Rock Hard Festival 2017

Gelsenkirchen, Amphitheater, 02.06.2017 - 04.06.2017

Ich glaube, dass bislang kein Billing des Rock Hard Festivals so polarisiert hat wie 2017. Dieses Jahr waren etliche, selbst Hardcore-Besucher über einige Top-Acts, beziehungsweise Headliner erstaunt. Mich persönlich wunderte es, dass Dirkschneider noch vor Opeth auf die Bühne musste. Natürlich schlagen sich solche Eskapaden auf die Verkaufszahlen nieder. Und ich kann mich täuschen aber 2017 sah nicht ausverkauft aus. Und die Stimmung war ebenfalls durchaus flacher und verhaltener als im Vorjahr. Ansonsten war es ganz nach dem Motto: „Same procedure as every year!“. Ein straffes Programm, ohne großartigen Probleme, eine kompetente Security, viele Freunde und Bekannte wiedergetroffen, Musiker die sich in der Menge blicken ließen und das Wetter war uns so ziemlich hold.

 

Tag 1, 02.06.2017

 

Rockhard - Dustbolt - 2017Die Thrasher Dust Bolt aus Landsberg am Lech, hatten die ehrenvolle Aufgabe, als allererste Band des diesjährigen Rock Hard Festivals, die Bühne zu entern. Klar, es ist Freitag und das Publikum sieht noch relativ bescheiden aus. Zudem ist es immer der am wenigsten besuchte Tag des Events. Letztes Jahr hat die Truppe das Opus „Mass Confusion“ eingetütet. Das konnte beim Kollegen Joxe Schaefer, aufgrund seiner Benotung, ziemlich gut abräumen. Ein Grund zur ersten Note an der Bühne zu stehen. Circa vierzig Minuten zimmern die vier Recken gnadenlos auf die Menge vor der Bühne ein und machen dabei ein gutes Bild. Diese Action kann sich sehen lassen auch wenn bei beiden Parteien, die Stimmung bei den Klassikern am besten war. (Steve Burdelak)

 

Rockhard - Robert - 2017Robert Pehrsson´s Humbucker entert die Bühne. Von diesem Künstler war in letzter Zeit, öfters positiv die Rede in den Medien. Der Schwede war bereits in einigen uns bekannten Bands aktiv, insbesondere Imperial State Electric. Mit heutigem Tross lag sein Ohrenmerk auf den rockigen 70er-Jahre Retro-Sound, starken Einflüssen von Thin Lizzy und auf jeden Fall…Thin Lizzy. Leider plätscherte für mich der Gig etwas ziellos dahin. Furore und Spaß sehen anders aus. Seine beiden Soloalben aus den Jahren 2013 und 2016 standen hier im Blickpunkt und ein mancher Gast vor der Bühne war relativ textfit aber richtig Stimmung kam eigentlich nicht auf. Ich persönlich würde Mister Pehrsson hier unter „ferner liefen“ ablegen. Da waren die Retro-Bands der vergangenen Jahre wie Dead Lord und Konsorten, von einem ganz anderen Kaliber. (Dagmar Hegger)

Rockhard - Mantar - 2017Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bis zum Rock Hard Festival zwar den Namen Mantar gehört hatte, aber von deren Mucke noch nichts.  Umso erstaunter war ich schon beim Aufbau, das Schlagzeug nicht vis à vis zum Publikum, sondern seitlich zur Bühne, davor zwei Monitorboxen und ein Mikro. Und dann kommt die Band auf die Bühne, zwei Musiker, Schlagzeug und Gitarre, ich bin total überrrascht, na ja der Rest der Band wird wohl nach dazustossen…ist mein erster Gedanke. Aber nein, Mantar besteht nur aus Hanno Klänhardt – Vocals, Gitarre und Erinc Sakarya – Drums, Vocals. Zwei Männeken. Aber was die zwei da für einen Sound hingelegt haben, war allererste Sahne. Der Soundteppich hat alles weggeblasen und das Metalpublikum sofort mitgerissen. Auch wenn der Stil der Band nicht unbedingt mein persönlicher Geschmack ist, was die beiden da abgeliefert haben, hat mich vom Hocker gehauen. Mit zwei Musikern so eine brutale, knallharte Mischung aus Doom, Death und Black-Metal, ganz ohne Bass oder zweiter Gitarre, ins Amphitheater zu hämmern – Super, mehr kann ich dazu nicht sagen. Wer die Möglichkeit hat die Zwei mal live zu erleben, hingehen! Es ist Klasse. Setlist: “Cult Witness” ,”Praise The Plague”, “Into The Golden Abyss”, “Spit, Cross The Cross”, “Pest Crusade”, “Astral Kannibal”, “The Huntsmen”, “Era Borealis”, “White Nights”. (Hucky Heppke)

 

Rock - The Dead Daisies - 2017The Dead Daisies sind fast schon Kult-All-Star Band, die ich bereits im vergangenem Jahr auf dem Bang Your Head Festival in Balingen erleben durfte. Meine Freundin hängt mir wegen dem Gitarristen, Doug Aldrich (ex-Whitesnake) noch immer in den Ohren. Obschon ich die Befürchtung habe, dass es ihr nicht um spielerische Qualitäten geht, haha. Komischerweise gab es immer noch eine Menge Leute an denen diese Formation, die hier ordentliche sechzig Minuten auf die Bretter brachte, komplett vorbeigegangen ist. Das hinderte aber Sänger John Corabi (ex-Mötley Crüe), keine Sekunde daran, seinen Zauber zu versprühen. Natürlich ging die ganze Truppe ordentlich zur Sache und ließ nichts anbrennen. Ihre positive Ausstrahlung und der ständige Kontakt zum Publikum, ist deutlich an den coolen Vibes während des Gigs zu spüren. Ob nun eigene Stücke intoniert wurden wie oder gar gecoverte Klassiker wie „Helter Skelter“ von The Beatlers oder „We´re An American Band von Grand Funk Railroad, war völlig egal, das Publikum feierte ordentlich mit. Basser Marco Mendoza (ex-Lynch Mob), kam gar nicht mehr zu Ruhe, vor lauter Anfeuerung seitens der Fans. Nur das Drum Solo von Mastermind Brian Tichy (ex-Derek Sherinian), hätte man sich lieber schenken können und einen weiteren eigenen Track spielen sollen. Bei zwei eigenen Alben sollte genug Material vorhanden sein. (Steve Burdelak)

 

Rockhard - Candlemass - 2017Auf Candlemass hatte ich mich im Vorfeld tierisch gefreut. Wie es sich für Doom Metal gehört verdunkelten passend zum Auftritt dicke Wolken die Sonne und so kam zumindest schon einmal die gebührende Stimmung auf. Ich hoffte auf viele alte Klassiker und wurde diesbezüglich nicht enttäuscht. Unsterbliche Großtaten wie „Bewitched“, „Dark Reflections“, „The Well Of Souls“, „A Cry From The Crypt“, „Dark Are The Veils Of Death“, „Under The Oak“, „At The Gallows End“, „Mirror Mirror“, „Crystal Ball“ und natürlich „Solitude“ standen allesamt auf der Setlist. Es hätte so schön werden können, wenn nur der Sound besser gewesen wäre! Viel zu lärmig und undifferenziert dröhnte es leider aus den Lautsprecherboxen und dies hat den Songs die unvergleichliche Intensität genommen. Die Schweden versuchten trotzdem das Beste daraus zu machen und hauten dem begeisterten Anhang mit einer extremen Härte und Genauigkeit ihre dunkelschwarzen Riffs und Melodien um die Ohren. Das Sänger Mats Leven mit dieser kraftvollen Stimme in seinem Bereich ein Ausnahmetalent ist, hat er schon in vielen anderen Bands bewiesen. Auch hier lieferte er einen mehr als überzeugenden Auftritt ab und ich hätte zumindest mit einer Darbietung des Titeltrack von der aktuellen EP „Death Thy Lover“ gerechnet. Leider musste der sympathische Frontmann jedoch ausschließlich Songs anderer Candlemass Sänger vortragen, was ich persönlich sehr Schade fand. Trotz Soundprobleme war die Doom Legende aufgrund ihrer unglaublichen Heavyness für meine Begriffe dennoch der klare Tagessieger am Freitag. (Dirk Determann)

 

Rockhard - Blues Pills - 2017Nicht jeder gönnte den Blues Pills den Headliner Status. Mir persönlich gefällt diese Truppe sehr gut und ich hätte es sehr schade gefunden, sie mit einem kürzeren Set irgendwo mitten im Programm zu sehen. Aber so sind die Geschmäcker eben verschieden. Ohne Frage ist natürlich, dass die Band um die bezaubernde Frontelfe Elin, viel intensiver in einem Club mittlerer Größe wirkt. Das ist bei dieser Art bluesorientierter Musik nun mal so. Jedenfalls hat sich Elin zu einer wahren Rampensau entwickelt, fegt über die Bühne, schüttelt ihr Haar für uns und rockt wie der Teufel. Zusätzlich hat man das Line-Up um einen zweiten Gitarristen verstärkt, der gelegentlich auch die Tasten der Orgel bearbeitet. Mehr Druck und eine räumlich bessere Ortung sind der Erfolg von diesem Schritt. Ich meine auch, dass man dadurch auf die sonst üblichen Samples und Einspielungen verzichtet. Das Klangbild ist auf jeden Fall fett, und lässt einen regelrecht in den Songs versinken. Das Rock Hard Publikum feiert die Schweden somit begeistert ab, und man sieht wie ergriffen Elin davon ist. Natürlich geht hier nichts ohne Zugabe, und dann rocken die Blues Pills eine wahnsinnig geile Version von dem alten Jefferson Airplane Klassiker „Somebody To Love“ Einfach geil! Das einzige, was ich nicht so richtig verstanden habe sind die vereinzelten Crowdsurfer. Man weiß ja nie was einen so erwartet aber bei Livegigs bei den Blues Pills, bestimmt keine Crowdsurfer. Vielleicht waren es auch einfach nur Leute, die vergessen hatten das Headset auszuziehen und gerade Exodus hörten. Ansonsten eine mehr als gelungene Show, die mich und viele andere absolut begeistert hat. Setlist: “Lady In Gold”, “Little Boy Preacher”, “Black Smoke”, “Bliss”, “Won't Go Back”, “Little Sun”, “Outro”, “Elements And Things”, “You Gotta Try”, “Astralplane”, “High Class Woman”, “Ain't No Change”, “Gone So Long”, “Somebody To Love”, “Devil Man”. (Pistol Schmidt)

 

Tag 2, 03.06.2017

 

Rockhard - Monument - 2017Der Opener am zweiten Tag, Monument legt direkt los, als sei er frisch aus der New Wave Of British Heavy Metal entsprungen. Ein Fest für alle Fans von Eddie und seinen Maidens. Und logisch, wo soll diese Truppe auch anders herkommen als aus dem ehemaligen EU Staat Großbritannien (oder ihr überlegt euch das noch einmal liebe Briten). Für die erste Band des Samstags geht auch showmäßig direkt die Post ab, Nebelfontänen, Feuerbäll…man rockt sich den Arsch ab. Sehr zur Freude der schon recht großen Anzahl an Zuschauern. Das habe ich vom letzten Jahr doch anders in Erinnerung. Da spielte der Opener vor einer Handvoll Leute. Scheinbar sind Monument dann doch dem einem oder anderen bekannt. Und es wird geheadbangt was das Zeug hält, die Security kommt auch zu der noch recht frühen Stunde direkt ans arbeiten und fängt die Crowdsurfer auf. Und die Band hat natürlich sichtlich Spaß daran, von der Menge frenetisch gefeiert zu werden. Auch wenn Sänger Peter Ellis ein paar ernste Worte über die unsicheren Zeiten verliert, und damit wahrscheinlich auf den Abbruch beim zeitgleich laufenden Rock am Ring Festival anspielt. Dieses war am Freitagabend wegen einer Terrorwarnung abgebrochen worden, und erst am Samstagnachmittag unter verschärften Sicherheitsbedingungen wieder fortgesetzt. Eine tolle Truppe, die den Geist des New Wave Of British Heavy Metal wieder aufleben lässt. Ich denke, dass sie heute eine Menge Fans dazu gewonnen haben. Setlist: “ Intro”, “A Bridge Too Far”, “Carry On”, “Fatal Attack”, “Crusaders”, “Olympus”, “Imhotep”, “Lionheart”, “Rock The Night” (Pistol Schmidt)

 

Rockhard - Ketzer - 2017Ketzer lieferten im letzten Jahr mit „Starless“, ein ziemlich gelungenes Album ab. Natürlich lag es in ihrem Sinne, das Werk heuer noch zu promoten. Keine leichte Aufgabe, wenn nur ein Bruchteil an Spielzeit, für den zweiten Act des Tages übrig ist. Klar, man gehört noch zu den Openern. Black und Thrash Metal ist ihre Devise und damit können sie auf dem Rock Hard Festival natürlich nichts falsch machen. Dumm nur für diejenigen, denen es entgangen ist, das man mittlerweile auch dem düsteren Rock frönt. So wurden natürlich, von den insgesamt acht vorgestellten Beiträgen, meistens nur die älteren Hits der Formation wie „Satan´s Boundaries Unchained“ oder „The Fire To Conquer The World“. Dennoch, die Kölner machten ihre Sache richtig gut und feuerten die noch relativ bescheidene Masse gut an. (Dagmar Hegger)

 

Rockhard _ The Nightflight - 2017Mit großer Spannung erwartete ich den Auftritt von The Night Flight Orchestra. Die Schweden hatten erst kürzlich mit „Amber Galactic“ das „gute Laune Album des Jahres“ abgeliefert. Meine Befürchtung, dass die Musik viele Festivalbesucher eher verstören würde, hat sich größtenteils nicht bestätigt. Die Mucke, die eine Mischung aus feinstem Classic Rock und AOR darstellt, wurde immer wieder vorzüglich mit Disko Elementen verfeinert, welche mich ab und zu an „Kiss“ zu „Dynasty“ Zeiten erinnerte. Die Band begann standesgemäß mit ihrer ersten Singleauskopplung „Midnight Flyer“ und sofort war Party angesagt. Herrlich anzusehen wie selbst gestandene Death Metal Kuttenträger zu den Liedern begeistert mittanzten. Frontmann „Björn Strid“, welcher normalerweise hauptberuflich mit weitaus härteren Klängen bei „Soilwork“ unterwegs ist, hatte die Menge sofort im Griff. Das dabei insgesamt fünf der acht dargebotenen Songs vom bärenstarkem aktuellen Album stammten war eine sehr kluge Wahl. Die Melodien der Tracks „Gemini“ und „Domino“ entwickeln eine echte Langzeitwirkung und sind Ohrwürmer allererster Güte. Die zwei Nachtflug Stewardessen als Background Sängerinnen rundeten das Gesamtpaket auch optisch ansprechend ab. Es war eine mutige Entscheidung des Rock Hard Teams solch eine Band für ihr Festival zu buchen, doch nach dieser überzeugenden Darbietung war klar, dass man hier alles richtig gemacht hat. (Dirk Determann)

 

Rockhard - Skyclad - 2017Skyclad mit dem neuen Sänger. Diesen Satz vernahm ich gleich mehrfach auf dem Festivalgelände. Fakt ist, auch siebzehn Jahre nach dem Ausstieg von Gründungsmitglied Martin Walkyier ist der allgegenwärtige Schatten dieses Ausnahmesängers fast unüberwindbar. Dennoch versucht der gar nicht mehr so neue Sänger „Kevin Ridley“ zusammen mit den Originalmitgliedern Steve Ramsey an der Leadgitarre und Graeme English am Bass dieses Unterfangen erfolgreich zu meistern. Hierfür stieg man sofort mit dem Überhit „Spinning Jenny“ in den Set ein. Weiter ging es mit „The Declaration Of Indifference“, einem weiteren Hit vom Zweitwerk „A Burnt Offering For The Bone Idol“, bevor die Menge mit „Change Is Coming“ einen neuen Song vom empfehlenswerten aktuellen Album präsentiert bekam. Die Band zeigt sich routiniert und gut eingespielt. Gefehlt hat mir persönlich jedoch die Violine, welche ich bei solch einer stilprägenden Folkband für absolut unverzichtbar halte. Besonders zu spüren bekam man dies bei „Penny Dreadful“, einem Song der regelrecht von diesem Instrument lebt. Da die Violinistin jedoch krankheitsbedingt absagen musste, ist es der Gruppe hoch anzurechnen, dass sie nicht gleich den ganzen Auftritt gecancelt hat. Gegen Ende des Sets gaben die Jungs noch den „Thin Lizzy“ Track „Emerald“ zum Besten und hatten damit dann endgültig alle Sympathien auf ihrer Seite. „In Deutschland ist thinking still allowed“ plapperte der Frontmann letztendlich ins Mikro und die Fans durften sich auf das gleichnamige Lied freuen. Ein durchaus achtbarer und engagierter Auftritt der Engländer. (Dirk Determann)

 

Rockhard - Asphyx - 2017Die Holländer Asphyx um Sänger Martin van Drunen, hat auch hier bei uns sehr viele Anhänger und so war es wenig verwunderlich das vor der Bühne die Post abging. Die Band feuerte ihre Songs mit gewohnter Härte in die Amphitheaterrunde und präsentierte eine gute Mischung aus ihren bisherigen Death-Doom Veröffentlichungen. Natürlich wurde die Band bereits gierig von ihren Fans erwartet und gebührend gefeiert. Setlist: “Vernim”, “Candiru”, “Divison Brandenburg”, “Wardroid”, “Death The Brutal Way”, “MS Bismarck”, “Deathhammer”, “Scorbutics”, “Der Landser”, “Forerunners Of The Apocalypse”, “The Rack”, “Last One On Earth”. (Hucky Heppke)

 

 

Rockhard - Exodus - 2017Nach Asphyx folgte der nächste Kracher. Die Bay Area Thrasher Exodus um Shouter Steve “Zetro” Souza enterten , mit „Bonded By Blood“ die Bretter am Kanal und lieferten einen geilen, hammerharten Gig ab. Auch ohne Gitarrist Gary Holt. Die Metalheads gingen vom ersten Ton an voll ab und grölten ihre Lieblinssongs mit der Band in die Arena. Obwohl Exodus leider nur eine Stunde Spielzeit hatte, überzeugten die Kalifornier das weite Rund und wurden mit tosendem Applaus belohnt. Setlist: “Bonded By Blood”, “Exodus”, “And Then There Were None”, “Blood In – Blood Out”, “Pleasure Of The Flesh”, “Fabulous Disaster”, “Body Harvest”, “Children Of A Worthless God”, “Blacklist”, “Toxic Waltz”, “Strike Of The Beast”. (Hucky Heppke)

 

 

Rockhard - DAD - 2017„Danish Dynamite“ mit den Stimmungsmachern von D.A.D. stand anschließend auf dem Programm. Im Vorfeld wurde schon bekanntgegeben, dass die Hardrocker aus Kopenhagen mit einer großen Show auffahren wollten. Das sie dabei gleich ihr ganzes Wohnzimmer mitbringen hätte ich jedoch nicht erwartet.Zwischen zwei riesigen Lautsprecherboxen stand ein überdimensionales Sofa auf welchem das Schlagzeug positioniert wurde. Hinter dem Sofa wurden zwei Stehlampen aufgestellt. Als Backdrop fungierte eine altmodische Tapete sowie ein eingerahmtes Gemälde. Von der Decke leuchtete einem der altbekannte Kuhschädel entgegen. Das Ganze sah schon sehr beeindruckend aus. Wer denkt, dass D.A.D. mit dieser Show jedoch nur von nicht vorhandenen musikalischen Fähigkeiten ablenken wollten liegt jedoch völlig daneben. Im Gegenteil!Die Show dient lediglich zur Unterhaltung und untermalt erstklassige Songs wie „Written In Water“, „Monster Philosophy“, „Soulbender“, „Scare Yourself“ oder auch „Bad Craziness“, welche allesamt makellos performt wurden. Natürlich war auch „Stig Pedersen“, diesmal verpackt in einer Art Raumanzug, wie immer ein echter Hingucker mit seinen vielen opulenten zwei-String Bass Modellen. „Jesper Binzer“ sorgte mit seinen lustigen Ansagen für zahlreiche Gelächter und zeigte sich auch stimmlich in Höchstform. Ein Entertainer wie er im Buche steht! Schlichtweg ergreifende Musik, verpackt mit einem spitzenmäßigem Rahmenprogramm.Als dann mit „Sleeping My Day Away“ (inklusive funkensprühendem Helm) und „Jihad“ das Ende des Spektakels eingeläutet wurde, hatte man das Gefühl,gerade einem ganz großen Ereignis beigewohnt zu haben. (Dirk Determann)

 

Rockhard - Behemoth - 2017Die Black Metaller Behemoth aus Polen sind der zweite Headliner des Festivals und nach den Dänen D.A.D. der krasse Gegensatz. Zum großen Unmut vieler Fotografen bleibt die Lightshow recht sparsam. Das sorgt zwar für eine düstere Atmosphäre, lässt aber für die Fotoqualität zu wünschen übrig. Auch wenn ich Behemoth heute zum ersten Mal live erlebt habe und ihr Genre nicht unbedingt mein Lieblingsgebiet ist, muss ich ihnen eine alles zerstörende, unfassbar geile Soundwand zugestehen. Das ist das Level, auf dem Festivals sich bewegen sollten. Obschon die Hälfte der Band sicherlich Outfit, Styling und Show ist, soll ihre Musik durchaus zum oberen Level der Szene zugerechnet werden. Das kann ich anhand der recht komplexen Kompositionen und den Strukturen, die die Gitarren abliefern, zwar nachvollziehen, aber man wird schon direkter in der Spielart. Behemoth sind da wohl auf einen Nenner mit Vader zu bringen, obwohl ein Act wie Carpathian Forest mich durchaus edler überzeugen kann. Wie dem auch sei: Das verbliebene Publikum hatte richtig Spaß. Schnell war der verspätete Bühnenauftritt vergessen, der mit „Blow Your Trumpets Gabriel“ eingeläutet wurde. Leider füllten sie mit ihren zwölf Beiträgen nicht ihre neunzig Minuten Spielzeit, und ein bisschen mehr Emotionen hätte ich mir auf den Bretter ebenso gewünscht. Behemoth sind live ein zwiespältige Sache. (Steve Burdelak)

 

Tag 3, 04.06.2017

 

Rockhard - Nightdemon - 2017Was macht man eigentlich wenn das persönliche Festival Highlight schon am Freitag gespielt hat? Richtig! Man feiert auch die restlichen Bands. Gerade die Opener waren alle gut gewählt und den Tagen entsprechend passend platziert. So auch die Kalifornier von Night Demon, die während Ihrer Europa Tour einen Stop auf dem Rock Hard Festival machten. Völlig unvorbereitet und etwas planlos wer da spielt, gesellten wir uns zum Pit und „Attacke“ war angesagt. Geboten wurde Metal wie aus den frühen 80er Jahren, der mich trotz einer Gitarre, immer wieder an die ersten Scheiben einer großen britischen Metal Band erinnern lies, die heute gerne mit dem eigenen Jumbo durch die Welt touren. Wie sich herausstellte hatten wir Night Demon, sogar unter denselben Umständen, bereits letztes Jahr, zu noch früherer Zeit, als Opener auf dem Bang Your Head gesehen. Mit “Welcome To The Night”, “Maiden Hell” oder auch “Black Widow”; bestand das Set überwiegend aus Songs der aktuellen Scheibe - Darkness Remains. Aber auch Älteres wie “Screams In The Night”; überzeugten und ließen die noch steife Nackenmuskulatur wieder weich werden. Zum Krönenden Abschluss, der mich nun echt nicht erstaunte und den Pit noch mal richtig grölen lies, spielten die coverfreudigen Night Demon noch den Iron Maiden Klassiker “Wasted Years”. Ein guter Auftakt für den Tag mit einer guten Band die wir das nächste Mal bewusster sehen werden. Wenn es sein muss auch zur frühen Opener Stunde. (Markus Meyer)

 

Rockhard - Blood Ceremony - 2017Die kanadischen Doom Metaller Blood Ceremony, um Frontfrau Alia O’Brien stammen aus Toronto, und waren mir bis eben absolut unbekannt. Umso interessierter lauschte ich nun den Klängen, die da aus der PA drückten. Ein wenig Jethro Tull, ein wenig Jefferson Airplane, gewürzt mit einer Prise Black Sabbath oder auch Black Widow. So ungefähr würde ich die Stilrichtung einsortieren. Gitarrist Sean Kennedy bezeichnet seine Truppe selber als düstere, doom-beinflusste, schwer psychedelische, acid-folkige, und vom Okkulten besessene Rockband. Das kann man unverändert so stehen lassen, Alia’s hypnotischer Gesang, dazu ihr Spiel auf der Querflöte schicken einen unweigerlich auf eine Reise durch Traumwelten in tausendundeiner Nacht. Eigentlich gar keine Band für ein großes Festival, die psychedelische Atmosphäre der Songs kommt meiner Meinung nach in kleinen Clubs deutlich intensiver rüber. Hauptsache das Publikum feiert die Band, und das ist hier der Fall. Immerhin haben Blood Ceremony schon einige Konzerte, der schwer gehypten Formation Ghost supporten dürfen. Auch eine Art Gütesiegel. Setlist: “Old Fires”, “Goodbye Gemini”, “Drawning Down The Moon”, “Half Moon Street”, “Lord Of Misrules”, “I’m Coming With You”, “Morning Of The Magicians”. (Pistol Schmidt)

 

Rockhard - Secrets - 2017Ab und an gibt es eine Band die möchte niemand aus der Redaktion besprechen möchte. Heuer sind es Secrets Of The Moon aus Osnabrück. Die spielen aber auch eine schräge Version des Black Metal…kaum zu glauben. Man ist im Laufe der Jahre wesentlich rockiger geworden. Aber heuer ist es der Doom, der durch die schweren Kompositionen zieht. Nicht jedermanns Sache. Und für eine Slot am hellichten Tage, nicht gerade günstig. So wird es auch vor der Bühne dünn in den Reihen der Zuschauer. Irgendwie schlägt sich das gespaltene Feedback der Gäste auf die Band nieder, denn von Action ist hier nicht viel zu sehen. Es ist einfach so, dass die Formation auch viel zu unbekannt ist und ihre Tracks, heute auf circa eine Dreiviertelstunde verteilt, einfach nicht zwischen Tür und Angel zu erfassen sind. Da braucht es wohl das Wohnzimmer, bei einer Flasche Rotwein. (Dagmar Hegger)

 

Rockhard - Demon - 2017Demon habe ich in den letzten Jahren eigentlich viel zu oft zu sehen bekommen. Der Überraschungseffekt ist somit leider verspielt. Und wirklich Neues lassen die Jungs sich auch nicht einfallen. Weder in Sachen Show, noch Musik. Die New Wave Of British Heavy Metal Veteranen haben letztes Jahr ihr dreizehntes Opus, „Cemetery Junction“ vorgelegt, konnten damit aber gerade im leicht höheren Durchschnitt der Masse einschlagen. Somit gehören die Briten ebenfalls zu den Acts, wo weiterhin auf die Klassiker hingefiebert wird. Das jedoch machen sie wie die berühmte „Solide Bank“. „Night Of The Demon“, „Into The Nightmare“oder „Standing On The Edge Of The World”…you name it…you got it! Das war nach der stumpfen Präsentation von Secrets Of The Moon, genau der richtige Sound um wieder wach zu werden. Zumindest sah das nicht nur ich so, denn vor den Brettern wurde es wieder voller, als der Nebel der Vorband über den Rhein Herne Kanal entfleuchte. Und so wurde es wieder zum Highlight, als alle mit Fronter Dave Hill, der gesanglich in top Form war, in den Klassiker „Don´t Break The Circle“ einstimmten. (Steve Burdelak)

 

Rockhard - Ross - 2017Nun kam wohl die größte Überraschung des ganzen Festivals auf die Bühne – Ross The Boss. Ross Friedman (Mitbegründer von Manowar und bis 1988 dabei), kam mit einer Formation vorbei die es in sich hatte. Vor allem Fronter und Übersänger Marc Lopes (ex-Trigger Effect), sang nicht nur besser wie sein Vorgänger Mike Cotoia, er konnte sogar an die Screams von Eric Adams anschließen. Kurz und bündig. Marc war großartig. Die Stimme des Tages, wenn nicht des ganzen Festivals. Fans und Skeptiker waren sich ziemlich einig, bis auf eine Handvoll Ewig-Meckerer. Auf jeden Fall haben mir die Manowar Songs heute Abend besser gefallen als noch beim letzten Gig von Manowar selbst. Das soll was heißen. Im Übrigen war ein weiterer ehemaliger Manowar-Recke im Team. Drummer Kenny Earl „Rhino“ Edwards (von 1990 bis 1993 dabei gewesen). Mike LePond (Symphony X) am Bass war der dritte neue im Bunde. Eine bärenstarke Mannschaft. Mit dem perfekten Sound und der besten Stimmung die man sich vorstellen kann, kamen die vielen Manowar-Klassiker wie „Blood Of My Enemies“, „Blood Of The Kings“, „Sign Of The Hammer“ und mein Lieblingstrack, „Fighting The World“, doppelt so cool rüber. Hierauf hatte bis auf Mister Dirkschneider, keine Band mehr was zu lachen. Insbesondere Fates Warning als Nachfolger hatten es mit ihrem progressiven Sound schwer. Ross The Boss sollen auf jeden Fall wiederkommen. (Steve Burdelak)

 

Rockhard - Fates Warning - 2017Fates Warning! Seit Jahren liefert die Band geile Alben ab, aber der ganz große Durchbruch ist bis heute nicht geschafft. Auch der Live-Gig beim Rock Hard Festival ließ keine Wünsche offen. Die Band um Mastermind Jim Matheos ist musikalisch immer wieder ein Highlight und überzeugte durch Spielfreude und einer Auswahl exzellenter Songs. Neben Jim und Sänger Ray Alder stach Armored Saint – Basser Joey Vera durch Musikalität und Performance heraus. Ein gelungener und mit viel Applaus gebührend gefeierter Auftritt von Fates Warning. Stelist: “From The Rooftops”, “Life In Still Water”, “Seven Stars”, “Firefly”, “The Light And Shade Of Things”, “The Eleventh Hour”, “Point Of View, Monument”. (Hucky Heppke)

 

Rockhard - Dirkschneider - 2017 Nicht nur für mich, sondern auch für viele im Amphitheater war Dirkschneider der eigentliche Headliner. Schon beim letztjährigen Bang Your Head Festival hat mich die Band total überzeugt und auch beim Rock Hard Festival bot Udo und seine Truppe ein geiles Accept Feeling. Ob „Breaker“, „Restless And Wild“, „Metal Heart“ und und und, alle Accept Hits wurden lautstark mitgesungen oder gegrölt. Nur so klingen die alten Accept Song wie sie klingen müssen. Die Röhre von Udo ist nun mal das A und O. Udo hatte die Crowd jederzeit im Griff und so wurde es für alle Beteiligten ein gelungener Abend. Hinter der Schießbude saß übrigens Udo´s Sproß Sven, der amtlich sein Können präsentierte. Beim nächsten Mal bitte als Headliner.

Setlist: “Starlight”, “Living For Tonite”, “Flash Rockin´ Man”, “London Leatherboys”, “Midnight Mover”, “Breaker”, “Princess Of The Dawn”, “Restless And Wild”, “Son Of A Bitch”, “Up To The Limit”, “Screaming For A Love-Bite”, “Losers And Winners”, “Metal Heart”, “Fast As A Shark”, “Balls To The Walls”. (Hucky Heppke)

 

Rockhard - Opeth - 2017Die Schweden Opeth kommen eigentlich aus dem Death Metal, haben sich aber im Laufe der Jahre, mehr und mehr progressive Rock-Eskapaden aufgeladen. Meine Baustelle sind die Jungs aus Stockholm sicherlich nicht und als Headliner wollte ich jede andere Band lieber sehen. Die Reihen lichteten sich auf jeden Fall und nicht wenige waren bereits auf dem Weg nach Hause. Ich musste mich erstmal für ein paar Fotos, durch eine mäßige Beleuchtung kämpfen. Aber schnell richten die Rocker den Abend zwar auf spielerisch hohem Niveau, genau in die Richtung, die mir an der Band so gar nicht gefällt: verquere 70er-Jahre Space-Sounds, verbunden mit sphärischen Pink Floyd-Ideen und dem bandeigenen Death Metal. Das Napalm Death ihre frühen Helden waren, merkt man spätestens an der Coverversion von „You Suffer“. Ein Moment der Bewegung ins Publikum bringt. Was jedoch nach zwei so kraftvollen Vorgängern wie Ross The Boss und Dirkschneider aber in dieser Hinsicht, keine Relevanz spielt. Bei ihren Klassikern sind die Fans, alt und jung, sich natürlich einig, ein wunderbares Erlebnis gehabt zu haben. Ich selber bevorzuge echte Dampfwalzen als Headliner. (Dagmar Hegger)



Autor: Steve Burdelak, Dagmar Hegger, Hucky Heppke, Dirk Determann, Markus Meyer, Pistol Schmidt - Pics: Steve Burdelak