Im Schwung der Voivod-Wiederveröffentlichungsflut erscheint nun zeitgleich mit dem Vorgänger „Rrröööaaarrr“ und dem Nachfolger „Dimension Hatröss“ das dritte Album „Killing Technology“, welches von vielen als das beste Album der kanadischen Avantgarde Thrasher bezeichnet wird. Nicht zu Unrecht, wie man beim Lauschen des Albums schnell merkt, welches sich auf CD 1 befindet. Hier fanden sie endlich ihren eigenen Stil. Die Musik ist schnell, wild und chaotisch. Wobei „chaotisch“ sich dieses Mal nicht auf spielerisches Unvermögen bezieht, wie das in den Anfangstagen der deutschen Thrash Metal-Elite der Fall war, sondern wirklich auf die Musik an sich. Der Gesang ist völlig abgefahren und mit nichts zu vergleichen, Schlagzeuger Away spielt stets wilde Tomläufe, egal ob sie nun da hinpassen oder nicht, die Rhythmen sind vertrackt und die schrägen Gitarren, die so typisch für die Band sind, wurden hier wahrhaft manifestiert. Die einzige Band, die so ähnlich klingt, sind die Schotten Holocaust Mitte bis Ende der Neunziger gewesen. Ansonsten stehen Voivod mit ihrem ureigenen Stil für sich. Punkig klinge sie zwar auch hier noch, aber schon deutlich ausgereifter. Der Titeltrack, „Overreaction“ oder „Ravenous Medicine“ finden auch heute noch den Weg in jede Voivod-Setlist. Aber wie bei den anderen Re-Releases, gibt es auch hier verdammt viel Bonuskram. CD 2 enthält – genau wie der Vorgänger „Rrröööaaarrr“ – vierzehn räudige Livetracks in Bootlegqualität; dieses Mal von einem Gig in Montreal aus dem Jahr 1987. Und – ebenfalls wie auf dem Vorgängeralbum – werden auch hier auf der Bonus-DVD fast sechseinhalb Stunden lang ganz schön die Nerven des geneigten Fans mit Bild und Ton ausgeleierter VHS-Tapes strapaziert. Während des Konzerts in Brüssel, welches als Audiodatei vorliegt, ist wieder ein kultiges, selbstgemaltes Tapecover zu sehen. Und tatsächlich habe ich bei diversen Bootlegsammlern aus den Achtzigern einige der hier enthaltenen Videoaufnahmen aus Belgien, den USA, der Schweiz, Deutschland, Frankreich und Kanada auch schon einmal gesehen. Sie wird es also vermutlich freuen, dass ihre alten Tapes nicht bald auseinanderfallen müssen, kann man dich nun zu der DVD greifen. Aber Seh- und Hörgenuss geht definitiv anders. Wer Bootlegs kennt und liebt, wird damit klarkommen. Alle anderen wohl eher nicht. Auch hier gilt: Wen nur das Album an sich interessiert, braucht diese Luxusbox mit wenig Luxussound und –bild eigentlich nicht. Das Album ist aber ein unsterblicher Klassiker! Die Punktzahl bezieht sich auf das Album, nicht das Bonusmaterial!

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller

zurück zur Übersicht