Das Phänomen Biffy Clyro ist komischerweise völlig an mir vorbeigegangen. Ein grandioser Act den es zu entdecken gab. Ich genoss jede Minute, sowohl von der Live-CD als auch von der unglaublichen DVD, die jeden Augenblick des Gigs in Wembley zu einem spannenden Moment werden ließ. Die Jungs sind wahnsinnig gute Entertainer und reißen ihr Publikum in den Wahnsinn. Das Trio aus Schottland hat einen rockigen Beat, verbreitet auf fünf Alben, mit Hits die sich ins Hirn und die die Beine beamen, ohne sich abzunutzen. Die Art wie sie ihre Songs ins Publikum blasten treibt die Menge schier zum ausrasten. Songs wie „The Captain“, Booooom, Blast & Ruin“, „57“, „Bubbles“ und Born On A Horse“, sind dermaßen Radiotauglich und tanzbar, das einem der Schweiß nur beim gucken schon die Augen verklebt. Derart Chart-Charakter habe ich schon lange von keiner Band mehr vernommen. Zumindest nicht so in geballter Form. Dazu trägt die Performance der drei sympathischen Akteure wesentlich bei. Gerade Fronter und Gitarrist Simon Neil erweckt bei der Damenwelt Euphorie und magische Gelüste. Der Charmebolzen hat es in seiner Natur große Rock-Posen und leicht verkappte Bewegungen als absolute Authentizität ins Bild zu rücken. Hier wird einfach perfekt aber voller Emotionen gerockt und das Publikum mit einbezogen. Das wird nach dem Gig vom Mitsingen mindestens so im Arsch sein wie die Band selber. Völlig verausgabt sind beide Parteien. Während Simon die Klampfe malträtiert und die Brüder James (Bass) und Ben (Drums) Johnston ihre Instrumente zerlegen, bildet sich in der Masse ein treibender Mosh-Pit nach dem anderen. Und das bei Indie-Rock mit College-Rock und Pop-Ansätzen. Unterstützt wird die Band von dem Gitarristen Mike Vennart, der bei Oceansize seine Brötchen verdiente. Musikalisch liegt die Band irgendwo zwischen den Foo Fighters und Muse. Der Event fand am 24.12.2010 in London statt und das Package bietetneunzehn Beiträge auf CD und einen mehr (lediglich ein Intro) auf der DVD. Natürlich gibt es Bonus-Material bestehend aus „Only Reflections (Live From T In The Park)“ und „Track By Track“, Kommentare von der Band. Es gibt immer wieder Bands die einen zum Staunen bringen und völlig perplex stehen lassen. Diesen Effekt bei einem satten Kritiker zu erzielen ist doppelt so schwer. Ich muss mich vor diesen Schotten mit Respekt verbeugen. Und wer mir diese Huldigung nicht ganz abnehmen kann sollte sich mal die Ballade „Folding Stars“ oder die gesangliche Leistung von „Diary Of Always“ zu Gemüte führen.

Note: Keine Wertung
Autor: Steve Burdelak

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