DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL DIE ORIGINAL FAMILIENSHOW

Köln, Lanxess Arena, 27.12.2017

Aschenbrödel - live - 2Keine Ahnung warum Menschen sich jedes Jahr ein TV-Ritual wie „Dinner For One“ zu Sylvester antun. Zur Weihnachtszeit wird es dann mit dem Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", ehemals aus der CSSR und DDR, aus dem Jahr 1973, noch schlimmer. Den schaut sich, wahrscheinlich fast das gleiche Klientel, während der Feiertage gleich mehrmals an. Er wird ja auch oft genug ausgestrahlt. Nun dachten sich ein paar schlaue Leute, da man im Moment alles Nötige und hauptsächlich Unnötige zum Musical macht, das man diesen Streifen als interaktive Familienshow, auf den Bühnen ins Rennen schicken kann. Vierundvierzig Jahre nach unschlagbaren Fernseh-Traumquoten ist es dann so weit. Man konnte sogar den originalen Filmprinzen, Pavel Travnicek ins Boot holen, der heuer allerdings die Rolle des Königs übernimmt. Die damalige Schauspielerin Libuse Safránková, das eigentliche Aschenbrödel, konnte man nicht überzeugen anzutreten. Sie hat sich seit einigen Jahren vom Film distanziert. Wahrscheinlich war ihr der Rummel um die ewig und einzige festgelegte Rolle zu viel. Da können Fans auch mal gnadenlos sein. Nicht umsonst wurde Klausjürgen Wussow, der Professor Brinkmann der Schwarzwaldklinik des öfteren nach Diagnosen gefragt, haha. So sind sie, unsere deutschen Michels/Innen.

 

Aschenbrödel - live - 1Nun sitzen wir mit Kind und Kegel in der Lanxess Arena zu Köln und harren der Dinge die da kommen. Im Großen und Ganzen kann man schon sagen, das man es versäumt hat den Charme und die Magie des Movies umzusetzen. Das hat gleich mehrere Gründe. Wer den Film, wie mein Teenager-Sohn nicht kennt, hat selten etwas von der Quintessenz mit den Haselnüssen verstanden. Das kam nur sehr schlecht rüber. Themen wie mit der Eule Rosalie konnten nur mit Beamer und Tänzerin gelöst werden (allerdings setzte der Tanz der Eule nicht den Dialog um) und die berühmten Reitszenen mit Pferd Nikolaus mussten fast ganz flach fallen. Ich weiß nicht was die Macher unter der Ankündigung von „interaktiver Show“ verstanden haben aber nur weil mal eine Kutsche am Publikum vorbeirollt oder der eine oder andere Akteur durch die Reihen huscht, ist dieser Aspekt nicht erfüllt. Dialoge wurden für unsere heutige Zeit angepasst. Ich kann nicht genau sagen, wie viel von Karel Svobodas Filmmusik integriert wurde aber die großen Songs des Abends wurden von Caroline von Brünken dargeboten (anscheinend eigene Kompositionen) und klangen allesamt, zeitgemäß nach Helene Fischer. Natürlich um auch das junge, weibliche Publikum zu erreichen. Soundtechnisch war das gesprochene Wort nicht immer zu verstehen und die beiden jungen Hauptdarsteller, Maria Stepanov (Aschenbrödel) und Lukas Janisch (Prinz), waren eher blass und bar jeglicher sprühender Energie unterwegs. Den Rest besorgte der hohe Eintrittspreis von fast fünfzig Euro. Es gab jede Menge lange Gesichter, bescheidenen Applaus und einige Gäste ließen es sich nicht nehmen den Saal frühzeitig zu verlassen. Ja, so ist das wenn man krampfhaft lustig wirken möchte. Ich selber war ziemlich enttäuscht. Schade.



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak