POP EVIL, THE FALLEN STATE

Köln, Luxor, 24.02.2019

Konzerte an einem Sonntag sind verkehrstechnisch ein Genuss, alles leer und im Nullkommanix ist man an der Location. Heute habe ich noch zwei Freunde mit im Gepäck, die zwar Niederländer sind aber in Belgien wohnen. Der Einfachheit halber sind wir natürlich mit einem Auto gefahren, nicht nur der Umwelt zuliebe. So treffen wir zeitig am Ort des Geschehens ein, und es bleibt sogar noch Zeit für ein köstliches Dürüm aus der Döner Bude nebenan. Eigentlich sollte vor der Show noch ein Interview mit dem Headliner anstehen, aber der Tour Manager fragte nach, ob wir das auch später machen können, alldieweil der Sänger etwas angeschlagen ist und seine Stimme noch schonen muss. Das deutsche Klima um diese Jahreszeit ist eben nicht für jedermann verträglich. Aber natürlich ist das kein Problem. So unterhalten wir uns schon einmal mit den Jungs von der Vorband, die gerade am Merchandise Stand rumsitzen. Wie die meisten britischen Musiker sind auch sie vom bevorstehenden Brexit ziemlich angepisst und kommentieren es mit einem „Fucking Bullshit“ Ironischerweise ist der Bandname hier Programm. Okay, das kann ich gut verstehen, nun noch ein Bierchen und los geht die Show.

 

The Fallen State live2019Der Fünfer aus dem schönen Großbritannien besteigt die Bühne des Luxors und rockt direkt los als ob es denn kein Morgen mehr gäbe. Die Band The Fallen State gründete sich im Herbst 2013 um der Welt ihren kraftvollen und hymnischen Hard Rock zu präsentieren. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Gefühlvoll, groovig und mit einem tatsächlich herausragendem Tier am Schlagzeug, der mich an das „Animal“ aus der Muppet Show erinnert. Dieser Typ ist wirklich ein absoluter Hingucker, was mich nur wundert, dass das Schlagzeug dieser mehr als extremen Beanspruchung standhält. Zwischen all dem wieselt Frontmann Ben Stenning wie ein hyperaktiver Schuljunge hin und her. Deutsche Helikopter Eltern hätten den Knaben wahrscheinlich längst unter Ritalin gesetzt. Und obwohl ich ihn beim direkten Hinsehen als sehr unruhig empfinde, überzeugt doch seine warme ja fast soulige Stimme, die eigentlich im krassen Gegensatz zu den Abgehrockern steht. Trotzdem harmoniert es fantastisch, und mit gerade mal einer halben Stunde Spielzeit, ist der Auftritt in meinen Augen viel zu kurz. Beim letzten Song kommt noch ein Freund der Band mit auf die Bühne, dessen Namen ich aber leider nicht mitbekommen habe. Eine wirklich erstklassige Live Band!

Setlist: Torn, Lost Cause, Sinner, Nova, Burn It To The Ground, You Want It

 

Pop Evil live2019 3Der Change Over geht zügig von statten und die Uhr schlägt Neune, als Pop Evil die Bühne betreten. Tosender Applaus empfängt die Band aus Michigan mit der britischen Schlagzeugerin Hayley Cramer. Bekannt für ihren Stilmix aus Post Grunge, Hard Rock und alternativem Metal zeigen sie dem mittlerweile sehr gut gefüllten Luxor auch direkt wo der Weg lang geht. Absolut erstaunlich, wie viele Leute heute den Weg an einem sehr sonnigen Sonntagnachmittag, und dazu nur wenige Tage vor dem Start des Kölner Straßenkarneval, hier hin gefunden haben. Das zeugt von einem überdurchschnittlich hohen Beliebtheitsfaktor der Truppe. Ehrlicherweise hatte ich sie bislang gar nicht so auf dem Schirm, was sich aber jetzt schlagartig ändert. Immerhin haben sie bereits seit 2005 sechs Alben veröffentlicht. Sänger Leigh Kakaty ist ein wahrer Publikumsliebling und interagiert dementsprechend auch mit den Zuschauern. Mein persönliches Highlight ist allerdings Schlagzeugerin Hayley! Ein unglaubliches Pfund was die zierliche Lady da raushaut. Klar sieht man, dass die dünnen Arme recht ansehnliche Muskelpakete beherbergen, aber trotzdem hätte ich ihr diese Schlagkraft rein optisch nicht zugetraut. Wahnsinn dieses Mädel! Leider ist auch sie etwas angeschlagen, aber mehr auf der orthopädische Seite. Äußerst bewundernswert, dass sie die Show trotzdem durchzieht und echt alles gibt. Der aufmerksame Beobachter wird ihren Drum Roadie bemerken, die ihr immer wieder die Schulter mit einem Ice pack kühlt. Pop Evil live2019 2Und so rockt sich die Truppe durch ihre Setlist, die leider nicht allzu lang ist. Das ist aber wahrscheinlich dem aktuellen Gesundheitszustand von dem Sänger und der Schlagzeugerin geschuldet. Herrlich auch das Drowning Pool Cover „Bodies“ sowie die Survivor Einlage mit dem immer wieder gerne gehörtem „Eye Of The Tiger“. Das heute anwesende Publikum feiert die Kapelle ordentlich ab und verlangt natürlich nach Zugabe! Die wird natürlich auch gewährt und dazu noch mit tatkräftiger Unterstützung vom Sänger der Vorgruppe. Alles in allem ein sehr überzeugender Auftritt und ein Publikum die durchaus länger zugehört hätten. Am nächsten Tag steht noch ein Auftritt in den Niederlanden bei Amsterdam an, bevor es dann nach vierwöchiger Pause in Richtung Australien geht. Die habe ich bestimmt nicht zum letzten Male live gesehen!

Setlist: Boss’s Daughter, Colors Bleed, Deal With The Devil / Bodies, Torn To Pieces, Last Man Standing / Eye Of The Tiger, A Crime To Remember, Ways To Get High, Be Legendary, Footsteps, Take It All, Waking The Lions, Trenches



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt