Daniel: Hi Tobi! Erzähl uns doch bitte zunächst einmal, wie es 2012 zur Gründung von Panzer Squad kam? Wie kam der Stein ins Rollen? Und hattet Ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?
Tobi: Hi! Ich war damals nach Osnabrück gezogen und hatte die anderen über ein Forum gefunden. Zu dem Zeitpunkt hatte Sven bereits in mehreren Bands gespielt. Weiterhin hatten wir einen Sänger (Olli), der noch auf der ersten Demo zu hören ist.
Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst? Und haben sich diese Einflüsse im Laufe der Jahre geändert?
Tobi: Zu Beginn spielten Bands wie Sodom, Kreator, Slayer - die üblichen Thrash-Vorbilder quasi - eine große Rolle. Mittlerweile würde ich als wichtige Einflüsse eher Toxic Holocaust, Terrorizer, Death Toll 80k und Nekrofilth nennen.
Daniel: Worum geht es in Euren Texten: um die üblichen Klischees oder steckt auch eine Art Kernaussage dahinter, die Ihr dem Hörer vermitteln wollt?
Tobi: Im Großen und Ganzen geht es in den Texten um Menschliche Abgründe: Gewalt, Hass, Krieg, Drogen, Degeneration, aber auch psychische Krankheit und Isolation. Die Kernaussage könnte man daher vielleicht mit „Alles geht den Bach runter" betiteln, aber das überlasse ich lieber jedem selbst.
Daniel: Ihr hattet vor Eurem Debüt zwei Split-Kassetten mit Disclaim und CxTxD veröffentlicht. Wie kam der Kontakt für diese Zusammenarbeit mit den anderen Bands zustande? Kanntet Ihr sie vorher schon? Oder waren das Ideen der jeweiligen Labels?
Tobi: Beides sind befreundete Bands von uns, der Bassist von CxTxD und Disclaim, Mogel, spielt ebenfalls in meiner anderen Band Minenfeld. Daher lagen die Splits irgendwie nahe. Beide wurden von uns „Do It Yourself“ herausgebracht. Labels waren nicht im Spiel.
Daniel: Euer Debüt „Coming To Your Town“ ist - neben der herkömmlichen CD-Version – auch als Kassette erschienen. Wie wichtig ist es Euch, dieses kultige Format im Zeitalter der Downloads und digitalen Streams aufrecht zu erhalten?
Tobi: Kassetten sind günstig und verkörpern noch am ehesten den Do It Yourself-Spirit, der bei CDs doch irgendwie verloren geht. Tapes sind uns daher auf jeden Fall wichtig.
Daniel: Was hältst Du im Übrigen von diesem ganzen neumodischen Download- und Streaming-Kram? Bands wie Crematory oder Machine Head haben sich ja kürzlich sehr unbeliebt mit einigen Aussagen gemacht. Kannst Du dem ganzen Trend etwas abgewinnen?
Tobi: Ich selbst nutze höchstens YouTube und Bandcamp, Streaming Dienste wie Spotify eigentlich nie. Bandcamp ist wie ich finde eine ausgezeichnete Plattform für Bands, um ihre Musik raus in die Welt zu bekommen. Bezahlpflichtige Dienste sind nicht so mein Ding, auch weil die Auswahl dort meist eher auf Major-Label-Bands begrenzt ist. Aber im Endeffekt muss das ja jeder selbst entscheiden.
Daniel: Wie seid Ihr überhaupt mit The Crawling Chaos Records aus Köln in Kontakt gekommen, die Euer Tape veröffentlicht haben? Und wird es auch eine kultige Tape-Version Eures neuen Albums „Ruins“ geben?
Tobi: Ich hatte mit meiner Black Metal-Band Path damals ein Tape über The Crawling Chaos Records rausgebracht. Da bestand also schon Kontakt. Ja, von „Ruins“ wird es natürlich auch eine Tape Version geben, ebenfalls über Testimony Records!
Daniel: Eine Frage muss ich Dir unbedingt noch zu dem Debüt-Tape stellen: Warum zur Hölle habt Ihr Euch ausgerechnet für die grell pinkfarbenen Fabrikkassetten entschieden? Haha!
Tobi: Och, dafür gab es keinen tiefen Grund. Schwarz oder grün fanden wir zu langweilig. Die Idee mit Pink kam von Holger (The Crawling Chaos Records), und wir fanden sie gut.
Daniel: Zwischen Euren beiden Alben sind nur zwei Jahre vergangen. Wie lange hat es gedauert, die neuen Songs zu schreiben und aufzunehmen?
Tobi: Das war ein längerer Prozess. Einige der Songs gab es schon seit dem Release von „Coming To Your Town“, andere wurden kurz vor den Aufnahmen erst geschrieben. Das kann ich also nicht wirklich auf einen Zeitraum eingrenzen.
Daniel: Wie schreibt Ihr Eure Songs: Seid Ihr eine Jam Band, schreibt Ihr sie gemeinsam im Proberaum oder schickt Ihr Euch Dateien hin und her, sodass es später nur noch um das Zusammenspiel geht?
Tobi: Früher haben wir viel per Guitar Pro geschrieben und Tabs ausgetauscht. Seit Henni in der Band ist, schreiben wir die Songs eigentlich nur noch im Proberaum, entweder durch jammen oder weil jemand mit einer Idee zur Probe kommt. Dabei sind alle gleich beteiligt. Es gibt keinen primären Songwriter.
Daniel: Ich finde den Sound ziemlich geil! Wo habt Ihr „Ruins“ aufgenommen und wer hat produziert?
Tobi: In der Tonmeisterei Oldenburg; ein super Studio! Die Aufnahmen und das Mixing hat Henner von dort gemacht, das Mastering kommt von Joel Grind (Toxic Holocaust).
Daniel: Wer hat das düstere Cover gemalt? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?
Tobi: Der gute Mann heißt John Martin und ist schon etwas länger tot. Wie sind auch nicht die erste Band, die dieses Artwork jemals verwendet hat, aber da es gut zum Thema des Albums passt dachten wir uns, „Was soll´s?“.
Daniel: Es ist recht ungewöhnlich, dass Ihr für das neue Album auch ein neues Bandlogo entworfen habt. Wart Ihr mit dem alten Logo unzufrieden? Passte das neue Logo besser zum Artwork? Oder was genau waren die Beweggründe zu diesem Schritt?
Tobi: Das alte Logo war einfach schon immer sehr krakelig - die Urversion hatte ich mal mit Gimp gemalt - so dass ein neues Logo in unseren Augen mal überfällig war. Da bot sich das neue Album als Anlass ja an.
Daniel: Auf dem Bandfoto im Booklet habt Ihr Euch dem Betrachter den Rücken zugewendet. Warum? Wollt Ihr nicht erkannt werden? Woher kam die Idee?
Tobi: Wir waren im Urlaub in Berlin auf einem Friedhof unterwegs. Das Bild hat dann ein Freund von uns geschossen. Eine tiefe Bedeutung steckt da nicht hinter - wir fanden es einfach nur hübsch.
Daniel: Ihr habt auf dem Album zwei Samples verwendet. Woher stammen sie? Wie kamt Ihr auf die Idee? Und wie passen die Songs zum textlichen Inhalt? Gibt es da einen Zusammenhang?
Tobi: Sie stammen beide aus einer alten Dokumentation über Irrenhäuser in den USA und passen daher zu den zugehörigen Songs bzw. dem allgemeinen lyrischen Thema. Ich hatte die Doku mal auf Youtube entdeckt und fand sie spaßig; daher die Samples.
Daniel: Der einzige Song, der etwas aus dem Rahmen fällt, ist der Abschlusstrack „Warsystem“, ein Coversong von The Shitlickers, einer alten schwedischen Hardcore-Band Anfang der Achtziger. Warum habt Ihr Euch für diesen Song entschieden? Hätte es nicht mehr Sinn gemacht, einen Song zu covern, der besser zu Eurem Stil passt? Oder war das ein reines Experiment?
Tobi: Auf dem Album sind ja schon genug Songs in unserem Stil, also warum noch einen covern, der genau so klingt? Wir treiben uns mittlerweile eher in Crust-/Punk-Kreisen herum, sowohl privat als auch mit Panzer Squad, und wollten gern zum Abschluss etwas Kurzes und Punkiges. Der Song wurde zwar auch schon x-mal gecovert, aber ist halt auch ein Klassiker!
Daniel: Lass uns jetzt bitte auch mal kurz zu Dir persönlich kommen, da Du in der Szene recht umtriebig bist: Eine Band, bei der Du ebenfalls aktiv bist, und die ebenfalls ein Tape bei The Crawling Chaos Records gemacht hat, ist Path, bei denen auch ex-Panzer Squad-Drummer Raphael Jahndel mit dabei ist. Wie kam es dort zur Gründung?
Tobi: Path hatten wir mal gegründet, um neben Panzer Squad ein bisschen Synthie-Neunziger Black Metal zu machen. Da Raphi kurz nach der Bandgründung nach Köln gezogen war, ist leider nie viel dabei rumgekommen, außer einem Demo und einer EP. Zurzeit liegt das Ganze auf Eis. Ob da jemals wieder was passiert, bleibt abzuwarten.
Daniel: Du musst mich übrigens mal über ein Mysterium aufklären, und zwar steht bei Metal Archives, dass es von Path zwei EPs gibt, allerdings gibt es lediglich die erste („Via Cultus“, 2015; dafür allerdings in gleich drei verschiedenen Versionen!) auf Eurer Bandcamp-Seite. Was ist mit der zweiten EP „Annotatio Sacerdotis De Morte Mercatoris Innocentis“ (2016), von der bei Metal Archives ebenfalls ein Tape-Cover abgelichtet ist. Warum zur Hölle ist die nirgendwo erhältlich? Und wollt Ihr das in nächster Zeit (vielleicht durch einen Re-Release) noch einmal ändern?
Tobi: Das ist eine Zwei-Song-EP, die wir kurz vor unseren letzten Live-Auftritten selbst produziert hatten. Ich glaube, wir hatten sie nur bei zwei-drei Auftritten dabei, und es gibt auch nur 25 Tapes. Vielleicht findet man sie bei YouTube. Sonst machen wir damit nichts mehr.
Daniel: Zudem bist Du seit 2015 auch als Session-Gitarrist bei Craving aktiv und auf ihrem neuen Album „By The Storm“ zu hören. Wie bist Du mit ihnen in Kontakt gekommen? Und kanntest Du die Band vorher schon?
Tobi: Ich war eine Zeit lang Live-Gitarrist bei Craving, habe aber nicht auf dem Album mitgespielt und bin auch schon länger nicht mehr dabei. Das war nur eine eher freundschaftliche Geschichte. Ich hatte auf einer Tour und bei ein paar Einzelgigs ausgeholfen.
Daniel: Wie bekommt man drei Bands unter einen Hut, ohne dass eine davon zu kurz kommt?
Tobi: Zurzeit sind es mit Panzer Squad und Minenfeld ja nur zwei aktive. Das geht schon. Mehr als zwei aktive Live-Bands wären mir mittlerweile aber auch zu viel. Henni schafft es irgendwie, in vier Bands gleichzeitig zu spielen. Da würde ich die Krise kriegen, haha!
Daniel: Panzer Squad spielen Black-/Thrash Metal, Path Epic Black Metal und Craving Melodic Death-/Black Metal mit Folk-Einflüssen. Wie sehr bist Du im Black Metal verbunden? Und könntest Du Dir auch vorstellen, mal in einer Band oder ein Projekt ohne Black Metal-Einflüsse zu spielen?
Tobi: Ich hätte mal Lust auf ein Drone-/Noise-Projekt oder auf was Funky-Groovy-mäßiges. Nur irgendwie endet es immer mit Geballer, wie es scheint.
Daniel: Aber noch einmal zurück zu Panzer Squad: Spielt Ihr eigentlich auch live? Und wann und wo könnte man Euch mal zu Gesicht bekommen?
Tobi: Das tun wir; zuletzt gerade eine kleine Tour. Demnächst noch ein paar vereinzelte Gigs hier und da in Deutschland. Der nächste ist in Bielefeld Ende Oktober.
Daniel: Könntest Du Dir auch vorstellen, einen gemeinsamen Gig mit zwei Deiner Bands zu spielen? Oder ist das für Dich ein Tabu-Thema?
Tobi: Panzer Squad macht mich konditionell immer zu fertig, als dass ich danach noch weiterspielen könnte. Wir hatten aber schon mal mit Path und Panzer Squad zusammen gespielt. Das ging schon irgendwie.
Daniel: Wie sehen die Zukunftspläne mit Deinen drei Bands aus?
Tobi: Mit Minenfeld haben wir gerade ein Album aufgenommen, mit Panzer Squad werden wir demnächst anfangen, mal wieder neue Songs zu schreiben. Ansonsten gibt es keine weiteren Bandpläne.
Daniel: Na gut, Tobi! Dann bist Du jetzt endlich erlöst, haha! Dir gehört das Schlusswort!
Tobi: Danke für die Fragen! Ich hätte nicht gedacht, dass jemand mal nach der zweiten Path EP fragen würde, haha!