HELLNIGHTS SPECIAL TOUR 2017

Köln, Live Music Hall, 31.10.2017

Nun bin ich beileibe kein Halloween-Fan, zumal in Köln sowieso das ganze Jahr Karneval ist. Aber der irisch-amerikanische Brauch beschert dem Einzelhandel satte Umsätze und nebenbei das eine oder andere nette Konzert. So finde ich mich in der Live Music Hall ein, da der ursprünglich geplante Veranstaltungsort Underground ja leider schließen musste. Heute steht ein straffes Programm an, da pünktlich um 22:00 Uhr Schluss sein muss, um der nachfolgenden Halloween-Party nicht in die Quere zu kommen. Die Stimmung ist jedenfalls schon mal recht gut, in der circa zweidrittel gefüllten Location. Das anwesende Publikum ist dem Anlass entsprechend schon mal gruselig verkleidet: Zombies, Vampire und das eine oder andere sexy Fetisch-Kostüm wissen dem Betrachter zu gefallen.

Scarlet And The Spooky Spiders - live - 2017Es ist viertel nach sechs, und die erste Band des Abends Scarlet and the Spooky Spiders legt direkt mit Vollgas los. Kompositorisch irgendwo zwischen The Damned, The Sisters Of Mercy und den New York Dolls angesiedelte Songs lassen direkt Freude aufkommen; dazu die Bassistin DeathWish im Stil von Poison Ivy, die nicht nur ausgesprochen hübsch an zu sehen ist, sondern auch den Groove drauf hat. Die Italiener haben sichtlich Spaß am Musizieren, und so ist die Stimmung direkt auf dem richtigen Level. Eine rasante Fahrt, die mich an selige Cramps-Zeiten denken lässt. Soundtechnisch eine wilde Mixtur aus Horror Punk, 60’s Garage, 70’s Glam und 77 Punk Rock sowie 80’s Deathrock. Es macht wirklich Spaß, mit diesem Quintett und ihrem einzigartigen Stil abzurocken. Viel zu schnell ist der Auftritt zu Ende, jetzt flott an den Merch, um ein wenig Smalltalk mit der Band zu halten.

Setlist: Losers On Parade, To The Beach, Kicking, 20th Century, Bang Bang, Horror Play, Man In The Box, Love & Submission

The Crimson Ghosts - live - 2017Nach megaflottem Umbau steigt nun der Special Guest, exklusiv für die Kölner Show, auf die Bühne. Die Lokalmatadore von The Crimson Ghosts. Diese Kölner Band, die bereits seit 2001 ihr Unwesen im Genre des Horror Punk treibt, hatte ich bis gerade nicht auf dem Schirm. Umso überraschter nehme ich zur Kenntnis, dass hier der Härtegrad direkt um ein kräftiges Stück nach oben gefahren wird. Die Jungs haben bislang vier Alben eingespielt, und sind seit Anfang 2001 zusammen. Anfänglich noch als Misfits Cover Band unterwegs, spielen sie heute aber ihre eigenen kraftvollen Stücke. Und das wird deutlich vom Publikum honoriert, ruck zuck entsteht ein kleiner Circle Pit und es wird kräftig gemosht. Sänger Vlad interagiert mit dem Publikum, lässt den einen oder andern ins Mikro grölen und hat sichtlich Spaß dabei. Zeit für überflüssige Reden bleibt nicht, da es ja zügig weitergehen muß.

Setlist: Spit Black Casket, Patchwork Fuckface, Dein Nachtmahr, Armagetron, Sons Of The Zodiac, Bloodred, Yet Not Human, Nearly Free, Midnight Mayhem, Army Of Cenobites

Kitty In A Casket - live - 2017Und weiter geht es im Programm. Routiniert und schnell wird die Bühne nun für Kitty In A Casket vorbereitet; der eigentliche Grund für mein heutiges Kommen. Des Öfteren haben die Österreicher um die Frontschönheit Katharina Langheiter schon in Köln gespielt, und nicht einmal ging es mit meinem Terminplan konform. Aber heute! Und obwohl man sie immer noch in die Schublade „Female-Fronted Psychobilly“ steckt, zeigen sie heute Abend einmal mehr die Bandbreite ihres musikalischen Schaffens. Psycho-Roots mit Neo-Rockabilly, Punk-Rock und packende Melodien haut man uns hier um die Ohren, dass es eine wahre Freude ist. Wirbelwind Katharina fegt über die Bühne, steht keinen Moment still und gibt Vollgas. Diese zierliche Person hat echt Feuer im Arsch, unglaublich. Mal springt sie vom Drumriser, klettert auf den Kontrabass oder lässt sich zum Crowdsurfen hinreißen. Damit hat sie die Sympathien auf ihrer Seite, und seien wir mal ehrlich. Gibt es heute Abend irgend jemanden, der Österreichs Antwort auf Gwen Stefani nicht mag? Sieht jedenfalls nicht danach aus. Viel zu schnell ist das Programm leider runtergespielt, aber es nützt ja nichts. Schließlich kommt noch der Headliner des heutigen Abends. Während der kurzen Umbaupause, nutze ich die Gelegenheit für einen netten Plausch mit der Lady und ihren Jungs. Supernett und ohne Starallüren nehmen sie sich Zeit für die vielen Fans.

Setlist: Intro-White Lies, Run Run, Midnight Thrill Ride, Sweet Love, Monster Highschool Party, Dancing With The Devil, Sticks & Stones, Space Invaders, Bride Of A Monster, Cold Black Heart, Kreepsville 666, Kiss My Ass, Ins offene Messer

The Other - live - 2017Die mit Spannung erwarteten The Other lassen sich dann auch nicht lange bitten und starten extrem druckvoll. So hart hatte ich sie gar nicht in der Erinnerung! Gut, es ist schon eine Weile her, dass ich sie auf dem Blackfield Festival gesehen habe, aber nun bin ich wirklich positiv überrascht. Das geht ja ab wie Schmitz Katze hier. Andererseits, wer mit Alice Cooper, Bela B., Misfits, The 69 Eyes, The Cult auf Tour war, Festivalgigs auf Wacken, Mera Luna, With Full Force, Wave Gotik Treffen, Amphi, Summer Freeze absolviert hat und von den USA bis Russland getourt ist, muss schon Qualitäten haben. Überhaupt scheinen die Höhen und Tiefen, die die Band in ihrer Historie durchwandert hat, sich letztlich als sehr positiv ausgewirkt zu haben. Die beiden verbleibenden Gründungsmitglieder Rod Usher und Dr. Caligari und ihre neuen Mitstreiter vermitteln auf jeden Fall das Gefühl, das hier ist eine echte Band zu hören und zu sehen ist; kein Casting-Produkt, wie sie heutzutage leider allzu oft auf den Bühnen dieser Welt stehen. Für mich die einzig legitimen Misfits-Nachfolger, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Und das Publikum weiß den charismatischen Frontmann Rod gebührend zu feiern. Egal ob Backprogramm oder neues Songmaterial: Die Live Music Hall bebt und tobt. So muss das, eben "Hellnights On Tour"! Ein gelungener Abend, der straff durchorganisiert war und so einen absolut reibungslosen Ablauf möglich gemacht hat. Einen Dank an alle Beteiligten, das erlebt man auch nicht alle Tage.

Setlist: A Party At Crystal Lake, Bloodsucker, We Are The Other Ones, Drieming Of The Evil, Dead And Gone, Creature, End Of Days, Der Tod Steht Dir Gut, Take You Down, She’s A Ghost, Werewolf Of Bedburg, Skeletons, Puppet, X-Ray, Castle Rock, Lovers Lane, Counting The Flies, Back To The Cemetary, Lovesick Mind, Little Black Riding Hood, Hyde Inside, Beware Of Ghouls, What It’s Like To Be A Monster



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt