CANTERRA - Ein Riesenabenteuer und damals vs. heute


Der Name Canterra steht für eine junge, neu aufstrebende Band, welche in sehr kurzer Zeit einen beachtlichen Aufstieg gemacht hat. Eine anstehende Tour mit Lacrimosa ist ein neuer Höhepunkt in der jungen Bandgeschichte. Dass sie dennoch auf dem Boden der Tatsachen geblieben sind, zeigt sich im Gespräch mit der äußerst sympathischen Frontfrau Korrinna. Eine Frage beantwortete auch Gitarrist Hannes nach dem ersten Konzert der aktuellen Tour.

logoClemens: Ihr seid momentan als Supportband für Lacrimosa unterwegs und habt auch schon mit anderen Szenegrößen die Bühne geteilt. Wie nimmt euch das Publikum auf?

Korrinna:Die Tour geht ja erst los. Insofern werden wir in wenigen Wochen mehr wissen. Es ist auf jeden Fall ein Riesenabenteuer für uns. Bei den letzten Konzerten z. B. mit Xandria hat uns die Reaktion des Publikums überwältigt. Wir machen ja gerade unsere ersten Schritte aus der Heimat raus, da erwarten wir erst einmal nichts Konkretes und lassen alles auf uns zukommen. Wir werden die Zeit und den Luxus, diese zwei Wochen jeden Tag Musik machen zu dürfen, zunächst einmal einfach nur genießen.

Clemens: Euer neues Album „First Escape“ hat mir sehr gut gefallen, besonders die Texte. Schreibt ihr über Dinge, die euch bewegen oder die ihr schon selbst erlebt habt?

Korrinna:Vielen Dank, Die meisten Texte haben schon einen persönlichen Kern oder sind durch ein Erlebnis ausgelöst worden. Diese Grundidee wächst dann im Laufe der Songentstehung und verformt sich immer weiter, bis alles rund ist und mit der Musik eine Symbiose eingeht. Bei „Come With Me“ zum Beispiel war es die Beschäftigung mit der Geschichte einer weiblichen Moorleiche aus der Wikingerzeit. Die Geschichte ist mir auf einer Reise nach Norden auf die Füße gefallen und hat mich sehr interessiert. Diese Erkenntnisse haben sich dann letztendlich zu einer Songgeschichte entwickelt.

Clemens: Mir sind auch die Flamenco-Gitarren im Intro von „The Hunt“ aufgefallen.

Hannes:(lacht) Ja, das stimmt. Diesen Song haben wir bei unserem Freund Rico, dem Geiger der Band „Letzte Instanz“ aufgenommen. Ursprünglich existierte nur das Hauptriff der E-Gitarren. Rico hörte es und meinte, dass es wie eine Flamenco-Gitarre klingt und sich als Intro bestimmt gut machen würde.

Clemens: Was habt ihr euch vorgenommen für die Zeit nach der Lacrimosa Tour?

Korrinna:Wir werden uns sofort nach der Tour um weitere Livetermine kümmern. Wir hoffen, mit „First Escape“ noch eine Runde in den Regionen drehen zu können, die bei der Lacrimosa Tour jetzt nicht mit dabei sind. Außerdem wartet da viel canterranisches Songmaterial, an dem wir endlich weiterarbeiten wollen.

Clemens: Wie ist der Zusammenhalt unter den Bandmitgliedern?

Korrinna:Wir fühlen uns wie eine große Canterra Familie. Der Zusammenhalt ist sehr stark. Wir würden gern öfters mit allen Familien gemeinsame Dinge zusammen unternehmen, aber das ist organisatorisch sehr anspruchsvoll.

Clemens: Kann man Canterra eindeutig einer Stilrichtung zuordnen?

Korrinna:Ich hoffe nicht. Wir denken wenig über unsere Stilrichtung nach und machen zunächst einmal ausschließlich, was uns gefällt. Wir hoffen, dass man die Abwechslung auch auf der aktuellen Platte hören kann. Wenn wir immer nur das Gleiche machen würden, würde es uns langweilig werden, darum legen wir uns selber nicht auf eine Stilrichtung fest. Natürlich dürfen das gern alle anderen tun. Ich bin gespannt, was dabei rauskommt.

Clemens: Wen würdet ihr zu euren musikalischen Vorbildern zählen?

Korrinna:Das ist bei jedem von uns durchaus verschieden. Der eine kommt mehr aus dem Punk, der andere ist wiederum schon immer Metal, auch Klassik und Swing sind ein Thema. Das wichtigste aber ist für uns alle eine tragende Melodie und eine ordentliche Dosis Gitarre.

Clemens: Wollt ihr irgendwann an den Punkt kommen, dass ihr von eurer Musik hauptberuflich leben könnt?

Korrinna:Davon träumen wir und darauf arbeiten wir hin. Wir sind aber auch Realisten und wissen, dass das ein sehr schwer zu erreichendes Ziel ist. Dafür ist es sinnvoll, mehrere Standbeine aufzubauen, sonst wird es schwer. Da hat jeder von uns seinen eigenen Masterplan.

canterraClemens: Was würdet ihr Bands, die nach mehr streben, als erstes empfehlen?

Korrinna:Zuallererst hart arbeiten und sich immer wieder selbstkritisch reflektieren. Netzwerke aufbauen und immer an sich glauben, ein Umfeld schaffen, in dem das möglich ist, nie aufgeben, durchhalten, träumen, aber trotzdem einen Schritt nach dem anderen setzen. Man muss sich auch manchmal einfach was trauen und ins kalte Wasser springen.

Clemens: Was war euer bisheriges Highlight der Bandgeschichte?

Korrinna:Das ist definitiv die anstehende Lacrimosa Tour und das letzte Konzert mit Xandria wird für uns unvergesslich bleiben.

Clemens: Wo würdet ihr gerne mal auftreten?

Korrinna:Wir träumen derzeit von Russland und Skandinavien, aber zunächst müssen wir uns erst einmal zuhause beweisen.

 

Mittlerweile sind etwas mehr als vier Monate vergangen, seit ich dieses Interview mit Korrinna geführt hatte. Fast vergessen – bedingt durch das anstehende Abitur - lag es schon irgendwo auf meiner Festplatte. Doch in mir machte sich die Frage breit, wie es heute, Ende Juni um Canterra steht, und was sich vielleicht geändert haben könnte, nach dieser ersten Tourerfahrung. Also schrieb ich Korrinna erneut an und zu meiner größten Freude beantwortete sie mir einige Fragen.

 

Clemens: Eure Tour mit Lacrimosa ist jetzt schon mehr als vier Monate her. Wie waren die Reaktionen des Publikums auf euch?

Korrinna: Die Reaktionen waren richtig gut und haben uns umgehauen. Direkt nach den Konzerten und auch in den Wochen nach der Tour haben uns ganz viele tolle positive Feedbacks erreicht. Das freut uns wirklich wahnsinnig!

Clemens: Welche Erfahrung auf Tour hat euch am meisten überrascht, bzw. was hattet ihr euch eventuell anders vorgestellt?

Korrinna:Das alles doch sehr ruhig und entspannt abgelaufen ist. Die Tour an sich war letztendlich viel weniger stressig, als wir uns das vorgestellt hatten. Das lag zum einen wahrscheinlich an der guten Vorbereitung und unserer tollen Crew, aber unbedingt auch an dem gesamten Lacrimosa Team.

Clemens: Was macht Canterra seit der "First-Escape-Tour"?

Korrinna:Wir schreiben an neuen Songs und planen neue Konzerte.

Clemens: Werdet ihr in absehbarer Zeit wieder eine so weitläufige Touren machen?

Korrinna:Wenn es nach uns ginge würden wir sofort wieder losfahren!

Clemens: Wo siehst du die Band in zehn Jahren?

Korrinna:Das ist eine schwere Frage, denn man weiß ja nie, was das Leben noch mit einem vorhat. Wir möchten mit Canterra unbedingt weiter gehen, neue Musik auf die Welt loslassen. Wir hoffen in Zukunft auch auf Festivals Fuß zu fassen um mehr Musikfreunden unsere canterranischen Klänge live erlebbar machen zu können. Wir hoffen noch viele tolle Touren fahren zu dürfen.

Clemens: In Hamburg sagtest du, das Erscheinen eures ersten eigenen Studioalbums sei etwas, womit ihr sobald nicht gerechnet hättet. Erscheint euch ein Nachfolger von "First Escape" nun realistischer?

Korrinna: Auf jeden Fall, denn jetzt wissen wir wie es geht und haben noch mehr Blut geleckt. Denn nach der ersten Produktion in Eigenregie haben wir nun einen ganz anderen Blick auf die Dinge, die getan werden müssen, die Probleme, die auftauchen können, die gesamte Koordination des Produktionsprozesses, der Release an sich, un vieles mehr. Ich denke und hoffe, das erleichtert und beschleunigt die nächste canterranische Produktion sehr.

canterraClemens: Strebt ihr nach den Tourerfahrungen immer noch danach, Canterra irgendwann - wenn möglich - zu eurem Hauptberuf zu machen?

Korrinna: Ja unbedingt, das ist unser Traum! Auch wenn wir da sehr realistisch sind und wissen, dass das ein sehr, sehr hohes und schwer erreichbares Ziel ist.

Clemens: Wie kam es damals überhaupt dazu, dass ihr die Möglichkeit hattet, mit Lacrimosa zu touren?

Korrinna:Ich war schon eine Weile mit Tilo dahingehend in Kontakt. Er hat dann die noch unfertigen Songs von "First Escape" von uns bekommen und mochte unsere Musik wohl ziemlich gern und hat uns angeboten, als Support mitzufahren.

Clemens: Wie klappt das Zusammenspiel zwischen euren Jobs und der Band? Gab es da schon größere Schwierigkeiten?

Korrinna:Das ist immer sehr schwierig. Da einige von uns auch unregelmäßige Arbeitszeiten und Schichten haben, müssen wir uns sehr gut uns lange im Voraus zu Proben und Konzertterminen abstimmen. Deswegen teilen wir uns die Aufgaben gut auf und wenn wir zum Proben zusammenkommen, dann sind das meist komplette Wochenenden, die wir komplett nur dafür nutzen.

Clemens: Welche konkreten Ziele verfolgt ihr im nächsten halben Jahr?

Korrinna:Definitiv die Arbeit an neuem musikalischen Material. Das steht im Moment absolut im Vordergrund!



Autor: Clemens Steinberg