VLAD IN TEARS - SOULS ON SALE


Label:ETERNAL SOUND
Jahr:2017
Running Time:43:29
Kategorie: Neuerscheinung
 

Ich muss ehrlich zugeben, dass schon viele Alben in meinen Ohren polarisiert haben. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass ich bei einer Band derart schnell zwischen Zustimmung und Ablehnung hin und her gewechselt bin wie bei Vlad In Tears auf ihrem aktuellen Longplayer "Souls On Sale". Vorweg sei gesagt: in meinen Augen ist diese Band wie auch ihre Genre-Kollegen absolute Geschmackssache, mir erschließt sich nicht ganz, warum die zur schwarzen Szene gezählt werden. Aber nun zum Album: Der Promosheet des Labels versprach geradezu neue musikalische Dimensionen und versprach einen komplett anderen Sound als man es sonst gewohnt ist. Ein sehr hohes Versprechen, was in den ersten beiden Tracks "Pray" und "Lovin'" eher weniger eingehalten wurde und wenn, dann nur dahingehend, dass sich die weinerliche Stimme von Sänger Kris weigert, zu variieren. Sorry, aber das habe ich woanders schon gehört, nichts wirklich Neues. "Bleed Me Dry" hält erste Veränderungen der Vocals und des Stils bereit, in der Strophe sehr an das Personal Jesus Cover von Manson erinnernd, kommen die dreckigen, schmutzigen Vocals richtig gut an, das könnte Kris ruhig öfters machen, mal sehen, was noch kommt. Auch, wenn der Refrain wieder in typischer Vlad In Tears- Manier daherkommt, kann man dem Song doch nicht absprechen, dass er der erste druckvolle Beitrag in einem ansonsten recht laschen Gesamtkontext darstellt. Diesem Prinzip folgend finden sich noch zwei weitere Songs, bei denen meine Begeisterung nach dem Strophenteil durch den Refrain allerdings wieder vollends zerstört. Innerhalb der Songs derart zu polarisieren, das muss man erstmal schaffen. Hervorzuheben wäre noch der Track "Sorrow", welcher uns mit seiner punkigen Grundstimmung für kurze Zeit aus dem Einheitsbrei abgestandener Dark Rock Rhythmen erlöst. Dass der Sänger sich in bekannter Manier überemotional mitteilen muss und seine Schmerzen raussingen muss, ist nichts neues und stört hier auch nur wenig. Gegen Ende lässt mich "Gone" noch einmal aufhorchen: ein wahrhaft düsterer, bedrohlich wirkender Beitrag, großartig in der Strophe inszeniert, mit Bass, einem minimalen Keyboard und flüsternden, tiefen Vocals. Manson meets dreiviertel Takt, super gemacht! Allerdings hier auch wieder: Der Refrain. Schon wieder, wie ich ihn vorher etliche Male gehört habe. Irgendwie scheinen Vlad In Tears ein Faible für Strophen zu haben, den Chorus aber zu vernachlässigen... "After The End", der Bonustrack, welcher komplett akustisch mit Gitarre und Vocals besetzt ist, stellt in meinen Ohren eine ganz nette Ballade dar, welche ansonsten aber nicht so unbedingt weiter erwähnenswert ist.

Nach diesem Album bin ich echt hin und her gerissen. Einerseits finden sich auf "Souls On Sale" echte Genüsse, in denen Kreativität und tolle Einfälle verarbeitet wurden, andererseits hat man den Eindruck, als hätten die Musiker irgendwann keine Lust mehr auf neue Ideen gehabt und einfach aus Variationen ihres eigenen Materials neue Songs gebastelt. Kann man machen, manche Bands recyclen sich seit Jahren selber. Ob man damit allerdings weiterkommt, ist die andere Frage.

Note: 6 von 10 Punkten
Autor: Clemens Steinberg


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