GRAVE DIGGER, MYSTIC PROPHECY, VICTORIUS

Bochum, Zeche, 11.02.2017

Zwischen Mitte Januar und Mitte Februar sind die Mannen um Grave Digger-Shouter Chris Boltendahl auf "The Ten Commandments Of Metal Tour 2017" und spielen dabei elfmal in Deutschland und jeweils einmal in Österreich und in der Schweiz. Im Gepäck die Leipziger Heißspunde von Victorius und nochmal derben Power Metal in Form von Mystic Prophecy. Die Zeche ist gut gefüllt, aber erstaunlicherweise nicht ausverkauft und das bei diesem Package und an einem Freitag.

victoriusDie fünf Jungs um Victorius haben gerade Album Nummer vier mit dem Titel "Heart Of The Phoenix" raus, gemastered übrigens von R. D. Liapakis, und sind natürlich begeistert, selbiges im Vorprogramm dieser geilen Bands promoten zu dürfen. Eine halbe Stunde haben Shouter David Baßin, Dirk Scharsich an der Gitarre & Co. und die nutzen sie grandios. "Hero" mit einem Violinenintro vom Band eröffnet mit kraftvollen Riffs und schnellem Powermetal um 18:30 Uhr den Gig. Nach "Under Burning Skies" folgt das epische "Empire Of A Dragonking", welches ebenfalls vom neuen Album stammt. Die Band ist in unglaublicher Spiellaune und der agile David lässt seiner Frage "Sollen wir euch ein bisschen warm spielen?" wahrlich Taten folgen und jumpt sich selber klitschnass. Groovig und flott im klassischen Power Metal dann "End Of The Rainbow" und dynamisch treibend wird "Lake Of Hope" hinterher gelegt. "Ihr seid unglaublich. Wollt ihr noch mehr?" und "Metalheart" mit klasse Solo auf dem Bass gibt dann den Rausschmeißer. Fein gemacht!.

 

mystic prophecyEine viertel Stunde später ist es Zeit für Power Metal mit etwas schwererer Gangart. Ich hatte Tristan Maiwurm im Vorfeld um eine Akkreditierung nebst Fotopass angefragt und wusste es schon. Er war draußen und heuer ersetzt durch Hanno Kerstan (Scanner) und da ich Mystic Prophecy letztmalig auf der "Killhammer-Tour" sah, war auch Joey Roxx am Bass für mich neu. Die letzte Scheibe "War Brigade" kommt schon aus 2016 und somit gibt es nichts Neues, sondern an sich nur Klassiker. Ob der Opener "Savage Souls", das fette "Killhammer", das kraftvoll treibende und mördergroovende "Evil Empires" oder der Mitmacher "Metal Brigade", alles richtig fette Songs. Tausendsassa und das musikalische Genie R. D. Liapakis fragt die Ruhrpottler "Seid Ihr gut drauf?" oder feuert sie an mit "...das geht auch noch lauter..." und richtig gut kommt der Ausruf "We are the Metal". Markus Pohl spielt sich den Arsch ab und schleudert seine Mähne hin und her und auch hinter Joeys wehenden Haaren können sich der Shouter und der immer etwas in sich gekehrte Laki Ragazas beim Fronten am Bühnenrand verstecken. Das ist geil, das mach Spaß und wird allseits mit Hehe - und Whoohoo-Chören begleitet. "Burning Out" und "Ravenlord" sind die nächsten Kracher und zum Abschluss das wahrlich gelungene Black Sabbath - Cover "Paranoid".

 

grave diggerSeit 1980 sind Grave Digger unterwegs und haben sich in dieser Zeit einen Legendenstatus erspielt. Im Prinzip sind sie neben Helloween, Running Wild und vielleicht noch ein zwei anderen Combos die deutsche Heavy Metal Bastion. Mit "Healed By Metal" ist 2017 das achtzehnte (!) Studioalbum rausgekommen. Schimpf und Schande über mich. Mehrfach durfte ich Van Canto beim Covern von "Rebellion (The Clans Are Marching)" lauschen, aber bis heuer habe ich noch nie Grave Digger livehaftig gesehen, obwohl ich mir sogar "Witch Hunter" im Jahre 1985 auf Vinyl zulegte. Nach der Weihe durch den Reaper dann der Titeltrack des neuen Hammeralbums und eine fast persönliche Begrüßung der Fans vom megasympathisch rüber kommenden Chris, nach dem Motto "...den Jörg (The Pit.de) habe ich schon gesehen und da ist der Jürgen (Metalgott)...". Man kennt sich halt, schließlich kommen die Gladbecker um die Ecke. Mit Jens Becker (ex-Running Wild) am Bass und Stefan Arnold an den Drums hat Chris zwei Mitarbeiter, die auch schon fast zwanzig Jahre dabei sind. Axel Ritt an der Klampfe hingegen stieg hingegen erst 2009 bei den Grabbuddlern ein. Der Typ ist für mich beim Saiten zocken wie eine Reinkarnation der 80er-Jahre, passend dazu die quietschenge Hose und ne Haarmatte bis zum Arsch bei einem megadurchtrainierten Body. Überhaupt kriege ich das Grinsen aus meinem Face gar nicht mehr heraus. So einen Spaß und solche Laune machen grave diggerdiese Herren. Eine Bombenstimmung in der Zeche und jeder, wirklich jeder Song, wird bejubelt, beklatscht und mitgegrölt und Whoohoo-Chöre ohne Ende. Axel zockt ein Solo nach dem anderen ("Lionheart", "Excalibur", "Heavy Metal Breakdown", etc.) und richtig geile Orgeln, Keyboards und Tasten vom Reaper (Marcus Kniep) bei wieder "Excalibur", "Morgane Le Fay" und "The Last Supper". Ein Bass-Solo bei "Season Of The Witch" und bei "Highland Farewell" der Dudelsack und natürlich "Rebellion" mit fast akustischem, langsamen Beginn und dann geht die Sau so richtig ab. Grave Digger 2017, ach wie gerne wäre ich schon 1985 dabei gewesen, aber ich bin mir sicher, so viel anders und lebendiger als heute war es damals auch nicht. Ein Bombengig und hier nochmal mein Dankeschön an Chris Boltendahl und Axel Ritt, die mir letztlich ganz persönlich diesen Gig ermöglichten.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey