STEEL SHOCK - Verdammte Klischees bei Jack Daniel´s mit Cola Light


Erst im letzten Jahr fand die Deutsch-niederländische Allianz Steel Shock zusammen. Martjo Whirlewolf spielt auch bei den holländischen Metal-Veteranen Vortex Gitarre, Nima MetalHeart sang mal bei der Underground-Band Act Of State, deren EP ich auch besitze und Bassist Sasch Machyne war mal kurz bei Stormwitch. Die Jungs bringen also schon einige Erfahrung mit. Und so klingt ihr Klischee durchtrieftes Debüt „For Metal To Battle“ auch, dessen Albumtitel wahrlich Programm ist. Ich sprach mit Sänger Nima und rollte die gesamte Band-Geschichte von hinten auf, um euch diese noch unbekannte Band verdientermaßen näher zu bringen!

logoDaniel: Hey Nima! Bitte erzähl uns doch zunächst, wie es zur Gründung von Steel Shock kam!  

Nima: Hi Daniel. Tja, lass mich Dir ein kleines Liechen singen: „We met on Belgian ground, on the festival we heard the sound, and we all knew what we had to do…”, haha! Na gut, mal im Ernst: Martjo und ich sind uns 2003 auf dem Graspop Metal Meeting zum ersten Mal begegnet. Wir lebten beide in der Nähe von Groningen in Nordholland und liebten offensichtlich Old School Heavy Metal. Und wir fanden schnell raus, dass unser Lieblingsgetränk Jack Daniel´s mit Cola Light ist, weil uns Pepsi nicht schmeckt. Später haben wir uns also in einer heimischen Kneipe getroffen, dem Café de Ster, das es heute leider nicht mehr gibt. Wir tranken Jackies und sangen Lieder von Saxon, Judas Priest, Iron Maiden, Anvil, Manowar und all diesen Legenden. Später wurde ich auch Roadie bei Vortex, wo Martjo Gitarre spielt, und so lernten wir uns immer besser kennen. Wir haben oft darüber geredet, mal gemeinsam Musik zu machen, und dass es Old School Metal sein sollte, weil wie beide keinen modernen Kram und Core-Scheiß mögen. Na ja, Martjo hatte ziemlich viel mit Vortex um die Ohren, und ich hatte auch meine eigenen Bands. Deswegen haben wir lange nur darüber geredet, ohne dass etwas passierte. Irgendwann bekam Martjo gesundheitliche Probleme nach der „Warriors Of Metal“-Tour mit Vortex, Wizard und Killer. Nachdem er sich davon erholte hatte und besser war als je zuvor, hatten wir beschlossen, unseren Worten nun endlich Taten folgen zu lassen. Eines meiner Projekte war die Speed Metal-Band Damnator. Martjo hatte eine Idee für dieses Projekt, und aus dieser wurde später der erste Steel Shock-Track, „Shockwave Of Steel“. Ich schrieb auch noch einen Song, zu dem Martjo ein Solo beisteuern sollte, und daraus wurde der zweite Song „Metal Fire“. So wurden Steel Shock geboren. Zunächst waren wir nur zu zweit. Wir fragten Lijon Knight, der ein gemeinsamer Freund von uns war mit denselben Interessen war, ob er bei uns Gitarre spielen würde, und Tristan von der Thrash Metal-Band Destitution, ob er bei uns als Schlagzeuger einsteigenen wollte, und wir schrieben weiter neue Musik.   

Daniel: Ihr lebt zum Teil in den Niederlanden und zum Teil in Deutschland. Wie habt Ihr zusammen gefunden? Und kanntet Ihr Eure vorherigen Bands schon untereinander?  

Nima: Na ja, wie bereits erwähnt, starteten wir zunächst mit vier Holländern. Es stellte sich schnell heraus, dass es verdammt schwierig war, bei uns in der Gegend einen geeigneten Bassisten zu finden, der dieselben Interessen, Einstellungen und Ziele hatte wie wir. Sasch Machyne bot uns schließlich seine Dienste an. Er ist nicht nur ein netter Kerl, sondern auch ein Naturtalent, ein Multi-Instrumentalist und sogar ein ziemlich guter Sänger. Vor allem ist er aber auch ein guter Produzent und besitzt ein eigenes Mighty Monster Studio in Schwäbisch Hall. Er hatte vor einigen Jahren auch noch sein eigenes Label Mighty Monster Records, bei denen damals auch Vortex unter Vertag waren, wie Du vielleicht weißt. Wir kannten ihn also sehr gut, und er war mehr als geeignet für diesen Job. Tristan verließ uns sehr schnell wieder, weil er lieber extremeren Metal mag. Sasch stellte uns diesen jungen Schlagzeuger, Abigail, vor; ein netter Typ und ein guter Schlagzeuger. Also hatten wir dann schon zwei Deutsche in der Band. Kurz darauf bin ich dann nach Deutschland gezogen. Nun sind wir also halb holländisch/halb deutsch, haha! Abigail war leider auch nur sehr kurz in der Band, und dank Lijon trafen wir auf Herrn Erik “E.Klipse” Klip. Wir hatten endlich den geeigneten Drummer für Steel Shock gefunden. Er ist ein Monster am Schlagzeug. Er stieß erst sechs Wochen vor der Aufnahme zu uns und riss sich richtig den Arsch auf. Er hat´s echt drauf! Erik kommt eigentlich aus der Extrem Metal-Szene. Sein Stil gibt der Musik also eine andere Dimension.  

steel shock Daniel: Wie probt Ihr den eigentlich? Und probt Ihr überhaupt? Oder schickt Ihr Euch nur Audio-Dateien über das Internet hin und her? 

Nima: Wir proben wie jede andere Band auch. Am Anfang wohnten Sasch und Abigail circa 700 Kilometer von uns entfernt. Es war sehr schwierig, Termine zum Proben zu finden, und wir mussten viel zu Hause machen. Jetzt, seit Erik in der Band ist, ist vieles einfacher geworden. Vier von uns wohnen auch gar nicht mehr so weit auseinander. Ich wohne am weitesten entfernt und muss etwas vierzig Minuten zum Proberaum fahren. Wir können also einmal pro Woche proben. Als komplette Band ist das zwar immer noch schwierig, aber Sascha stößt hinzu, wenn er kann. Er muss sich am meisten zu Hause draufziehen, aber das kriegt er ziemlich gut geregelt. Heutzutage ist die Entfernung nicht mehr tragisch, weil man über digitale Wege trotzdem sehr gut zusammen arbeiten kann. Man benötigt lediglich ein paar Mausklicks. Aber ich würde mir schon wünschen, öfter mit Sasch proben zu können. Ich vermisse den kleinen Bastard, hehe!    

Daniel: Sind Steel Shock für Euch den eine richtige Band oder nur ein Spaßprojekt für zwischendurch? 

Nima: Oh, wir haben definitiv eine Menge Spaß, aber das bedeutet nicht, dass es sich bei Steel Shock lediglich um ein Nebenprojekt handelt! Ich kann Dir versichern, dass diese Band für uns alle oberste Priorität hat. Lijon hat seine andere (Cover-) Band SinnerS zum Beispiel für uns verlassen, um sich mehr auf Steel Shock konzentrieren zu können. Und für mich war Steel Shock auch der Grund, warum ich mich dazu entschlossen hatte, PPTA zu verlassen.      

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupt-Einflüssen?

Nima: Wenn Du Dir unsere Musik anhörst, dann sind unsere Einflüsse schon sehr offensichtlich: „Old School Or No School” ist unsere Devise. Vor allem der klassische Heavy Metal der Achtziger und die New Wave Of British Heavy Metal haben deutliche Spuren bei uns hinterlassen. Wir alle lieben Bands wie Black Sabbath, Ozzy, Judas Priest, Accept, Saxon, Manowar, Iron Maiden, Motörhead, Dio, Doro, Warlock, Savatage, aber auch Mötley Crüe, Ratt, Dokken, Whitesnake, Running Wild, Deep Purple usw. Die Liste ist endlos. Gesanglich haben mir vor allem Leute wie Eric Adams, Rob Halford, Ian Gillan, Ronnie James Dio und Ozzy geprägt, aber auch Sven D’ana von Wizard. Ich persönlich bin auch ein großer Fan von Old School Speed- und Thrash Metal; Lijon auch, obwohl er mehr auf das technische Zeug steht. Martjo und Lijon hören auch viel bluesigen, alten Hardrock. Erik hört dagegen viel extremeres Zeug wie Death Metal und Grindcore.  

Daniel: Eure Texte sind voll von Klischees. Woher lässt Du Dich dazu inspirieren? 

Nima: Mein ganzes Leben ist ein verdammtes Klischee, haha! Nein, nicht wirklich. Aber mal im Ernst: Danach strebten Martjo und ich von Anfang an bei Steel Shock.  Ich liebe Klischees, und es gibt nichts Besseres, als über Heavy Metal zu singen. Im Metal und in der Szene an sich gibt es haufenweise Inspirationen. Ich hasse und verabscheue den ganzen Schrott, der heutzutage als Metal verkauft wird! Ich hasse diese ganzen Core-Bands und und die Kombination mit schlechtem Growls (Überlasst das den richtigen Death Metal-Bands!) und weinerlichem Gesang! Jedem das Seine, denke ich mir, aber scheiß drauf! Das ist kein Metal und sollte auch nicht so genannt werden! Mit Steel Shock kämpfen wir für den wahren Old School Heavy Metal und gegen den Möchtegern Metal der heutigen Zeit. Musik ist für mich die beste   Unterhaltung. Das Leben ist schon hart genug. Jeden Tag gibt es Komplikationen und Ärger. Musik ist die beste Gelegenheit, um davon zu entkommen und den ganzen Stress für eine Weile zu vergessen. Wenn ich auf ein Konzert gehe, dann möchte ich unterhalten werden. Ich schalte den Kopf ab, trinke mir einen, headbange und singe lauthals mit. Dieses Gefühl habe ich auch beim Texte schreiben. Die Leute sollen sich mit ihnen identifizieren und sich dann hoffentlich besser fühlen. Das „Macho“-Gehabe einiger Songs soll ihnen Stärke geben. Ein Song wie „Ready To Rock“ handelt von Metal-Konzerten und ist für mich ein Partysong. Ich sage nicht, dass ich nicht auch ernstes Zeug mag, aber Musik ist ein guter Weg, um Botschaften zu vermitteln. Und das geht nicht nur mir so, sondern auch allen anderen bei Steel Shock. Ich habe auch ein paar ernste Texte geschrieben. „Eyes Of Fire” ist zum Beispiel eine Hommage an den mächtigen Tiger. Ich liebe diese Tiere, und es macht mich traurig und kotzt mich an, dass sie vom Aussterben bedroht sind, nur weil sie von Jägern als Trophäe gehandelt werden. Werft diese Arschlöcher mal ohne ihr Gewehr in die Wildnis und seht zu, wie sie dann überleben würden! Ich denke nicht, dass sie es schaffen werden. Ich entschied mich daher, auch einen Song über diese schönen und majestätischen Tiere zu schreiben. Der Song „Stand Tall“ handelt dagegen von Untergebenen, wie Schülern, Angestellten usw., die anderen Leuten das Leben schwer machen. Die Botschaft dahinter heißt, sich nicht unterkriegen und jemand anderen entscheiden zu lassen, was gut für Dich ist. Hört auf Eure Herzen, besinnt Euch auf Eure Stärken, tretet diesen Leuten in den Arsch und bleibt standhaft!         

steel shock Daniel: Euer Album hat einen geilen Sound. Wo habt Ihr es aufgenommen und wer hat produziert?  

Nima: Vielen Dank! Wir sind aber auch sehr, sehr zufrieden mit dem Sound! Tatsächlich haben wir alles zu Hause aufgenommen. Die heutige Technik erlaubt dies zum Glück, ohne ein teures Studio entern zu müssen. Natürlich hat eine Studio-Aufnahme auch Vorteile, und eine professionelle Aufnahme hätte uns vermutlich viel Zeit erspart. Aber so etwas kostet leider auch immer sehr viel Geld… Und das haben haben wir natürlich nicht immer alle gerade über. Wie bereits erwähnt, ist Sasch ein guter Produzent und hat sein eigenes Studio. Leider konnten wir das Album nicht mit ihm gemeinsam aufnehmen, weil er zu der Zeit gerade krank war. Aber er hat das Album dann gemischt und gemastert. Ich denke, das Resultat zeigt, wie gut er sein Handwerk versteht.      

Daniel: Wie seid Ihr denn an den Plattenvertrag mit Alone Records aus Griechenland gekommen?

Nima: Nun ja, wir haben eine Demo-Version von „Shockwave Of Steel” bei YouTube als Lyric Video hochgeladen, um Steel Shock der Welt vorzustellen. Ein griechischer Freund von uns, Vagelis Papadakis, den wir jedes Jahr auf dem Keep It True treffen, hörte den Song, zeigte ihm einem seiner Freunde, Emmanoel Emmanouilidis, dem das Label Alone Records gehört, und erzählte uns, dass Emmanoel den Song sehr mochte. Also fragten wir ihn nach den Kontaktdaten. Wir unterhielten uns mit Emmanoel und wir haben uns sofort gut mit ihm verstanden. Wir sind Vagelis und natürlich Emmanoel sehr dankbar! Und er ist genauso ein fanatischer Metalhead wie wir. So sollte es im Metal immer sein: Alle für einen und alles für den Metal!    

Daniel: Spielt auch auch live? Und wenn ja: Wann und wo kann man Euch mal sehen? 

Nima: Ja, natürlich! Warum sollte man in einer Band sein, ohne live zu spielen? Haha! Die wahre Magie offenbart sich auf der Bühne. Ich persönlich liebe es, auf der Bühne zu stehen und live zu spielen! Da bin ich voll in meinem Element. Nach der Veröffentlichung unseres Albums haben wir eine kleine Mini-Tour mit unseren Brüdern von Wizard durch Deutschland, Belgien und die Niederlande gespielt. Die Resonanzen waren durchweg positiv, deswegen wollen wir bald unbedingt wieder auftreten, wenn die Bedingungen stimmen. Für eine kleine Band ist es nicht immer einfach, um gute Auftritte zu bekommen. Das soll jetzt nicht arrogant klingen, aber wir wollen nicht für umsonst spielen und draufzahlen!       

Daniel: Lass uns auch mal ein bisschen über die holländische Metal-Szene reden, ja? Ich bin nämlich ein großer Fan von Bands Angus, Ear Danger, Martyr, Picture, Jackal, Highway Chile, Seven Steps Of Denial usw., wenn es um klassischen Heavy Metal geht. Ich liebe auch auch hollänbdischen Death Metal, wie Asphyx, Grand Supreme Blood Court, Sinister, Thanatos, Pestilence, Delirium, Sempiternal Deathreign, Altar, Entrapment, Supreme Pain und viele andere. Hast Du Kontakt zu einigen dieser Bands? Und welche Bands sind Deine Favoriten aus Deiner Heimat? 

Nima: Die Holländer haben tatsächlich in den letzten Jahrzehnten einige tolle Bands offenbart. Es gibt sehr viele gute Bands da draußen. Die Szene ist wohlauf, denke ich. Neben den Bands, die Du bereits aufgezählt hast, würde ich noch Bands wie Sad Iron, Vengeance und natürlich die legendären Bodine erwähnen. Oh Mann, wie gerne würde ich mal eine Reunion von Bodine mit Arjen Lucassen sehen! Aber das wird wohl nie passieren… Von den extremeren Bands aus Holland mag ich God Dethroned und Legion Of The Damned sowie die Black Metaller Salacious Gods und Cirith Gorgor am liebsten; auch die im Moment recht erfolgreichen Lord Voltore und Carach Angren, die schon die Welt erobert haben mit dem, was sie tun. Ob wir viel Kontakt zu anderen holländischen Bands haben? Eigentlich nicht… Weißt Du, es gibt schon viele Bands in unserem Land, aber die meisten sind leider arrogant, was ich überhaupt nicht mag. Ein bisschen Konkurrenz ist eine Sache, aber es macht immer mehr den Anschein, dass die eine Band der anderen einfach gar keinen Erfolg gönnt. Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich auch ein paar Bands, zu denen wir guten Kontakt haben, wie die Leute von Sad Iron, Chainsaw, PPTA, Venator, Picture und Seven Steps Of Denial, nur um mal ein paar Namen zu nennen. Und Du solltest Dir auf jeden Fall mal die traditionelle Heavy Metal-Band Angelic Forces mit Ex-Mitgliedern von Methusalem anhören!

steel shock Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Steel Shock aus? Erzähl mal!  

Nima: Raising hell and shocking some fuckin’ steel, haha! Wir haben schon weitere Songs für unser zweites Album geschrieben und hoffen, dass es nächstes Jahr erscheinen wird. Und natürlich wollen wir auch weiterhin so oft wie möglich auf der Bühne stehen.    

 

Daniel: Okay, Nima! Dann sind wir durch! Dir gehört das Schlusswort!  

Nima: Vielen Dank für dieses Interview und für die Gelegenheit, uns den deutschen Metal Maniacs vorstellen zu können! Schaut auf unsere Webseite für neueste Informationen und Merchandise und schreibt uns bei Facebook. Spread the word of steel. Keep it safe, keep it true, keep it metal, and Shock that fuckin’ Steel!

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Autor: Daniel Müller