show des Entertainers wirklich sparsam ausgerichtet. Im direkten Vergleich zu dem, was heute auf der Bühne abging, ist dies nur ein müdes Gähnen wert. Klar, vom Bekanntheitsgrad her ist die Position im Billing verdient. Von der Leistung her - obgleich spielerisch einwandfrei - eher fraglich. Die Hardline-Backing-Band (haben das Material für den bei Frontiers-Records unter Vertrag stehenden Terry sicher eingespielt) hat da auch nicht viel anzubieten. Ausgepowert von eben noch. Schade!

Guild Of Ages - live - 2018Last but not least… Guild Of Ages. Jetzt war auch ich bereits relative geschlaucht, und es galt, die restlichen Kräfte zu aktivieren. Schließlich sollte es das erste Mal werden, dass ich diesen Geheimtipp live auf der Bühne erleben durfte und wir wurden nicht enttäuscht. Anfänglich vielleicht etwas sperrig, insbesondere mit dem mystischen Auftritt von Fronter Danny Martinez Jr., aber nach dem dritten Song „Everytime“ brach das Eis. Das Headliner-Set besteht aus den Hits, die ich seit Jahren live zu Ohren bekommen wollte. Zudem ergänzt man das Programm mit zwei Covertracks: „Silent Soldiers“ von der Formation Axe und zudem „Cold Sweat“ von Thin Lizzy. Nicht alle Gäste erleben diesen geile Auftritt der US-Amerikaner, denn einige haben sich schon dummerweise auf dem Heimweg gemacht, und zum ersten Mal an diesem Wochenende sucht ein Gruppe Stunk… natürlich mit mir… baah, wenn Sesselpupser Ausgang haben, haha. Da ich diesen historischen Auftritt in Ruhe genießen wollte, nimmt jetzt jemand ein etwas anderes Andenken mit nach Hause. Was soll´s, nach Guild Of Ages gehen wir mehr als zufrieden nach Hause. Ich bin schon gespannt, wie es zum zehnjährigen Jubiläum hier aussieht.



Autor: Steve Burdelak, Ralf Riebatzki, Thilo Zettler - Pics: Steve Burdelak