CHILD - Die Wärme des Vinyls


Retro-Siebziger Sound ist im Moment wieder total angesagt. Dabei gibt es ein paar zu spät Geborene, die nur stumpf ihre Vorbilder abkupfern. Und es gibt Bands, die es tatsächlich scheinbar mühelos schaffen, das alte Hippie-Feeling perfekt einzufangen, ohne dabei altbacken oder gar überholt zu klingen. Zu letzterer Fraktion gehören auch die Australier von Child, die erst kürzlich ihr zweites Album „Blueside“ veröffentlichten. Da sie hier noch nahezu unbekannt sind, fühlte ich Gitarrist und Sänger Mathias Northway etwas auf den Zahn.

logoDaniel: Hi Mathias! Bitte erzähl uns doch zunächst etwas über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Child!

Mathias: Child wurden 2012 in der Nordstadt von Melbourne gegründet. Wir starteten zunächst als Instrumental-Band ohne Regeln, tendierten dann mit der Zeit aber immer mehr in Richtung Heavy Blues. Das selbstbetitelte Debüt erschien 2014. Die Vinylversion folgte dann im Februar 2015 über Kozmik Artefactz, genau wie das zweite Album „Blueside“ im Dezember 2016.

Daniel: Hattet ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Mathias: Natürlich waren wir alle auch vorher schon in anderen Bands aktiv. Danny spielt noch in zwei weiteren Bands: Krakatau und Dowser. Für Michael und mich ist Child jedoch zurzeit die einzige aktive Band.

Daniel: Eure Musik ist total auf die Siebziger Jahre getrimmt. Wusstest du, dass es bereits eine Band mit dem Namen Child gab, die von 1976 bis 1980 aktiv war und mit „It´s Only Make Believe“ 1978 sogar einen großen Hit hatte? Und kam es da jemals zu Verwechslungen?

Mathias: Ja, das wissen wir. Zu Verwechselungen kam es bisher aber noch nicht.

Daniel: Welche Bands zählen zu euren Haupteinflüssen?

Mathias: Neben den offensichtlichen Einflüssen wie Black Sabbath und Jimi Hendrix wurden wir auch von viel Blues Rock der Sechziger bis Mitte der Siebziger Jahre in Australien beeinflusst, so wie Billy Thorpe And The Aztecs, Master Apprentices oder Lobby Lloyd & The Coloured  Balls And Chain, um nur mal ein paar Namen zu nennen.

Daniel: Worum geht es in euren Texten, nur um die üblichen Klischees? Oder steckt auch eine Art Kernaussage dahinter?

Mathias: Die Interpretation der Texte überlasse ich dem Hörer. Ich selbst sehe keine Klischees in meinen Texten, aber das ist mit Sicherheit auch Auslegungssache.

childDaniel: Wie lange habt ihr gebraucht, um die Songs von “Blueside” zu schreiben und aufzunehmen?

Mathias: Einige Songs sind gleich direkt nach dem Debüt entstanden, andere erst kurz vor der Veröffentlichung. Wir feilen ständig an neuen Songs, bis wir sie aufgenommen haben. Daher denke ich auch, dass einige bis dahin auch noch gar nicht richtig fertig waren. Wir mögen es, die Songs oft live zu spielen und uns erst später dazu zu entschließen, in welcher Form sie letztlich aufgenommen werden sollen. Wenn etwas auf der Bühne nicht sofort zündet, halten wir die Idee erstmal zurück und feilen später nochmal dran, bis wir damit zufrieden sind.

Daniel: Stimmt es eigentlich, dass ihr das neue Album live im Studio eingespielt habt? Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Mathias: Gitarre, Bass und Schlagzeug wurden live in einem Studio im Staat Victoria mit Dav Byrne, einem Freund von uns, aufgenommen. Gesang, Orgel und Soundeffekte wurden später drüber gelegt. Wir sehen uns als Live-Band. Deshalb war es für uns auch nur logisch, so auch bei den Aufnahmen vorzugehen. 

Daniel: Ich mag den warmen, analogen Sound des Albums sehr, der mich sehr an die Siebziger erinnert. Wer hat das Album produziert?

Mathias: Das Album wurde von Dav Byrne von Iridium aufgenommen, gemischt, gemastert und co-produziert. Er ist ein guter Freund von uns und hat viele Jahre auch live abgemischt. Er selbst macht auch Musik und spielt in den Bands YLVA, Agonhymn und Clagg.

Daniel: Das Cover gefällt mir ebenfalls sehr gut. Wer hat es gemalt? Und wie seid ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Mathias: Die Cover für beide Alben hat der Neuseeländer Nick Keller gemalt. Wir wurden durch Freunde aus Neuseeland auf ihn aufmerksam, die bei der Band Beastwars spielen. Und wir hoffen, dass wir auch in Zukunft weiter mit ihm arbeiten werden. 

Daniel: Das neue Album gibt es sowohl auf CD als auch auf Vinyl. Wie wichtig ist es euch, euer Material auch auf Vinyl zu veröffentlichen? Und was hältst du – im Gegensatz dazu – von leblosen MP3-Dateien, die heute so alltäglich geworden sind? Findest du es als Musiker auch nicht viel schöner, einen richtigen Tonträger in den Händen zu halten?

Mathias: Wir kommen mit unserer Art Musik gar nicht um Vinyl herum. Dieses Format ist einfach für unsere Musik gemacht. Und wir glauben, dass der Hörer mit einer physischen Kopie eines Tonträgers eine bessere Verbindung  zur Musik aufnehmen kann. Aber vor allem ist die Soundqualität und die Wärme auf Vinyl einfach viel besser zu spüren als auf allen anderen Formaten.  

Daniel: Wie waren die Kritiken zu eurem neuen Album bislang?

Mathias: Wir könnten kaum glücklicher sein mit den bisherigen Reviews. Wir hoffen, dass es so weitergeht!

childDaniel: Spielt ihr auch live? Und werden wir bald die Gelegenheit bekommen, euch auch in Deutschland zu Gesicht zu bekommen?

Mathias: Wir sind eine Live-Band. Das ist das, was wir am liebsten tun. Wir werden in der zweiten Jahreshälfte nach Europa kommen, und ja: Ihr werdet uns auch in Deutschland sehen!

Daniel: Daniel: Übrigens habe ich mich über die deutsche Schreibweise deines Vornamens gewundert. Hast du deutsche Vorfahren?

Mathias: Nein, ich habe keinerlei deutsche Vorfahren.

Daniel: Bitte klär uns doch noch schnell über eure Zukunftspläne auf!

Mathias: So viel um die Welt zu touren, wie es uns körperlich möglich ist, und das dritte Album aufnehmen.

Daniel: Okay, Mathias! Das Schlusswort soll dir gehören!

Mathias: Danke für eure Unterstützung! Wir können es nicht erwarten, zurück nach Europa zu kommen und für euch zu spielen!

https://www.facebook.com/childtheband/

https://childtheband.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller