BLACK MESSIAH - Alles andere als eine Spaßkapelle!


Seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert sind die in Gelsenkirchen gegründeten Black Messiah mittlerweile aktiv und machen die Bühnen dieser Welt unsicher. Mit dem neuen Output „Walls Of Vanaheim“ schlagen die Pagan Metaller nun wieder unermüdlich zu. Dabei greift man das Thema der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den Vanen und den Asen gekonnt wieder auf, so dass dieses Epos sozusagen als Fortsetzung des bereits im Jahre 2008 erschienen Albums „First War Of The World“ angesehen werden kann. Wenn das einmal kein Grund ist, dem Ganzen einmal auf den Zahn zu fühlen. Und so stellte sich Bandleader Zagan unseren Fragen. Aber lest selbst!

logoMarkus: Herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen starken Album! Aber erstmal von Anfang an: Wie ist es zu der Gründung der Band vor fünfundzwanzig Jahren gekommen?

Zagan: Danke für die Glückwünsche! Schön, dass Dir unser neues Album gefällt. Man, das ist lange her. Ich war damals achtzehn Jahre alt und ein riesengroßer Venom-Fan. Auf einer Party habe ich dann zwei Leute kennengelernt, die in etwa denselben Musikgeschmack hatten wie ich. Die beiden waren zwar ein paar Jahre älter, aber es hat irgendwie gepasst. Wir haben uns den gesamten Abend unterhalten, und da der eine Drummer und der andere Gitarrist war, haben wir beschlossen, eine Old School Black Metal-Combo zu gründen. Ich hatte damals überhaupt kein richtiges Equipment und auch ein Proberaum war nicht vorhanden. Also habe ich mich umgeschaut und nach einigen Wochen einen Raum in einem alten Bunker gefunden, der frei war. Dann habe ich die beiden angerufen und bin in ein Musikgeschäft rein, wo ich mir einen fetten Bassverstärker mit Box gekauft habe. Nachdem wir den Raum, der vollgeklebt mit weißen Styroportafeln war, schwarz gestrichen hatten, haben wir unser Zeug da rein geräumt und einfach angefangen. So war das damals.

Markus: Ihr seid damals als Black Metal-Band gestartet. Inwieweit hat die Trennung von Reverend Heidenbluth einen Einfluss zu dem Stilbruch mehr in Richtung Pagan Metal geführt?

Zagan: Trennung ist gut... Der ist damals einfach abgehauen! Bis heute weiß niemand, wo der geblieben ist. Na ja, ich hoffe jedenfalls, es geht ihm gut, auch wenn wir nicht in ganz freundschaftlichem Verhältnis auseinander gegangen sind. Ja, die Trennung von meinen beiden Mitmusikern damals hat sicherlich dazu beigetragen. Wir haben damals zu unserer Gründungszeit zwar auch schon viele heidnische Lyrics gehabt, aber der musikalische Stilwandel hat damit zu tun. Ich stand ja nun alleine da und wollte irgendwie weitermachen. Also habe ich den Bass beiseitegelegt und mir die Gitarre geschnappt. Ich habe viele neue Songs geschrieben und auch mein eigentliches Hauptinstrument, die Geige, mehr mit reingebracht. Ich musste jetzt keine Rücksicht mehr auf irgendwen nehmen und konnte alles tun, was ich wollte; also in musikalischer Hinsicht. Da ich mich schon immer für nordische Mythologie interessiert habe, war die Entwicklung hin zu dem, was wir heute machen, irgendwie logisch.

Markus: Ihr habt immer wieder Unwägbarkeiten mit einem Label sowie auch mit so einigen Line-Up-Wechseln zu kämpfen gehabt. Wie habt ihr es geschafft, dies zu kompensieren und weiter euren Weg zu gehen?

Zagan: Indem man an seinen Zielen festhält und nicht aufgibt; auch nicht, wenn der Schlag in die Fresse, den Du gerade eingesteckt hast, hart war. Steh auf, schüttele Dich und gehe Deinen Weg weiter. Es gab mit Sicherheit den einen oder anderen Moment, wo Black Messiah fast zu Grabe getragen worden wären. Aber irgendwie haben wir den Dreh dann doch immer bekommen. Und das war auch gut so, denn all das, was wir heute sind und haben, haben wir uns selbst erarbeitet. Uns wurde nichts in den Arsch geschoben und wir mussten um vieles kämpfen. Umso mehr können wir stolz auf das sein, was wir bis hierher erreicht haben. Und noch eine Sache ist ganz wichtig, um das durchzuhalten. Verliere niemals Deinen Humor, auch wenn die Situation ausweglos zu sein scheint. Wer mich kennt, der weiß, dass ich ohne Humor überhaupt nicht kann.

black messiahMarkus: Im Jahre 2006 seid ihr von dem Rolling Stone Magazin in die rechte Richtung gedrückt worden. Wie seid ihr mit dieser Unterstellung umgegangen?

Zagan: Ja, das stimmt. Das war eine recht ärgerliche Geschichte, zumal keiner von uns in der Band irgendetwas mit diesen braunen Idioten zu tun hatte. Wir verachten Nazis, und uns dann in diese Ecke zu stellen, ist einfach nur widerlich. Wir haben uns natürlich gewehrt, indem wir einen Anwalt eingeschaltet und dagegen geklagt haben. Man gab uns Recht und das Rolling Stone musste eine Gegendarstellung drucken, die sie natürlich schön klein auf Seite 3566 gebracht haben, was ich ebenfalls für eine Frechheit halte. Es ist wirklich unglaublich, mit was für Idioten man es in der ganzen Zeit zu tun bekommen hat. Nordische und germanische Mythologie hat wirklich gar nichts mit Nationalsozialismus oder Faschismus zu tun. Es ist die Kultur unserer Vorfahren, die irgendwelche Gehirnamputierten in der Nazizeit zweckentfremdet haben. Das halte ich für kriminell, das ist ein Verbrechen an unseren Ahnen. Und besonders schlimm finde ich, wenn dann noch Halbgescheite hingehen, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben und uns in diese Ecke drängen, weil wir über diese Mythologie singen. Ich habe es schon oft gesagt: Der Kampf gegen die Leute, die uns in die rechte Ecke drängen wollen, ist manchmal härter als der Kampf gegen die Nazis selbst. Das kann eigentlich nicht sein und das ist sehr traurig. Aber das Rolling Stone Mag ist nicht die einzige Partei, die Mist geschrieben hat. Da gibt es dann auch noch diesen Martin Langebach, der unter dem Pseudonym Christian Dornbusch einige Dinge rausgehauen hat. Auch da hat man deutlich gesehen, dass dieser Mensch überhaupt nicht recherchiert hat. Oder er hat extra falsche Aussagen getätigt, um irgendwelchen Leuten in den Hintern zu treten. Ernstzunehmender Journalismus ist das jedenfalls nicht. Das Gute daran ist, dass das jeder in der Szene weiß. Schade ist nur, dass Außenstehende das für bare Münze nehmen, weil sie nicht wissen, dass diese Typen entweder Lügner, unfähig oder doof sind; im schlimmsten Falle noch alles zusammen. Fakt ist, und das sage ich immer wieder gern: Ich und alle anderen Mitglieder von Black Messiah hassen Nazis und verachten alles, was damit zu tun hat.

Markus: Mit „First War Of The World“ kann dann erstmals ein Konzeptalbum rund um Eddas Geschichte des Krieges von den Asen gegen die Vanen. Wie kam es zu der Idee und wieweit hat euch dies inspiriert, anno dazumal nun mit „Walls Of Vanaheim“ eine Art Fortsetzung zu präsentieren? 

Zagan: Dass wir irgendwann die Fortsetzung machen würden, war uns schon klar, als wir noch an „First War Of The World“ gearbeitet haben. Die Geschichte war da einfach noch nicht zu Ende und wir haben gemerkt, dass es unglaublichen Spaß macht, ein solches Album zu schreiben. Es kostet zwar doppelt so viel Energie wie ein „normales Album“, aber es liegt einem auch mehr am Herzen. Die Grundidee dazu hatte ich damals, als ich einfach nur einen Song über diesen Krieg und die Rivalität der Asen gegenüber den Vanen schreiben wollte. Ich fing damit an, und irgendwann habe ich wieder aufgehört, weil Du in einem Song immer nur Bruchstücke der Geschichte erzählen kannst. Dieses Thema war so vielfältig und so ergiebig, dass ein Song nicht gereicht hätte. Also entschied ich mich dafür, ein Konzeptalbum daraus zu machen und schrieb erst mal die gesamte Geschichte mit all ihren Facetten auf. Dann teilte ich das Ganze in mehrere Kapitel, und wir konnten dann so anfangen, zu jedem Kapitel einen Song zu schreiben.

Markus: Auf dem starken „The Final Journey“-Machwerk befindet sich einer meiner Faves von Euch mit „Windloni“. Was liegt euch denn mehr: eher die speedlastigen Strecken oder eher so spaßverbreitende Songs wie zum Beispiel „Wildsau“?

black messiahZagan: Musikalisch hochwertiger sind natürlich die ernsthafteren Songs wie „Windloni“ oder auch die Songs auf dem aktuellen Album. Wir haben bisher dreimal so einen Spaß-Song wie „Wildsau“ gemacht und auch das ist ein Teil von Black Messiah, denn auch der Spaß ist ein wichtiger Teil des Lebens. Auch unsere Vorfahren hatten mal Spaß und lachten. Warum soll das nicht auch ein Teil einer Black Messiah-Show sein? Das heißt ja nicht, dass wir nur Quatsch machen, ganz im Gegenteil: Diese Songs kommen live gut an und die Leute mögen es. Trotzdem sind wir alles andere als eine Spaßkapelle und die Leute, die uns kennen, wissen das auch. Ich denke, irgendwann haben wir mal wieder eine kranke Idee für einen Spaß-Song, aber das ist nicht planbar. Da muss man warten, bis es von allein kommt. Sonst klingt es wie gewollt und nicht gekonnt. Ich denke also schon, uns liegt beides irgendwie. ;)

Markus: In „Walls Of Vanaheim“ wird die Geschichte des Krieges der Götter immer wieder in authentischer Erzählstimme und cineastischer Untermalung erzählt und sorgt damit für eine Art Gänsehaut-Feeling. Hat euch jemand dabei unterstützt?

Zagan: Ja, der Sprecher Tom Zahner. Den hatten wir auch auf dem Album, das den ersten Teil der Geschichte erzählt. Die Idee war es, eine Mischung aus epischen Songs und kurzen, hörspielartigen Erzählerpassagen zu machen.  Uns war schon klar, dass das wahrscheinlich nicht allen Hörern gefallen wird, aber wir fanden die Idee wirklich gut. Die Untermalungen haben wir dann selber um den Sprecher herum gebaut.

Markus: Insgesamt gesehen, nimmt neben den Speed-Passagen und den klassischen Anteilen die epische Ausrichtung einen hohen Stellenwert ein, wie das besonders starke „Mime´s Death“ aufzeigt. Der Opener „Mimir´s Head“ zeigt durchaus Tendenzen in Richtung Blind Guardian an. Ist das ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Bombast-Ausrichtung?

Zagan: Also ich weiß nicht, wo da Tendenzen zu Blind Guardian zu hören sind. Meines Erachtens machen die etwas völlig anderes als wir. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich Blind Guardian bis zur „Somewhere Far Beyond“ ganz okay fand, aber danach kein ganzes Album von denen mehr gehört habe. Irgendwann habe ich mal auszugsweise reingehört, aber das hat mir dann überhaupt nicht mehr gefallen. Also, da ist weder etwas beabsichtigt noch kann ich das nachvollziehen. Ansonsten ist es aber so, dass ein Album wie dieses jetzt, nach Bombast und Epik verlangt. Das gibt ja eigentlich schon das Thema her. Was ich wichtig finde dabei, ist das trotz aller Epik und allem Bombast die Härte nicht verloren geht. Ich hoffe, das haben wir geschafft. Es wird bei uns immer so sein, dass wir auch einige Black Metal-Elemente dabeihaben, wie zum Beispiel in Songs wie „Die Bürde des Njörd“ oder dem Titeltrack „Walls Of Vanaheim“. Ich denke, es ist auch eigentlich egal, wie man das alles nennt und welche Elemente man einsetzt. Hauptsache, das Album ist am Ende gut und abwechslungsreich.

Markus: Ihr wechselt immer wieder zwischen deutschen und englisch sprachigen Texten. Was ist der Grund dafür?

Zagan: Da gibt es eigentlich keinen speziellen Grund für. Irgendwann hat sich das einfach so entwickelt, Texte in beiden Sprachen zu schreiben. In unserer Anfangszeit haben wir nur englische Songs gehabt. „Christenfeind“ und „Blutsbruder“ waren damals die ersten Songs, die ich auf Deutsch geschrieben habe. Heutzutage weiß ich am Anfang selber nie, welcher Song auf Englisch oder auf Deutsch sein wird. Erst wenn die Musik da ist und die ersten Ideen zum Text kommen, wird das ganz spontan entschieden. Das ist halt auch so eine Sache, die sich bei uns einfach so entwickelt hat und über die ich eigentlich gar nicht nachdenke.

Markus: Ist eine Tour geplant, so dass die Fans eure unbestrittenen und spaßverbreitenden Live-Qualitäten erleben können? Und wie könnte die Zukunft von Black Messiah aussehen?

black messiahZagan: Im Februar und März werden wir ein paar Wochenend-Shows mit Korpiklaani, Heidevolk und Arkona spielen. Eine richtige Tour ist nicht geplant. Wir alle sind berufstätig, und da ist es gar nicht so einfach, alle zeitgleich in den Urlaub zu bekommen. Live wird man uns aber mit Sicherheit immer mal wieder sehen können. Dieses Jahr stehen noch einige kleinere Gigs in Deutschland an und einige in England und der Schweiz. Im nächsten Jahr werden wir garantiert wieder auf einigen Festivals zu Gast sein. Wir werden also vertreten sein. Unsere Zukunft? Das ist eine gute Frage! Ich habe damit aufgehört, weit in die Zukunft zu blicken, weil eh immer etwas Unvorhergesehenes passiert, mit dem man vorher nicht rechnet. Das kann positiv aber auch negativ sein. Deshalb halte ich mich mit Prognosen zurück, die über ein Jahr hinausgehen. In naher Zukunft, so hoffe ich, werden wir die Gelegenheit haben, oft auf der Bühne zu stehen und noch gemeinsam viel Spaß zu haben, denn darum geht es im Endeffekt. Wir sind zu alt, um auf irgendwelche Träume hereinzufallen, und lange genug dabei, um zu wissen, wie das Business funktioniert. Unser Motto ist einfach: Nimm mit, was geht, und wenn Du gehen musst, solltest Du bis dahin eine Menge Spaß gehabt haben.

Markus: Die letzte Frage gehört Euch: Was wolltet ihr euren treuen Fans schon immer einmal sagen?

Zagan: Ich denke, nach 25 Jahren ist es mal an der Zeit, den Leuten zu danken, die uns mögen und uns somit ermöglichen, das zu tun, was wir wirklich lieben. Ohne Euch, die Ihr unsere CDs kauft und unsere Shirts anzieht, wären wir nichts. Danke dafür, und ich hoffe, wir können Euch mit unserem neuen Album einen kleinen Teil davon zurückgeben! Ihr rockt!

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Autor: Markus Peters