DAVID ELLEFSON´S BASSTORY, VOID INN

Düsseldorf, Pitcher, 06.03.2019

David Ellefson - live - 2019In seiner Megadeth-freien Zeit beehrt uns David Ellefson erstmals mit seiner „Basstory“-Tour, wo er größtenteils allein auf der Bühne steht, interessantes Hintergrundwissen erzählt, mit Fans in engen Kontakt kommt und auch ein bisschen jammt. So hautnah kommt man ihm wohl nur selten, vor allem in einer kleinen Kneipe wie dem Pitcher in Düsseldorf am Aschermittwoch; übrigens seine einzige Station in Deutschland während dieser Tour. Ein paar Baustellen und Staus verzögern meine Ankunft etwas. Trotzdem betrete ich um 19 Uhr pünktlich die Location zu den ersten Tönen des Support Acts.

Void Inn - live - 2019Die Dark Hard Rock-Band Void Inn aus Serbien ist heute ebenfalls erstmals in Deutschland zu sehen. Dafür sind sie extra 1600 km mit dem Auto angereist! Die Band wurde vor zwei Jahren von mir für CROSSFIRE interviewt. Seitdem besteht zwischen Sängerin Jelena Vujanović, die mich zu diesem Event eingeladen hat, und mir ein sehr guter Kontakt. Die 80 Kilometer wollte ich unbedingt auf mich nehmen, auch mitten in der Woche. Und das hat sich auch gelohnt! Void Inn legen einen sehr energischen Auftritt hin und spielen hauptsächlich Songs von ihrer bislang einzigen EP „I Can Hope“, welche 2016 erschienen war, aber auch drei neue, uns noch unbekannte Songs. Die neue EP mit ebenfalls sechs Tracks ist zwar bereits aufgenommen, aber noch nicht veröffentlicht. Die Band ist ständig in Bewegung. Gitarrist Siniša Pejović, mit einem Misfits-Shirt bekleidet, bangt und post, was das Zeug hält und hat richtig Spaß. Schlagzeuger Marko Mrčarica kloppt gut drauf und betreibt, tätowiert und mit freiem Oberkörper, Sport hinter der Schießbude. Die Band ist tight aufeinander eingespielt und Jelena sehr gut bei Stimme. Sie klingt rotzig und energisch; ein bisschen wie Brody Dalle von The Distillers. Die Musik erinnert aber eher an Soundgarden oder Alice In Chains. Dennoch ist auch das eine oder andere Black Sabbath- oder Metallica-ähnliche Riff auszumachen. Beim letzten Song spielt die Band das Endriff immer doomiger, Gitarrist Sinisa legt sich mit dem Rücken auf den Bühnenboden. Void Inn sind total in ihrem Element und ernten viel positive Resonanz vom Publikum.

Setlist: Hello Misery, Ain´t My Reality, End This Game, Not Afraid Of Dying, Inside, I Can Hope, Down To None, Stay Young

David Ellefson - Void Inn - live - 2019Mir ist immer noch nicht klar, was mich nun erwartet, als Meister David Ellefson, übrigens mit einem Void Inn-Shirt bekleidet! – um 20 Uhr allein mit seinem umgeschnallten Bass die Bühne betritt. Er wirkt fröhlich und locker. Er erzählt, wie es zu den Anfängen von Megadeth kam, dass er und Dave Mustaine mehr oder weniger dieselben musikalischen Einflüsse haben, im Gegensatz zu, zum Beispiel, Ex-Gitarrist Chris Poland, der mehr aus dem Jazz-Bereich gekommen war. Er erzählt vom Monsters Of Rock 1988 in Donnington und weiß auch immer, wo Megadeth mit welchen Bands gespielt hatten. Er erklärt viel über seine Bass-Technik, dass er ausschließlich mit Plektrum spielt, um härter und schneller zu sein, und dass er es nicht hinbekommt, wie Steve Harris nur mit den Fingern das hohe Tempo zu halten. Zudem plaudert er aus dem Nähkästchen und weiß zu berichten, dass Megadeth auf dem 2009 erschienenen „Endgame"-Album, an dem er selbst gar nicht beteiligt gewesen war, einige Fragmente aus der „Youthanasia"-Ära verbraten haben, die damals noch nicht in dieser Form funktioniert hatten. Er fragt auch das Publikum, wann und wo die Zuschauer Megadeth zum ersten Mal live gesehen hatten. Es war tatsächlich sogar jemand 1988 in Donnington, viele auch 2011 auf dem „The Big Four“. Hier erzählt er auch, dass Lars Ulrich sich selbst gar nicht so ernst nimmt, wie alle immer denken. Der jüngste Fan heute Abend war ein zehnjähriges Mädchen, dass Megadeth erstmals 2017 in Tilburg gesehen hatte. Dafür erntet sie auch tosenden Applaus. Aber es wird auch weiter musiziert. Um seine erklärte Basstechnik zu zeigen, spielt er zu Megadeth-Songs auf CD einfach mit und beginnt – wie fast jedes Megadeth-Konzert in den letzten fast dreißig Jahren – mit „Holy Wars... The Punishment Due“. Hier wird erstmal deutlich, wie präzise er eigentlich spielt. Von spontaner Improvisation ist hier nichts zu spüren. Das Publikum singt lauthals mit, als würde die gesamte Band auf der Bühne stehen. Dave hat sichtlich gute Laune und strahlt übers ganze Gesicht. Doch er musiziert nicht durchgehend allein. Er holt sich zunächst nur Void Inn-Schlagzeuger Marko dazu, mit dem er zunächst „Skin O´My Teeth“ anstimmt. Für „Dawn Patrol“, das mit einem düsteren, schleppenden, Black Sabbath-mäßigen Basslauf beginnt, holt er sich einen Fan aus der ersten Reihe als Gastsänger dazu, der seinen Job richtig gut macht. Danach gibt es noch „Rust In Peace... Polaris“ im Zweiergespann, bevor für den letzten Teil der Show auch Void Inn-Gitarrist Siniša und Sängerin Jelena noch einmal die Bühne betreten. Gemeinsam spielen sie „Symphony Of Destruction“, „Peace Sells… But Who´s Buying?“, die sie gemeinsam zuvor im Hotel geprobt hatten. Dave redet noch einmal kurz über seine persönlichen Einflüsse Thin Lizzy und Black Sabbath. Folglich darf natürlich auch „Paranoid“ nicht fehlen. Auch wenn nach knapp einer Stunde schon wieder Schluss ist: Die Stimmung bleibt bis zum Schluss gut. Anschließend konnten die Fans noch exklusiven Merchandise kaufen, sich Autogramme holen und Fotos machen. Void Inn trinken noch bis knapp 1 Uhr nachts Altbier in der Location. Lustige Geschichte am Rande: Als ein Fan Bassist Marko Dorić erklärt, dass man in Düsseldorf Altbier trinkt, hapert es an der deutschen Aussprache, und er bekommt stattdessen ein Malzbier, was zu allgemeiner Belustigung bei Band und Fans führt. Eine schöne Party mit Privat-Atmosphäre geht zu Ende, und ich mache mich auf den Heimweg. Die Arbeit ruft, die Nacht ist kurz. Aber es hat tierisch Spaß gemacht! 

Setlist: Holy Wars… The Punishment Due, Tornado Of Souls, Dawn Patrol, Skin O´My Teeth, Rust In Peace… Polaris, Wake Up Dead, Symphony Of Destruction, Peace Sells… But Who´s Buying?, Paranoid (Black Sabbath-Cover)



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Müller