KREATOR - OUTCAST


Label:BMG / NOISE
Jahr:2018/1997
Running Time:89:24
Kategorie: Re-Release
 

Das vierte und letzte Album aus der Reihe der Kreator-Wiederveröffentlichungen ist auch das kontroverseste, wenn man den Boykott des fehlenden „Endorama“-Albums berücksichtigt. Das Cover sieht nach Gothic aus und hätte auch von Paradise Lost stammen können. Und tatsächlich frönt Mille Petrozza mit dem zurückgekehrten Ventor am Schlagzeug hier auch eher seinem Faible für Paradise Lost, The Sisters Of Mercy oder Fields Of The Nephilim. Dennoch war hier nicht alles schlecht. Ähnlich wie eben Paradise Lost haben Kreator es verstanden, gute Songs zu schreiben, die zwar noch alle typischen Trademarks der Band enthielten, eine Weiterentwicklung aber noch nachvollziehbar machten. Der fast schon rockige Opener „Leave This World Behind“, der im Refrain mit Maschinengeräuschen und verzerrtem Gesang überrascht, gefällt tatsächlich, obwohl das Tempo deutlich gedrosselt ist. Danach folgt aber das treibende Brett „Phobia“, welches sie als einzigen Song dieses Albums auch heute noch regelmäßig live spielen. „Forever“ ist eine geile Midtempo-Nummer, die ebenfalls punkten kann. Der Tiefpunkt folgt aber dann: die Ballade „Black Sunrise“, bei der Mille Petrozza erstmal clean und seicht singt. Hier klingt es noch unausgegoren. Live hat er dies später nach Gesangsunterricht deutlich besser hinbekommen. Die apokalyptische Stimmung des Tracks gefällt mir immer noch, aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass „Black Sunrise“ mit der schwächste Kreator-Song überhaupt ist. Mit viel treibender Doublebass hat „Nonconformist“ aber wieder alles weg. Mit fetten Pauken wird das starke „Enemy Unseen“ eingeläutet. Der eher träge Titeltrack erinnert etwas an „Renewal“ (ebenfalls den Titeltrack und nicht das gesamte Album). Bei „Stronger Than Before“ gibt es wieder Kreator im Midtempo, mit dezenten cleanen Gitarren im Hintergrund, aber auch dies funktioniert. Insgesamt fällt das ganze Album nicht wirklich luschig, sondern ehr rockig aus, was Kreator bei den schneidenden Riffs als Weiterentwicklung tatsächlich ganz gut zu Gesicht stand. Dabei schafften sie hier durch Intros auch immer eine geile, düstere Atmosphäre. Dazu trägt auch eine blitzsaubere, fette Produktion bei, die richtig gut gefällt. Neben den dreizehn enthaltenen regulären Tracks des Albums.

Auf der Bonus-CD gibt es einen kompletten Live-Mitschnitt vom Dynamo 1998, wo sie sowohl neue Tracks als auch viele Klassiker spielten. Von dem aktuellen Album gab es vier Tracks, nämlich „Leave This World Behind“, „Phobia“, die schwache Ballade „Black Sunrise“ und „Whatever It May Take“. Als Opener fungiert nach einem Intro „Terror Zone“ vom „Coma Of Souls“-Album, wobei die Strophe viel schleppender gespielt ist als das Original. Klingt aber geil! Zum Schluss des Sets gibt es aber mit „Pleasure To Kill“ (mit kurzem Schlagzeug-Verspieler am Anfang) und „Extreme Aggression“ (ebenfalls mit schleppender gespielter Strophe) noch zwei alte Prügel-Orgien und das apokalyptisch-düstere „Renewal“ am Schluss. Die Setlist ist eine gute Ausgewogenheit aus Alt und Neu, und auch wenn man ihre neueren Alben in den Neunzigern nicht unbedingt mochte, muss man Kreator attestieren, dass sie hier einen guten und funktionierenden Mittelweg gefunden haben, um beide Fan-Lager zufrieden zu stellen. Der fette, transparente Live-Sound ist ebenfalls total geil! Dieses Album gibt es sowohl als Doppel-CD als auch in transparent-orangefarbenem Vinyl. „Outcast“ ist mit Sicherheit das schwächste der vier wiederveröffentlichten Alben. Sammler, die immer alles haben müssen, sollten aber auch diesem Album eine Chance geben! Kreator haben das verdient! Schade, dass „Endorama“ in dieser Reihe unberücksichtigt blieb.

Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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