ENTRAPMENT - Nichts für den Mülleimer


Wow, ich habe schon tonnenweise Interviews für diverse Fanzines und Webzines gemacht, aber dieses hier ist definitiv das schnellste von allen gewesen! Nur eine halbe Stunde, nachdem ich es der Band geschickt hatte – zwischendurch beschäftigte ich mich mit ein paar Reviews – kam dieses Interview vollständig beantwortet zurück! Ich war immer schon ein großer Fan von holländischem Death Metal, aber Entrapment sind eine der wenigen jüngeren Bands. Blitzbeantworter war der Macher, Multi-Instrumentalist und Sänger von Entrapment, Michel Jonker.

logoDaniel: Hi Michel! Erzähl uns doch zunächst, wie es 2009 zur Gründung von Entrapment kam!

Michel: Ich war zuvor Schlagzeuger bei Massive Assault, aber zu der Zeit arbeitete ich in Vollzeit und bekam einen Sohn. Ich konnte alles mit meiner Musik leider nicht mehr unter einen Hut bringen und stieg deshalb aus. Zu Hause feilte ich dann an ein paar Home Recordings und stand total auf neuere Demos von Bands wie Maim, Morbus Chron, Necrowretch usw. Also feilte ich an einer Band. Daraus sollte aber zunächst nichts Ernstes werden. Nachdem ich dann ein paar Songs online gestellt hatte, wollten Detest Records ein Demotape davon rausbringen und das Killtown Deathfest wollte die Band buchen. Also fragte ich ein paar Freunde, ob sie mir live aushelfen könnten.

Daniel: Wusstest du, dass es in den frühen Neunzigern bereits eine amerikanische Death Metal-Band mit dem Namen Entrapment gab? Und kam es da jemals zu Verwechslungen? 

Michel: Ja, dank Metal Archives, haha! Aber es gab auch nur ein Demo von ihnen. Sie konnten mir also nichts anhaben. Ich habe auch einmal in einer Band namens Absorbed gespielt, die auch noch eine spanische Band kannten, die ebenfalls Entrapment hieß. 

Daniel: Bitte gib uns doch eine kurze Übersicht über alle Veröffentlichungen von Entrapment!

Michel: Zwei Demos, die “Crawling Morbidity” EP als 7“ und Kassette, eine Split-12” EP mit Pyre, eine Split-7” EP mit Massive Assault, drei reguläre Studioalben und zwei Compilation-CDs.

Daniel: Für mich klingen Entrapment wie klassischer Schweden Death Metal der alten Schule. Welche Bands zählen zu deinen Haupteinflüssen?

Michel: Nihilist, alte Paradise Lost, Autopsy und Discharge.

Daniel: Entrapment klingen gar nicht typisch holländisch. Woran liegt das? Eure Death Metal-Szene ist doch großartig!

Michel: Nun ja, keine holländische Death Metal-Band klingt wie die andere, finde ich. Es gibt eigentlich keinen typischen holländischen Sound. Von daher denke ich, dass wir da ganz gut reinpassen.

Daniel: Wovon handeln deine Texte? Geht es dir eher um die Umsetzung der üblichen Death Metal-Klischees? Oder steckt doch mehr dahinter?

Michel: Es fing alles ganz klassisch mit den typischen Zombie- und Horror-Texten an, die im Death Metal üblich sind. Heute geht es mehr um persönliche Sichtweisen bezüglich des Lebens und Religion.

Daniel: Seit 2010 hast du eine feste Besetzung für Live-Aktivitäten. Bei Metal Archives steht aber, dass Entrapment dein Soloprojekt ist. Warum?

Michel: Bei den Aufnahmen bin ich größtenteils alleine für alles zuständig, bis auf ein paar Soli und Backgroundgesang. Ich denke, dass sich Metal Archives dabei nur auf die Studioalben bezogen haben.

entrapmentDaniel: Ich persönlich finde es schön, dass die ersten drei Demos „Infernal Blasphemies”, „Putrefying Stench Of Death” (beide 2010) und „Crawling Morbidity” (2011) vor eurem Debüt „Obscurity Within“ (2012) im altbewährten Kassettenformat erschienen sind. Wie stehst du persönlich noch zu diesem Format? Ist es als Musiker nicht viel schöner, einen richtigen Tonträger in den Händen zu halten, anstatt nur leblose MP3-Dateien auf dem heimischen PC  zu bunkern?  

Michel: Lange Zeit hatten unbekannte Bands CD-Rs gemacht, die aber letztendlich irgendwann im Mülleimer landeten. Eine Kassette sieht dagegen wie eine richtige Veröffentlichung aus, mit einem schönen Cover und allem, was dazu gehört. Ich kenne sogar Leute, die gar kein Tapedeck mehr besitzen, aber trotzdem unsere Kassetten gekauft haben, um die Band zu unterstützen. Die „Crawling Morbidity“ Kassetten-EP kam übrigens erst nach unserem Debüt raus

Daniel: Danach gab es die Compilation „Irreligeos Abominations”, auf der alle drei Demos komplett vertreten waren. Zudem gab es ein paar Livetracks als Bonus. Die CD erschien 2012 über Godeater Records aus Hagen. Wie bist du mit dem Label in Kontakt gekommen?

Michel: Sie nahmen zu uns Kontakt auf, um diese Compilation zu machen. Ich fand die Idee gut und sagte deshalb zu. Es gab auch noch eine Wiederveröffentlichung. Davon mit noch mehr rarem Studio-Material. Dieses Mal geschah das in Zusammenarbeit mit The Crawling Chaos Records aus Köln.

Daniel: Waren denn alle Demos zu diesem Zeitpunkt schon restlos ausverkauft?

Michel: Ja, Detest Records veröffentlichten alle Demos innerhalb kürzester Zeit und ehe wir uns versahen, waren sie bereits alle vergriffen. Von unserem zweiten Demo gab es noch eine zweite Auflage, aber auch diese zweihundert Exemplare waren innerhalb von einem halben Jahr alle weg.

Daniel: Wie du bereits erwähnt hast, gab es in diesem Jahr eine weitere Compilation, die alle drei Demos enthielt: „Irreligious Infestations: Demo Sessions 2010-2014”; wieder von Godeater Records; dieses Mal in Zusammenarbeit mit The Crawling Chaos Records, die ebenfalls aus Deutschland kommen. Die ersten zwölf Tracks stimmen mit der ersten Compilation „Irreligeos Abominations” exakt überein. Anstatt der Livetracks von früher gab es dieses Mal aber alle anderen Tracks der bisherigen Split-EPs, die sich seitdem angesammelt hatten. Somit  war nun alles darauf enthalten, was es nicht auf die drei regulären Alben schaffte. Aber machte diese Veröffentlichung unterm Strich denn überhaupt Sinn?

Michel: Die Erstauflage war ausverkauft, und seitdem hatten sich noch ein paar weitere rare Studioaufnahmen angehäuft, die wir dafür verwenden konnten. Deshalb wurden die Livetracks durch sie ersetzt.

Daniel: The Crawling Chaos sind bekannt für ihre Kassetten-Veröffentlichungen. Wäre das nicht auch eine Option als Alternative für eine Wiederveröffentlichung gewesen?

Michel: Da haben wir nie drüber geredet, aber für eine Kassette wäre die Gesamtspielzeit auch etwas lang geworden.

Daniel: Es gab von Entrapment eine Split-LP mit Pyre aus Russland und eine Split-7” EP mit Massive Assault, die genau wie ihr aus Holland kommen. Waren das die Ideen der jeweiligen Plattenfirmen? Oder hast du das selbst in die Wege geleitet?

Michel: Mit Pyre sind wir über Facebook in Kontakt gekommen, so wie andere Bands das auch schon gemacht haben. Wir mochten ihre Musik und sie unsere, und ich fragte bei Detest Records an, ob sie Interesse an einer Split-LP hätten. Sie erteilten uns jedoch eine Absage. Also fragte ich bei Soulseller an, und wir wurden uns einig. Massive Assault ist eine alte Band von mir, in der auch Entrapment-Bassist Henke und Entrapment-Gitarrist Jeroen gespielt hatten. Und wir sind mit den Leuten von Wolfsbane Records aufgewachsen. Wir alle mögen immer noch dieselbe Art Musik und beide Bands passten auch gut zusammen. 

entrapmentDaniel: Ist es denn wichtig für dich, dass dir die anderen Bands auf euren Split-Veröffentlichungen gefallen? Oder ist dir das egal, solange nur die Musik deiner eigenen Band veröffentlicht wird?

Michel: Ja, natürlich ist mir das wichtig! Das war ja schließlich auch der Grund dafür, warum die Kontakte überhaupt erst zustande gekommen sind. In unserer Underground-Bewegung geht es vor allem um die Liebe zur Musik, denke ich.   

Daniel: Habt ihr denn Pläne für baldige Live-Aktivitäten in Deutschland?

Michel: Im Moment haben wir alle Hände voll zu tun mit Planungen für Wochenend-Touren und Festivals. Es ist aber noch nichts in trockenen Tüchern. Deshalb halte ich mich da noch etwas bedeckt, haha!

Daniel: Lass uns bitte auch noch kurz über die holländische Death Metal-Szene  reden, ja? Ich bin nämlich ein großer Fan von Bands wie Asphyx, Soulburn, Grand Supreme Blood Court, Throne, Pestilence, Thanatos, Sinister, Sempiternal Deathreign, Delirium, Beyond Belief, Eternal Solstice, Pentacle, AntropomorphiA, Acrostichon, alten The Gathering, Etherial Winds, Orphanage, alten Celestial Season, Altar, Funeral Whore, Gorefest usw. Hast du Kontakt zu einigen dieser Bands? Und gibt es einen Zusammenhalt in eurer Szene? Oder besteht eher eine Art Rivalität untereinander?

Michel: Ich kenne viele Leute der Bands, die du aufgezählt hast, aber die meisten der Death Metal-Dinosaurier, die es heute noch gibt, haben eine treue Fanschar. So etwas wie Rivalität gibt es heute, glaube ich, nicht mehr. Vielleicht war das früher einmal so, aber heute steht sich eigentlich niemand mehr im Weg.

Daniel: Wie sehen deine Zukunftspläne mit Entrapment Im Allgemeinen aus?

Michel: Ich bin gerade sehr damit beschäftigt, neue Songs zu schreiben. Außerdem steht eine Vinylveröffentlichung des aktuellen Albums „Through Realms Unseen” an, so dass wir demnächst wieder Konzerte spielen können, um das Album zu promoten!

Daniel: Okay, Michel! Dir gehört das Schlusswort!

Michel: Danke für deine Unterstützung, Daniel! Ich hoffe, wir sehen uns mal bei einem unserer Konzerte oder so!

https://www.facebook.com/entrapmentdeathmetal/

https://entrapment2.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller