SIENA ROOT, JAIL JOB EVE

Osnabrück, Kleine Freiheit, 28.02.2019

Siena - 2Siena Root stammen aus Stockholm und sind in Sachen Classic Rock bereits seit den späten 90er-Jahren unterwegs. Sie debütierten 2004 mit "A New Day Dawning", lange bevor die Retrowelle über Europa hereinbrach. Der Kern der Band besteht aus Matte Gustavsson (Gitarre), Love Forsberg (Percussions, Schlagzeug), Sam Riffer (Bass) und Erik Petersson (Orgel). Dazu gesellen sich immer wieder Gastmusiker. Die letzte Platte datiert von 2017, betitelt "A Dream Of Lasting Peace", und als Sänger war hier Samuel Björo engagiert. In 2017 erhielten die Schweden den Ritterschlag, als sie die großen Deep Purple auf ihrer Tour begleiten durften. Ich sah sie im letzten Jahr beim Krach am Bach - Festival in Beelen, hier schon mit der neuen Sängerin Lisa Lystam. Diese Blondine ist bühnentechnisch eine Granate und kommt stimmlich locker an bekanntere Fronterinnen wie Elin Larsson von Blues Pills oder Jennie-Ann Smith von Avatarium heran. Während Blues Pills jedoch mehr im Blues und Avatarium bekanntermaßen im Doom unterwegs sind, beleben Siena Root den ursprünglichen, merklich von Uriah Heep oder Deep Purple geprägten, groovigen Hard Rock. Die Tour startete am gestrigen Tage im Logo in Hamburg und führt das Package, mit einem kleinen Abstecher in Wien, durch zwölf kleinere, deutsche Venues. Die Tour endet am 16. März in Berlin. Begleitet werden die fünf Schweden bei den meisten Gigs von Jail Job Eve.

 

Jail Job Eve- 1Die aus Osnabrück stammende Combo Jail Job Eve betritt kurz vor 20:00 Uhr die Bretter der wahrlich gut gefüllten Location und der Fünfer, mit Sängerin Victoria Semmel, hat eine knappe halbe Stunde, um den Laden auf Betriebstemperatur zu bringen. Das schaffen sie bei dem wohlwollenden Publikum locker mit einer Mixtur aus Classic Rock der Seventies, hier und da gespickt mit einigen Krautrockanteilen, frei nach dem Motto Wucan trifft WolveSpirit. Die Front-Lady brilliert gesanglich, keine Frage, allerdings kann die recht junge Hintermannschaft, ihrer Vokal-Akrobatin kaum folgen und auch Victoria, muss an ihrer Bühnenperformance noch arbeiten, bis aus ihr eine große Shouterin wird. Dafür muss sie viel selbstbewusster und aktiver agieren, sich zeigen und versuchen die Fans mitzunehmen. Die Absolventen der Osnabrücker Musikhochschule, irgendwie erinnert die Zusammenstellung an das erste Line-Up von Beyond The Black, die auf ähnlichem Wege zusammenfanden, brachten zunächst die EP "Bird Of Passage" hervor und legten dann in 2018 "The Mission" nach. Die Songs rocken, grooven gut und haben, wie zum Beispiel der Track "Nothing To Lose", einen ordentlichen Drive. Die Hammondorgel ist allgegenwärtig und ab und zu sind einige, spritzige Leads zu vernehmen. Mit viel Klatschen und ordentlichem Wippen, seitens des dicht gedrängten Publikums, wird die letzte Nummer abgefeiert, die zum Ende in einen ziemliche jammige Kiste übergeht.

 

Siena - 4Wie dann wirklich gerockt wird, zeigen dann Siena Root in beeindruckender Weise. Trotz der nur engen Räumlichkeiten bewegt sich der Saitenhexer Matte hin und her, attackiert das Publikum mit etlichen Rioffs und hat sichtlich Spaß an der Sache. Während dessen hämmert Erik auf seine Hammond, beugt sich neckisch vornüber und ballert in bester Uriah Heep - Manier einen geilen Sound nach dem anderen raus. Love hinter seinem Drumkit, ist wie immer guten Mutes, grinst schelmisch und hat wahrlich den Schalck im Nacken sitzen. Zwischen diesen Aktivposten bleibt der Basser Sam bewegungstechnisch etwas zurück. Auffälligste Akteurin ist allerdings Lisa Lystam. Die zierliche Blondine, gestylt in schwarz, ist einfach eine Augenweide und singt wirklich vom Feinsten. Hin und her hopst sie, zeigt teils richtig laszive Posen und ist dann wieder ein Herz und eine Seele mit dem Gitarristen. Nach dem fetten Groover "There And Back Again", schnappt sie sich die Mundharmonika und ergänzt so "Above The Trees". Es folgt das mega bluesige "In The Fire", versehen mit einem langen, tollen Gitarrensolo. Bereits mit dem ersten Album, starten Siena Root, damals richtig durch und behielten diesen warmen Rocksound über all die Jahre bei. Das beweist "Words", welches mit viel "Hoho-Chören", so richtig abgefeiert wird. "Ridin´ Slow", ist toller Rock, mit viel psychedelischem Beiwerk und den typischen Querverweisen an die allgegenwärtigen Pink Floyd. Mit schwerem Orgelsound geht "In My Kitchen" los und unsere Lady steuert hier nur ganz wenige und sanfte Vocals bei.Siena- 3 Danach verlässt sie kurz die Bühne, nicht ohne zuvor Siena Root skandiert zu haben und der verbleibende Vierer ergeht sich beim instrumentalen "Sundown", in einer exzellenten Jamsession mit vielen Bonuseinlagen an Krautrock, sowie Latin Rock. "No Filter" ist dann wieder typischer Classic Rock mit fetten Groovern und ordentlich Fuzz auf den Saiten. Nach dem rasend schnellen "Bhimpalasi", erinnert der Einstieg von "Root Rock Pioneers", an die Licks von Deep Purple´s "Perfect Strangers". "Mit "Waiting For The Sun" erfolgt dann der Rauswurf und um 22:15 Uhr ist dann auch Schluss. Einfach starker Tobak, den die Schweden da abliefern und livehaftig sind die einfach der Hammer. Da kann man nur hoffen, dass sich der Kern der Band darauf besinnt, Frau Lystam als festes Member aufzunehmen und nie wieder von der Stange zu lassen.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey