OZZY OSBOURNE, KADAVER

Oberhausen, König-Pilsener Arena, 28.06.2018

Ich habe Ozzy Osbourne schon einige Male live gesehen; sowohl solo als auch mit Black Sabbath. Und obwohl viele Leute immer sagen, dass er verwirrt ist und nicht mehr kann, fand ich ihn live eigentlich immer gut. Das einzige Mal, wo er stimmlich wirklich schlecht zurecht war, war 2005 mit Black Sabbath in Dortmund. Trotzdem behalte ich vor allem dieses Konzert bis heute sehr gern in Erinnerung, habe ich doch dort meine jetzige Frau kennengelernt. Letztes Jahr haben wir uns die letzte Black Sabbath-Deutschland-Show in Köln angesehen, und es war klar, dass wir auch seinen Solo-Abschied heute mitnehmen würden. 

Kadaver - live 2018Aber zunächst muss der Opening Act, Kadaver aus Berlin, erstmal überstanden werden, der knapp eine Stunde spielt. Musikalisch gibt es eine frische Mischung aus Black Sabbath, Led Zeppelin und Blue Cheer. Stimmlich erinnern sie mich mit ihrer psychedelischen Note dagegen eher an Hawkwind oder Necromandus. Aber obwohl ich all diese Bands liebe, will der Funke heute einfach nicht überspringen. Dabei machen die drei langbärtigen, zu spät geborenen Nachwuchs-Hippies in puncto Headbangen und Spielfreude eigentlich alles richtig. Sie kombinieren 1970er Retro Rock mit tonnenschweren Doom-Riffs und kommen im Publikum deutlich gut an. Da habe ich schon weitaus schlechtere Vorbands gesehen. Trotzdem verstehe ich den derzeitigen Hype um diese Band nicht so richtig.

 

Ozzy - live - 2018 -2Dann ertönt endlich das Intro, und der Meister selbst betritt in einem lila Glitzergewand die Bühne, welches Ozzy Osbourne aber schnell wieder auszieht. Und "Bark At The Moon" ist wahrlich ein perfekter Opener für eine "Greatest Hits"-Setlist und eines Abschieds würdig! Es folgt der geniale Doppelschlag "Mr. Crowley" und "I Don´t Know", bevor es mit "Fairies Wear Boots" - neben "War Pigs" in der Mitte und "Paranoid" am Schluss - den ersten von insgesamt drei Black Sabbath-Tracks gibt, die alle drei vom zweiten, 1970 erschienenen Erfolgsalbum "Paranoid" stammen. Hier übernimmt Keyboarder Adam Wakeman jedes Mal die zweite Gitarre. Aber, um ehrlich zu sein, funktioniert "Fairies Wear Boots" in dieser Konstellation nicht wirklich gut. Alles klingt verhackstückt und chaotisch. Tony Iommy hat einfach seinen unnachahmlichen, lockeren Stil, der wohl einzigartig bleibt. Zakk Wylde und Tommy Clufetos spielen es einfach zu kantig. Danach geht es aber mit "Suicide Solution" super weiter, in dessen Ansage Ozzy noch einmal betont, dass er heute keinen Alkohol mehr trinkt. Danach gibt es aber zwei faustdicke Überraschungen im Set: das lange, epische "No More Tears" und die melodische Ballade "Road To Nowhere". In der Mitte des Sets gönnt sich Ozzy eine Pause, und es gibt ein instrumentales Medley mit "Miracle Man", "Crazy Babies", "Desire" und "Perry Mason". Es geht mir aber, ehrlich gesagt, ziemlich schnell auf den Sack! Es dauert gefühlt eine halbe Stunde, und Zakk Wylde nervt mit seinen Egotrips: Solo rechts vor der Bühne, Solo links vor der Bühne, Gitarre hinterm Rücken, mit den Zähnen, schnell, monoton und ohne jegliche Highlights. Ozzy - live - 2018Zu allem Überfluss haut Tommy Clufetos, der auch von 2013 bis 2017 bei Black Sabbath getrommelt hatte, gleich noch sein schnelles, krachiges Chaoten-Drum Solo hinterher. Muss das wirklich sein? Ich meine, es ist Ozzys Abschied, oder nicht? Eine halbe Stunde Gefudel ist hier entschieden zu lang! Ozzy zieht den Rest des Sets aber mit Bravour durch und gibt "I Don´t Wanna Change The World", "Shot In The Dark" und "Crazy Train" zum Besten, womit das reguläre Set beendet ist. Nach einer kurzen Pause kommt die Band auf die Bühnenbretter zurück und spielt mit "Mama, I´m Coming Home" eine hymnische Ballade, die vom Publikum hörbar gefeiert wird, bevor mit dem unvermeidbaren "Paranoid" dann nach exakt zwei Stunden endgültig Schluss ist. Als "Outro" läuft die Black Sabbath-Ballade "Changes" vom Band,  allerdings nicht das Original, sondern eine neue, von Tochter Kelly Osbourne eingesungene Version. Ozzy ist ein toller Entertainer und heute gut bei Stimme. Ein würdiger Abschied! Genauso will ich ihn in Erinnerung behalten! Cheers!     



Autor: Daniel Müller - Pics: Matthias Krause