REFUGE - Das Gefühl der Neunziger und der Vintage-Charakter


Das war ein magischer Moment! Ich stand bei Refuge in Lünen auf der Gästeliste, und kurz vor meiner Ankunft im Club ruft unverhoffterweise tatsächlich Gitarrist Manni Schmidt zurück und sagt mir, dass wir das Interview direkt machen können. Er wollte sich ursprünglich nach dem Soundcheck gemeldet haben – also gegen 17 Uhr. Die erste Band spielte um 20 Uhr. Ich hatte also nicht mehr so wirklich mit seinem Rückruf gerechnet. Herausgekommen ist aber ein tolles, entspanntes und ausführliches Interview mit Peavy und Manni, die sich im Anschluss sogar noch in Ruhe die Zeit für ein Foto und eine Signing Session nahmen. Abgehobenes und arrogantes Rockstar-Dasein geht definitiv anders! Alles war sehr entspannt!

logoDaniel: Hallo Jungs! Geil, dass das mit dem Interview heute doch noch geklappt hat! Dann erzähl mal, Peavy! Wie kam es dazu, dass Ihr drei 2014 wieder zusammengefunden habt?

Peavy: Wie, ich soll das erzählen, hehe?

Daniel: War das nicht Deine Idee?

Peavy: Nee… Das wurde eigentlich eher von außen an uns ran getragen.

Daniel: Wie kam das zustande?

Manni: Nach dem Split damals hatten Peavy und ich ja wieder Kontakt. Peavy hatte ja mit Chris Efthimiadis fünfzehn Jahre keinen Kontakt mehr gehabt. Und als Peavy dann fünfzig wurde, hat er den Chris mal angerufen, ob sie sich wieder vertragen können, und sie sind ein Bier trinken gegangen.

Peavy: Das kam auch mehr oder weniger von außen. Da hat mir ein Bekannter erzählt, der Efthi würde mal gerne wieder mit mir quatschen. Ruf ihn doch mal an, und so. Und dann habe ich so überlegt, ich meine, ich hatte fünfzehn Jahre kein Wort mit dem Mann gesprochen. Wir waren ja mal die besten Kindergarten-Kumpels. Aber ich wollte mal mit dem ganzen Scheiß aus der Vergangenheit aufräumen. Aber ich dachte mir, wenn er mich das schon ausrichten lässt über einen Bekannten, dann rufe ich ihn mal an. Und dann haben wir uns im Stennert getroffen, wo wir auch früher schon geprobt hatten, in Herne, in so einem Musikerverein. Die machen auch einmal im Jahr so ein Festival. Da hatten wir uns dann getroffen, uns vertragen und gequatscht und so. Ich hatte schon vor Jahren mal Bedarf, die ganze Scheiße mal endlich aus der Welt zu schaffen. Und dann hat wohl einer mitgekriegt, dass wir uns wieder grün sind, und der hat dann so auf Doof mal gefragt, „Sag mal, habt Ihr nicht mal wieder Bock, mit den alten Jungs etwas zu machen und ein paar Songs zu spielen auf dem Festival?“. Ich dachte, „Oh, Scheiße!“ und habe dann Manni angerufen, ob wir nicht mal wieder ein paar Lieder spielen sollen. Und ja, fand er gut, die Idee, haha!   

Manni: Dann haben wir uns Tres Hombres genannt und ein paar Songs von AC/DC, Motörhead und auch ein paar alte Rage-Songs gespielt.

Daniel: Das war ja auch ungefähr die Zeit, wo Du Dich von der letzten Rage-Besetzung getrennt hattest. War es für Dich denn von Anfang an klar, dass Du beides voneinander trennen würdest?

Peavy: Nein, das mit Rage war danach!

Daniel: Es ging da ja auch das Gerücht rum, dass Du Rage mit den alten Leuten wieder machst.

Peavy: Nein, das ging auch gar nicht und würde auch jetzt nicht gehen, weil Manni und Chris ja schon seit Jahren aus dem Profigeschäft raus sind. Sie wollen auch nicht mehr ein. Sie haben ihre ganz normalen Jobs und so. Das kann der Manni aber eigentlich auch am besten selber erklären, warum das kein Thema ist, warum wir keine Profi-Band mehr zusammen machen, hehe.

Manni: Ja, mit dem Profimusikertum habe ich abgeschlossen. Das ist für mich keine Basis, Musik zu machen, um davon leben zu müssen. Also, ich will nicht bloß Gitarre spielen, um Geld zu verdienen. Mir geht es um den Spaß. Und das habe ich auch später bei Grave Digger gemerkt: Wenn man wirklich drauf angewiesen ist und spielen muss, damit Geld rein kommt, dann macht man auch Gigs, die man eigentlich gar nicht machen will. Und in diese Situation wollte ich einfach nicht kommen. Und diese Ungewissheit, wenn man professionell Musik macht. Es gibt Musiker, die haben drei/vier/fünf Bands und machen Gitarrenunterricht und noch andere Projekte nebenbei, nur um über die Runden zu kommen. Da wollte ich gar nichts mehr mit zu tun haben. Und außerdem war da ja auch die Sache, dass nach meinem Ausstieg – also ab 1994 bis jetzt – Rage ja auch noch eine bedeutende Geschichte hat. Die ganze Smolski-Zeit wollte ich jetzt nicht übernehmen. Das ist überhaupt nicht kein Ding. Also, die Zeit, die wir jetzt zusammen Musik gemacht haben, da ist alles gut. Aber alles, was danach kam, die Vierer-Besetzung und die Smolski-Ära, das war nicht mein Ding. Aber Rage bedeutet ja das Ganze. Das hätte ich jetzt nicht so gut verkaufen können und wollen.    

refugeDaniel: Wie ist das bei Dir mit Rage und Refuge, Peavy? Machst Du es wie Kai Hansen vor der Helloween-Reunion, der gesagt hat, ein Jahr Gamma Ray und ein Jahr Unisonic? Also ein Jahr Rage und ein Jahr Refuge, immer im Wechsel? Oder läuft es unter dem Schema „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst?“ Wie bekommst Du beides unter einen Hut?

Peavy: Hehe! Also, Rage ist natürlich meine Haupt-Band. Das ist mein Baby, und davon lebe ich auch. Aber Du kannst ja auch nicht mit einer Band jedes Jahr ein Album raushauen.

Daniel: Aber im Normalfall kam ja schon so alle ein-zwei Jahre ein neues Rage-Album raus.

Peavy: Ja, das stimmt. Die letzten beiden Alben sind tatsächlich innerhalb eines Jahres gefolgt. Aber es ist eigentlich trotzdem auch immer noch genug Zeit dazwischen, wo wir noch etwas anderes machen können. Das Refuge-Album haben wir dann ja auch noch nebenbei irgendwie gemacht, hehe!

Daniel: Wie kam es eigentlich zu diesem Album? War das von vornherein so geplant?

Peavy: Das ist wieder eine andere Geschichte, haha! Wir machen mit Refuge aber jetzt auch nicht so viel. Wir machen es, wie es uns in den Kram passt. Wenn es stressig wird, sagen wir, lassen wir es lieber. Wir spielen eigentlich nur am Wochenende. Letztens haben wir tatsächlich mal drei Gigs an einem Wochenende gemacht. Aber eine längere Tour über ein paar Wochen war nie angedacht. Das würden wir nie machen. Nicht so wie mit einer professionellen Band, mit der Du Dein Geld verdienen musst. Das stand nie zur Debatte. Und insofern war das auch nie ein Thema gewesen in den Gesprächen.

Manni: Wir wollten Refuge ja auch eigentlich nur als Spaßprojekt für uns machen.

Peavy: Das war auch jetzt nicht der Grund, warum ich bei Rage so aufgeräumt habe. Das war am Anfang eine einmalige Idee gewesen. Wir hatten Smolski und die Jungs auch eingeladen, dass sie vorbeikommen und mitspielen sollten. Aber die haben sofort sehr negativ darauf reagiert. Da war sowieso schon der Arsch ab mit den Jungs… Da war nichts mehr zu machen.

Daniel: Rage sind ja bei Nuclear Blast, Refuge bei Frontiers. Warum sind nicht beide beim selben Label gelandet? Wäre das nicht einfacher gewesen? Oder hatten Nuclear Blast kein Interesse an Refuge?

Manni: Weil uns Frontiers einfach das Angebot gemacht hatten, haha! Die wollten das halt unbedingt!

Peavy: Wir wollten erst gar kein Album machen. Nuclear Blast hatten uns auch etwas angeboten. Die hätten auch gern eins gemacht. Wir wollten da aber eigentlich erst gar nichts machen. Dann haben wir uns aber gesagt, okay, wir können es ja mal versuchen. Wir setzen uns mal dran und gucken, was passiert. Aber wenn das nichts ist oder nicht funzt, dann machen wir kein Album. Das war alles okay für die, und dann hat es sich dann doch so entwickelt. Es hat auch Spaß gemacht. Es kamen auch sofort gute Ideen bei rum. Wir haben auch viel altes Zeug nochmal ausprobiert, was wir noch von damals übrig hatten.

Daniel: Genau, das wollte ich auch noch fragen: Sind das alles neue Songs oder auch ein paar Fragmente von früher?

Peavy: Nein, da war auch eine ganze Menge von früher dabei, was damals irgendwie liegen geblieben ist oder was damals irgendwie nicht passte. Und auf einmal passte es jetzt, dreißig Jahre später, hehe!

Daniel: Für das Cover habt Ihr Andreas Marshall wieder gewinnen können. Der hat in den Neunzigern sehr viele Cover gemalt. In den letzten Jahren hat man von ihm nicht mehr so viel gesehen. Wie kam es dazu?   

Peavy: Ach doch, der macht heute auch noch regelmäßig Cover. Er hat sich riesig gefreut! Wir haben da angerufen, und er war sofort begeistert.

Manni: Wir wollten es halt wie früher haben, auch das Artwork und so. Wir haben auch gesagt, als wir ans Songwriting gingen, dass sollten wir so machen wie früher: Wir sollten uns einfach im Proberaum treffen, die Songs miteinander ausarbeiten und proben, so wie wir das vorher gemacht haben; ohne Schnickschnack, ohne Rumschäkerei und so.

Peavy: Heute ist es ja eher so, dass Du vorm Bildschirm sitzt und Dir den Scheiß zusammen fummelst und so. Wir haben uns einfach nur in den Proberaum gesetzt und gespielt.

Manni: Wenn ein Song fertig war, haben wir ihn mit dem iPhone aufgenommen – so wie früher mit einem Kassettenrekorder halt, hehe.

Peavy: Das war die einzige Neuerung: Damals war es ein Kassettenrekorder, heute ist es ein iPhone… Das waren unsere Demos: alles so schrottig, dass man kaum etwas raushört. Aber wir haben ja ein Ohr dafür, ne? Haha!

Manni: Ach, so schlecht klang das gar nicht. Diese iPhones können schon was! Ich hatte dem Dan Swanö auch iPhone-Aufnahmen geschickt. Da hörst Du schon etwas ganz Bestimmtes raus aus diesen Aufnahmen.

Peavy: Ja, das ist das Ding so: Das kannst Du im Leben nicht mit einem Computer machen!

Manni: Das kannst Du nicht so zusammenstückeln. Das geht nicht.

Peavy: Genauso haben wir das Album dann auch eingespielt.

refugeDaniel: Habt Ihr das Album live eingespielt?

Peavy: Ja, so wie früher eben auch. Wir haben die Basics live eingespielt, und dann Solos, Overdubs und so´n Scheiß eben erst danach. Aber die Basic-Geschichte – das, was groovt – das haben wir live eingespielt.

Manni: Der Chris spielt anders, wenn man daneben steht. Eigentlich spielt er so, und wenn man daneben steht, dann spielt er so.

Peavy: Das macht auch keinen Sinn, wenn man den dann auf einem Klicktrack eine Pilotspur spielen lässt. Das ist Scheiße. Das kannst Du vergessen, hehe!

Daniel: Ich habe in einigen Reviews gelesen, dass das Refuge-Album die beste „neue“ Rage seit Jahren ist.

Peavy: (lacht)

Daniel: Ich sehe das nicht so! Ich finde – bis auf „Ghosts“ vielleicht – wirklich alle Rage-Alben geil! Aber es gibt trotzdem viele Gemeinsamkeiten zwischen Rage und Refuge: Der älteste Song der Setlist ist bei beiden Bands „Don´t Fear The Winter“, Du singst auch nicht mehr so hoch wie früher, Rage haben seit 1999 auch wieder nur noch einen Gitarristen. Wo siehst Du denn genau den Unterschied zwischen Rage und Refuge, außer der Besetzung jetzt natürlich? Gibt es welche, die man als Außenstehender vielleicht nicht so sieht?

Peavy: Weiß ich nicht. Ich finde, es ist schon ein tolles Album geworden. Aber es ist ein Album geworden, was wir drei gemacht haben und was auch nach uns dreien klingt. Wir drei waren mal Rage. Deswegen ist es natürlich auch irgendwie eine Rage-Platte, logisch, aber eher eine, die das Gefühl der Neunziger vermittelt und den „Vintage-Charakter“ rüberbringt. Wir spiegeln nicht die neuen, modernen Rage wieder.

Daniel: Rage sind heute vielleicht etwas technischer als in den Neunzigern. Das ist der einzige Unterschied, der mir vielleicht aufgefallen wäre.

Peavy: Das haben wir mit der neuen Besetzung auf den letzten zwei Alben aber auch wieder mehr rausgenommen, als das vorher mit dem Smolski der Fall war.

Daniel: Hast Du den Werdegang von Manni eigentlich noch verfolgt, als er später dann bei Grave Digger war und so?

Peavy: Ja klar! So losen Kontakt hatten wir über die ganzen Jahre immer. Wir hatten ja jetzt keinen Streit oder so etwas.

Manni: Ich bin ja sogar mal als Gast mit in die Tschechei geflogen und habe da mitgespielt. Das war schon geil irgendwie.

Daniel: Wird es denn noch ein zweites Refuge-Album geben? Oder war das jetzt nur eine einmalige Sache, um die Nachfrage zu stillen?

Manni: Das steht im Moment in den Sternen, ob wir nochmal ein Album machen oder nicht. Wenn man im Moment hört, wie die Plattenfirmen jammern, dann wissen wir nicht, ob das nochmal passieren wird. Also im Moment haben wir wirklich alles verbraten, was wir hatten. Wir müssten jetzt wirklich bei Null anfangen. Und jetzt sind ja auch Rage erst wieder an der Reihe.

Peavy: Wir wollen auf jeden Fall weiterhin Musik zusammen machen. Ob da noch einmal ein Album bei rumkommen wird? Wer weiß, wie es in ein paar Jahren überhaupt mit dem Musikgeschäft aussieht? Vielleicht wird dieses Konzept „Album“ ja auch mal hinfällig. Mal gucken, wo sich das alles so hin entwickelt…

Daniel: Machst Du mit dem Lingua Mortis Orchestra eigentlich auch noch etwas? Das war ja nach der Trennung der letzten Rage-Besetzung auch erstmal „auf Eis gelegt“…

Peavy: Ja, wir werden im nächsten Jahr wieder Konzerte spielen mit dem Orchester. Ein paar sind auch schon angekündigt. Das wird eine Art Festival Tour im nächsten Jahr werden. Den Auftakt macht jetzt schon im Januar das 70,000 Tons Of Metal. Da werden wir zum zwanzigjährigen Jubiläum des Albums „XIII“ zum ersten Mal das gesamte Album live auf die Bühne bringen.

Daniel: Wo Du das gerade sagst. Das wollte ich Dich immer schon einmal fragen: „XIII“ war ja das zwölfte Rage-Album, so wie „21“ eigentlich auch erst das zwanzigste war. Du hast das Avenger-Album „Prayers Of Steel“ immer schon als Rage-Album mitgezählt. Wie kommt das?

Peavy: Weil es eins ist…

Daniel: War Avenger im Prinzip dieselbe Band, nur unter einem anderen Namen?

Peavy: Ja, es war dieselbe Band, wir haben nur einen anderen Namen gehabt?

refugeDaniel: Wie kam es überhaupt zu der Umbenennung? Lag es an der englischen Bands, die es ja zeitgleich auch schon gab?

Peavy: Nein, das hatte Noise uns damals aufgezwungen. Noise hatte damals allen Bands, die sie gesigned haben, einen anderen Namen aufgezwungen. Da waren wir nicht die einzigen. Wen Du mal guckst: Kreator hießen vorher Tormentor, Helloween hießen vorher anders, Running Wild hießen vorher Granite Hearts, Celtic Frost hießen vorher Hellhammer. Irgendwie hießen sie alle anders, bevor die bei Noise unter Vertrag kamen, haha! Ja, Karl-Uwe Walterbach, der damals dort der Label-Chef war, der hielt sich immer für ein sehr kreatives Köpfchen. Der hat sich überall eingemischt, in alle Belange. Das fing an mit dem Namen, dann die Cover, die er über Deinen Kopf einfach geändert hat, ohne dass Du da überhaupt gefragt wurdest. Bei uns hat er das auch einmal gemacht, beim „Secrets In A Weird World“-Album, da war dann nur ein Bandfoto drauf. Das hatte er bei den anderen Bands dann auch zu der Zeit so gemacht, bei Celtic Frost, bei Gamma Ray, bei Kreator: Überall waren nur noch Bandfotos auf den Frontcovern. Er hat sich dann auch in Deine Songs eingemischt. Bei „Reign Of Fear“, das war ja unsere erste Rage-Platte damals, hat er einfach einen Song rausgeschmissen, aber ohne uns zu fragen! Dann hieß es auf einmal nur, „Ihr müsst bis übermorgen noch einen Song nachliefern“. Er fand die Ballade Scheiße! Ballade?! Die „Ballade“ war so eine Black Sabbath-mäßige Rocknummer – überhaupt keine Ballade! – die lediglich mit einer Akustikgitarre im Intro anfing. Der hat nur die ersten zehn Sekunden gehört, und sagte, „Oh, die Ballade finde ich Kacke!“. Dabei war das überhaupt keine Ballade, haha! Wir haben erst später, wo das als CD neu veröffentlicht wurde – Ende der Achtziger kamen dien ja auch auf CD endlich raus – diesen Song dann auch mit veröffentlicht.

Daniel: Ziemlich auf den Tag genau, vor vier Jahren, hast Du das erste und letzte Mal hier in Lünen gespielt, bevor Du Dich von der letzten Rage-Besetzung getrennt hattest.

Peavy: Ja, soweit ich mich erinnern kann, war das auch tatsächlich die allerletzte Show mit den beiden.    

Daniel: Hast Du noch besondere Erinnerungen an diesen Abend?

Peavy: Ich weiß noch, dass wir uns hier richtig mit dem Andre Hilgers gezofft haben, weil er uns mit der Merch-Kasse von der Tour bescheißen wollte, haha! Da war die Luft schon raus…

Daniel: Das hat man auf der Bühne aber gar nicht gemerkt…

Peavy: Ich glaube, es waren hinterher alle froh, dass es vorbei war. Die wussten da ja auch noch nicht von meinen Plänen. Ich habe das ja dann erst im Januar – so Ende Januar – dann auch erst offiziell gemacht.

Daniel: Okay, dann zu den Zukunftsplänen: Rage, Refuge… Was steht demnächst an?

Peavy: Ja, wie gesagt. Das heute ist erstmal der letzte Gig für dieses Jahr, den wir alle machen. Nächstes Jahr haben wir diese Festival-Tour. Danach werden wir uns wieder mehr auf Rage konzentrieren. Erstmal haben wir ja das Lingua Mortis Orchestra mit dabei. Parallel arbeiten wir noch an einem neuen Album. Das ist schon komplett geschrieben. Da haben wir gerade die ersten Vorproduktionen gemacht für ein neues Album, das erstmal angedacht ist für frühestens November/Dezember, aber wahrscheinlich erst im Januar 2020. Das kann ich noch nicht so genau absehen, aber vermutlich so um den Jahreswechsel herum wird dann das Album kommen. Es wird auch noch eine Tour gebucht dafür; im Dezember/Januar rum. Wir werden auch schon die ganzen Weihnachts-Festivals zum Auftakt mitnehmen. Und ab Januar ist dann eine Package Tour geplant für ein Mini-Festival, das unter der Schirmherrschaft der Wacken-Leute stattfindet, die Full Metal Tour. Aber ich will das Package noch nicht verraten. Aber es steht schon fest!

Daniel: Ja, dann sind wir durch! Habt Ihr vielleicht noch ein schönes Schlusswort?

Peavy: Hm, ein schönes Schlusswort?

Manni: Kauft mehr CDs und geht auf Konzerte!

Peavy: Wenn Ihr wollt, dass es weiterhin Eure Lieblings-Bands gibt, dann trifft das zu, ja…

refugeDaniel: Merkt Ihr das selber auch?

Peavy: Ja klar! Das trifft alle Bands! Das bricht wieder dramatisch ein. Wir haben gerade wieder Zahlen gehört von anderen Bands auf unserem Label, also von Nuclear Blast. Die sind eine Katastrophe! Teilweise haben die Bands einen Einbruch von über Dreiviertel ihrer vorherigen Verkäufe; von einem Album zum anderen! Das ist echt Existenz gefährdend! Das ist schlimm! Aber gleichzeitig ist es nicht so, dass es auf dem digitalen Markt stetig wachsen würde, dass das diese Verluste auffangen könnte. Keine Ahnung, wo die Leute bleiben oder warum die da kein Geld mehr für ihre Musik bekommen, oder ob die Fans diese Musik nicht mehr hören, dass die Verkäufe so wegbrechen. Im Metal-Bereich war es ja die Jahre immer noch so von allen Musikszenen, dass es da noch einigermaßen gut lief. Die Fans sind ja treu und hielten die Stange, und auf einmal passiert jetzt so ein dramatischer Einbruch, den man erstmal nicht versteht.

Daniel: Glaubst Du, dass es vielleicht auch an den Verkaufsstrategien der Plattenfirmen liegt? Ich meine, es gibt ein halbes Jahr später Tour Editions und Special Editions mit Bonustracks und sogar Bonus-CDs, Vinyl gibt es immer in mindestens drei verschiedenen Farben usw. Glaubst Du, dass das auch eine wichtige Rolle spielen könnte? Ich meine, heute haben die Leute ja durch den Euro viel weniger Geld und kommen bei dem Angebot ja mit dem Alben kaufen gar nicht mehr hinterher…  

Peavy: Das kann natürlich durchaus sein, dass das alles ein ziemlicher Overkill mittlerweile ist.

Manni: Das spielt sicherlich auch eine Rolle.

Peavy: Es kommt ganz viel raus; auch ganz viele neue Bands sind jetzt mit dabei. Es ist einfach „too much“. Der Kuchen wird letztendlich immer kleiner, und immer mehr Säue wollen sich dran laben. Da kann man nur auf Holz klopfen und hoffen, dass 2019 wieder ein bisschen besser wird, was das angeht! Für die Plattenlabel sieht es im Moment richtig Scheiße aus! Es ist klar, dass das erste, woran die sparen, natürlich die Band sind. Letztendlich wird das für viele eine Existenzfrage werden. Gut, den Riesen-Acts ist es egal, ob sie jetzt zehn Millionen verkaufen oder nur einen Million, damit sie von ihrer Musik leben können.

Daniel: Kannst Du eigentlich von Deiner Musik leben?

Peavy: Ja, ich lebe seit 1987 von der Band; seit über dreißig Jahren; ausschließlich! Das hat immer gut geklappt. Ich weiß natürlich nicht, wie sich das noch entwickeln wird. Es wird nicht einfacher, sagen wir mal so, hehe!   

Daniel: Okay, danke schön!  

http://www.refuge-band.de/

https://www.facebook.com/refugegermany/



Autor: Daniel Müller