SCREAMER

Ihre erste Headlinertour April 2012

SCREAMER in Almelo, Niederlande, Cafe Dr. Rock, 06.04.2012

SCREAMER flyer SPECIALS 2012Wie im letzten Jahr bereits angekündigt, erschienen die derzeit wohl heissesten Newcomer, die Schweden Screamer, in Mitteleuropäischen Gefilden, um ihren reinrassigen Heavy Metal der Marke Oldschool unter das Volk zu bringen. Fünf Dates am Stück in relativ kleinen Venues wurden abgerissen, davon auch zwei in Holland. Nicht ganz ohne ein selbstironisches Grinsen dazu, spricht Drummder Henrik von ihrer ersten Headlinertour. So hatte ich mal Gelegenheit, in das kleine Cafe Dr. Rock nach Almelo zu kommen. Zu Fuss allerdings, denn es liegt in einer Fussgängerzone. Von innen betrachtet muss der schmalen, schlauchförmigen Lokalität schon ein gewisses Ambiente zugesprochen werden, und eine kleine Bühne neben dem Eingang verspricht einen schweisstreibenden Clubgig. Schon der kurze Soundcheck zeigte, wo später der Hase lang laufen würde; man durfte transparenten, druckvollen Sound erwarten. „It Will Be A Full Volume-Gig Tonight“, versprach Screamer-Drummer Henrik, zu dem ich hinaufschauen durfte. Der 205-Zentimeter-Mann wusste zu berichten, dass sie nicht auf allen Stationen ihrer kleinen Tour aus baulichen Begebenheiten die volle Lautstärke spielen könnten. Selbst an heutigem Abend durfte die erste Band erst loslegen, sobald die Pizzeria nebenan geschlossen wurde. Nicht, dass dort die Tortellini explodieren.

 

BIGBALLSCOWGIRL git SPECIALS 2012Nach langer Wartezeit begannen pünktlich Big Balls Cowgirl aus Meppen. Der moderne Vierer, Female-Fronted durch das neue Cowgirl Katharina, prügelten sich nu-metallisch und zügig u. a. mit „Stick To Your Guns“ von ihrer 2010er EP „Go For The Lead“ durch das Programm. Katharina, gesanglich eher zu den Soulstimmen einzuordnen,  sagte das Erscheinen eines Longplayers an, von dem schon mal „Bullet Ride“ gezockt wurde. Dean Gitarrist Julian, der einen Teil der Ansagen übernahm, glänzte durch äusserst souveränes Fingerwerk, eine Freude auch für die Augen. Mit dem letzten Song „See You Again In Alabama“ war dann nach 50 Minuten Schluss.

 

SCREAMER 1band1 SPECIALS 2012„We Are Screamer, And We Have Some Girlfashion Heavy Metal For You“, waren die eröffnenden Worte von Shouter und Bassmann Christoffer Svensson, der sich live stilecht mit dem Rickenbacker vom Plattencover beschäftigte. Ein neuer Song mit dem Arbeitstitel „Fittlaten“ wurde als Opener gewählt. Danach hinterhergeschossen kam das Titelstück ihres aktuellen Albums „Adrenaline Distractions“, und zwar gleich wesentlich schneller interpretiert als auf dem Album. Das machte Laune, und sorgte gleich für ein erstes Ausrufezeichen. Drummer Henrik, hat seiner Körpergrösse und Armlängen angemessen, die Becken besonders hoch gehangen, und war nach kurzer Zeit komplett durchgeschwitzt. Überhaupt eine Glanzleistung, die schnellen Beats durchgehend mit derart Punch zu versehen, selbst die kleinen Wirbel zwischendurch sitzen bei dem enormen Schlag sehr tight. „All Over Again“ schloss sich an, und der Sound war heute Abend so gut, dass man die synchron gespielten Doppeläxte von Dejan im coolen Cauldron-Shirt und Anton einzeln braten hören konnte. Sänger Christoffer lieferte erstklassige Vocals, der seine Lederjacke trotz steigender Temperaturen im Club nicht auszog, wirkte zwar basszupfend eher statisch an seinem Mikroständer, suchte aber dauernd Augenkontakt mit dem Publikum. Gemäss seiner Ansage eingangs, begannen einige weibliche Besucher wild zu tanzen. Jeder Song bekam heute seinen eigenen Höhepunkt, wie „Keep On Walking“ einen kurzen SCREAMER 1band3 SPECIALS 2012Mitsingpart. Wieder wurde gegenüber dem Album an der Geschwindigkeitsschraube gedreht, als „Screamer“ fast doppelt so schnell dargeboten wurde. Da blieb kein Auge trocken, keine Matte ungeschüttelt. Insgesamt fünf neue Tracks schafften den Weg in die Setlist, die alle noch mit Arbeitstiteln versehen waren. Ein cooler Rocker, der noch „Loklaten“ genannt und in ein bluesiges Gitarrenintro und –outro gepackt wurde, fiel mir dabei besonders auf. Zu „Rock Bottom“ drehte dann alles durch, und auch das gemischte Publikum weiter hinten rockte mit. Mit „Never Going Down“ endete nach etwas über einer Stunde Spielzeit ein Gig, der nicht nur mich begeisterte. Screamer konnten mit ihrer positiven Ausstrahlung, ihren zündenden Songs und der an den Tag gelegten Leidenschaft nur punkten. Es war mit Freude anzusehen, wie sie zur Aftershowparty selbst ein Song wie „Seven Doors Hotel“ ihrer Landsleute von Europe abfeierten. Natürlich war der Kauf eines Shirts und eines Patches Pflicht. Am Merch-Stand auf den grandiosen Gig angesprochen, erklärte mir Christoffer dazu lautstark den Unterschied zwischen Fun und FFUUNN. Verstanden.

 

SCREAMER in Dortmund, Die Burg, 09.04.2012

SCREAMER 2band1 SPECIALS 2012Bislang war dieser Ostermontag für mich ein schöner Tag. Als ich vor der Location eintraf, stand der blaue Bandbus schon vor der Tür, und gemessen am Gig in Almelo, versprach der Tag noch besser zu werden, wenn man heute auch ohne Opening Act auskommen wollte. Nach absolut grandioser Verköstigung verlief der Soundcheck zunächst einmal nicht so gut. Letztendlich verzichtete man auf die Monitorboxen, und mit den Worten „Good Evening, We Are Screamer“ wurde der Reigen mit „Can You Hear Me“ eröffnet. Auch diesmal fanden wieder neue Tracks den Weg auf die Setlist. War am Freitag in Holland noch der neue Song mit dem Arbeitstitel „Fittlaten“ der Opener, rutschte er diesmal an die zweite Stelle. Ein straighter Rocker, der sich in die SCREAMER 2hen SPECIALS 2012Songs ihres Debüts prima einpflegt. „We Changed The Setlist A Little Bit“ erklärte mir Drummer Henrik vor dem Gig, und man spielte am Abend zuvor in Augsburg vor 150 Leuten einen Headlinergig von neunzig Minuten, da war dann das komplette Album und alle neuen Stücke auf der Setlist. Zum upgespeedeten Track „Adrenaline Distractions“ wechselte Gitarrist Dejan von seiner weissen Flying-V auf die schwarze SG, und Gitarrist Anton, der viele Ansagen übernahm, tat das auch zu „Keep On Walking“. Zu „My Thrill“ kam reichlich Verstärkung von den Kutten aus der ersten Reihe, die sich schon vom ersten Ton an dort postierten. Ein weiterer neuer Track mit dem Arbeitstitel “Stamlaten” sorgte bei den Gitarreros für Doppelaxtgepose und Begeisterung in der Audienz. Christoffer erklärte in seiner Ansage zu „All Over Again”, dass es in dem Song darum ginge, nach einer durchzechten Nacht aufzuwachen, und gleich mit der nächsten Dose Bier weiterzumachen. Dazu spielte Dejan seine Parts teils mit seiner SG hinter dem Kopf. Wieder wurde das Tempo von „Screamer” erhöht, dass Henrik grad SCREAMER 2dejan SPECIALS 2012noch zwischen den Snareanschlägen seine Becken erreichte. Hiernach fügte sich das neue, arbeitsbetitelte „Loklaten“ ein, diese zügige Nummer mit den bluesigen Gitarren an Anfang und Ende, welches ich in Gedanken an Almelo wieder erkannte. Weltklasse, das dürfte der Oberknaller auf dem nächsten Album werden, wie auch Gespräche mit den anwesenden Fans nach dem Gig bestätigten. Dejan erklärte nach dem Konzert, dass man nach der Festivalsaison ins Studio gehen möchte, um das zweite Album einzusägen, denn an neuen Songs mangelt es nicht. Nahtlos wurde ein weiteres neues Stück („Snabba“) angefügt, bevor Christoffer den letzten Song “Never Going Down” ansagte. Adam animierte dazu, „Zugabe“ in schwedischen Worten zu brüllen, mit dem Erfolg, dass „Rock Bottom“ noch zu der Ehre kam, in ‚Die Burg’ zu Dortmund gespielt zu werden. Nach einer guten Stunde musste dann Ende sein; weitere Zugaberufe blieben leider erfolglos.

 

Alles andere als erfolglos waren die Verkäufe am Merchandisestand. Gedränge zeugte dort von einer hohen Nachfrage, an zwei verschiedenen Shirts für faire 12,- Euro, Girlies und Longsleeves. Auch Patches, CD’s und Vinyl war zu erwerben, das auch gleich auf Wunsch von der Band signiert wurde. Und weil der Burg-DJ das bekannte „Seven Doors Hotel“ dann doch noch gefunden hatte, fand dieser gelungene Konzertabend dieser aufstrebenden Band, die man gerne wieder sehen möchte, einen gediegenen Ausklang.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer, Daniel Horlbogen