THE WOLVES OF AVALON - Englische Geschichte


Auf Mittelaltermärkten geht mir das Folk-Gedudel immer sehr schnell auf den Sack. Wenn Folk wiederum mit Metal vermischt wird, wird es jedoch interessant. Egal ob früher Skyclad, Goat Of Mendes, Waylander, Cruachan und Forefather oder erst kürzlich neue, grandiose Veröffentlichungen von Elforg oder Angur: Es weht ein frischer Wind in der Folk (Black) Metal-Szene: Zufällig und völlig unverhofft fiel mir das neue Album der Engländer The Waves Of Avalon in die Hände, welche mir bis dato völlig unbekannt waren. Aber das hier ist wahrhaft Folk-/Black Metal in absoluter Perfektion! Mit einem 30-minütigen Song, der dem Soundtrack eines Fatasy-Blockbusters gleicht und mit zwei originalgetreuen Coversongs beherbergt das neue Album „Across Corpses Grey“ zwar lediglich drei Songs, kommt aber locker auf eine Dreiviertelstunde Spielzeit. Glücklicherweise waren Sänger Metatron sowie Gitarrist, Keyboarder und Clean Vocalist James Marinos sehr auskunftsfreudig, schnell und haben das Interview sehr ausführlich in nur zwei Tagen beantwortet! Hut ab! Taucht mit mir ein in die altenglische Geschichte, deren legendäre Schlachten perfekte Vorlagen für gute Metal-Texte bieten!

logoDaniel: HELL-o Metatron! Erzähl uns doch zunächst, wie alles begann. Wie kam der Stein für The Wolves Of Avalon ins Rollen?

Metatron: Nur weil The Meads Of Asphodel eine eigene musikalische Seele haben, mit vielen Facetten und exzentrischen Ausschweifungen und Verarbeiten von aktuellen Themen, möchte ich meine Vorliebe zum Pagan Metal nicht missen. The Wolves Of Avalon wurde von James Marinos ins Leben gerufen, um einen völlig neuen englischen Pagan Metal-Weg einzuschlagen. Wir haben sehr hart am Konzept der Band gearbeitet und uns auf die Vergangenheit unseres Landes und uralte Einzigartigkeit besonnen. Alle Kulturen haben ihre ganz eigene Vergangenheit: die alten Slawen, Wikinger, Kelten, Mongolen, afrikanische Stämme, die amerikanischen und südamerikanischen Indianer, und bei allen gab es evolutionäre Brüche durch Eroberungen, Völkerwanderungen oder religiöse Lehren. Dadurch ist die Welt sehr multikulturell geworden. Dadurch traten aber, meiner Meinung nach, auch viele Probleme bei der Suche nach der eigenen Identität auf. The Wolves Of Avalon belehren über die Vergangenheit, jedoch ohne die politischen Motive der Gegenwart. Wir als Band sind stolz auf darauf, wie unsere Vorfahren dieses Land aufgebaut haben. Und wir nehmen es in Kauf, dass sich die Welt im Wandel befindet, sowohl im Guten als auch im Schlechten.

Daniel: Eure Musik ist sehr vielschichtig. Welche Bands zählen zu euren Haupteinflüssen?

Metatron: Ich denke, James Marinos hat seine eigenen musikalischen Einflüsse. Da er allein für die komplette Musik zuständig ist, wird er dies besser beantworten können.

James Marinos: Ich versuche beim Songschreiben immer, mich so weit wie möglich vom Stil anderer Bands fern zu halten, weil ich die Musik immer so originell wie möglich halten will. Normalerweise wirkt sich die Geschichte oder das Thema an sich automatisch immer auch auf die Musik aus. Natürlich gibt es hunderte Bands, die mich inspirieren, aber wenn ich Songs für The Wolves Of Avalon schreibe, tendiere ich nie in die Richtung einer bestimmten Band.

Daniel: Du singst auch noch bei The Meads Of Asphodel. Es gibt einige Gemeinsamkeiten bei beiden Bands. Wo liegen für dich genau die Unterschiede zwischen The Wolves Of Avalon und The Meads Of Asphodel, sowohl musikalisch als auch textlich?

Metatron: Die Unterschiede bestehen hauptsächlich an der Kreativität der beteiligten Musiker. Das sind James D. Tait bei The Meads Of Asphodel und James Marinos bei The Wolves Of Avalon. Beide Bands haben also ihre eigene Identität, die sehr wichtig ist, um die Dynamik der Musik an sich erzeugen zu können. Ich trenne beide Bands ganz strikt voneinander, damit beide Gleichberechtigung haben. Bei The Meads Of Asphodel geht es in den Texten um Völkermord, religiöse Dummheit, menschliche Grausamkeit und die geistesgestörte Welt im Allgemeinen. The Wolves Of Avalon haben ein geschichtliches Konzept, welches sich auf das Alte Britannien beruft.

Daniel: Generell setzt ihr euch textlich mit Heidentum und diversen Legenden auseinander. Könntest du da ein bisschen mehr ins Detail gehen für interessierte Leute wie mich, die keinen Plan von der Materie haben?

Metatron: Auf dem ersten Album, „Carrion Crow Over Camlan“, ging es um den historisch belegten Arthur (auch: Artus), der ein römisch-keltisches Kriegsheer anführte, das gegen die Eindringliche des Germanischen Sachsen um das Jahr 500 nach Christus kämpfte. Die Arthur-Legende mit seinen Rittern in schillernder Rüstung, dem runden Tisch und Kamelot sind zwar ein purer Mythos, basieren aber auf einem wahren Ursprung. Das zweite Album, „Boudicca’s Last Stand“, handelt von der alten Heerführerin Boudicca, die viele Schlachten gegen die Römische Besatzung kämpfte. Es geschah während der Herrschaft Neros, dass die Römer die Britische Druiden-Hochburg in Nord Wales zerstörten. Kurz darauf fielen die Römer über Boudiccas Heer her und schlugen es vernichtend auf einem unbekannten Schlachtfeld. Später beging Boudicca schließlich Selbstmord. Das neue Album, „Across Corpse Grey“, handelt von den englischen „Rosenkriegen“, obwohl der Text thematisch auch für jede andere große Schlacht im 14. und 15. Jahrhundert in Europa stehen könnte. Der Rosenkrieg entfachte die brutalsten und blutrünstigsten Schlachten, die jemals auf Britischem Boden geschlagen wurden.

Daniel: Eure Texte sind sehr episch. Gibt es auch bestimmte historische Romane oder auch Fantasy-Autoren, die dich zu Texten inspirieren, wie z. B. Stephen R. Donaldson, Terry Goodkind, Robert E. Howard, Michael Moorcock, die ja auch typisch waren und sind für ihre “Sword & Sorcery“-Werke?

Metatron: Ich liebe Hawkwind. Also bin ich natürlich auch mit Moorcock sehr vertraut. Aber ich lese lieber die Bücher von Bernard Cornwell sowie zahlreiche historische Werke, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Das ist auch meine Herangehensweise bei The Meads Of Asphodel, wenn ich Konzepte über den Holocaust, Jesus und all das herum schreibe. Ich halte mich da generell immer an Tatsachenberichte und nicht an Fiktion, da ich versuche, Wahrheit von Mythos und Fakten von Lügen zu trennen.

the wolves of avalonDaniel: Du hast mit deiner anderen Band The Meads Of Asphodel ja auch alle Hände voll zu tun. Ist The Wolves Of Avalon für dich also nur ein Nebenprojekt für zwischendurch oder eine richtige Band?

Metatron: Beide Bands sind mir sehr wichtig und haben Gleichberechtigung, denn obwohl sich beide, vor allem gesanglich, stark voneinander unterscheiden, so gehören sie für mich dennoch zusammen. Beide Bands klingen unterschiedlich, und das ist es auch, was die Zusammenarbeit mit James so interessant macht. Ich denke, The Wolves Of Avalon sind musikalisch vielschichtiger, allein schon durch die ganzen Folk- und Pagan-Einflüsse. The Meads Of Asphodel sind dagegen viel brutaler und kompromissloser.

Daniel: Lass uns einmal bitte einmal über das neue Album „Across Corpses Grey“ reden! Ich dachte erst, dass es sich dabei nur um eine EP handelt, weil nur drei Songs darauf enthalten sind: der 30-minütige Titeltrack und zwei Coversongs. Warum handelt es sich tatsächlich um ein richtiges Album und nicht bloß einer EP, eurer Meinung nach?

Metatron: Sieh es mal so: Slayer´s „Reign In Blood“-Album dauert nur 36 Minuten, Napalm Deaths’ „Scum“ sogar nur 33 Minuten. „Across Corpses Grey“ dauert dagegen satte 42 Minuten. Deswegen geht es für mich ganz klar als vollwertiges Album durch. Ich finde, die Qualität der Musik sollte immer über allem stehen. Aber ich weiß natürlich, dass das meine ganz persönliche Meinung ist. Wir hätten den Titeltrack auch in sechs Teile aufteilen können. Mit sechs separaten Songs plus zwei Coversongs hätten wir dann acht Songs gehabt, und es hätte eher nach einem regulären Album ausgesehen. Aber darum ging es uns nicht. Ich finde, es rechtfertigt ein vollständiges Album; so wie damals Edge Of Sanity´s „Crimson“, wo auch nur ein einziger, 40-minütiger Song drauf war. Da hatte auch keiner die Frage gestellt, ob es sich dabei nur um eine Mini-LP handelte.

Daniel: Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen, einen Song zu schreiben, der eine halbe Stunde dauert? Und wie lange hat es gedauert, dieses Monster zu schreiben und aufzunehmen?

James Marinos: Metatron und ich hatten schon lange darüber geredet, etwas progressiveres oder experimentelles zu machen; so zu sagen einen 70er Progsong im Metal-Gewand. Ich denke, Opeth haben diesen Stil bereits perfektioniert, aber mit zusätzlichen Folk-Instrumenten könnten wir ja unseren eigenen Stempel aufdrücken. Ursprünglich sollte der Track nur zehn Minuten lang sein. Dann hatte Metatron aber auch noch einige Ideen und er wurde immer länger. Irgendwann hatten wir dann entschieden, den Song so in die Länge zu ziehen, dass die Spielzeit für ein komplettes Album reicht. Deswegen hat auch alles länger gedauert als geplant. Insgesamt haben wir für alles zusammen ganze vierzehn Monate gebraucht. Aber es hat dennoch alles sehr gut funktioniert. Es ist wie ein kleiner Film geworden, den wir in einen Song gepackt haben. Außerdem hat der Hörer auch sofort das Gefühl, einem richtigen Album zu lauschen, anstatt nur einen digitalen Track zu haben und einfach weiter zu klicken. Du würdest ja auch kein Kapitel in einem Film überspringen, oder?

Daniel: Lass uns auch einmal kurz über die Auswahl der Coversongs reden, okay? Es gibt eine Version von Nokturnal Mortum´s „The Voice Of Steel“. Musikalisch und textlich passt es hervorragend in euer Konzept. Aber in der Vergangenheit haben die Ukrainer immer wieder negative Schlagzeilen als NS Black Metal-Band gemacht. Gab es da von eurer Seite keine Gewissensbisse?

Metatron: Wir hatten den Song für ein Nokturnal Mortum Tribute-Album aufgenommen, aber es vergingen Jahre, bis dieser endlich erschienen war. Wir sind große Fans dieser Band, sind jedoch der Meinung, dass ihre politischen Ansichten nicht mit der unseren übereinstimmen. Auf unserem ersten Album, „Carrion Crows Over Camlan“, hatten wir zum Beispiel auch Rob Darken von Graveland als Gastmusiker mit dabei. Wir sehen diese Leute als Patrioten ihres eigenen Landes an. Und sie haben ihre eigenen Ansichten, aus welchen Gründen auch immer. Wer wirklich eine Nazidebatte entfachen will, dem sei gesagt, dass es viele Briefe und Fotos aus den Jahren 1992 bis 1994 von Samoth und Mortis (beide Ex-Emperor) und Shagrath (Dimmu Borgir) gibt, die mit Hakenkreuzen und so einem Scheiß zugekleistert waren. Wenn man also Nokturnal Mortum verurteilen will, so muss man es dann auch mit Emperor und Dimmu Borgir tun. Oder was ist mit der Band Zyklon B? Samoth änderte den Namen später in Zyklon, weil er keinen Bock auf die ganzen Nazi-Diskussionen hatte. Es gibt viele Bands, die sich mit diesem Thema befassen, aber sie ziehen das alle nicht lange durch. Wenn Bands eine richtige Ideologie für ihr Land vertreten, wird ihnen immer sofort vorgeworfen, eine Nazi-Band zu sein. Als ich den Song „Jew Killer“ mit Hoest von Taake für das The Meads Of Asphodel-Album „The Murder Of Jesus The Jew“ schrieb, wurden wir auch von vielen Idioten als Rassisten und als Nazis beschimpft. Dabei handelt der Song von Pontius Pilatus, dem Römischen Präfekt von Judäa, der Jesus zum Tode verurteilte. Deshalb war er ein „Jew Killer“. Das ist alles, worum es in dem Song geht. Er hat absolut nichts mit Deutschland zu tun. Aber es gibt immer Idioten, die laut aufschreien, obwohl sie keine Ahnung haben. Ich denke, die Bands lernen heutzutage, dass die Nazi-Ideologie nicht aufrecht zu erhalten ist. Dies scheint sich nur in den Köpfen dummer Menschen festzusetzen. Aber eines Tages werden auch sie merken, dass ein Nazi zu sein eine dumme Ideologie ist, denn Rassismus ist ein unlogisches Gefühl, das man nur erlernt. Es ist niemals ein Naturinstinkt.

Daniel: Der andere enthaltene Coversong ist „Die Hard“ von Venom, der schon 2015 auf einer 7“ EP veröffentlicht wurde. Warum habt ihr es also noch einmal auf das Album gepackt?

Metatron: Wir wollten die Vinyl-Veröffentlichung eigentlich für sich stehen lassen, hatten uns dann aber doch dazu entschlossen, den Song mit auf die CD zu packen, damit so viele Leute wie möglich ihn hören konnten. Wir wollten eine Art Vorab-Single rausbringen. Venom sind purer englischer Metal und sollten eigentlich in einem Atemzug mit Iron Maiden und Black Sabbath genannt werden, denn Venom haben die Entwicklung des Metal ganz entscheidend geprägt. Aus heutiger Sicht mögen sie vielleicht harmlos klingen, aber 1981 klangen sie wie die Hölle auf Erden; eine wahrhafte Arschbombe auf die Spandex-, Glam Rock- und High-Pitched-Vocals-Welt. Venom sind ein wahrer britischer Metal-Gigant; unterbewertet und sträflich ignoriert. Sie haben nie die Aufmerksamkeit bekommen, die sie eigentlich verdient hätten. Die aktuelle Version von Cronos und seiner neuen Besetzung ist sehr träge ausgefallen, aber ich stehe total auf die Version, wie sie gerade von Venom Inc. gespielt wird. Für mich sind Mantas, Abaddon und Tony Dolan die puren, klassischen Venom heutzutage. Die ersten vier Venom-Alben sind völlig genial, ihre letzten Alben nur noch ein Schatten ihrer selbst.

the wolves of avalonDaniel: „Die Hard“ ist eine sehr originalgetreue Version geworden, die nicht so recht zu eurem Stil passen will. Würdest du mir da zustimmen?

Metatron: Ja, absolut! Wir wollten da nicht groß daran mit Geigen und Flöten herum experimentieren. Wir wollten ihn einfach nur zocken und Spaß haben. Es steht etwas im Widerspruch mit unserer musikalischen Ausrichtung, aber irgendwie passt er dennoch gut zu der Atmosphäre des restlichen Albums. Es gibt der Veröffentlichung noch etwas mehr Tiefe. Wir hätten den Song in eine Folk-Nummer umwandeln können, aber könnte man einem Song wie „Die Hard“ dermaßen die Seele nehmen?

Daniel: Ihr habt dieses Mal zahlreiche Gastmusiker mit dabei: Mantas bei „Die Hard“ sowie Alan Averill (Primordial), Rob Miller (Amebix) und Mirai (Sigh) am Gesang. Wie seid ihr mit ihnen allen in Kontakt gekommen?

Metatron: „Die Hard“ ist mein Lieblings-Venom-Song, und ich wollte der Version etwas ganz Spezielles geben. Also fragte ich Rob (Amebix), Alan (Primordial) und Mirai (Sigh), ob sie als Gastsänger mitmachen würden. Ich fragte auch Mantas und fühlte mich geehrt, als er zusagte, dabei die Gitarre und etwas Backgroundgesang beizusteuern. Ich stand vorher schon mit all diesen Musikern in Kontakt. So war es auch schon mit Gastauftritten bei The Meads Of Asphodel, wie Hoest (Taake), A.C.Wild (Bulldozer), ein paar Hawkwind-Mitgliedern und vielen anderen Leuten. Wir sind sehr stolz auf diese Version.

Daniel: Spielen The Wolves Of Avalon eigentlich auch live? Und wenn ja: Werden wir hier auch mal die Möglichkeit bekommen, euch auf deutschen Bühnen zu erleben?

Metatron: Nein, wir werden bis auf weiteres nicht touren.

Daniel: Wie sehen eure Zukunftspläne mit The Wolves Of Avalon aus? Steht da schon etwas fest?

Metatron: Wir arbeiten bereits am nächsten Album und nehmen uns dieses Mal das alte englische Gedicht „The Goddodin“ vor, dessen Handlung sich im Jahr 600 nach Christus abspielt. Die keltischen Gododdin kämpften gegen ein Heer von dreihundert Mann der englischen Festung von Catraeth, bei der die Goddodin einen Heldentod starben. Außerdem wird es bald auch Shirts von uns geben. Und ein Videodreh steht für uns an, um unsere Musik besser promoten zu können.

Daniel: Okay, Metatron! Das Schlusswort soll dir gehören!

Metatron: Danke für deine Zeit und dein Interesse!. Es gibt ein neues Promo-Video von uns. Schaut mal rein:

https://www.youtube.com/watch?v=j5NwxKdI2p4

Wenn jemand an unseren Alben interessiert ist, könnt ihr sie direkt bei unserem Label oder auf unserer Bandcamp-Seite bekommen. Ich wünsche euch alles Gute!

https://www.facebook.com/thewolvesofavalon



Autor: Daniel Müller