BLIND GUARDIAN - Medientag in Köln


Manchmal gibt es eine Aneinanderreihung von komischen Zufällen. Erst kürzlich gingen ein Blind Guardian-Interview, ein Live-Review und ein Review zum neuen Live-Album von Schreiberkollege Markus Peters online. Und prompt kam die Anfrage von Nuclear Blast, ob ich nicht die Band zu einem Interview in Köln treffen möchte. Geiler Zufall! Genau jetzt habe ich gerade Urlaub und mein Auto ist kaputt! Ich musste einen Kollegen fragen, der auch Blind Guardian-Fan ist, ob er mich da hinfahren kann. Sein Auto ist auch kaputt, er hat aber einen Leihwagen bekommen und ebenfalls zufällig Urlaub! So kam dieses Interview, welches schon um 14.30 Uhr in der Rock Pit Barbecue Bar in Köln stattfand, dann schließlich doch noch zustande. Von der Band waren Sänger Hansi Kürsch und die beiden Gitarristen André Olbrich und Marcus Siepen da, die sich abwechselnd um ihre Interviewpartner kümmerten. Da Marcus Siepen erst kürzlich, wie gesagt, von uns per Telefon interviewt wurde, bekam ich die anderen beiden Musiker zugewiesen und sprach etwa eine Stunde mit ihnen. Zum Glück habe ich meinen umfangreichen Fragenkatalog trotz Zeitdruck noch so gerade durchbekommen, haha!

logoDaniel: Fangen wir mal ganz von vorne an: Warum kam es 1986 zur Umbenennung von Lucifers Heritage in Blind Guardian?

Hansi: Boah, das ist ja wirklich ganz am Anfang, haha! Die Plattenfirma war felsenfest der Meinung – und sie hatten Recht, muss man sagen – dass der Name nicht passen würde. Wir waren schon in der Tolkien-Richtung unterwegs, und da kam dann von ihnen der Vorschlag nach einem anderen Namen. Die Plattenfirmen hatten auch damals schon darauf geachtet, den Bands nicht zu sehr in ihre Kunst reinzureden, und der Name gehörte schon dazu, finde ich. Wir hatten dann lange überlegt, welcher Name passen würde. Wir hießen ganz kurz Raging Waters, wie der Song von Testament. Dann hießen wir auch ganz kurz Battery, benannt nach dem Song von Metallica, sind dann aber noch weiter in die Fantasy-Thematik eingedrungen und kamen dann auf „Awaken The Guardian“ von Fates Warning. Daher kommt tatsächlich Blind Guardian. Wir wollten aber keinen direkten Albumtitel oder Songtitel wählen.

Daniel: Das zweite Demo von Lucifers´s Heritage hieß genauso wie das erste Blind Guardian-Album, „Battalions Of Fear“, und enthielt auch dieselben Songs. Handelte es sich für Euch dennoch immer noch um dieselbe Band, nur unter anderem Namen?

Hansi: Das waren schon zwei unterschiedliche Bands, denn sowohl Thomen als auch Marcus noch nicht auf den Demos gespielt hatten. Thomen hatte allerdings vorher schon mal bei Lucifer´s Heritage gespielt.

Daniel: Ist Euch eigentlich mal aufgefallen, dass das Blind Guardian-Logo identisch mit dem alten Bee Gees Logo ist? Haha!

Hansi: Ja, sogar die Schattierungen in dem Logo waren gleich, haha! Das Logo stammte von dem Künstler, der auch die ersten beiden Album-Cover für uns gemalt hatte. Wir hatten ihm nur unsere Komponenten nahegelegt, und er hat dann etwas daraus gemacht. Vieles von dem, was Du auf den Covern siehst, ist irgendwo schon mal dagewesen, aber er hat noch eine neue Note reingebracht. Und er hat das mit dem Logo grandios gemacht. Er ist richtig gut! Wir haben das Logo bis heute nicht abgelegt. Aber den Bee Gees ist es, glaube ich, auch egal. Sie werden uns eh nicht kennen. Und verklagt wird man wohl eher von den kleinen Bands, die auf das Geld angewiesen sind. Manche Sachen, die man übernimmt, sind ja auch Inspiration. Aber in diesem Fall, muss ich auch sagen, haben wir das mindestens die ersten drei Jahre über nicht gewusst! Wir staunten selbst auch! Das fing irgendwann an, dass Leute auf uns zukamen und uns das erzählten. Aber heute sind die Bee Gees eh Geschichte, und wir machen immer weiter.  

Daniel: Welche Bands haben Euch beeinflusst? Und inwiefern haben sich diese Einflüsse im Laufe der Jahre geändert? Ihr habt ja mittlerweile einen sehr eigenständigen Stil.

Hansi: Also die Einflüsse von damals waren schon metallischer; Bands wie Heir Apparent, Savage Grace oder eben Fates Warning. Wir waren ja noch mehr in der Szene drin, und diese Szene ist ja auch genau passiert in dieser Zeit. Auch die großen Bands wie Metallica, Iron Maiden, Helloween, später auch Testament und Hallows Eve. Es gab noch nicht so viele Bands wie heute, und natürlich hatten sie auf uns einen Einfluss. Aber wir haben trotzdem versucht, den Stil mit dem unsrigen zu verknüpfen. Was wir nie gemacht haben, ist zu versuchen, jemanden nachzuahmen. Das war auch damals schon so. Das hat sich bis heute nie verändert. Wir haben aber später damit angefangen, auch Rockmusik zu hören, die Klassiker wie Led Zeppelin und Deep Purple. Das hat sich nach der „Tokyo Tapes“ noch einmal stark auf das Songwriting ausgewirkt. Das ist bis heute eigentlich so geblieben. Klar, man kam auch mal in den New Wave rein oder in den Nu Metal. Auch Soundtracks haben immer einen gewissen Einfluss auf uns, bei der Musik, die wir gerade machen. Aber unser Hauptziel ist es immer noch, eigenständig zu bleiben und uns nicht zu häufig selbst zu wiederholen und für uns auch viele Parts geschmackvoll aneinander zu führen. Das ist eigentlich die Message dahinter.     

Daniel: Ihr werdet häufig als Tolkien Metaller abgestempelt. Ich bin zum Beispiel auch ein großer Fan von Michael Moorcock, Stephen R. Donaldson, Terry Goodkind oder Lord Dunsany. Welche Fantasy-Autoren magst Du sonst noch, die Dich zu Texten inspirieren?

Hansi: Dunsany ist natürlich schon hohe Poesie und ein bisschen älter. Moorcock hatten wir ja schon oft in unseren Texten; „The Quest For Tanelorn“, zum Beispiel. Er ist fast genauso oft von uns vertont worden. Aber da redet kaum einer drüber, jedenfalls hier nicht; in Amerika schon. Allein schon wegen Cirith Ungol, die ja auch Texte über ihn hatten. Michael Whelan hatte ja auch die Cover mit dieser Thematik für sie gemalt. Weitere wichtige Autoren für mich – für die Band nicht – waren Marion Zimmer Bradley, Mary Stewart und jetzt im Moment vor allem Patrick Rothfuß, „Die Königsmörder Chroniken“; eine unfassbar gute Fantasy-Geschichte! Vielleicht die beste, die ich in den letzten zehn Jahren gelesen habe. Ich warte noch auf den letzten Teil, der – leider Gottes – anscheinend noch ein paar Jahre auf sich warten lässt. Er ist aber noch jung, also keine Sorge wie bei George R.R. Martin, haha! Das sind Sachen, die mich schon beeinflussen, auch George R.R. Martin bei „At The Edge Of Time“ und „A Voice In The Dark“, oder auch „Otherland“ von Tad Williams auf „A Twist In The Myth“. Aber das ist halt auch nur ein Aspekt von uns. Ich glaube, unsere Musik ist auch ohne Texte schon sehr füllig. Da entstehen Geschichten und Bilder. Manchmal passt auch eher etwas Historisches oder Abgedrehtes. Klassische Literatur hat bei uns auch schon eine große Rolle gespielt, zum Beispiel „Peter Pan“ oder „Der Zauberer von Oz“. Das ist im Grunde Kinderliteratur und wurde nur anders aufgearbeitet. Das ist schon nicht unwichtig für uns. Wir sehen uns selbst auch seit circa fünfzehn Jahren nicht mehr so sehr als Fantasy Band.  

Daniel: Könntest Ihr Euch vorstellen, auch mal ein düstereres Album mit Horror-Texten aufzunehmen? Manche Autoren wie Stephen King, H.P. Lovecraft oder Neil Gaiman verbinden ja durchaus auch mal beide Elemente miteinander. Aber musikalisch seid Ihr ja schon eher eine fröhliche Band, finde ich.

Hansi: Ja, da kann man drüber streiten! Im Vergleich zu diesen ganzen Power Metal-Bands – wir werden ja auch gerne als Power Metal-Band bezeichnet – sind wir schon eher auf der düsteren Seite. Egal ob Du jetzt Gamma Ray nimmst, Helloween, Hammerfall oder Dragonforce: Die sind alle viel, viel fröhlicher. Wir hatten ja auch schon in den frühen Jahren ein Faible für Thrash, vor allem Bay Area Thrash, und das sondert uns so ein bisschen ab. Ja, wir haben auch düstere Themen, und ich könnte mir auch vorstellen, noch düsterer zu werden. Nur, was dabei so ein bisschen schwierig ist, dabei nicht in diese Growl- und Death Metal-Geschichten abzudriften. Wir haben ja auch schon Stephen King vertont und „Es“ und „Tommyknockers“ gemacht. Da gibt es schon einiges in der Richtung.

blind guardianDaniel: Für viele Fans sind „Imaginations From The Other Side“ und „Nightfall In Middle Earth“ Eure beiden Meisterwerke. Bis heute gab es aber nur jeweils eine Picture-LP kurz nach der Veröffentlichung. Wäre es, in Zeiten des derzeitigen Vinyl-Revivals nicht angebracht, endlich mal eine vernünftige Vinylversion davon zu veröffentlichen? Ist da irgendwas geplant? Die Artworks schreien ja geradezu danach!

Hansi: Die wird es geben, ja! Wir hatten in den letzten Jahren das Problem mit den Rechten, die aber jetzt wieder auf uns zurückgefallen sind. Diese Umwandlung dauert immer extrem. Wir waren auch mit dem Vertrag der alten Plattenfirma fertig und mussten uns einen neuen Partner suchen. Den haben jetzt mit einem neuen Vertrag bei Nuclear Blast. Sie wollen sich auch wieder um unseren Backkatalog kümmern. Da sind wir gerade in der Mache, denn die alten Sachen sind ja auch nicht mal mehr im Streaming erhältlich und physisch auch nur noch über die alten Ableger der EMI, und das auch nur sporadisch. Das geht jetzt alles zu Nuclear Blast und wird dieses und nächstes Jahr auch wieder in Vinylform erhältlich sein. Das mit der Picture-LP ist mir tatsächlich auch aufgefallen! Ich sammel Vinyl, bin aber kein Retro-Vinyler, sondern ganz klassisch.  

Daniel: Seit „Nightfall In Middle Earth“ singst Du nur noch live. War das nicht eine heftige Umgewöhnung? Wie lange hat das gedauert, bis Du Dich endlich daran gewöhnt hattest? Und vermisst Du heute das Bass spielen manchmal noch?

Hansi: Nein, dass Bass spielen vermisse ich nicht. Ich spiele ab und zu mal so ein bisschen zu Hause oder ich klimper im Studio etwas amateurhaft am Klavier rum oder an der Akustikgitarre, was aber funktioniert beides, tatsächlich. Also, zum Komponieren reicht´s! Aber das war damals auf der „Imaginations From The Other Side“-Tour schon eine Tortur, ganz klar, beides noch so gut zu machen, dass es noch klingt. Das hat zumindest meinen Qualitätsansprüchen damals nicht gereicht. Die anderen meinten, ich sollte so ruhig weitermachen. Ich hatte aber meine Bedenken und habe mir diese Abstriche gesetzt. Es hat zehn Jahre gedauert ungefähr, bis ich auf der Bühne verinnerlicht hatte, dass es jetzt auch angenehm war. Aber die „Nightfall In Middle Earth“-Tour und die „A Night At The Opera“-Tour waren schon eine große Umstellung, dass ich beide Hände frei hatte. Wohin sollen die Hände? Ich habe auch keinen Bock auf Schauspielerei oder so. Theatralik ist okay, aber diese „Crystal Ball“-Pose muss ich nicht unbedingt haben. Von daher musste ich auch erstmal einen Weg für mich finden. Ich bin ja auch David Lee Roth und kein Steven Tyler. Jetzt geht es aber, haha!  

Daniel: Nach „Nightfall In Middle Earth“ hast Du erstmal zwei Alben mit Demons & Wizards gemacht. Wie kam es damals dazu? Und stimmt es, dass da bald mal wieder etwas Neues kommen soll?

Hansi: Ich fange mit der letzten Frage an: Ja, es wird auf jeden Fall eine Neue geben! Ich treffe mich die Tage mit ein paar Leuten auf dem Rock Harz Festival und bespreche, was die Planungen angeht. John Schaffer ist seit vielen Jahren ein sehr enger Freund von mir. Und wir hatten mal, in einer durchzechten Nacht, mit dickem Kopf, gemerkt, dass wir auch ganz gut Songs zusammen schreiben können. Das war die Initialzündung. Danach war dann klar, dass wir mal ein Album machen würden. Das haben wir dann zu Hause auch in relativ kurzer Zeit komponiert, aufgenommen und veröffentlicht. Da war auch schon klar, dass wir weitermachen wollten. Aber Blind Guardian gingen nach der „Nightfall In Middle Earth“ durch die Decke. Das hatte sich, im Vergleich zu den Jahren davor, noch um einiges verschärft, so dass wir zwar nach „A Night At The Opera“ zwar noch ein zweites Demons & Wizards-Album machen konnten, aber danach einfach keine Zeit mehr dafür hatten. Es war wirklich so, dass Blind Guardian und Iced Earth eine Zeit lang den gleichen Rhythmus hatten. Wir sind auch viel gemeinsam auf Tour gegangen, so dass dazwischen auch mal Zeit war. Das war in letzter Zeit lange nicht so. Wir arbeiten uns da aber gerade wieder hoch. 

Daniel: Mal etwas Anderes, bevor ich weiter zu André wechseln muss: Kürzlich ist dieses Buch über Noise Records erschienen, wo Du ein Vorwort zu geschrieben hast. Dies klang für mich ein bisschen wehleidig, weil Du erwähntest, dass alle Eure befreundeten Bands, wie Rage, Grave Digger, Running Wild, Skyclad usw., dort gelandet sind, nur Ihr nicht. War es, im Nachhinein, eher ein Fluch oder ein Segen für Euch, dass Ihr nie dort untergekommen seid? Was meinst Du?

Hansi: Nein, um Gottes willen! Wir wären damals zwar schon gerne da gewesen. Aber ich glaube, für uns war es ein Segen, denn sonst wären wir jetzt nicht hier. Es hätte aber auch sein können, dass Noise Records, als sie Helloween verloren hatten, bei uns vielleicht noch mehr Gas gegeben hätten. Das kann man heute schwer sagen. Klar wären wir schon in den Achtzigern gerne zu Noise gegangen! Da war schon eine gewisse Eifersucht, denn da waren auch einige Bands bei, die viel schlechter gewesen sind als wir, die dann einen Vertrag bekommen haben und nach einer Platte direkt wieder weg waren. Aber wir haben mit unserer Plattenfirma letztendlich mehr Glück gehabt, da dort richtig viel Zeit für uns investiert worden ist für uns. Klar mochte ich Noise Records und viele Platten, die sie veröffentlicht haben. Wie Du schon sagtest, wie Running Wild, Skyclad oder vorher Sabbat. Das waren schon Bands, die ich selber gerne gehört habe und mit denen ich gerne auf Tour gegangen wäre. Das wäre dann alles einfacher gewesen. Es ist zwar nicht dazu gekommen, aber es ist dann ja trotzdem noch gut gelaufen für uns. Noise Records hatten ja später auch so ihre Probleme… insofern: alles gut! 

Daniel: So, wir haben für Euch beide jeweils nur zwanzig Minuten bekommen. Du machst jetzt die zweite Halbzeit, hehe! Wir sind 2005 stehen geblieben. Da verließ Thomas „Thomen“ Stauch die Band aufgrund musikalischer Differenzen. Konntet Ihr diesen Schritt damals nachvollziehen? Und habt Ihr heute noch Kontakt zu ihm?

André: Also, Kontakt gibt es keinen mehr; jedenfalls nicht von mir. Ja, das mit Thomen war eine schwierige Sache, denn wir waren eine sehr zusammengeschweißte Band, denn bis heute ist er ja der Einzige, der offiziell bei Blind Guardian ausgetauscht wurde. Wir sind eine Band, die immer versucht, etwas konstant zu erarbeiten. Wir wechseln ja auch die Produzenten nicht ständig. Wir sind da, um etwas aufzubauen und nicht immer wieder bei null anzufangen. Wenn der Produzent einen nicht kennt, und man muss sich erst wieder an einen herantasten, dann ist es klar, dass er nicht das Ergebnis erzielen wird, wie jemand, der das vielleicht wirklich genau weiß, worauf es ankommt. Es ist immer eine bessere Lösung, auch an Leuten festzuhalten. Es kann aber natürlich auch immer zu menschlichen oder musikalischen Differenzen kommen, wo es dann nicht mehr weitergeht, was dann bei Thomen auch der Fall war. Bei ihm sind zu der Zeit viele Dinge passiert, auch unabhängig von dem Split, auch in seinem Privatleben, wo sein Kopf schon in anderen Welten war und wo es besser war, sich von ihm zu trennen. Wir hatten das unglaubliche Glück, dass Frederik Kontakt zu uns aufnahm, denn zu dem Zeitpunkt hatten wir noch keinen neuen Schlagzeuger gesucht. Thomen hatte uns die Südamerika-Tour in letzter Sekunde gecancelt. Er rief uns an und teilte uns mit, dass er nicht mitfährt. Da hatten wir dann den Alex Holzwarth von Sieges Even, der für uns eingesprungen ist und sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden die komplette Setlist draufgezogen hat, damit wir diese Tour nicht canceln mussten. Wir hatten also Alex in der Hinterhand, denn das lief ganz gut. Dann kam aber, völlig unerwartet, ein großer Umschlag bei mir zu Hause an, mit einer DVD und einem Bewerbungsschreiben von Frederik. Und er meinte dann, ihm wäre zu Ohren gekommen, dass Thomen ausgestiegen wäre, und dass er gerade sein Musikstudium abgeschlossen hätte. Er hatte sich dann „And Then There Was Silence“ draufgezogen und das gefilmt. Das ist schon geil, wenn sich jemand ausgerechnet den damals längsten und kompliziertesten Song mit vierzehn Minuten Spielzeit für eine Bewerbung ausgesucht hatte. Das fand ich echt beeindruckend, und daraufhin hatte ich mir dieses Video dann auch angeguckt. Wenn jetzt irgendeiner „Valhalla“ getrommelt hätte, hätte mich es nicht beeindruckt. Und er hat es auch gefilmt, dass wir sehen konnten, dass es nicht zusammengeschnitten ist. Daraufhin habe ich ihn dann eingeladen. Er war sehr sympathisch. Und ich fand es auch besser, jemand Neues mit reinzubringen, der noch keinen Namen in der Szene hatte. Thomen war schon sehr charismatisch. Und ich mag es nicht, wenn jemand von Band zu Band hüpft. Da gibt es so ein paar Springer. Das sieht immer ein bisschen komisch aus. Ich wollte nicht, dass wir dann Band Nummer Sechs oder Sieben sind, denn es sind ja meistens trotzdem Leute, die man noch von anderen Bands her kennt. Die Szene ist ja trotzdem klein. Und ich fand halt geil, dass ihn keiner kennt. Den konnte man noch aufbauen. Von Tour zu Tour hat er sich gesteigert. Und für mich ist er heute einer der besten Metal-Trommler der Welt. Wir haben alles richtig gemacht. Er ist jetzt auch schon wieder zwölf Jahre dabei. Und es ist kein weiterer Wechsel nötig gewesen.   

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Daniel: Ihr habt eigentlich schon alles gemacht: Coversongs, neue Akustikversionen alter Klassiker, mit einem Orchester zusammen gearbeitet usw. Gibt es noch etwas, wo Ihr Euch als Musiker sagt, das wollt Ihr auf jeden Fall noch einmal machen oder erreichen?

André: Oh ja, es gibt noch sehr viel! Wir sind jetzt hier. Und ich glaube, wenn man an dem Punkt angelangt ist, wo man schon alles gemacht hat, muss man als Musiker aufhören. Aber an dem Punkt fühle ich mich nicht. Ich finde auch nicht, dass schon alles gesagt wurde. Ich sehe das so, dass wir noch unheimlich viel Potenzial haben, in alle Richtungen. Man muss eben die Ideen haben und kreativ sein. Und man muss vor allem mutig sein, um das auch weiter zu führen. Ich will mir auch nicht von diesem ganzen Meckerheinis die Laune verderben lassen. Man muss auch mal den Mut haben, eine Platte wie „A Twist In The Myth“ zu machen, zu experimentieren und in ganz andere Richtungen zu denken! Ich kann erst wissen, ob es geil ist, wenn ich es ausprobiert habe. Musik passiert ja nicht im Kopf! Man sieht erst später, ob es gut funktioniert oder nicht. Die meiste Kritik haben wir für „A Twist In The Myth“ bekommen, aber ein Song wie „Grand Parade“ vom letzten Album wäre ohne „A Twist In The Myth“ gar nicht möglich gewesen. Da war genau der Zwischenschritt, um da hin zu kommen. Wir entwickeln uns in kleinen Schritten weiter, aber dafür in alle Richtungen. Nur zu sagen, Blind Guardian ist Power Metal, ist mir zu stumpf. Da kannst Du auch locker zwei-drei andere Kategorien für finden. Das finde ich eigentlich das Interessante an uns: dass wir eben nicht richtig greifbar sind und uns keine Grenzen setzen!

Daniel: Eure Alben seit der Jahrtausendwende waren etwas sperriger. War  das ein bewusster Schritt, den Ihr gegangen seid, um Euch als Musiker weiterzuentwickeln? Oder hat sich das einfach immer so ergeben?

André: Ich finde nicht, dass wir sperriger geworden sind. Komplex ist nicht sperrig, da fängt es schon an. Komplexer sind wir eigentlich auch nicht geworden, denn die komplexeste Scheibe, die wir je gemacht haben, war „A Night At The Opera“, und die kam 2002. Das ist jetzt fünfzehn Jahre her, und dreißig Jahre gibt es uns, haha! Auf den letzten beiden Alben sind wir eigentlich eher wieder zu unseren Wurzeln zurückgekehrt und haben einen schönen Weg zwischen der Tradition und der Komplexität gefunden. Die Songs sind immer noch sehr verstrickt, das stimmt! Aber das waren sie früher auch schon! Nimm nur mal einen Song wie „Noldor“ von der „Nightfall In Middle Earth“! Da ist mehr drin als auf einem Song vom neuen Album. Die Frage für mich ist eigentlich nur: Ist es anstrengend zu hören? Oder ist es genussvoll zu hören? Und das ist dieser hauchdünne Grat, den wir finden müssen. Ein Song darf ruhig komplex sein, er darf den Hörer nur nicht überfordern! Du musst es eben schaffen, eine Ästhetik in dem Stück zu finden, dass Du eine gewisse Spannung behältst, damit der Song interessant bleibt. Viele Bands schreiben ein Drittel von einem Song, dann wird dreimal kopiert und dann ist der Song fertig. Das erste Drittel genießt Du. Das ist spannend. Das zweite Drittel wiederholt sich. Da wird´s schon langweilig, und beim dritten Mal schläfst Du ein. Solche Musik wollen wir aber nicht machen. Wir wollen spannend bleiben. Es passieren auch immer wieder verschiedenen Dinge bis zum Ende des Songs. Es muss aber trotzdem homogen sein. Hier redet man nur von den alten Alben. Wenn sie in den USA über Blind Guardian reden, reden sie über „A Night At The Opera“. Aber ich denke, dass wir bei den letzten beiden Alben diesen Grat geschafft haben. Ich finde nicht mehr, dass wir sperrig sind, sondern dass wir wieder etwas lockerer geworden sind. Und auf der „A Twist In The Myth“ haben wir diese elektronischen Sounds reingebracht, diese modernen Industrial-Elemente, die unsere traditionellen Fans etwas abgeschreckt haben, denn Blind Guardian haben ja einen traditionellen Background. Das ist für viele ein absolutes No Go. Aber trotzdem würde ich es wieder machen, wenn ich der Meinung bin, dass der Song das braucht. Das waren interessante Experimente. Aber Du hast natürlich irgendwo Recht: „A Night At The Opera“ und „A Twist In The Myth“ waren schon sehr verzwickt und progressiv. Bei den letzten fand ich es aber wieder balanciert.    

Daniel: Ihr bringt die Tage ein neues Live-Album raus: „Live Beyond The Spheres“, welches drei CDs beinhaltet und satte zweieinhalb Stunden dauert. Wo habt Ihr das Album aufgenommen?

André: Also, da muss ich mal weit ausholen, so wie ich das eigentlich immer gerne mache, haha! Wir wurden oft gefragt, wann wir mal wieder ein Live-Album machen. Und wir fragten uns, warum? Es gibt Youtube, es gibt Facebook, man bekommt so viele Liveclips zu sehen? Warum sollten die Leute Interesse daran haben, ein Live-Album zu kaufen? Dann haben wir uns aber überlegt, was man für ein richtig geiles Live-Album brauchen würde, und sind zu dem Entschluss gekommen, dass man, wenn an wirklich nur die absoluten Highlights nimmt, etwas Gutes daraus machen kann. Wenn eine Nummer jetzt live in einer bestimmten Stadt voll gut funktioniert, warum auch immer, wenn ein Song vielleicht nur in einem bestimmten Land funktioniert und da alle mitsingen oder was auch immer, dann ist das etwas, was viele Leute bei Youtube nicht bekommen können. Wir haben ja als Band die Möglichkeit, Aufnahme-Equipment mitzunehmen, was eine viel bessere Soundqualität bietet. Und so gesehen können wir eben ein Album zusammenstellen, was vom Sound hochklassig klingt und diese Atmosphäre einfängt. Den Bootleg-Charakter nehmen wir den Fans dadurch ja nicht weg, sondern wir bieten ihnen noch etwas dazu. Dann hat man das volle Paket.

Daniel: Wie „live“ ist das Album denn wirklich? Ich meine, man hat ja bei den alten Klassikern wie Kiss „Alive!“, „Unleashed In The East“, „Live After Death“ oder „Live And Dangerous“ oft gelesen, dass die Band im Studio alles nochmal neu einspielen musste, weil man sich verspielt hat oder mal eine Gitarre ausgefallen ist usw. Wie war das bei Euch?

André: Ja, das stimmt! Und so etwas kenne ich auch noch gut aus alten „Tokyo Tapes“-Zeiten. Da hatten wir auch das Problem, dass wir nur zwei Termine zum Aufnehmen hatten, und dann musste das sitzen, dass wir mit unserer Unerfahrenheit und Ach und Krach unser Live-Album zusammen bekommen haben. Du warst fertig von der Reise, hast einen Kulturschock erlebt und noch ein bisschen Party gemacht, und dann musst Du noch mal eben ein Live-Album zu machen, weißte? Haha! Aber wir haben heute mit einem Digitalsystem die Möglichkeit, alle Shows mitzuschneiden und uns die Mühe machen, hinterher alle Shows in Ruhe durchzuhören und sich diese Big Points herauszusuchen. Das ist das, was wir gemacht haben. Wir haben uns hinterher auf Europa konzentriert und an die fünfzig Shows angehört. Aber wenn Du aus fünfzig Shows nicht genügend Material zusammen finden würdest, dann kannst Du Dich auflösen als Band. Wenn Du dann noch ins Studio gehst und etwas nachträglich aufnehmen musst, dann lass es lieber bleiben. Wir hatten in der Tat von jedem Song mehrere Versionen, und es waren auch mehrere Shows dabei, dass man sie tatsächlich am Stück hätte veröffentlichen können. Und was auf jeden Fall, das kann ich jetzt schon sagen, passieren wird, ist, dass wir ein paar andere Versionen auch als Bonus irgendwann dazu nehmen, zum Beispiel die Paris-Show: Die war so geil! Da stimmte jeder Ton. Das kann man problemlos an einem Stück durchhören. Es kam schon mal vor, dass die Performance der Band insgesamt gut war, aber ich nicht mit meinem Spiel zufrieden war. Dann haben wir zwar schon mal zwei-drei Töne von einer anderen Show rüber gezogen, und dann passte das wieder. Und das haben wir schon mal gemacht, an minimalen Stellen.  

blind guardianDaniel: Ist es bei Eurem riesigen Backkatalog nicht voll schwierig, die richtige Songauswahl zu treffen, um alle zufrieden zu stellen?

André: Das können wir gar nicht! Es geht nicht mehr. Dann hätten wir vielleicht sechs CDs machen müssen. Wir hatten die erste Setlist veröffentlicht, da kamen schon die ersten Nörgler, haha! Aber ich finde das eher gut, denn das bedeutet ja, dass wir viele gute Songs haben! So gesehen, ist alles gut! Es ist schwierig, eine Setlist zusammen zu stellen, aber ich finde schon, dass wir wissen, auf welche Nummern es ankommt, die Klassiker sind und für unser Live-Set das Fundament bilden. Das spürt man ja. Ich persönlich brauche zum Beispiel „Nightfall“ auf Position drei, haha! Da komme ich einfach gut in die Show rein. Die Leute singen alle mit, und das bewegt sich durch die ganze Show mit. Auf „Mirror, Mirror“ am Schluss oder „The Bard´s Song“ kann man auch schlecht verzichten. Das gehört einfach dazu. Uns ist es nur wichtig, dass es auch ausgewogen ist mit den Alben, die man gemacht hat.

Daniel: Gibt es ein Album, auf das Du heute besonders stolz bist oder welches Du heute überhaupt nicht mehr magst oder anders machen würdest? Und wenn ja: Warum?

André: Ja, gibt es; bei mir jedenfalls. Das ist vielleicht bei jedem persönlich anders. Mein schlimmstes Erlebnis während der Blind Guardian-Zeit, war eigentlich „Follow The Blind“, denn vorher waren wir eine Demo-Band, die viel Zeit hatte, Songs zu schreiben, bis wir irgendwann einen Plattenvertrag hatten. Dann kam der Plattenvertrag, und wir haben alles, was wir hatten, auf das „Battalions Of Fear“-Album gepackt. Und dann war alles weg, und wir mussten wieder bei null anfangen zu schreiben. Aber die Plattenfirma hat gesagt, ein Jahr später wollen die ein Album haben. Ich war damals gerade im Zivildienst und musste früh aufstehen. Wir waren zeitlich schon ganz schön limitiert. Du bist dann gar nicht in diesem Kreativmodus richtig drin, wie Du den als Künstler brauchst. Du hast Deinen Job und musst sehen, dass Du auf einmal mehr Stücke schreibst, als Du vorher geschrieben hast. Und ich finde, das hört man dem Album an. Also wenn ich da ein Jahr oder anderthalb Jahre mehr Zeit gehabt hätte, dann hätte das dem Album gut getan! Ich finde Stücke wie „Banished From Sanctuary“ nach wie vor sehr geil. Das war schon ein Treffer, den wir gelandet haben, aber auch „Valhalla“. „Valhalla“ war übrigens ein Song, den Hansi und ich runterschmeißen wollten, weil wir den so Scheiße fanden; nur mal so nebenbei, haha! Aber trotzdem: Wenn wir da mehr Zeit gehabt hätten, dann hätte das besser werden können! So richtig zufrieden bin ich vor allem mit dem letzten Album. Ich weiß, das würde jeder Musiker sagen. Aber ich bin mit dem letzten Album immer noch super zufrieden, weil – meiner Meinung nach - da das Songwriting am trickreichsten und am cleversten ist.

Daniel: Liegt das daran, dass Ihr heute mehr Zeit für ein Album habt?

André: Nein! Auch wenn das vielleicht so aussieht, aber wir haben nicht mehr Zeit! Die Touren werden immer länger. Wir arbeiten fokussierter als früher, weil wir natürlich nicht mehr so viel Party machen und uns schon so ein bisschen mehr auf die Musik konzentrieren, aber es liegt tatsächlich daran, dass man sich weiter entwickelt und besser wird; gerade im Songwriting, dass man zum Beispiel gelernt hat, wie man mit einem Orchester umgeht. Gerade ein Song wie „Grand Parade“ ist vom Songwriting her viel hochwertiger als zum Beispiel „And Then There Was Silence“, denn damals hatte ich es noch nicht so drauf, wie ein Orchester „atmen“ muss und wirklich funktioniert und habe viele Fehler gemacht. Ich habe Metal-Parts komponiert und dann ein Orchester draufgelegt. Inzwischen gucke ich eben genau, was ich mit dem Orchester machen will, wie ich ein Orchester „atmen“ lasse, und ich komponiere die Rhythmusgitarre hinterher. Solche Sachen… Das muss man erstmal lernen. Und deswegen finde ich das, so für mich, anspruchsvoller.      

Daniel: Ihr seid jetzt alle so um die fünfzig Jahre alt und braucht immer so drei bis fünf Jahre für ein neues Album. Was meinst Du, wie viele Alben stecken noch so in Euch? Kann man das überhaupt sagen?

André: Viele! Wenn ich den Typen dahinten noch ein bisschen motiviert kriege (zeigt rüber zu Hansi Kürsch), aber das sollte ich hinkriegen, haha!

Daniel: Kann eine Band wie Blind Guardian heute im Zeitalter der Downloads überhaupt noch von ihrer Musik leben? Wie viele Alben verkauft Ihr so im Schnitt? Und weißt Du vielleicht, welches Euer bislang erfolgreichstes Album ist? Oder erfahrt Ihr so etwas nicht?

André: Also, es ist schön traurig, wie sich die Plattenindustrie verändert hat in den letzten zwanzig Jahren, aber ich denke, dass so langsam auch die Leute wieder aufwachen, dass es digitale Musik gibt, und dass die Musiker wahrscheinlich in den nächsten zehn Jahren anfangen werden, sich in der digitalen Welt zu präsentieren, dass sich das wieder ungefähr auffängt. Momentan liegt das alles noch in den Seilen. Aber jetzt sind wir natürlich auch schon wieder in der Größe, wo wir nicht ganz so drunter leiden wie die „mittleren“ Bands. Bei uns ist das so, dass wir einen starken Backkatalog haben. Bei Virgin war unser Backkatalog, glaube ich, sogar der erfolgreichste, den sie hatten. Aber es ist in der Tat so, dass noch die alten Platten gekauft werden. Ich würde jetzt mal vermuten, dass die „Nightfall In Middle Earth“ unsere erfolgreichste war. Die war schon sehr stark. In den Neunziger Jahren war der CD-Markt noch gesund. Und wir hatten uns damals schon der halben Millionen-Grenze genähert; damals schon! Also weiß ich nicht, wo die jetzt ist. Aber ich vermute, dass die „Nightfall In Middle Earth“ unsere meist verkaufte Platte bis jetzt ist.     

Meinem Kumpel und Fahrer Matthias fiel dazu noch eine Zwischenfrage ein: Wie sieht das denn mit der „Beyond The Red Mirror“ zum Beispiel aus? Die habt Ihr ja auf Vinyl in vielen verschiedenen Farben gemacht.

André: Wir haben das nicht gemacht, sondern Nuclear Blast. Aber ich muss auch sagen, dass es heute viel schlimmere Formen gibt als Nuclear Blast! Wenn ich als normaler Konsument denken kann und es gibt vier verschiedene Vinylfarben, dann muss ich ja nicht alle vier Farben kaufen! Das liegt alles in der Entscheidung des Fans! Ich kaufe mir zum Beispiel nicht jeden Scheiß von meinen Lieblings-Bands. Und ich würde auch jedem Fan raten, nicht seine ganze Kohle dafür zu verschwenden! Ich stehe zum Beispiel total auf Limited Editions, wo ich alle Songs und alle Bonussongs habe und wo ich auch ein ordentliches Booklet habe. Das ist mir sehr wichtig! Alles andere ist mir scheißegal! Aber Jewelcases kaufe ich meistens nicht. Und ich stehe darauf, dass wir bei Nuclear Blast überhaupt die Chance haben, Vinyl zu machen! Viele Firmen machen gar kein Vinyl und haben das auch die letzten fünfzehn Jahre nicht mehr gemacht. Und Du hast als Band noch nicht einmal die Chance, weil Du die Rechte nicht hast! Und da muss ich sagen: Da denken sie sehr Fan-nah. Du kannst da ein vernünftiges Vinyl-Master machen, und die bringen das auch raus, obwohl sich das anhand der geringen Verkaufszahlen eigentlich nicht gerechnet hat. Dann haben sie das trotzdem gemacht. Inzwischen verdienen sie da Geld mit. Aber man darf das auch nicht immer nur negativ sehen! Man muss halt auch mal sehen, weil eine solche Firma gemacht hat, zu der Zeit, wo jede Scheiß Major-Company Rock und Metal komplett hat fallen lassen! Wenn es da nicht solche Labels gegeben hätte wie Nuclear Blast oder andere, dann weiß ich nicht, ob es die Metal-Szene überhaupt noch in der Form geben würde.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne aus? Was steht demnächst alles so an?

André: Also, wir sind jetzt gerade mit Hochdruck dabei, unser Orchester-Projekt fertig zu machen. Das ist noch viel Arbeit. Hansi war Anfang des Jahres im Studio. Ich fahre am Donnerstag nach Prag und mache die Orchester-Aufnahmen für drei weitere Songs. Im Herbst gibt es die letzte Orchester-Session für die Aufnahmen. Und Mitte nächsten Jahres soll das Album fertig sein. Veröffentlicht werden soll es dann Ende des Jahres oder Anfang übernächsten Jahres. Unser Orchester-Album ist kein Blind Guardian-Album! Es ist nur Orchester-Musik mit Hansis Gesang! Es ist ein Side Project, das schon seit über zwanzig Jahren geplant ist. Es gibt da keine Metal-Band! Das Songwriting ist komplett abgeschlossen.

blind guardianDaniel: Wird es dann bald auch wieder ein reguläres Blind Guardian-Album geben?

André: Ja! Da der Hansi gerade mit dem Orchester-Album voll involviert ist, kann ich jetzt in Ruhe weiter schreiben. Und das mache ich auch! Und der Plan ist, dass dieses Album dann etwa ein Jahr später kommen soll.

Daniel: Wird der Song, der seit Ende 2016 bei Youtube kursiert, „Children Of The Smith“, auch da drauf sein?

André: Nein, ich vermute nicht, denn das war ja mehr so ´n Ding für dieses Computerspiel.

Daniel: Wurdet Ihr eigentlich danach gefragt oder seid Ihr Fans von diesem Spiel? Wie kam das zustande?

André: Nein, wir arbeiten mit Markus Heitz, dem Fantasy-Autor, zusammen, für dieses Orchester-Projekt. Er schreibt ein Buch für unser Orchester-Projekt; eine komplette Story, in Zusammenarbeit mit Hansi. Und da wir diese Connection haben, und für ihn dieses Spiel über sein Buch, „Die Zwerge“ - das ist ja von ihm – konzipiert wird, hat er uns persönlich gefragt, ob wir nicht Lust hätten, etwas zu seinem Spiel beizusteuern. Und da er natürlich auch unglaublich viel für uns tut, war es keine Frage, dass wir ihm auch etwas zurückgeben. 

Daniel: So, dann sind wir durch! Hast Du vielleicht noch ein schönes Schlusswort?

André: Ja, habt weiter Spaß mit Musik, haha!

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Autor: Daniel Müller