SVOID - Von Anfang an keinerlei Grenzen gesetzt


Es gibt immer noch sehr viele Bands zu entdecken. Seit 2000 wühle ich mich durch die ungarische Metal-Szene. Von Svoid hatte ich jedoch bislang noch nie etwas gehört, und das, obwohl sie aus der Black Metal-Horde Formorket hervorgegangen sind und ihr Schlagzeuger auch bei Karst spielt, die bei CROSSFIRE schon mit einem Review und einem ausführlichen Interview vertreten waren. Meistens bin ich gelangweilt von Bands, die krampfhaft versuchen, etwas Neues zu erfinden. Bei Svoid funktioniert die Symbiose aus Black Metal, psychedelischen Elementen und Postpunk aber tatsächlich. Grund genug also, der Band mal eine Plattform zu bieten, damit sie mehr Aufmerksamkeit bekommt. Ich sprach mit Bassist und Sänger István „Saterion“ bzw. „S.“ Kosovics, der ausführlich Rede und Antwort stand.

logoDaniel: Hi S.! Wie geht´s Dir? Bitte erzähl uns doch zunächst, wann und wie es zur Gründung von Svoid kam!

S.: Hi Daniel! Danke der Nachfrage! Ich bin gerade echt überwältigt. Im Moment mache ich eine ziemlich intensive Zeit durch, die mich mehr lehrt, als ich je gedacht hätte. Aber das ist gut, denn Erfahrungen sind eine der Säulen unserer Existenz. Nun, die Band wurde anfangs als Soloprojekt gegründet. Ich hatte zuvor noch in einer anderen Band gespielt, diese aber verlassen, weil ich merkte, dass noch mehr In mir schlummerte, das heraus wollte. Es steckte noch etwas in mir, bei dem ich mich besser verwirklichen konnte. Das war der eigentliche Auslöser und der Beginn dieser Reise mit Svoid.   

Daniel: Eure Musik ist sehr facettenreich. Insofern wäre es interessant zu wissen, welche Bands Euch beeinflusst haben. Seht Ihr Svoid überhaupt als Black Metal-Band? 

S.: Ich hatte mir von Anfang an keinerlei Grenzen gesetzt. Als Menschen und als Künstler entwickeln wir uns immer weiter und es ist kein Ende in Sicht. Alles, was in den letzten Jahren passierte, geschah mit Bedacht, andererseits wollten wir uns in unserer Entwicklung auch nicht im Weg stehen. Der Prozess der Weiterentwicklung basiert auf unseren Wurzeln. Das Endergebnis ist unvermeidlich. Was unsere Einflüsse angeht, sind sie doch sehr unterschiedlich und aus verschiedenen Epochen: Coldplay, Fields Of The Nephilim, Burzum, Siouxsie And The Banshees, U2, Joy Division und Darkthrone, um mal ein paar Beispiele zu nennen. Es gibt viele Grenzen, die wir überschreiten. Natürlich war Svoid für uns noch nie eine richtige Black Metal-Band. Wir haben uns selbst nie in diese Schublade gesteckt. Für mich persönlich geht es bei Black Metal nicht nur um Musik, sondern auch um eine gewisse Gesetzlosigkeit, die einen in eine nostalgische Stimmung versetzt. Unsere Weiterentwicklung und unser Fortschritt gehen aber weit darüber hinaus.

Daniel: Wie kam es denn generell dazu, dass Ihr so viele verschiedene Einflüsse verarbeitet? Wolltet Ihr zwanghaft etwas Neues erfinden? Oder hat sich das einfach so ergeben? 

S.: Es hat sich einfach in diese Richtung entwickelt. Die Art, wie wir Musik konsumieren, ist immer dieselbe, aber unser Verständnis für Musik breitet sich immer weiter aus. Wir schreiben Songs immer auf dieselbe Art und Weise, aber aus vielen verschiedenen Zutaten entsteht immer ein neues Gebräu. In unserem Fall ist es so, dass dies zwar durch dieselben Akkorde und Töne, aber durch das Verwenden anderer Instrumente passiert ist. Wir stehen uns nicht selbst im Weg. Ich glaube, dass unsere Musik für richtige Black Metaller viel zu vielschichtig und abgedreht ist. Wir wecken nicht ihr Interesse. Für uns gibt es keine Schwelle und wir werden immer unseren Herzen folgen. Für uns gibt es keine andere Option.    

Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Und steckt eine gewisse Aussage dahinter?

S.: Die Texte sind stark vom verwunschenen Leben, dem Tod, dem Ende, dem wahren Glauben, dem Universum und der Leere in seinen tausend Gestalten beeinflusst. Durch meine Wortwahl drücke meine Wahrheit aus, für die ich am Ende sterben werde; mehr wie Gebete, wenn man so will. Es gibt Bilder in meiner Seele für bestimmte Themenbereiche, die ich in Worte kleide. So stellte ich mir immer das Universum vor, und ich habe die Möglichkeit und den Willen, all dies zu reflektieren. Dabei sollen die Worte aber auch gut klingen. Der Tod wird marschieren und hier erinnern wir dich daran, diese zeitlose Reflektion anzuwenden.  

Daniel: Spielt Ihr auch live? Oder handelt es sich bei Svoid um ein reines Studio-Projekt?

S.: In den letzten Jahren haben wir im In- und Ausland schon einige Konzerte gespielt. Vor allem 2016, nach der Veröffentlichung des letzten Albums, waren wir sehr viel live unterwegs. Wir haben sogar eine kleine Tour mit den italienischen Occult Doom-Rockern Abysmal Grief gespielt. Für mich persönlich sind sowohl Konzerte als auch die Studioarbeit wichtig. Beides sind sehr wichtige Aspekte. Sie sind der individuelle Ursprung der Energie und bedeuten uns in gewisser Weise sehr viel.

Daniel: Euer letztes Album „Storming Voices Of Inner Devotion“ ist ganze drei Jahre nach Eurem Debüt „To Never Return” erschienen. Wie lange hat es genau gedauert, die Songs zu schreiben und aufzunehmen?

S.: Ja, das lag relative viel Zeit dazwischen. Wir waren uns von vornherein einig, dass wir uns nicht wieder nur stumpf wiederholen sollten. Das Debüt war in seiner Atmosphäre vollendet und es gibt keine Gründe dafür, ein solches Album nochmal zu machen. Es kam schließlich dazu, dass wir uns nach „To Never Return“ mit unseren Instrumenten anders ausdrücken wollten. Wir haben zwar auch noch Post Punk-Einflüsse verwendet, aber es jetzt alles noch mehr Seele. Um unsere Weiterentwicklung zu demonstrieren, haben wir Watain´s Meisterwerk „Devil´s Blood“ von ihrem Album „Casus Luciferi“ als Single ausgekoppelt. Wir wollten noch einen Schritt weiter gehen. Bei „Storming Voices of Inner Devotion” sind wir etwas anders vorgegangen. Die älteren Demoaufnahmen enthielten auch eine Cajon und Akustikgitarren. Also sind wir wieder zum Kern des Songwritings zurückgegangen. Innerhalb weniger Wochen war alles fertig und wir haben alles aufgenommen. Es war mehr wie eine tiefe Meditationsphase, eine Rückkehr in die dunkelsten Gänge. Insgesamt hat das Schreiben und Aufnahmen der Songs etwa fünf Monate gedauert. Das ist schon ziemlich gut, wenn man die Grenzen überschreitet, finde ich.     

svoidDaniel: Wie seid Ihr den mit dem Label Sun & Moon Records aus Rumänien in Kontakt gekommen?

S.: Wir haben schon seit unserer ersten EP „Ars Kha“ mit ihnen in Kontakt. Ich schickte sie ihnen und nach und nach stellte sich heraus, dass wir dieselben Interessen haben. Als das erste Album „To Never Return” ausverkauft war, boten sie uns an, das Debüt noch einmal zu veröffentlichen. Das war unsere erste Zusammenarbeit mit ihnen, und sie boten uns an, auch das zweite Album zu veröffentlichen. Wir hatten zwar schon einen Plattenvertrag mit einem großen Label unter Dach und Fach, haben uns aber letztendlich doch für Sun & Moon Records entschieden, weil von dem großen Label keine Resonanz mehr kam. Nach „To Never Return“ und „Storming Voices Of Inner Devotion“ ist bereits sicher, dass Sun & Moon Records auch das nächste Album veröffentlichen werden. Sie sind richtige Maniacs, was schon wichtig ist, wenn man sich mit so düsterer Musik wie unserer befasst. Das bedeutet uns viel!      

Daniel: Du spielst mit Eurem Schlagzeuger Dániel (den ich von Karst her kenne, die ich ebenfalls sehr geil finde!) noch in einer Black Metal-Band namens Formorket. Wo liegen für Dich genau die Unterschiede zwischen beiden Bands, sowohl musikalisch als auch textlich?  

S.: Formorket war immer mehr der “wütende Teil” von uns. Formorket sind spontaner und planloser, wenn man so will. So wurden die Songs dann auch geschrieben. Formorket ist True Black Metal Worship. Damit haben Svoid nichts am Hut. Beide Bands unterscheiden sich also erheblich voneinander. Zudem sind beide Bands zu unterschiedlichen Zeiten entstanden. Es war also ein völlig natürlicher Hergang. Als wir Svoid ins Leben riefen, war mir klar, dass wir Formorket erstmal hinten anstellen würden.  

Daniel: Gibt es den für Formorket dann überhaupt noch eine Zukunft? Die letzte Veröffentlichung war die „Cult Of Generis” EP und die erschien immerhin schon 2010… Gibt es die Band den überhaupt noch?

S.: Eigentlich war der Beginn von Svoid auch das Ende von Formorket, obwohl wir die Band nie wirklich aufgelöst hatten. Die Band lebte für uns noch weiter, wenn man so will. Ich habe aus vielen Gründen versucht, die Band am Leben zu halten, aber ich bin zu dem Entschluss gekommen, Formorket zu Grabe zu tragen. Es gibt allerdings ein letztes, selbstbetiteltes Album, welches wir noch rausbringen wollen. Ich bin gerade dabei, es zu mischen und zu mastern. Bevor wir mit Svoid ein neues Kapitel öffnen, werden wir dies zu Ende bringen. Am 18. August werden wir mit Formorket ein allerletztes Mal die Bühne betreten und auf dem Inner Awakening Festival in Budapest spielen. Danach wird dieser Fluch aufgehoben und die Band nach vierzehn Jahren endgültig ad acta gelegt. 

Daniel: Bitte lass uns auch mal über die ungarische Metalszene reden, ja? Ich stehe nämlich total auf klassischen Heavy Metal aus Eurem Land, wie z. B. Pokolgép, Kalapács, Ossian, Omen, Obstruction, Rotor, Sámán, Mamut, Stress, Falanx, Defender, Akela, Szfinx usw., aber auch extreme Horden, wie z. B. Tormentor, Angel Reaper, Fantom, Gladiátor, Ahriman, Hunok, Marblebog, Diecold, Karst, Nebulosus Fatum usw. Welche Bands zählen zu Deinen Favoriten? Und gibt es noch andere Bands, die Du uns weiter empfehlen kannst, egal ob alt oder neu? 

S:. Damit hast Du eigentlich schon die perfekte Grundlage für klassischen Heavy Metal aus unserem Land. Ich bin mehr in der Siebziger- und Achtziger-Szene verwurzelt, weil ich mit Kassetten und Vinyl aufgewachsen bin, als ich jung war. Zu klassischem Heavy Metal kam ich dann erst später. Meine Haupteinflüsse waren vor allem Bands wie Omega, Dinamit, Skorpió, Lord und Piramis und sind es auch immer noch. In meiner Schulzeit spielten auch ausländische Bands eine große Rolle für mich. Aus Ungarn mochte ich vor allem Atomic, Rotor und The Bedlam. Als ich dann auf Bathory und Mercyful Fate aufmerksam wurde, habe ich mich dann auch für extremere Bands aus dem Ausland interessiert. Es war allerdings nicht einfach, Informationen über sie zu bekommen. Ich gründete meine erste Band, als ich vierzehn war und habe nach vielen neuen Bands gesucht. Dann hatte ich Bands wie Bornholm, Nebron, Frost, Ahriman, Marblebog, Shadowthrone, Forest Silence und Turulvér für mich entdeckt. Über die heutige Szene kann ich leider nicht so viel sagen, weil ich nicht mehr so in der Materie drin bin. Ich versuche auch immer, mich von der Außenwelt abzuschotten, wenn ich neue Songs schreibe. Es gibt aber auch noch interessante Bands, wie z. B. Perihelion, Voltak, Ygfan, Pagan Megalith, Mörbid Carnage, Gravel Shores oder Lepra, die ihre Sache richtig gut machen. Ich stehe auch heute noch total auf die neuen Sachen von Bornholm und Sear Bliss

svoidDaniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Svoid aus?

S.: Kurz nach den letzten Aktivitäten mit Formorket werden wir wieder intensiv mit dem Songwriting beginnen. Es gibt noch viel zu erzählen. Wir werden alles von Grund auf erarbeiten und in eine unbekannte Welt führen, mit seltsamer, aber lebendiger Instrumentation. Wir haben schon eine ganz bestimmte Vorstellung davon, wie das am Ende klingen soll. Wir haben auch noch ein paar Anfragen für Gigs und werden uns das Beste davon raussuchen und bald verkünden. Wir planen niemals zu weit im Voraus. Dieses Mal werden wir uns mehr darum kümmern, was wir wollen. Dies wird wohl die größte Veränderung sein. Denn nun wissen wir, was es bedeutet, nicht eingeschränkt zu sein.

Daniel: Okay, S.! Dann gehört Dir noch das Schlusswort!

S.: Vielen Dank für Deine Fragen! Öffnet die Augen eurer Seele!

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Autor: Daniel Müller