Seit 1994 ist Herr L´Hiver aus Bayern der Einzelkämpfer seines Soloprojektes Winterblut, unter dessen Banner er bis heute neun Demos sowie neun reguläre Alben veröffentlicht hat. Der musikalische Werdegang erinnert mich sehr an seinen ebenfalls bayrischen Kollegen von Martin Lang von Todesstoß: Er begann mit schleppendem, Burzum-mäßigen Black Metal, der mit den Jahren immer getragener und experimenteller wurde. Heute erinnert mich Winterblut auch an Norweger wie Ved Buens Ende, Fleurety oder In The Woods… Man muss schon echt sehr melancholisch und depressiv sein, um diesen Klängen zu lauschen. Die Gitarren sind langsam gespielt, das Schlagzeug kaum vorhanden. Man wartet immer darauf, dass etwas passiert, aber es passiert nichts. Keine Raserei, kein wütender Befreiungsschlag. Alle Songs dauern zwischen fünf und sechs Minuten, was aber nicht bedeutet, dass hier viel passiert. Gelegentlich ein paar dezente Trommeln oder ein mystisches Flüstern oder Raunen, das war´s aber auch schon. Bei einer EP von vielleicht zwanzig Minuten Spielzeit hätte ich mir das durchaus noch gefallen lassen, aber mit weit über fünfzig Minuten ist dieses Album entschieden zu lang! Dass L´Hiver sich als Studio-Produzent mit Bands wie Nargaroth, Krieg, Paria oder Nyktalgia einen Namen gemacht hat, ist hier auch nicht zu erahnen. Das Album klingt dünn, schräpig und kraftlos. Dass die Plattenfirma das Wort „Klangkunst“ in sich birgt, erscheint mir ein wenig selbstironisch. Wie gesagt: Als EP bei schlechter Laune durchaus geeignete Hintergrundmusik, aber als traditioneller Black Metaller ziehe ich doch seine alten Frühwerke vor.

Note: 3 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller

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