DYNAMITE NIGHT: AXXIS, VELVET VIPER, DANNY MCCOY & THE ROCK TRAVELLERS

Greifenstein, Burg Greifenstein, 25.08.2018

Axxis - live 2018 - 1Ausgerechnet am mit Abstand kältesten Tag des (letztendlich doch nicht ganz) „Jahrhundertsommers“, luden Axxis und Velvet Viper zur „Dynamite Night“ nach Burg Greifenstein am Rand des Westerwalds. Neben Temperaturen um die zehn Grad dürfte auch der nicht gerade günstige Eintrittspreis von 35 Euro dazu beigetragen haben, dass sich am Ende nur etwa hundert Zuschauer auf dem Burgplatz einfanden, um vor beeindruckender Kulisse den Bands zu lauschen. 

 

Danny - live - 2018Den Auftakt des Abends bildete Danny McCoy & The Rock Travellers, mit einem Cover-Set, quer durch den bunten Rock-Gemüsegarten. Instrumental erwartungsgemäß einwandfrei, fand ich die Songauswahl schlicht zu beliebig, sodass ich mich irgendwann zum dringend notwendigen Aufwärmen in die Burgschänke verzog. Kollege Steve übernehmen sie: Well als ich die ersten Töne von Journeys „Seperate Ways“ vernahm, von einer meiner absoluten Lieblingsbands, mit einem Weltklasse-Sänger (Steve Perry), konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ein Blick in die Runde ließ mich erkennen, dass es den meisten um mich rum, ähnlich ging. Danny ist ja mit dem ex-T-Rex-Drummer Bill Legend (spielte von 1971 bis Ende 1973 in der Band), seit dem Jahr 2010 unter dem Banner T-Rex with Bill Legend feat. Danny Mccoy unterwegs. Das machte sicherlich neugierig. Nun ja, es war keine Götterdämmerung aber auch kein Fiasko. Angeben würde ich mit der Chose, die im nächsten Song um Bon Jovis „It´s My Life“ erweitert wurde, aber nicht unbedingt. So jagte der Barde mit seiner noch jungen und total unbekannten Begleitband, nebst Sängerin Claudi Schell-McCoy (Ehefrau oder Lebensgefährtin?), durch ein Lehrbuch der Musikgeschichte. „Black Night“ (Deep Purple), „Wishing Well“ (Free) und „Just Like Paradise“ (was wirklich Spaß machte) von David Lee Roth. Absolut neben der Spur lag Claudi. Sie übernahm Titel wie „Wuthering Heights” von Kate Bush. Bei den meisten Anwesenden zerbrachen jetzt die Trommelfelle und es gab ein Klirren in den Augen. Also bei aller Liebe…was war das denn? Das saß ja kaum ein Ton. Rätselnde und verwirrte Gesichter. Diese Stimme war bodenlos und das Ganze wiederholte sich mit „Weak“ (Skunk Anansie), was noch einigermaßen erträglich war und etwas kleinlauter mit Backing Vocals. Du lieber Heiland. In meinem ganzen Leben habe ich nie eine fürchterlichere Sängerin vernommen und kann nur hoffen, das sie eine Erkältung hatte und dies ein Ausnahmezustand war. Dazu gesellte sich ein Keyboarder, der anscheinend aufgrund seiner Fehlerquote, wohl eben erst die Tracks eingespielt hatte. Au Mann. Wenigstens gab es mit Ozzy Osbournes „Dreamer“ und dem anschließenden „Paranoid“ aus dem Hause Black Sabbath, kleinere Highlights. Aber egal…Danny McCoy…muss ich nie wieder haben.

 

Velvet Viper - live - 2018 - 1Frisch aufgewärmt konnte es bei Velvet Viper nur besser werden. Und es wurde nicht nur besser, es wurde richtig, richtig gut. Wer meint, Doro Pesch sei die unangefochtene deutsche Metal-Queen, der hat Jutta Weinhold noch nicht erlebt. Was diese Frau mit inzwischen siebzig Jahren (!) an Power und Ausstrahlung auf die Bühne bringt, sucht in der Metal-Szene seinesgleichen. Die ehemalige Frontfrau von Zed Yago hat erst kürzlich nach mehr als zwanzig Jahren ihre zweite Band Velvet Viper wiederbelebt und im März dieses Jahres ein neues Album („Respice Finem“), von Jutta Englisch und nicht Lateinisch ausgesprochen, herausgebracht. Dementsprechend werden an diesem Abend auch einige neue Songs präsentiert, das Hauptaugenmerk lag aber auf den „Klassikern“ der frühen Velvet Viper- und Zed Yago-Alben. Unverwüstliche Hymnen wie „Black Bone Song“, „Rose Of Martyrdom“ und „Merlin“  sowie die Ausflüge von Jutta ins Publikum sorgen allenthalben für zufriedene Gesichter. Für den Hit „Rebel Ladies“ bat Jutta nochmal Claudi als Begleitung auf die Bühne, die hier ihre Stimme aber nur sparsam einsetzte. Ich denke mal sie wurde überrascht und kannte den Text nicht. Nicht schlimm! Leider konnte Drummer Bubi van Blacksmith (Carsten Reinholdt) nicht mit von der Partie sein, da er am 02. Januar 2018, im Alter von sechzig Jahren verstorben ist. Für ihn sitzt normalerweise Micha Fromm am Kit aber der glänzte mit Abwesenheit, genauso wie Basser Ron Oberbandscheid. Heute am Start, Kesselflicker Michael Ehré (seit 2012 bei Gamma Ray und The Unity) und Viersaiter Nico Deppisch (spielt schon mal live für Crystal Breed). Das passte aber ebenso gut.

 

Axxis - live 2018 - 2Als ich nach einer weiteren, zwingend notwendigen Aufwärmphase in der Burgschänke wieder auf dem Burgplatz ankam, lief bereits das Intro von Axxis. Ich muss gestehen, dass ich mich bisher mit der Band noch nie so richtig beschäftigt hatte. Ein Fehler, wie ich schnell feststellen sollte, denn die Band trotzte der Kälte und der enttäuschenden Zuschauerzahl und legte mit viel Power und einem gehörigen Schuss Selbstironie („Euch kann ich es ja erzählen, wir sind ja hier unter uns.“) eine tolle Show auf die Bretter. Insbesondere die Songs vom Debüt-Album „Kingdom Of The Night“, wie etwa der Titelsong oder „Living In A World“, ließen die Kälte augenblicklich vergessen. Auch wenn die neueren Tracks dieses Niveau nicht immer halten können, teilweise nur haarscharf am Schlager vorbeischrammen und durch längliche Ansagen und Instrumentaleinlagen zwischenzeitlich etwas der Fluss verloren ging, feierten die wackeren Fans die Band zu Recht nach allen Regeln der Kunst ab. Ein kleines Special wird mittlerweile als Bestandteil des Live-Sets durchgeführt. Ein Gast kommt auf die Bühne und darf beim Party-Hit „Touch The Rainbow“, die Drum-Show begleiten. Heuer war es der Junge Marc Kolberg (10 Jahre alt?), der tatsächlich auch noch Drummer ist. Da durfte er an das große Kit, die Show spielen, Fotos haben und das ganze Programm. Hier zeigten sich Bernhard und Band nochmals als die wirklich großen Entertainer. Das macht ihnen so schnell niemand nach. Einen Abzug in der B-Note müssen sich Axxis allerdings gefallen lassen: ein Preis von 28 Euro für ein Tour-Shirt geht gar nicht. Das war aber nur ein kleiner Schönheitsfehler eines trotz widriger äußerer Umstände rundum gelungenen Konzertabends.



Autor: Sebastian Thiel, Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak