CAOIMHÍN - Geschichten über Tragödien, Tod, Liebe und Hoffnung


Es gibt Projekte, die sich auf wundersame Weise zusammenfinden und niemals proben. Dass sich das Endergebnis ihrer Aufnahmen dennoch sehr gut hören lassen kann, zeigt das amerikanisch-norwegische Atmospheric Black Metal-Projekt Caoimhín, das soeben zwei jeweils elfminütige, epische Tracks auf einer EP veröffentlicht hat. Wie es dazu kam, und wie das alles funktioniert, schilderte mir Kevin Pribulski, der die gesamte Musik alleine schrieb und sie von seinen norwegischen KollegInnen im hohen Norden aufnehmen ließ. Dass sie sich noch nie persönlich trafen, erklärt übrigens auch die Tatsache, dass es keine richtigen Bandfotos gibt… 

logoDaniel: Hi Kevin! Lass uns mal ganz von vorne anfangen: Wann und wie kam der Stein für Caoimhín ins Rollen?

Kevin: Caoimhín starteten im January 2016, als ich noch auf der Universität in Amerika war. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich hauptsächlich Post-Rock/Shoegaze Musik für ein Projekt namens In Search Of… geschrieben. Die Musik, die ich schreiben wollte, sollte jedoch härter und dunkler ausfallen. Nachdem ich also vier oder fünf Jahre Songs für dieses Projekt geschrieben hatte, entschloss ich mich, sie auf Eis zu legen und etwas anderes zu machen. Ich beschäftigte mich viel mit Black Metal, Hexerei, Heidentum usw. Und letztendlich hatte ich die Idee, lieber organische Black Metal-Songs zu schreiben, die an die Nordische Mythologie angelehnt ist. So war die Idee für Caoimhín geboren! 


Daniel: Was bedeutet der Bandname überhaupt?

Kevin: Witzigerweise ist Caoimhín einfach die gälische Version meines Namens – Kevin. Das wusste ich auch vorher schon und ich hing einfach daran. Als ich nach einem geeigneten Namen für mein neues Projekt suchte, stach Caoimhín einfach aus allen anderen Vorschlägen für mich heraus.  

Daniel: Welche Bands zählen denn zu Deinen Haupteinflüssen?

Kevin: Meine Haupteinflüsse sind vor allem Alcest und Les Discrets. Andere starke Einflüsse sind zudem Lantlôs, The Ruins Of Beverast, Neun Welten, Wolves in the Throne Room, Ulver und viele andere mehr.  

Daniel: Wovon handeln Deine Texte?

Kevin: Bisher sind die Texte von Caoimhín von zahlreichen englischen Übersetzungen der poetischen „Edda” entnommen. Sie handeln von der Menschheit und dem möglichen Fall der nordischen Götter. Diese Geschichten handeln von Tragödien, Tod, Liebe und Hoffnung.   

Daniel: Handelt es sich bei Caoimhín den für Dich überhaupt um eine richtige Band oder nur um ein Nebenprojekt für zwischendurch?

Kevin: Caoimhín sind in dem Sinne keine richtige Band, aber sicherlich eines meiner ernster zu nehmenden Projekte, und auch das erfolgreichste. Ich versuche, mich hier so lange wie nur möglich selbst zu verwirklichen.     

caoimhínDaniel: Ihr lebt alle in den USA und in Norwegen. Wie habt Ihr zusammen gefunden?

Kevin: Ich bin allein für die Musik von Caoimhín’s zuständig und lebe in den USA; Andrew Malone, unser Sänger für die aggressiven Töne, übrigens auch. Tom Simonsen, der für die Studio-Arrangements und Aufnahmen zuständig ist, lebt in Norwegen. Cecilie Langlie und Kjetil Ottersen, zwei weitere Sänger des Projektes, leben ebenfalls in Norwegen und arbeiten dort mit Tom Simonsen zusammen. Es ist ein bisschen verwirrend, das weiß ich, aber hoffentlich bringt das etwas Licht ins Dunkel.    

Daniel: Probt Ihr denn dann überhaupt? Oder schickt Ihr Euch einfach nur Audio-Dateien per Mail hin und her?

Kevin: Momentan ist es tatsächlich so, dass wir uns nur Dateien hin- und herschicken. Ich habe aber definitiv vor, bald mal nach Norwegen zu reisen, damit die Zusammenarbeit etwas leichter fällt; vielleicht schon für das nächste Album. Wer weiß?  

Daniel: Wie lange hat es den gedauert, die Songs für Eure bislang einzige EP, „The Age Of Wolves” zu schreiben und aufzunehmen?

Kevin: Das „Víðarr”-Demo wurde im März 2016 fertig und das „Níðhöggr”-Demo etwa im November 2016. Insgesamt hat es also etwa acht oder neun Monate gedauert. „Ragnarøkkr” wurde zwischen „Víðarr” und „Níðhöggr” fertiggestellt, schaffte es dann aber doch nicht auf die EP.

Daniel: Beide Songs dauern jeweils elf Minuten. War das von Anfang an so geplant oder hat sich das eher zufällig ergeben?  

Kevin: Dass beide Songs genau elf Minuten dauern, war nur Zufall. „Ragnarøkkr” ist sogar mehr als vierzehn Minuten lang geworden! Dadurch, dass die Songs sehr von ihrer jeweiligen Geschichte leben, werden sie halt schnell derart lang. Da ist es ganz normal, dass sie so ausufern.   

Daniel: Wie seid Ihr den mit Eurer Plattenfirma Black Lion Records aus Schweden in Kontakt gekommen?

Kevin: Anfang 2016 habe ich ein paar Demoaufnahmen bei Soundcloud hochgeladen. Damals war ich noch auf der Suche nach dem richtigen Sound für Caoimhín. Ich las mir das Feedback auf der Seite durch, und Oliver Dalhbäck war einer der Leute, die einen Kommentar darunter gesetzt hatten. Er fand es richtig gut, und wir sprachen über eine Album-Veröffentlichung. Von da an wusste ich, dass ich etwas hatte, das die Leute gut finden würden.

Daniel: Bis jetzt gibt es eine CD und eine digitale Version dieser EP. Gibt es denn auch Pläne für Vinyl- oder Kassettenversion? 

Kevin: Wenn sich die EP gut verkauft, glaube ich schon, dass es eine Plattform für diese Formate geben wird! Ich möchte einfach, dass die Leute die Musik genießen. Und wenn diese Leute eine Vinyl- oder Kassettenversion davon haben wollen, dann möchte ich ihnen diese Option auch offen halten.   

Daniel: Spielt Ihr denn auch live? Oder handelt es sich bei Caoimhín um ein reines Studioprojekt? 

Kevin: Vielleicht ist live spielen eines Tages mal eine Option für uns. Aber im Moment handelt es sich bei Caoimhín nur um ein Studioprojekt. Wenn es sich aber eines Tages ergeben würde, live zu spielen, dann würde ich es hassen, dies zu versäumen!   

caoimhínDaniel: Drei Eurer Mitglieder spielen auch noch bei der Atmospheric-/Funeral Doom-Band Omit, von denen es bislang zwei Alben gibt. Wo genau liegen, Deiner Meinung nach, genau die Unterschiede zwischen Caoimhín und Omit, sowohl musikalisch als auch textlich?

Kevin: Da ich selbst kein Mitglied von Omit bin, ist das schwierig für mich zu erklären. Aber als langjähriger Fan der Band würde ich sagen, dass sich beide Bands schon sehr drastisch voneinander unterscheiden; auch in der Literatur, die die Musik inspiriert. Meiner Meinung nach sind Omit ein bisschen philosophischer und setzen sich mehr mit der psychologischen Selbsterkenntnis auseinander, während es bei Caoimhín mehr um das Erzählen von Geschichten geht.

Daniel: Wie sehen die Zukunftspläne von Caoimhín aus?

Kevin: Zum jetzigen Zeitpunkt arbeiten wir an unserem Debüt-Album „A River Bears Westward”. Keine Ahnung, was danach kommt. Ich lebe mehr im Jetzt und befasse mich nur wenig mit der Zukunft.    

Daniel: Okay, Kevin! Die letzten Worte gehören Dir!

Kevin: Ich danke Dir sehr von Herzen für dieses Interview! Ich finde es schön, dass Leute die Musik wirklich zu genießen scheinen, die wir schreiben. Ich hoffe, dass sich unsere Wege bald wieder kreuzen werden!  

https://www.facebook.com/Caoimhin.music/

https://caoimhnblacklion.bandcamp.com/

 



Autor: Daniel Müller