NAZARETH - BIG DOGZ

Label: | EAR |
Jahr: | 2011 |
Running Time: | 55:43 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Nazareth ist ein müder und gemächlicher Haufen geworden. Oder wie soll ich mir ein Album wie "Big Dogz" erklären, das vor lauter lahmen Nummern zum Einpennen motiviert. Stünde ein anderer Name auf diesem Silberling, hätte man die Band zum Kritiker-Abschuss frei gegeben. Der Albumtitel wird dem Material nicht ansatzweise gerecht. Selbst dann nicht, wenn Songs gefallen. Auch dann handelt es sich gerade noch um nette Nummern, denen man allenfalls aufgrund alter Zeiten, noch etwas abgewinnen kann. Ich rede da von dem kleinen, melodiösen Rocker "Radio" und dem extra ausgedehnten Track "Time And Tide", der alle Register einer Ballade zieht. Allein die ersten vier Beiträge, der Valium-Opener "Big Dog`s Gonna Howl", das verhaltene "Claimed", der belanglose Up-Tempo-Filler "No Mean Monster" und der sphärische Wüsten-Blues "When Jesus Comes To Save The World Again" mit dem Schlafzimmer-Tenor sind komplett für die Tonne. Das eigentliche Highlight der Band, die Stimme von Fronter Dan McCafferty, ist am Ende. Das ist wirklich nicht mehr schön zu reden. "No Mean Monster" ist gesanglich dermaßen schräg, dass ich heulen könnte. Bei den beiden Tracks, die ich zuerst in diesem Review erwähnt habe, findet Dan, zumindest teilweise zu alter Klasse zurück. "Lifeboat" kann sich mit einer kleinen Melodie aus der Affäre ziehen und "The Toast" ist ein typischer Rock ´n` Roller der niemandem weh tut. "Watch Your Back" ist genau das Material, das der Fan will. Dieser Song bringt dem Hörer wieder nahe, warum die Band zum Millionenseller wurde (60 Millionen Alben): eine Band mit Ecken und Kanten, rau und straight, zugänglich und nicht überproduziert (alles Superlativen des Info-Blattes). Man kann es sich auch einfach machen und sich auf sein Altenteil zurücklehnen, aber Freunde, nicht ein Album aufnehmen um das eigene Grab zu schaufeln. Ein Track wie das balladeske "Butterfly", eingesungen mit akuter Atemnot, ist nur noch peinlich und banal. Das hätte Roger Cicero auch geschafft...nur mit besserer Stimme. Zum Abschied dürfen wir "Sleeptalker" hören. Haut mich auch nicht aus den Socken, muss ich aber bei solch schwachen Beiträgen derweil schon zur Plus-Seite zählen. Ich, als wahrscheinlich größter Nazareth-Fan in der Redaktion, bin tief traurig. Schön, dass live wenigstens alles im grünen Bereich ist. Zumindest beim letzten Gig.
Note: 4 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak