DRUDKH/PAYSAGE D´HIVER - SOMEWHERE SADNESS WANDERS


Label:UNDERGROUND ACTIVISTS
Jahr:2017
Running Time:40:54
Kategorie: Neuerscheinung
 

Es gibt nur wenige Black Metal-Bands, die mir aus der Ukraine bekannt sind. Eine der besten, wenn nicht die beste, sind für mich Drudkh, die seit ihrer Gründung im Jahr 2002 mittlerweile auf stolze zehn Alben zurückblicken können. Hier handelt es sich aber nicht um ein neues Album, sondern um eine Split-LP mit dem Schweizer Ambient Black Metal-Projekt Paysage D´Hiver. Den Anfang machen hier aber die Ukrainer Drudkh mit zwei neuen Songs, die beide mit fast dreizehn und acht Minuten ziemlich lang sind. Der A-Seitentitel der Ukrainer ist – neben dem englischen Titel – in kyrillischen Schriftzeichen angegeben. Die beiden Songtitel sind aber Englisch. Sie beginnen mit melodischem, aber nicht kitschigem Black Metal, wie man ihn von ihnen gewohnt ist. Trotz der Gitarrenharmonien klingen Drudkh aber auch immer irgendwie böse. Im Mittelteil des Openers gibt es noch einen atmosphärischen Ambient-Mittelteil, der recht unheimlich klingt und fast als Horrorfilm-Musik durchgehen könnte, allerdings kehrt man im letzten Drittel wieder zum Midtempo Black Metal zurück. Im zweiten Track gibt es dann wieder wilde Raserei, jedoch immer mit Bezug zu dünnen Gitarrenmelodien. Der Gesang bleibt dabei aber immer Black Metal-typisch. Freunde von Burzum, Hate Forest oder Khors werden hier angesprochen. Auf die B-Seite freue ich mich dann ganz besonders. Ein Mann namens Wintherr gründete Paysage D´Hiver 1997 als Soloprojekt. Es gibt viele Veröffentlichungen dieses Projektes, aber kein richtiges Album, wenn man es genau nimmt. Zunächst gab es nämlich zehn Demotapes, die so schnell weg waren, dass sie später als schöne DIN A5-Digipacks wiederveröffentlicht wurden, deren Artworks alle in grau-schwarz gehalten waren. Dieses bräunliche Cover lässt erstmals Farbe durchsickern. Neben den besagten Demos gab es noch zwei Split-LPs mit Vinterriket, ebenfalls ein Soloprojekt aus der Schweiz, und mit Lunar Aurora. Nun liegt also ihre dritte Split-LP vor, die auf fünfhundert Stück limitiert ist, und die es wahlweise in schwarzem, weißem oder goldenem Vinyl gibt. Paysage D´Hiver haben nur einen Track hier verewigt, der ist aber so lang wie beide Drudkh-Songs zusammen, nämlich zwanzig Minuten. Am Sound geändert hat sich nach vierjähriger Funkstill aber nichts. Mit Windgeräuschen im Intro wird der atmosphärische, hypnotische und fast schon verstörende Track eingeleitet, der übrigens „Schnee (Teil IV)“ heißt (auf  der Split-LP mit Vinterriket gab es gab es 2003 Teil eins) und der mit seinen monotonen Strukturen, dem schwammigen Gitarrensound und dem krächzenden Gesang den Hörer in bedrückende Melancholie versetzt. In seinen Liedern ist noch nie wirklich viel passiert. Dennoch geht von Paysage D´Hiver auch heute immer noch eine gewisse Faszination aus, die schwierig in Worte zu fassen ist. Fans von Lunar Aurora, Midnight Odyssey, Trist oder Noceternity sollten sich unbedingt mal mit diesem Projekt befassen. Hier treffen zwei Bands zusammen, die ich persönlich immer schon geil und faszinierend fand. Und auch diese LP wird in meiner Sammlung, vermutlich als weißes Vinyl, was bei einem Songtitel wie „Schnee“ durchaus Sinn macht.

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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