Janosch: Vince, bevor wir über das kommende Album reden, beschreibe doch bitte mal die Geschichte von Mythra vor 1985. Wie hat das alles angefangen mit euch?
Vince: Wir haben eigentlich alle schon als Kids angefangen und uns getroffen. Mythra wurde dann konkret 1978 aus drei kleinen lokalen Bands in South Shields, UK, heraus gegründet. Zuerst haben wir nur Cover von unseren damaligen Lieblingsbands, wie Black Sabbath, Thin Lizzy, UFO und den Scorpions gespielt. Außerdem hatte die Punk Rock Bewegung, insbesondere The Clash, einen ziemlich großen Einfluss auf unsere Musik. Wir haben sehr viele Gigs gespielt, bestimmt dreimal pro Woche, überall in unserer Region und haben dann sehr schnell angefangen, unsere eigene Musik zu schreiben. Schließlich sind wir dann 1979 ins Studio gegangen, um die EP "Death And Destiny" aufzunehmen.
Janosch: Das hört sich ja erstmal vielversprechend an. Was waren die Gründe dafür, dass ihr euch dann aufgelöst habt?
Vince: Wir haben 1980 dann einen Aufnahme-Deal abgeschlossen und unsere EP wurde neu veröffentlicht. Die war sogar 12 Wochen in den Independent Charts in U.K.. Wir haben auch genügend weitere Songs für ein Album aufgenommen, aber es gab Streitigkeiten zwischen unserem Management und dem Label zu der Zeit. Das bedeutete, dass es keine weitere Veröffentlichung unseres Materials gab, obwohl wir heftige Gigs hatten, wie zum Beispiel das Heavy Metal Barn Dance in Stafford mit u.a. Motörhead, Saxon, Girlschool, Angel Witch, Vardis und White Spirit. Aber dann wurden auch die live Auftritte für uns weniger, weil wir in einem Deal mit einem Label gesteckt haben, dass unsere Musik nicht veröffentlichen wird. All das passierte außerhalb unserer Kontrolle und war daher sehr frustrierend, also hatten wir schlussendlich genug und haben uns aufgelöst.
Janosch: Und was habt ihr dann jetzt in der Zwischenzeit gemacht?
Vince: Wir haben alle irgendeinen normalen Job angefangen und dort teilweise Karriere gemacht und einfach unser (Familien-)Leben weitergeführt. Manche von uns haben auch in anderen Bands weitergespielt, aber ich hatte irgendwie die Schnauze voll. Ich habe Mythra geliebt und es gab für mich nichts anderes, das dem nahe gekommen wäre zu dieser Zeit.
Janosch: Wie war es dann für dich/euch als ihr 2014/2015 wieder gestartet habt?
Vince: Es war einfach unglaublich, dass die Band wieder zusammenkam und wir unsere Musik wieder gespielt haben. Für mich ist damit ein Traum wahr geworden.
Janosch: Wer war dafür verantwortlich, dass ihr wieder angefangen habt und was hält euch jetzt bei der Stange?
Vince: Stuart Bartlett, der Organisator vom Brofest UK, hat uns 2013 schon zum ersten Mal gefragt, ob wir nicht eine Reunion machen wollen, um bei ihm zu spielen. Leider konnten damals einige von uns noch nicht. Aber er hat uns dann 2014 wieder gefragt und wir haben zugesagt. Da ging ein richtiger Ruck durch mich und die Jungs und wir haben das Brofest #3 2015 gespielt und echt was abgerissen! Unser originaler Drummer und Bassist wollten nicht beim Brofest mitmachen und so hat dann Maurice den Bass anstelle der Gitarre übernommen und an den Drums haben wir einen neuen, Phil, engagiert. Dieser Gig war ein Kickstart für ein ganz neues Kapitel in der Geschichte von Mythra, da wir auf einmal wieder weitere Gigs gespielt haben und Songs geschrieben und auch aufgenommen haben. Wir haben es geliebt.
Janosch: Kommen wir nun zum neuen Album: Beschreib doch mal die ganze Sache für uns. Wie hat es sich angefühlt, wieder im Studio zu sein (auch wenn es in Polen und nicht zu Hause war)?
Vince: Die Aufnahmen in Polen mit Bart Gabriel, unserem Producer, waren eine unglaubliche Erfahrung für uns! Wir haben jede Minute genossen. Das Studio hat gebebt, als wir so richtig in den Flow kamen. Es hörte sich großartig an und wir haben da immer wieder Energie rausgezogen, um weiterzumachen. Wir haben genau das erreicht, was wir mit "Still Burning" erreichen wollten und zwar bei unseren NWOBHM-Wurzeln zu bleiben und gleichzeitig einen zeitgemäßen, fetten Sound zu haben.
Janosch: Interessant, kannst du uns mehr über euren Producer erzählen und auch was für euch der ausschlaggebende Grund war zu High Roller zu gehen?
Vince: Bart Gabriel, Ceo von Skol Records und Gabriel Management hat das alles zu verantworten, er hat auch den High Roller Deal vermittelt. Der Typ ist absolut cool. Bart ist ein super Producer und das merkt man auch auf dem neuen Album besonders. Außerdem ist er selbst Metal-Fan, was für uns sehr wichtig war. Er hat insgesamt Großartiges für Mythra geleistet. Wir waren wirklich glücklich als Steffen Boehm von High Roller uns unter Vertrag genommen hat, um das neue Album aufzunehmen, nach unserem Auftritt beim Keep It True letztes Jahr. Er hat das "Warriors Of Time Anthology" Album als Doppel-Vinyl schon rausgebracht, also hatten wir auch selber schon Kontakt zu ihm. High Roller ist ein unglaublich geniales Label und wir fühlen uns geehrt, jetzt ein Teil davon zu sein. Steffen hat viel für die Metal-Fans aus dem Underground getan durch seine Veröffentlichungen.
Janosch: Und beim Songwriting, gibt es da einen Haupt-Schreiber oder schreibt ihr die Songs alle zusammen?
Vince: Die ganze Band schreibt die Songs zusammen, was wirklich genial ist. John, Alex, Maurice und Phil schreiben die Musik für die Songs und ich schreibe alle Texte selbst. Das Songwriting ist natürlich von Song zu Song unterschiedlich, aber meistens fängt es damit an, dass einer der Jungs ein Riff spielt und der Rest der Band steigt dann mit ein. Danach setze ich dann den Text oben drauf. Unser Proberaum ist ein sehr dynamischer Ort, es sprüht dort vor Energie!
Janosch: Die Band hatte schon viele Auftritte seit Ihrer Reunion. Welche davon waren deiner Meinung nach die spektakulärsten? Sind die Gigs heute sehr unterschiedlich zu denen in den 80ern?
Vince: Der Gig vom Brofest 2015 wird immer ein sehr spezieller Moment für uns bleiben, weil es die Reunion Show war. Dann waren es vor allem viele Underground Festivals, die alle auf ihre Weise großartig waren. Wir haben es geliebt, dort zu spielen und bewundern die Organisatoren dafür, solche Line-ups zusammenzustellen. Besonders hervorzuheben sind da das Keep It True, was ich schon angesprochen habe, was echt krass ist. Aber auch das Der Detze Rockt Festival in Deutschland, hat eine ganz besonders tolle Atmosphäre, weil hier ein schöner Mix aus etablierten Bands neben jüngeren und aufstrebenden Bands spielt. Das Metalcova in Barcelona ist ein großartiges Ein-Tages-Festival, das in Kooperation vieler junger Metalheads organisiert wird. In nächster Zeit werden wir das Up The Hammers in Athen im Mai, das Heavy Metal Maniacs in Amsterdam und auch das Frost And Fire in den USA im Oktober spielen. Wir können es kaum erwarten! Es gibt tatsächlich gar keinen Unterschied zu den Shows von heute und denen der frühen 80er, weil Metalheads Liveshows schon immer geliebt haben und es auch heute noch tun. Live Musik war immer besonders und wird es auch bleiben!
Janosch: Was denkst du über die Metal-Szene von heute generell? Speziell der Zusammenhalt zwischen den alten NWOBHM Bands scheint ja sehr groß zu sein, oder?
Vince: Wir sind sehr gut mit vielen der anderen Bands befreundet und auch viele unserer Fans sind persönliche Freunde geworden und es fühlt sich toll an, ein Teil der NWOBHM Bewegung zu sein. Wir freuen uns immer riesig, wenn wir die Jungs aus anderen Bands bei unseren Gigs treffen oder mit ihnen bei Festivals die Bühne teilen. Mythra gibt es ja seit dem Start der NWOBHM 1979 und wir fühlen uns so glücklich, dass wir wieder spielen und auch neue Songs schreiben. Und genauso fühlen sich die anderen Bands aus dieser Zeit. Metal ist für einfach eine lebenslange Passion!
Janosch: Letzte Frage: Was sind eure Pläne mit Mythra für die nächsten Jahre (Aufnahmen, Live Shows, Tour)?
Vince: Wir können es kaum erwarten, dass "Still Burning" endlich rauskommt, weil der Titel genau das beschreibt wie wir uns gerade fühlen! Hoffentlich können wir in den nächsten Jahren noch mehr Songs schreiben und aufnehmen, aber besonders freuen wir uns auf die Festival Auftritte, die dieses Jahr noch kommen: Wie ich schon sagte Athen, Amsterdam, Kalifornien. Wir lieben es, live zu spielen und uns mit den Fans zu treffen, das ist wirklich ein besonderes Gefühl. Vielen Dank, Janosch, für deinen genialen Support!
