PUTERAEON - Das scheußliche Erdzeitalter erreicht den Cthulhu-Mythos


Puteraeon aus Schweden sind hierzulande keine Unbekannten mehr. Soeben erschien ihr zweites Album „Cult Cthulhu“ und es tritt, genau wie der geniale Erstling „The Esoteric Order“ aus dem Vorjahr, wieder gehörig Arsch. Ich kaufte mir das Debüt letztes Jahr direkt nach dem genialen Gig auf dem PartySan Open Air auf Vinyl und hatte richtig Bock auf dieses Interview, als von Crossfire die Anfrage kam, ob ich es machen würde. Hier also das ausführliche Geschwafel über Wortspiele für den Bandnamen, schwedischen Death Metal, H. P. Lovecraft und was sonst noch so wichtig in der Death Metal-Welt ist:

PUTERAEON logo INTI 2012Daniel: Hallo Jonas! Erzähl uns doch zunächst etwas über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Puteraeon!

Jonas: Hi Daniel! Nun, Puteraeon wurde Ende 2007 ursprünglich als Ein-Mann-Projekt gegründet und brachte 2008 die ersten beiden Demos, “Fascination For Mutilation” und “The Requiem”, heraus. Kurz vor der Veröffentlichung des zweiten Demos kam mir die Idee, aus Puteraeon eine richtige Band zu machen, mit der man auch live spielen kann. Das geschah dann aber erst 2009 nach dem dritten Demo “The Extraordinary Work Of Herbert West”.  Es gab zu dem Zeitpunkt genau 24 Demosongs und ich fand es irgendwie schade, sie einfach so wegzuwerfen. Ich habe mich dann dazu entschlossen, die besten Demosongs für das Debütalbum „The Esoteric Order“, erstmals mit einer kompletten Band, neu aufzunehmen. Das Album erschien dann über Cyclone Empire im Januar 2011. Ich denke schon, dass wir mit damit eine Steigerung zu den Demoversionen erreicht haben. Das gilt auch für unser zweites Album „Cult Cthulhu“. Aber ich denke auch nicht sehr viel darüber nach, um ehrlich zu sein. Wir wollen den Death Metal auch nicht neu erfinden, sondern so ursprünglich klingen, wie es in den Anfangstagen des Genres der Fall war. Aber wenn ich so im Nachhinein auf den Werdegang von Puteraeon zurückblicke, dann stelle ich fest, dass sich der Sound schon etwas verändert hat. Ich denke, dass die Songs vom ersten Demo im Vergleich zum späteren Verlauf noch sehr viel simpler gehalten waren als heutzutage. Wir haben jetzt speziell bei „Cult Cthulhu“ mehr auf Feinheiten geachtet. Dieses Mal war es auch so, dass ich die neuen Songs, und auch ganz wenige Ausnahmen auf „The Esoteric Order“, erstmals nicht im Alleingang geschrieben habe.  Auf den drei Demos habe ich es, wie bereits erwähnt, ja alles alleine geschrieben. Und auf „The Esoteric Order“ war das auch wohl zu 99% der Fall. Auf dem neuen Album wurden alle Songs mehr oder weniger von der Band zusammen arrangiert. Rune hat auch sehr viele Riffs beigesteuert, was er auf unserem Debüt dagegen gar nicht getan hat. Das und auch die Tatsache, dass wir dieses Mal sogar mit Background-Vocals gearbeitet haben, waren komplett neue Erfahrungen für die Band.

Daniel: Was bedeutet der Name Puteraeon eigentlich genau?

Jonas: Puteraeon ist eine Kombination aus Puter und Aeon; frei übersetzt also so etwas wie Scheußliches Erdzeitalter. So wird man automatisch immer daran erinnert, dass wir in einer kaputten Zeit leben.

Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst?

Jonas: Unsere musikalischen Einflüsse liegen bei den verschiedensten Bands der letzten 20-30 Jahre. Den Haupteinfluss haben natürlich die alten schwedischen Death Metal-Kulthorden Ende der 80er und Anfang der 90er. Wir haben auch ein paar ältere Metal-Einflüsse in unserer Musik, denke ich. Sie stechen jedoch nicht so sehr heraus wie z. B. Entombed, Dismember oder Grave.

Daniel: Eure Texte haben oft Bezug zu den Horrorgeschichten von H. P. Lovecraft. Da ich auch ein großer Fan von ihm bin, würde mich interessieren, wo für Dich genau die Faszination seines Schaffens liegt? Und welche sind Deine Lieblingsgeschichten von ihm?

Jonas: Ich finde, er hatte immer ein Händchen dafür, den Leser mit seinem Schreibstil zu fesseln und tief in seine Geschichten eintauchen zu lassen. Er hatte ein Talent dafür, viel Grauen lediglich anzudeuten, ohne es auszusprechen. Dem Leser bleib es selbst überlassen, sich das Grauen auszumalen. Meine Lieblingsgeschichte von ihm ist „Schatten über Innsmouth“. Aber ich stehe auch total auf “Cthulhus Ruf”, “Berge des Wahnsinns” und “Das Ding auf der Schwelle”, um nur ein paar von ihnen zu nennen.     

Daniel: Magst Du denn auch Horrorfilme, die auf H. P. Lovecraft basieren? Es gab da z. B. “Dagon”, die “Re-Animator”-Trilogie, “From Beyond” oder “Dreams In The Witch-House” die ich sehr gelungen finde.

Jonas: Oh ja, die mag ich natürlich auch sehr, obwohl ich finde, dass sie nicht ganz die Klasse erreichen, wie die alten Geschichten. Es gibt übrigens noch einen kurzen Schwarz-Weiß-Film namens „The Call Of Cthulhu“, den man hier unbedingt noch ergänzen sollte. Der ist allerdings erst 2005 oder so. 

PUTERAEON band1 INTI 2012Daniel: Liest Du den auch Autoren, die Lovecraft direkt beeinflusst haben, wie z. B. Edgar Allen Poe, Ambrose Bierce, Algernon Blackwood, Lord Dunsany, Horace Russell Wakefield usw.? Und welche Autoren magst Du noch so?

Jonas: Ein weiterer meiner Lieblingsautoren ist definitiv Clive Barker (von mir auch! Anm.d.Verf.). Ich denke, dass auch er in vielerlei Hinsicht von H. P. Lovecraft beeinflusst worden ist. Hauptsächlich ist er ja durch „Hellraiser“ bekannt geworden. Aber ich finde, dass auch viele seiner älteren Bücher wirklich großartig sind; vor allem „Jenseits des Bösen“ und „Spiel des Verderbens“!

Daniel: Lass uns noch einmal zu Puteraeon zurück kommen: Vor dem Debüt gab es ja drei Demos. In welchem Format wurden sie veröffentlicht: Kassetten, CD-R oder MP3? Ich habe sie nämlich noch nie in irgendwelchen Vertriebslisten oder bei Ebay oder so gesehen…

Jonas: Alle drei Demos kamen auf CD-R heraus. Ich war nie viel in Kontakt mit irgendwelchen Vertrieben. Deshalb habe ich den Versand selbst übernommen. Wenn Du lieb bist, kannst Du sie noch bei mir bekommen, hehe.

Daniel: Eure beiden Alben gibt es auch auf Vinyl. Wie wichtig ist es für Dich persönlich, dieses alte kultige Format noch am Leben zu erhalten?

Jonas: Man kann sagen, dass es wie ein alter Traum für mich ist, dass es meine Alben auch auf Vinyl gibt. Als wir noch jung waren, gab es ausschließlich Schallplatten und Kassetten. Es weckt also auch schöne Erinnerungen.

Daniel: Ich liebe Eure Albumcover! Wer hat sie entworfen? Wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen? Und weißt Du, ob er auch für andere, bekanntere Bands bereits Cover entworfen hat?

Jonas: Der Künstler heißt Christoffer Fredriksson und er hat alle unsere Cover, außer das zu “Fascination For Mutilation” für uns gemacht, welches von Johan Ryding stammt, der auch unser Logo entworfen hat. Johan ist ein alter Freund von mir, der früher über mir und meiner Freundin im selben Haus gewohnt hat. Ich meine, er hat auch einmal sehr coole Zombies für eine Band namens Uncensecrated gemalt. Aber ansonsten hat er nie etwas für andere Bands gemacht, soweit ich weiß.

Daniel: Letztes Jahr habe ich Puteraeon live auf dem PartySan Open Air hier in Deutschland gesehen. Wäre es nicht cool für Euch, hier ausgiebig auf Tour zu gehen; vielleicht im Vorprogramm einer größeren Band oder so? Gibt es da irgendwelche Pläne?

Jonas: Klar wäre das cool. Aber wir sind leider alle keine 20 mehr und auf ein festes Einkommen angewiesen. Im Moment kommt es daher für uns nicht in Frage, für Gigs zu bezahlen oder ohne Kohle anschließend wieder nach Hause zu fahren. Wir haben schon über kleine Tourneen nachgedacht, die nur über drei bis fünf Tage gehen, damit wir keinen Stress mit unseren Arbeitgebern bekommen und weiterhin unsere Familien ernähren können: Aber da ist bislang noch nichts spruchreif.

PUTERAEON band2 INTI 2012Daniel: Es gibt immer noch eine sehr große Metalszene in Schweden. Spielt Ihr dort häufig live? Gibt es einen bestimmten Zusammenschluss von Bands, die zusammenhalten? Und gibt es weitere, neuere Bands, die Du uns weiterempfehlen kannst?

Jonas: In dem kleinen Scheißkaff, wo wir leben, gibt es keine wirkliche Szene. Ich schätze mal, dass in Göteborg sehr viel mehr abgeht. Wir machen hin und wieder mal Austauschgigs mit anderen Bands. Und das klappte auch eigentlich immer ganz gut. Wir haben das häufiger mal mit Paganizer und Intestinal gemacht. Das sind zwei richtig coole Bands. Eine weitere Band, die ich Euch empfehlen kann, ist Nominon.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Puteraeon aus?

Jonas: Wir haben vor, im Sommer ein oder zwei Videoclips zum neuen Album zu drehen, die im Herbst fertig sein sollen. Danach werden wir im November und Dezember ausgiebig touren. Was danach passiert? Wer weiß…

Daniel: OK, Jonas! Die letzten Worte gehören Dir!

Jonas: Alles klar, Leute! Hört Euch unser neues Album “Cult Cthulhu” an! Das Video zum Song “Flesh Architect” könnt ihr euch auf unserem Youtube-Kanal ansehen.  Added uns bei Facebook, um immer auf dem Laufenden zu sein…  Ia Ia Ia! Cthulhu fthagn! Cheers!

http://www.puteraeon.com 

http://www.myspace.com/puteraeon666

http://www.facebook.com/pages/PUTERAEON/350494341729 

 

Das CROSSFIRE-Review zum aktuellen Album "Cult Cthulu" dazu hier:

http://www.crossfire-metal.de/cd-reviews/puteraeon-cult-cthulhu/



Autor: Daniel Müller