MAEOTIS - Ein kultiger Ort alter ungarischer Geschichte und Mythologie


Bei der Suche nach Cover-Zeichnern bin ich bei Facebook auf einen ungarischen Künstler gestoßen und habe seine Werke durchgesehen. Meine Blicke blieben an zwei Covern von Maeotis hängen. Als ich bei Metal Archives recherchierte, was für Musik sie machen, las ich die Bezeichnung Pagan Metal, hörte bei Bandcamp rein und fand es mega geil! Ich bestellte beide EPs auf der Seite (die erste jedoch nur als Download, da sie bereits vergriffen war) und ein ungarischer Facebook-Freund von mir, mit dem ich mehrmals im Jahr Tonträger tausche, meinte, dass er Bassist und Sänger Viktor Sömosköi persönlich kennt und mir - im Gegenzug zu einem Interview - mit Sicherheit auch noch die vergriffene Original-CD klarmachen könnte. Und so kam es dann auch. Gebt Maeotis, die hier kaum einer kennen wird, eine Chance, denn von dem heutigen verrufenen, kitschigen Pagan Metal der großen Bands sind sie meilenweit entfernt! Zudem haben sie mit ihren ungarischen Texten auch einen kultigen Exoten-Bonus!

logoDaniel: Hi Viktor! Bitte lass uns doch zunächst über die Anfänge von Meotis reden! Wann und wie kam der Stein ins Rollen?

Viktor: Hi Daniel! Die Gründung von Maeotis reicht bis in das Jahr 2005 zurück, als zwei Teenager sich dazu entschlossen, die Band zu gründen. Wir schrieben ein paar Songs und probten viel, aber eigentlich war es nur ein Projekt von zwei jungen Männern, die nicht in der Lage waren, geeignete Mitmusiker für diese Art Musik zu finden. Erst als ich ein Jahr später zum Studieren nach Debrecen zog, gab ich der Band noch eine zweite Chance. Ich suchte nach neuen Leuten, was aber auch wieder einige Zeit dauerte, bis ich eine Besetzung komplett hatte. Die aktive Zeit der Band begann also eigentlich erst Ende 2010.   

Daniel: Was bedeutet der Name Maeotis überhaupt?

Viktor: Maeotis ist der uralte Name für das Gebiet des Asowschen Meeres zwischen der Ukraine und Russland. Es ist aber auch ein kultiger Ort alter ungarischer Geschichte und Mythologie. In den alten Zeiten lebten Skythen, Hunnen und Ungarn in dieser Gegend.  

Daniel: Bitte gib uns einen kurzen Überblick über Eure Veröffentlichung, denn die meisten Leser werden Euch nicht kennen…

Viktor: Wir veröffentlichten unser erstes Material erst 2014. Die EP „Avarok Gyűrűje” („Ring Der Awaren”) enthält drei Songs sowie einen Bonustrack, der unsere erste Single war, „Tetemre Hívás“, der noch von 2011 stammt. Es war unsere erste Aufnahme und viel direkter als das spätere Material; so wie wir es auch live spielen. 2015 veröffentlichten wir dann die zweite EP „Vérbulcsú“ („Blutrünstiger Bulcsú“). Es ist ein Konzept-Album über die treibende Kraft des ungarischen Kriegsherren namens Bulcsú. Hier wurde der Sound epischer und facettenreicher, was der Geschichte ein atmosphärisches musikalisches Klangbild verleiht.   

Daniel: Welche Bands haben Euch beeinflusst? Kennst Du Bands wie Waylander, Cruachan, Celtachor, Goat Of Mendes, Suidakra usw.? Oder hat sich Euer Sound eher zufällig ergeben?   

Viktor: Als ich mit dieser Bands anfing, haben mich die von Dir genannten Bands tatsächlich beeinflusst; viele Bands aus den Bereichen Heavy-, Pagan-, Black-, Death-, Folk Metal etc. Aber auch andere Musikrichtungen beeinflussen mich, wenn ich Musik schreibe. Hier und da kann man das auch ganz gut heraushören. Ich versuche aber immer mehr, einen eigenständigen Sound für Maeotis zu kreieren.   

Daniel: Ich mag den Gebrauch der ungarischen Folk-Instrumente sehr. Wie bist Du auf diese Idee gekommen? Und war es schwer, diese alten Instrumente zu erlernen?

Viktor: Wir benutzen Sitar, Harfen und Schamanen-Trommeln auf der „Vérbulcsú“ EP, um die richtige Atmosphäre für die Erzählweise der Schamanen einzufangen. Es war unser Gitarrist Szabolcs, der mit dieser Idee kam, und ich finde, wir haben das sehr gut umgesetzt, obwohl wir keine professionellen Musiker sind und nur simple Dinge spielen. Aber wir haben auch in Zukunft vor, in dieser Richtung weiter zu machen.  

Daniel: Eure Texte handeln von ungarischer Geschichte und alten Legenden. Woher hast Du diese Geschichten? Und worum geht es dabei genau? 

Viktor: Ich mag diese alten Geschichten und Legenden unserer Vorfahren einfach, die selbst den Leuten in Ungarn kaum bekannt sind. In den Texten geht es hauptsächlich um das heidnische Erbe und unsere glorreiche Vergangenheit, aber ich verstecke auch gerne mal ein paar Botschaften darin, um Leute des modernen Zeitalters damit anzusprechen.  

Daniel: Woher bekommst Du denn die Inspiration zu diesen Texten? Gibt es heute noch Bücher, in denen man darüber nachlesen kann oder Ähnliches?  

Viktor: Meistens hole ich mir das Wissen aus historischen Romanen. Es gibt viele sehr gute ungarische Autoren, die sich mit diesen alten geschichtlichen Ereignissen in Ungarn befassen und mir eine Menge an Inspiration geben, zum Beispiel Tibor Fonyódi, Mór Bán, László Benkő usw. 

maeotisDaniel: Eure Texte sind in Ungarisch verfasst. Glaubst Du nicht, dass Ihr viel mehr Leute mit englischen Texten erreichen könntet? Oder wäre Dir das dann nicht mehr authentisch genug?   

Viktor: Ich denke nicht, dass das dann noch authentisch wäre. Und es würde dann vielleicht sogar etwas lächerlich klingen, haha! Ich benutze viele spezielle und veraltete Worte in meinen Texten, die nur sehr schwierig ins Englische zu übersetzen wären. Aber es ist ohnehin viel einfacher für mich, meine Gedanken in der Heimatsprache zu verfassen.   

Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Oder handelt es sich bei Maeotis um ein reines Studio-Projekt?

Viktor:Natürlich! Maeotis sind ja vier Leute. Wir spielen schon live, aber im Moment leider nicht allzu häufig, denn es ist für uns immer schwierig, Privatleben und die Band unter einen Hut zu bekommen. Ich lebe zum Beispiel in einer anderen Stadt als die anderen Mitglieder. Deshalb ist es für uns auch immer etwas ganz Besonderes, wenn wir mal live spielen können.

Daniel: Es gab bislang zwei EPs von Euch, aber noch kein Album. Ist  da in naher Zukunft etwas in der Richtung geplant?  

Viktor: Ja klar! Ein richtiges Album wird der nächste Schritt sein! Wir haben schon einige Songs dafür geschrieben, müssen aber immer noch ganz viel daran arbeiten, bevor es so weit ist.   

Daniel: Beide EPs sind in Eigenregie erschienen. Gab es keine geeigneten Labels, die an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wären? Oder hat Euch das gar nicht interessiert?  

Viktor: Nein, wir haben gar nicht gesucht. Es schien uns einfacher, alles selbst in die Hand zu nehmen und nach unseren Vorstellungen zu machen. Ich mag diese „Do It Yourself“-Attitüde sehr, haha!

Daniel: Ich finde Eure Cover Artworks total schön! Wie seid Ihr mit dem Künstler Alex Mihályfi-Tóth in Kontakt gekommen? Was hat der Spaß gekostet? Und kanntet Ihr seine vorherigen Arbeiten schon?  

Viktor: Alex ist ein Freund von mir, und so war es nur logisch, ihn zu fragen. Zu der Zeit kannte ich nur ein paar seiner Arbeiten. Aber mittlerweile fragen viele Bands bei ihm an und er hat richtig gute Sachen für sie gemacht. Er ist ein sehr talentierter Künstler und es ist sehr angenehm, mit ihm zusammen zu arbeiten. Ich hatte eine klare Vorstellung davon, wie das Logo und die Artworks am Ende aussehen sollten, und Alex hat alle Ideen perfekt umgesetzt. Ihr solltet euch seine Arbeiten mal ansehen:

http://www.redartillustrations.com/
https://www.facebook.com/redartillustrations

Daniel: 2012 musstest Du die ganze Besetzung von Maeotis austauschen. Warum? Was war da bei Euch los?

Viktor: Einige Mitglieder sind umgezogen und mussten wegen der großen Entfernung  die Band verlassen. Andere konnten es nicht mit ihrem Privatleben vereinbaren oder haben einfach das Interesse verloren. Aber ich wollte unbedingt mit Maeotis weitermachen und habe mir neue Leute gesucht… mal wieder. Aber mit Szabolcs, Zsolt und Csaba habe ich endlich eine stabile Besetzung gefunden und Maeotis sind wieder zurück!   

Daniel: Zwischendurch, genauer gesagt 2014, hast Du noch die EP „Nap Fele Néz” mit der Avantgarde-/Post-Black Metal-Band Perihelion veröffentlicht. Warst Du überhaupt festes Mitglied dieser Band, oder hast Du nur ausgeholfen? Und warum hat es nur zu einer EP gereicht?   

Viktor: 2012 fragte mich Vasvári Gyula, ob ich nicht bei Neokhrome als Bassist einsteigen wolle. In dem Jahr veröffentlichten sie ihr drittes Album „Perihelion“. So haben sie dann später die Band benannt und die EP „Nap Fele Néz“ gemacht. Bei Neokhrome und Perihelion war ich zwar nur Session-Mitglied, aber die zwei Jahre, die ich mit ihnen verbracht habe, waren eine tolle Erfahrung und musikalische Reise für mich. Vielen Dank an sie dafür nochmal!   

Daniel: Okay, dann nochmal kurz zurück zu Maeotis: Wenn Leute jetzt nach Lesen des Interviews Interesse an Eurem Zeug haben sollten, wie können sie mit Euch am besten in Kontakt treten?  

Viktor: Folgt uns auf Facebook, um das Neuste von Maeotis zu erfahren! Wir haben auch einen Youtube-Kanal, wo ihr in unsere Musik reinhören könnt. Außerdem könnt ihr bei Bandcamp alle unsere Songs hören und alle Texte mitlesen. Ihr könnt uns aber natürlich auch eine E-Mail schreiben an: maeotismetal@gmail.com.

maeotisDaniel: Ich finde Euren Sound echt interessant. Gibt es in Ungarn noch andere Folk Metal-Bands, die Du uns empfehlen kannst?  

Viktor: Ich würde Maeotis gar nicht mal unbedingt als Folk Metal-Band bezeichnen, weil die Folk-Elemente nur ein kleiner Teil in unserer Musik sind. Es ist eher Pagan Metal. Wir können uns aber eigentlich auch gar nicht so richtig einordnen, haha! Aber ja, Folk Metal ist bei uns in Ungarn schon sehr populär. Wir haben viele Bands in dieser Richtung, zum Beispiel Isatha, Virrasztók, Niburta, Dalriada, Kylfingar, Rumproof usw. Und natürlich solltet ihr euch auch mal richtige Folk-Musik wie Bordó Sárkány und Hollóének Hungarica anhören!  

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Maeotis aus?

Viktor: Wir werden am 17. November im Kaptár Club in Debrecen mit Rumproof und Mad Man’s Crew spielen. Und wir arbeiten, wie  gesagt, weiter am neuen Album, das dann hoffentlich irgendwann 2018 erscheinen wird.

Daniel: Okay, Viktor! Dann soll Dir noch das Schlusswort gehören!

Viktor: Danke für das Interview und Deine Unterstützung! Ich hoffe, euren Lesern wird unsere Musik gefallen und wir können uns in Zukunft mal treffen! Vielen Dank!  

https://www.facebook.com/maeotiszenekar

https://maeotis.bandcamp.com

https://www.youtube.com/channel/UCRadrT88UEmu9MKdoBGhqVA

 



Autor: Daniel Müller