WANG WEN - SWEET HOME, GO!


Label:PELAGIC
Jahr:2016
Running Time:73:14
Kategorie: Neuerscheinung
 

Wang Wen stammen aus Dalian China und gründeten sich 1999. Mit "Sweet Home, Go!" legen sie ihr insgesamt neuntes Album vor und gehören damit ohne Zweifel zu den fleißigsten Indie Bands. Zu der Veröffentlichung gehört auch ein Split Vinyl mit den schwedischen Instrumentalisten von PG- Lost. Stilistisch sind sie dem Post Rock zuzuordnen und bekannt für melancholische und gleichsam wuchtig ausufernde Instrumentale. Selbiges belegen sie auch auf ihrem neuen Output mit einer Spieldauer von eineinviertel Stunden, aber insgesamt nur sieben Tracks von denen der Opener "Netherworld Water" alleine fünfzehn Minuten einnimmt. Eine knappe Viertelstunde dauern auch "Children`s Palace" und der Titelsong "Sweet Home, Go!" Ihr lest schon, wer sich mit den Chinesen auseinandersetzt, muss Zeit und Muße mitbringen. Aber es lohnt sich dieser Melange aus Shoegazing (Vorläufer und Einflussfaktoren des späteren Brit Pop und Post Rock), New Art Rock, Progrock und Post Rock seine Aufmerksamkeit zu widmen. Klar kommen auch handelsübliche Instrumente wie Gitarre, Bass und Schlagzeug zum Tragen. Für die Träumereien sind jedoch Klavier und gezupfte Akustik, für orchestrale Elemente die Streichern im Einklang mit den Orgeln und für den Spannungsaufbau und die tragenden aber auch gehypten Elemente das Zusammenspiel von Violine, Cello und insbesondere auch der Trompete verantwortlich. Diese komplexen, spannungsreichen, filigran versponnenen, atmosphärisch dichten und melodischen Wunderwerke instrumentaler Kunst auch nur annähernd zu beschreiben, kommt schon einer Promotion der Musikwissenschaften nahe. Ich erspare mir daher Ähnliches und schwelge lieber in meinen Gedanken beim Hören dieser so verträumt klingenden Bläser, im gefühlvollen Einklang mit den Tasten auf zum Beispiel "Heart Of Ocean". Ach ja, und auf dem ganz kurz gehalten Rausschmeißer, allerdings ist man derbe geneigt, die Repeat - Taste noch das eine oder andere Male zu benutzten, findet sich zum Ende so etwas wie choraler Gesang. Absolut das Richtige für entspannte Herbst- und Winterabende bei der Lektüre eines anspruchvollen Buches.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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