METALWINGS - Ein bisschen Mystik und Schönheit wird niemals wehtun


Zwölf Millionen Klicks bei Youtube ohne ein Album im Rücken, und keiner kennt die Band? Als ich dies feststellte, habe ich nicht schlecht gestaunt! Metalwings aus Bulgarien spielen Symphonic Metal und haben bald endlich das Debüt in den Startlöchern. Was die Qualität ihrer Musik angeht, gibt es eigentlich keinerlei Unterschied zu den namhaften Szene-Größen. Ich kontaktierte Frontfrau Stela Atanasova, die mir ausführlich Rede und Antwort stand.

logoDaniel: Hi Stela! Na, wie geht´s Dir? Bitte erzähl uns doch zunächst, wann und wie es zur Gründung von Metalwings kam!?

Stela: Hi Daniel! Zunächst mal vielen Dank für dieses Interview und die Gelegenheit, Euch etwas mehr über unsere Band erzählen zu können! Um auf Deine Frage einzugehen: Alles begann im Herbst 2010 in Sofia, als ich mit nach vielen musikalischen Projekten schließlich dazu entschloss, ein neues Projekt zu gründen, wo ich all mein Herzblut reinstecken und mich verwirklichen konnte und einfach nur die Musik machen konnte, die ich schon immer am liebsten machen wollte. Wie so oft in solchen Momenten, helfen Dir dann auch das Schicksal und die richtigen Leute dabei, die Band Schritt für Schritt aufzubauen. Im Laufe der Zeit sind viele Gründungsmitglieder ihren eigenen Weg gegangen, was der Band dabei half, weiter zu wachsen. Denn in schwierigen Momenten merkst Du erst, wie wichtig das ist, wenn man vorankommen und die Mission der Band erfüllen will. Nach und nach kamen also neue Leute hinzu, die meine Freunde wurden, in die Band und machten sie zu dem, was sie jetzt ist. Und ich denke, der Kreis hat sich nun endlich geschlossen, und ich habe endlich die richtigen Leute in der Band, die mit mir an einem Strang ziehen.       

Daniel: Hattest Du zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Stela: Ja, ich war vorher schon in anderen Bands, aber bei Metalwings fühle ich mich endlich zu Hause! :-)

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?

Stela: Ich würde nicht behaupten, dass wir unbedingt von bestimmten Bands beeinflusst wurden. Natürlich mögen wir alle auch Bands, die unseren Stil spielen, aber wir glauben, dass jede Band auch ihren eigenen Stil mit ihren eigenen Ansichten aufbauen sollte. Es ist unser Bestreben, einen eigenen Stil im Symphonic Metal zu haben und Elemente zu verarbeiten, die eine eigene Identität schaffen. Wir wollten uns nie mit anderen Bands des Genres identifizieren. Wir alle hören verschiedene Arten von Musik, sowohl härtere als auch seichtere. Deshalb würde ich nicht sagen, dass uns eine bestimmte Band beeinflusst hat. Vielmehr ist es so, dass wir uns in den Jahren als Musiker immer weiterentwickelt haben und uns einen eigenen Stempel aufgedrückt haben; auch fernab unserer Musik.     

Daniel: Woher nehmt Ihr Euch die Ideen für die folkigen und Keltischen Elemente? Hörst Du privat auch zum Beispiel Irish Folk oder Ähnliches?  

Stela: Ich persönlich höre sehr viel keltische Musik, und irgendwie steckt dies beim Songschreiben in mir, dass ich diese Elemente verarbeite. Ich wurde schon von unseren Landsleuten gefragt, warum wir keine bulgarische Folklore mit einbeziehen, aber das schließlich war nie unsere Absicht. Die Songs haben alle eine eigene Seele und einen eigenen Charakter. Und jeder Song bekommt durch ein anderes Instrument auch eine andere Klangfarbe. Ich persönlich verspüre immer den großen Wunsch, nach typischen Folk-Instrumenten, zum Beispiel Dudelsack oder Kaval, eine bulgarische Holzflöten-Art. Aber natürlich ist das immer zeitaufwändig. Generell ist es so, dass wir in einigen unserer Songs eher die typischen Instrumente verwenden.      

Daniel: Hast Du Operngesang professionell gelernt? Und wenn ja: Wo und wie lange hat das gedauert?

Stela: Ja, natürlich! Unglaublich, was? :-) Ich habe Operngesang auf der Dobri Hristov Musikschule in Varna erlernt. Das hat vier Jahre gedauert. Nach meinem dortigen Abschluss habe ich noch ein paar Jahre Privatstunden in Sofia genommen. Vor einiger Zeit habe ich damit aufgehört, weil ich anfing, an der Universität Computertechnik im Musikbereich zu studieren. Danach fing ich wieder zu singen an und habe seitdem nicht mehr damit aufgehört. Auch wenn ich während meiner Studentenzeit nie aktiv Operngesang betrieben habe, wurde ich in dieser Zeit eingeladen, die bulgarische Nationalhymne mit einem Kollegen einzusingen. Diese Aufnahme schickten wir in die USA als Begrüßung während der Olympischen Spiele in Salt Lake City. Wenn ihr daran Interesse habt, könnt ihr hier mal reinhören: https://www.youtube.com/watch?v=Iy37fh66sic

Daniel: Womit befassen sich Deine Texte? Lässt Du Dich auch von Fantasy-Autoren oder -filmen inspirieren? Und welche zählen zu Deinen Favoriten? 

Stela: Meine Texte beziehen sich immer auf sichtbare Dinge. Ich mag es nicht, über Literatur und alltägliche Dinge zu schreiben. Ich drücke mich gerne verschleiert und metaphorisch aus, damit die Texte etwas Mystisches haben. Meine Texte beziehen sich nicht auf bestimmte Autoren oder Filme, obwohl ich es liebe, Bücher zu lesen und mir Filme anzuschauen. Ich beschreibe lieber das Leben und die Welt, in der wir leben, auf eine schöne und fabelhafte Weise. Wir leben schließlich in harten und schwierigen Zeiten. Ein bisschen Mystik und Schönheit wird uns niemals wehtun.     

Daniel: Ihr habt englische Texte. Ist die englische Sprache bei Euch in Bulgarien immer noch ein großes Problem? Und könntest Du Dir vorstellen, auch einmal einen Text in Eurer Landesprache zu verfassen?   

Stela: Englisch ist heute eigentlich kein Problem mehr in Bulgarien. Der Großteil der jungen Leute spricht hier mittlerweile fließend Englisch. Wenn Du natürlich in die Dörfer kommst, ist das nicht der Fall. Aber das Gegenteil wäre auch absurd, denn unsere Großeltern wuchsen ja im Kommunismus auf, als es noch verboten war eine andere Fremdsprache als Russisch zu sprechen oder westliche Musik zu hören. Was einen Song auf Bulgarisch angeht: Ich habe tatsächlich einen geschrieben, und der wird auch auf dem nächsten Album landen.    

Daniel: Wie lange hat es gedauert, die EP „Fallen Angel In The Hell” zu schreiben und aufzunehmen?

Stela: Obwohl auf der EP „Fallen Angel In The Hell" nur vier Songs enthalten sind, plus „Crying Of The Sun" als Bonus, hat das Schreiben und Aufnehmen länger gedauert als gedacht. Der Grund dafür ist, dass ich ein paar Monate vorher zwei der Tracks, „Ship Of Shadows“ und „Slaves Of The Night“, schneiden wollte, um sie interessanter zu gestalten. Dann gab es ein paar Probleme mit dem ersten Studio, wo wir bereits mit den Aufnahmen begonnen hatten und mussten uns nach einem anderen umsehen. Auch das Mischen und Mastern nahm einige Zeit in Anspruch. Ich denke, alles in allem hat es insgesamt etwa ein Jahr gedauert, bis alles fertig war.    

metalwingsDaniel: Die digitale Version der EP enthält nur vier Tracks, die CD dagegen fünf. Dort ist eine Eurer drei vorhergegangenen digitalen Singles vertreten: „Crying Of The Sun”. Warum habt Ihr die anderen beiden Singles „Realm Of Dreams“ und „Second Chance“ nicht auch gleich noch mit draufgepackt? Werden diese vielleicht später auf Eurem Debüt zu finden sein; vielleicht auch neu eingespielt? 

Stela: Der Grund dafür, warum wir „Crying Of The Sun” auf die EP „Fallen Angel In The Hell" gepackt haben, war einfach, dass wir nicht wollten, dass dieser Song einfach nur eine Single sein sollte. Wir wollten ihn unbedingt mit drauf haben. Was die beiden anderen Singles angeht, hast Du es bereits vorweg genommen: Wir werden sie auf zukünftigen Veröffentlichungen noch einmal verwenden. „Realm Of Dreams” wird auch auf dem nächsten Album zu finden sein, allerdings komplett neu arrangiert und mit zusätzlichem, männlichem Gesang von Max Morton.

Daniel: Wo habt Ihr die EP aufgenommen, und wer hat produziert?

Stela: Zwei der Songs haben wir im Balkandji Studio aufgenommen; die anderen beiden im Sub Zero Studio. Die EP habe ich selbst produziert.

Daniel: Ihr habt die EP in Eigenregie veröffentlicht? Warum? Gab es keine geeigneten Plattenfirmen, die an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wären? Oder war Euch das egal?  

Stela: Tatsächlich haben sich sogar einige Plattenfirmen bei uns gemeldet. Aber, ehrlich gesagt, wollen wir nicht nur durch die Zusammenarbeit mit einem Label im Rücken erfolgreich sein. Wir wollen uns unsere Hörerschaft von treuen Fans über den gesamten Erdball selbst aufbauen. Wir wissen, dass die Musik-Industrie so nicht funktioniert und dass Labels kleine Bands wie uns nur ausnehmen wollen. Wir glauben, dass wir die Herzen der Fans selbst erreichen können. Falls wir eines Tages einen Plattenvertrag unterschreiben sollten, dann nur, wenn wir uns ganz sicher sind, schon ein Album draußen haben und wir uns bewiesen haben, dass wir gut genug sind und uns diesen Erfolg selbst erarbeitet haben. Dann werden wir auch jemanden brauchen, der sich die logistischen Belange der Band kümmert. Es gibt so ein altes Sprichwort: „Wenn Du nichts mit Deinem jetzigen Geld anfangen kannst, dann wirst Du noch viel mehr Geld brauchen.“ Mit Plattenfirmen ist es genauso: Es ist alles einfacher mit einem Label im Rücken. Aber man sollte auch unter Beweis stellen, dass man nicht auf sie angewiesen ist.        

Daniel:  Ich mag das Cover sehr. Wer hat es gemacht? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt getreten?   

Stela: Ich mag das Cover auch sehr. Yasen Denev von Red Ring Entertainment hat es gemacht. Yasen ist ein toller Designer und Künstler. Wir haben ihn durch Freunde kennengelernt. Er wird auch das nächste Cover für unser Debüt entwerfen. 

Daniel: Gibt es auch Pläne für eine Vinyl-Version der EP?

Stela: Bis jetzt nicht...

Daniel: Spielt Ihr auch live? Und besteht die Möglichkeit, Euch auch bald mal in Deutschland auf der Bühne zu sehen?    

Stela: Ja, natürlich spielen wir auch live; bei uns in Bulgarien allerdings nicht so oft. Wir hoffen doch sehr, dass wir so bald wie möglich auch mal in Deutschland spielen können!  

Daniel: Habt Ihr bei Euch in Bulgarien vielleicht auch schon einmal als Support von größeren Bands gespielt?  

Stela: Leider noch nicht, aber das wäre natürlich unser größter Traum! Wir wollen aber nicht nur mit größeren Bands zusammen spielen, um ihr Support zu sein. Deswegen arbeiten wir hart daran, von Tag zu Tag immer besser zu werden und so viele neue, schöne Songs zu schreiben wie möglich.  

Daniel: Ich war doch sehr überrascht, als ich sah, dass Euer Video zu „Crying Of The Sun” bei Youtube schon über zwölf Millionen Klicks hat?! Wie „Groß“ seid Ihr denn überhaupt in Bulgarien? Wie viele CDs habt Ihr verkauft? Und wie viele Leute kommen durchschnittlich zu Euren Konzerten?  

Stela: Nun ja, vielleicht sollte ich erwähnen, wie populär Symphonic Metal hier in Bulgarien ist, und viele unserer Landsleute gar nicht wissen, dass wir aus Bulgarien kommen. Seit vielen Jahren unterscheidet sich die Musik in den Massenmedien sehr von unserem Stil. Hier gibt es mehr Pop-Folk. Viele Generationen sind hier mit dieser Musik aufgewachsen. Und das wirkt sich negativ auf die Rock- und Metal-Szene in Bulgarien aus. Deswegen bin ich immer sehr traurig darüber, zu berichten, wie klein die Metal-Szene ist und wie klein Metalwings in Bulgarien sind. Hier ist es sehr schwierig, auf größeren Festivals zu spielen, wenn man nicht die richtigen Leute kennt. Wenn Du nicht mit ihnen zusammensetzt und Bier mit ihnen trinkst, schenken sie Dir kaum Beachtung. Ich habe kürzlich ein Buch von Yunas Yunasson gelesen, der diese Situation gut beschreibt. „Im Leben kommt es oft vor, dass das Richtige nicht zwingend das Richtige ist, sondern dass Dir vorgegaukelt wird, was das Richtige ist”. Was die Verkäufe unserer CD angeht, waren wir doch positiv überrascht, als unsere EP aus allen Teilen der Welt geordert wurde. Da haben wir gesehen, dass wir alles richtig gemacht haben, und das hat uns auch die Stärke gegeben, weiterzumachen, denn wir haben gesehen, dass die Welt durchaus an unserer Musik interessiert ist. Wie viele Leute zu unseren Konzerten kommen, hängt immer von der Größe der Location ab. Wir spielen lieber für einen guten Zweck und haben beschlossen, nur noch dann live zu spielen, wenn wir ein Album oder ein Musikvideo damit promoten können. Auf unsere Konzerte kommen so viele Leute, wie wir brauchen, wenn sie uns live sehen wollen.

metalwings Daniel: Lass uns bitte auch kurz über die Metal-Szene bei Euch in Bulgarien reden, ja? Denn sie ist ja nicht allzu bekannt außerhalb der Landesgrenzen… Obwohl ich erwähnen muss, dass ich immerhin Epizod, Era, Konkurent, Mortal Remains und Eufobia kenne, haha! Welche Bands aus Eurem Land kannst Du uns empfehlen, egal ob alt oder neu?  

Stela: Neben den Gruppen, die Du bereits erwähnt hast, gibt es auch noch viele andere gute Bands hier in Bulgarien. Ich würde Dir persönlich vor allem Odd Crew sehr ans Herz legen. 

Daniel: Wenn jemand jetzt – nach Lesen dieses Interviews – an Euer  CD interessiert ist, wie kann man am besten mit Euch in Kontakt treten?   

Stela: Am besten kann man uns per E-Mail kontaktieren. Die digitale Version unserer EP kann man über Bandcamp, iTunes, Amazon, Google Play, CD Baby und Deezer bekommen. Wenn wir unser Album draußen haben, werden wir es auf all diesen Plattformen ebenfalls hochladen.  

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Metalwings aus? Ich hörte, dass Ihr gerade an Eurem ersten Album arbeitet. Wann wird es erscheinen? Und warden dort ausschließlich neue Songs enthalten sein, oder auch die alten Songs der Digital-Singles und der EP, vielleicht sogar neu eingespielt? Erzähl doch mal!  

Stela: Die Veröffentlichung unseres Debüts „For All Beyond” ist für den 19. April 2018 anvisiert. Es wird eine kleine Überraschung für alle unsere Fans geben. Ich möchte mich da noch ein bisschen bedeckt halten, aber ich verspreche Euch, dass es ganz anders sein wird als alles, was bisher da gewesen ist!

Daniel: Na gut, Stela! Dann gehört Dir noch das Schlusswort!

Stela: Ich möchte ein großes Dankeschön an alle unsere Fans aussprechen! Ihr seid der Wind zwischen unseren Flügeln!  

https://metalwings.eu/

https://www.facebook.com/METALWINGS-210639658995929/



Autor: Daniel Müller