FACE THE DAY - CORRODING DREAMS


Label:SELBSTVERTRIEB
Jahr:2016
Running Time:40:49
Kategorie: Eigenproduktion
 

Face The Day sind Martin Schuster (Guitar, Vocals, Bass) und Filip Kittnar an der Schießbude. Die beiden fanden 2014 zusammen und stammen aus der goldenen Stadt. Ende 2014 veröffentlichten die beiden Tschechen die Single "Losing The Anima" und legen jetzt ihr Debütalbum nach, welches sieben Songs eine Gesamtspielzeit von knapp vierzig Minuten widmet. Der Opener "Changes" überzeugt mit guten Melodien, sehr variablem Gitarrenspiel und eingestreuten, längeren, sehr gefühlvollen Soli bei einer mitnehmenden, wenn auch etwas catchy angehauchten Stimme. Gute Riffattacken bilden aber einen tollen Kontrast zu dem melancholisch angehauchten Prog Rock mit leichten Anleihen im Dark Metier. Seufzend, dahin schmelzend, ja fast in bester Britpop - Manier schnüffelt sich Martin bei "Cross The Line" ins Mikro. Man kann müde über die wehenden Taschentücher und tränenverschmierten Kajalstriche kleiner Girlies lächeln, aber trotz allem Schmalz hat der Junge eine echt geile Stimme und das Gefühl für das richtig gute Songwriting. "Losing The Anima" ist in zwei Phasen aufgeteilt. Der erste Teil nimmt wieder die super melodische Gitarre auf. Die Stimme klingt hier variabler und anerkennend fallen dem Hörer hier nur wirkliche Größen als Vergleich wie die Progger und Alternative Rocker Muse ein, wobei die Prager nahezu auf Tasten verzichten und einfach unglaublich viel aus den Gitarren raushauen. Anfangs wollte ich hier nur drüber hören und die Chose abarbeiten. Viel konnte man bei dem unauffälliger Coverartwork an sich auch nicht erwarten. Aber auch beim sehr zarten, mit Akustiktupfern versetzten "Circle" hinterlassen die Jungs ihre tolle Handschrift, so dass die einfache Hand auf dem Cover nun eine ganz andere Bedeutung erfährt. Nahezu sehnsüchtig verklingen Gitarre und traumhaftes Mikro in der Unendlichkeit. Lassen wir mal den zweiten Teil von "Losing The Anima" mit wieder genialen Sechssaitern und hier auch mal dezenten Synthesizern sowie wieder tollen und ganz anders akzentuierten Gesang zurück und nähern uns "The Purpose". Selten klang eine Proggitarre so schön und man ist wirklich perplex , was dieser Martin zudem auf seinen Stimmbändern zelebriert. Da er im Grunde genommen, bis auf die Drums, alle Instrumente inne hat und zudem noch singt, wobei man sich allmählich wirklich fragen muss, was denn der Tausendsassa nicht kann, muss man leider auch gleichsam konstaniert reflektieren, dass dieses Erlebnis niemals live genossen werden kann. Auch der letzte Song, der da titelt "Stillness Of The Sea",  überzeugt in seiner Langsamkeit und nimmt mich einfach nur mit auf diese unglaubliche, musikalische Reise. Gehört klar in die Top Ten von 2016 für Alternative, Prog und Rock und bei mir neun Finger hoch.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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