LIV SIN - Ich liebe meinen Heavy Metal


Eigentlich sollte es ja ein Face-to-Face-Interview werden, und ich war schon voller Vorfreude, das schwedische Energiebündel mal wieder live zu sehen. Aber leider kam alles anders. Am Morgen des Konzert- und Interviewtages kam die traurige Mitteilung, dass die Show gecancelt worden ist; übrigens die einzige auf dieser Tour. Die Fragen waren schon vorbereitet, also nicht verzagen und das Beste daraus machen. Die gute Liv war so freundlich, und beantwortete mir meine Fragen schriftlich.

logoPistol: Hallo Liv! Leider hat das mit dem Face-to-Face-Interview ja nicht geklappt, weil die Show gecancelt wurde. Nach dem plötzlichen Ende von Sister Sin hast du ja noch einmal von vorne angefangen. War es eine schwere Zeit, und wie hast du dich dabei gefühlt?     

Liv: Ja, zuerst war es wirklich schwer. Sister Sin war mein ganzes Leben, und es fühlte sich an, als ob der Boden unter meinen Füssen verschwand. Aber nach und nach begann ich darüber nachzudenken, und erkannte die Chance, etwas selbst zu machen. Und so gründete ich Liv Sin.

Pistol: Ich habe gesehen, dass du auch als Fitness-Trainerin aktiv warst. Betreibst du das weiterhin, oder war es mehr ein Ventil um deinen Frust loszuwerden?     

Liv: Ich bin seit über zehn Jahren Personal Trainer und kann sagen, das ist mein normaler Job, mit dem ich Geld verdiene. Ich hoffe, dass ich eines Tages in der Lage sein werde, einfach vom Musizieren zu leben. Aber das ist schwierig und wird immer schwieriger. Wir werden sehen, was daraus wird.

Pistol: Möchtest Du kurz deine neue Band vorstellen? Wenn ich das im Internet verfolge, ist Per ja nicht nur der Drummer bei Liv Sin. Möchtest du uns dazu etwas erzählen?

Liv: Absolut! Per ist mein Schlagzeuger und auch mein Freund. Also er war der Erste, den ich fragte (er hatte keine große Wahl, haha!). Patrick ist ein alter Freund und auch derjenige, mit dem ich alle Songs zusammen schreibe. Chris ist der Lead-Gitarrist. Ich habe ihn auf Instagram gefunden, als ich nach jemandem gesucht habe, der es wirklich fetzen lassen kann. Und zuletzt haben wir Tommie, der den Bass spielt. Ich kam mit ihm in Kontakt durch eine andere schwedische Band, Hardcore Superstar, mit der er als Tour-Manager und Crew zusammenarbeitet. 

Pistol: Sister Sin war für meinen Geschmack die weltbeste Kick Ass Rockband. Nun hast du einen Wechsel in Richtung Heavy Metal vollzogen. Fühlst du dich damit besser?   

Liv: Auf jeden Fall! Ich wollte schon seit längerer Zeit härtere, schwerere Musik spielen! Und nun wo ich diese Gelegenheit hatte, wollte ich es wirklich ausprobieren.

Pistol: Wirst du trotzdem noch Sister Sin-Songs auf der Bühne präsentieren? Ich glaube, viele Fans wollen das hören!   

Liv: Wir spielen ein paar von ihnen live, ja bestimmt. Es sind gute Songs, die gespielt werden sollten, denke ich.   

Pistol: Ich hatte eher erwartet, dass ihr z. B. als Support für U.D.O. oder auch Accept auf Tour kommt. Wie kommt es dazu, dass ihr den Support für American Head Charge macht, die ja mehr im Nu Metal oder Industrial zu sehen sind?     

Liv: Es war eine Gelegenheit, die uns in letzter Minute in die Hände fiel. Und wir wollten unbedingt live spielen, also nahmen wir es an. Du hast Recht, es passte musikalisch nicht so ganz zusammen. Mit U.D.O. oder Accept wäre es natürlich der Hammer gewesen, aber wir haben unsere Chance genutzt und hatten eine Menge Spaß auf der Tour.

Pistol: Könntest Du Dir vorstellen, ähnliche Musik wie American Head Charge oder eine komplett andere Richtung zu machen?        

Liv: Nein, nicht so. Ich liebe meinen Heavy Metal!         

liv sinPistol: Ich erinnere mich, dass wir mal miteinander gemailt haben, und du mir gesagt hast, wie schwer es ist, ein Label zu finden, um das neue Album zu produzieren. Wie ist es denn zu der Zusammenarbeit mit Despotz Records gekommen?  

Liv: Despotz hatte vor ein paar Jahren schon ein Interesse an Sister Sin, als ich auf der Suche nach Labels war. Ich erinnerte mich daran und kontaktierte Ömer bei Despotz, der sofort interessiert war. Es ist natürlich praktisch, ein schwedisches Label auszuprobieren. Du kannst die Leute viel schneller treffen und alles vor Ort besprechen.

Pistol: Wahrscheinlich bist du das jetzt schon tausendmal gefragt worden, aber weißt du was aus den Jungs von Sister Sin geworden ist? Machen sie weiterhin Musik, oder mehr in Familie wie z. B. Andreas? Ich mochte z. B. Jimmy sehr gerne.   

Liv:  Ich denke, sie sind jetzt alle mehr Familienmenschen. Leider habe ich schon eine Weile keinen Kontakt oder Gespräche mehr mit ihnen gehabt.     

Pistol: So genug aus der Vergangenheit, was erwartet die Fans auf einer Liv Sin-Show?         

Liv: Pure Energie, viel Headbangen und viel Spaß!     

Pistol: Werdet ihr noch weiter touren, oder gibt es schon Pläne für ein zweites Album?   

Liv: Also wir haben eine kleine EP geplant, die im Dezember oder Januar aufgenommen werden soll. Dann können wir sie im Frühjahr veröffentlichen. Später, im Herbst 2018, möchten wir ins Studio, um ein zweites, vollständiges Album aufzunehmen.

Pistol: Wenn ja, würdest du wieder mit Stefan Kaufmann zusammenarbeiten?                                       

Liv: Das würde ich sehr gerne, vielleicht später einmal. Das nächste Mal bleiben wir erstmal in Schweden. Es muss ja auch vom Budget her passen.     

Pistol: Viele Bands verzichten heute auf ein richtiges Studio und mischen die Aufnahmen am Computer ab. Ist das eine Option für Dich, oder bevorzugst Du da die Old School-Variante?  

Liv: Ich bevorzuge die alte Vorgehensweise, also wenn die Band in ein richtiges Studio geht. Aber heutzutage, wo die Budgets knapper und knapper werden, ist es vielleicht eine Option, über die man zumindest einmal nachdenken könnte.    

Pistol: Verzeihe mir den blöden Begriff, aber Liv Sin wird ja direkt in die „Female-Fronted“-Schublade gesteckt. Siehst Du Dich als Solokünstlerin mit austauschbaren Musikern, oder ist Liv Sin eine komplette Band?    

Liv: Ich sehe es als eine Band, und ich hoffe sehr, dass ich meine Mitglieder behalten kann! Sie sind wirklich großartig, und wir haben jede Menge Spaß zusammen. Ich mag die Idee, ein Solokünstler zu sein, nicht wirklich. Denn Namen habe wir so ausgewählt, weil es leichter ist, damit Werbung zu machen.        

Pistol: Wie ist das Feedback zu Liv Sin in Deiner Heimat Schweden? Gibt es eine Fan-Base?       

Liv: Ich habe immer noch viele Fans aus der Sister Sin-Zeit, sowohl hier in Schweden als auch draußen. Dafür bin ich sehr dankbar. Das Feedback insgesamt war überall gut, am besten aber derzeit in den USA. (die ja schon von Sister Sin reichlich betourt wurden; Anmerkung des Verfassers)   

liv sinPistol: Könntest Du Dir auch eine Headlinertour durch kleinere Clubs vorstellen, oder bevorzugst du größere Bühnen bzw. Festivals?  

Liv: Solange ich live spielen kann, mache ich beides gerne. Wir sind gerade von einer kleinen Headline-Tour in Spanien heimgekehrt, in kleinen Clubs mit einem erstaunlichen Publikum. Und es spielt keine Rolle, ob es sich um einen kleinen Club handelt. Aber natürlich, da ich gerne viel herumlaufe, spiele ich auch sehr gerne auf größeren Bühnen.

Pistol: Ich sehe immer wieder Gemeinschafts-Projekte mit Sängerinnen und Sänger verschiedener Metal-Bands. Das ist nicht immer wirklich gut. Hast Du schon einmal bei so etwas mitgewirkt oder Angebote in dieser Richtung erhalten?     

Liv: Ich war noch nie bei so etwas dabei und habe bisher keine interessanten Angebote in dieser Richtung bekommen. Aber wie Du schon sagst, ist es nicht immer das Beste, haha.      

Pistol: Hast Du denn noch andere Projekte im Bereich Musik, oder ist Liv Sin das Einzige für Dich? 

Liv: Also derzeit ist Liv Sin mein einziges Ding, und tatsächlich nimmt es meine ganze Freizeit in Anspruch. Aber man weiß ja nie, was in der Zukunft passiert. Aber mein Plan ist jedenfalls, diese Band immer weiter zu führen.      

Pistol: Okay, ich bedanke mich, dass Du uns ein wenig deiner Zeit geschenkt hast. Möchtest Du noch ein paar Worte an unsere Leser richten?    

Liv: Danke, dass Du mit mir gesprochen hast! (verziert mit einem Smiley) Und wir hoffen, bald wieder nach Deutschland zu kommen, und dass ihr dabei seid, um mit uns zu bangen!                                                                                        

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Autor: Pistol Schmidt