MAMBO KURT - Metalkönig an der Heimorgel


Welcher Metaller kennt ihn nicht? Mambo Kurt! Bürgerlich Rainer Limpinsel. Seit dem Jahr 1998 covert er den Hard Rock und Metal auf seiner Heimorgel in poppige Rhythmen des Mambo, Ska und etlichen anderen Versionen um. Da kam schon manche Spaßträne zu kullern. Der Alleinunterhalter diente für den Special Act Posten, und als Pausenclown auf dem Hard Rock Festival in Gelsenkirchen, wo er die Masse schnell eines Besseren belehrte und eine Riesenpolonaise entstand. Er hat seit Längerem ein Video auf dem Markt als auch eine Weihnachts-CD. Natürlich muss man, wie er selbst, die Chose mit einem zwinkernden Auge betrachten. Ich wollte dem Urgestein im Duisburger Planet Hollywood auf den Zahn fühlen. Bessere Interviews gibt es kaum…

logoSteve: Hallo erstmal, haha. Also ich muss gestehen, ich weiß nichts von dir. Ich habe dich nur einmal auf dem Hard Rock Festival in Gelsenkirchen gesehen und habe vorher geschworen, das wird nichts. Und plötzlich gibt es eine Metalpolonaise.

Mambo Kurt: Da bist du nicht der Einzige. Das passiert öfters mal.

Steve: Na ja, auf jeden Fall fehlt mir dein Background. Ich weiß nur, dass du mit einer guten Freundin auf Tour warst. Anja Assmuth (Drummerin bei She´s Got Balls).

Mambo Kurt: Die Welt ist aber verdammt klein. Egal, ich habe als Kind Heimorgel gespielt und dann das Instrument lange nicht mehr angerührt. Später in den 90ern habe ich an einem „Bad Taste“-Abend im Planet in Bochum teilgenommen. Da kannte ich den Besitzer. Und plötzlich war ich schon auf der fünfzehnjährigen Jubiläumsfeier des Rock Hard Magazins. Holger Startmann und Götz Kühnemund haben mich auf das Schiff eingeladen, wo kräftig gefeiert wurde. Da gab es reichlich Metalcover-Tracks. Seit dem Jahr 2004 spiele ich sogar in Wacken. Der Veranstalter konnte sich ebenfalls nicht vorstellen, dass das funktionieren würde, aber ein Fanclub hat ihn dann zu dieser Aktion überredet. Allerdings ohne Gage. Zweitausendfünfhundert Leute kamen und es war ein Armageddon! Das war richtig geil. Seitdem darf ich jedes Jahr wiederkommen und es gibt sogar Geld.

Steve: Wann kam die durchdringende Akzeptanz unter den Metal-Fans?

Mambo Kurt: Die war eigentlich immer da, denn ich habe von Anfang an Songs von AC/DC bis Guns ´n´ Roses gespielt. Ich bin zwar kein Metalhead, aber ich mag die Musik. In Wacken schaue ich mir immer ein paar Bands an. Man hat mich von Anfang an geliebt. Natürlich benutzt man mich auch für Musik, welche die Fans auf dem Festival nicht von den großen Bands zu hören bekommen, die nicht anwesend sínd.

Steve: Wie erklärst du dir denn diesen Zugang zu den Fans? Ich selber bin erstaunt bis sprachlos. Der Metaller ist recht stur was seine Musik betrifft oder auch andere Themen aus den Medien, aber wird es mit Metal gekoppelt funzt es. Keiner mag Roberto Blanco. Singt er mit Sodom…hurra…drei Stunden Party. Jeder hasst die Heimorgel aber Mambo Kurt spielt Metallica…hurra…Polonaise!

Mambo Kurt: Ich habe lange aufgehört darüber nachzudenken, warum das so ist. Entweder man mag es oder auch nicht. Da gibt es kein richtig oder falsch. Es hat Erfolg und deswegen stehe ich auf den großen Bühnen. Die Betreiber des With Full Force Festivals glaubten an mich von Beginn an. Da war ich bereits 1999.

Steve: Dennoch ist es jetzt ein Selbstläufer geworden…

Mambo Kurt. Ich glaube nicht, dass es sowas wie Selbstläufer gibt. Wenn die Leute es nicht mögen, gehen sie weg. Ich habe öfters Headliner gesehen, die keinen Bock an einem Abend hatten, schlecht gespielt haben und da war das Publikum weg. Wenn da nichts ist was sie hält, ziehen sie weiter.

mambo kurtSteve: Gut, das sehe ich anders.

Mambo Kurt: Ich selber mag zum Beispiel Metallica nur ohne Orchester. Wenn Streicher mit im Spiel sind, ist bei mir Ende. Wie dem auch sei. Ich bin die Partyfraktion. Sieht ja auch lustig aus, wenn man die Heimorgel mit Händen und Füßen spielt. Ein bisschen Bierlaune spielt mit und die Leute sind gut drauf. Da guckt man schon mal über den Tellerrand. Warum das funktioniert? Keine Ahnung. Slayer haben mich auf einem Festival gesehen, fanden es lustig und haben ein Foto mit mir gemacht. Läuft! Ich mache mir keine Sorgen. Ich kann eh nichts anderes spielen. Also ziehe ich es durch.

Steve: Bist du denn nur die Partykanone auf den Festivals oder kaufen die Metaller ebenso deine CDs?

Mambo Kurt: Haha, machen wir uns nichts vor. Mengen sind das nicht. Ich verkaufe ja so eher Merchandise, beziehungsweise CDs aus dem Koffer. Natürlich bei den Konzerten. Und Metaller sind treue Fans. Ich bin ja nicht nur im Metal tätig. Welche CDs nun an Metaller gehen oder nicht, kann ich nicht sagen.

Steve: Wieso hast du wieder eine Weihnachtsscheibe aufgenommen?

Mambo Kurt: Holger Koch (auch Manager von Doro), mein neuer Plattenboss und meine Wenigkeit haben uns privat auf einer Hochzeit in entfernten Medienkreisen getroffen. Das war in Köln. Wir haben festgestellt, dass wir beide Weihnachtsfans sind und so beschlossen wir, das Thema CD anzugehen. Nur im letzten Jahr (2013) fehlte uns dafür die Zeit. Jetzt hat es endlich geklappt…“Weihnachten“ mit vierzehn Songs. Es gibt sogar passend dazu Mambo Kurt Weihnachtskalender. Wir wollen uns über das Thema auch nicht lustig machen. Es ist einfach meine Interpretation zu den Liedern.

Steve: Das sag mal meiner Mutter, haha.

Mambo Kurt: Brauche ich nicht mehr. Ich habe meiner Familie alles vorgespielt…bin also sozusagen durch den konservativen Flügel durchgewandert und habe bestanden. Die kleinen Kinder hören das Teil sogar in „Heavy-Rotation“.

Steve: Jetzt habe ich einen Hauch von Helge Schneider in deiner Stimme entdeckt. Kannst du das nachvollziehen?

Mambo Kurt: Wir kommen halt beide aus dem Ruhrgebiet. Aber du musst jetzt ganz stark sein, ich habe noch nie etwas von Helge Schneider gehört. Also keinen Song meine ich.

Steve: Kein „Katzeklo“?

Mambo Kurt: Also zumindest nicht bewusst. Helge ist ein großer Künstler und es ehrt mich, wenn du uns vergleichst, aber du bist auch der erste Mensch, der das macht, haha.

Steve: Nein, der Zweite. Meine Freundin neben dir hat gestern unabhängig davon das gleiche Statement gemacht. So!

Mambo Kurt: Helge hat alles von mir geklaut, haha.

Steve: Du bist bei zwei Liedern völlig am stimmlichen Limit. War das Absicht?

Mambo Kurt: Ich bin immer an meinem stimmlichen Limit…

mambo kurtSteve: Ok. Wie kam die Verbindung mit Anja Assmuth (ex-Duke) und Andrea Odendahl (ex-Pain) als Musikerin in deinem Line-up?

Mambo Kurt: Ich sollte ein drittes Mal bei dem With Full Force Festival auf der Hauptbühne spielen, aber die beiden Geschäftsführer Sven Borges und Mike Schorler wollten etwas Größeres von mir. Bis dato war ich ja ganz alleine auf den Brettern. Also dachte ich an eine weibliche Metal-Begleitband. Ich hatte im Coolibri ein Casting gepostet und Anja und Andrea kamen beide im vollen Outfit und absolut durchgestylt vorbei. Und Anja ist eine hervorragende Drummerin, sie kann spielen wie ein Mann. Du weißt was ich meine. Absolut selten. Zudem hat sie richtig Feeling. Dann gab es noch eine Bassistin, die Katrin hieß. Den Nachnamen habe ich leider vergessen. Wir sind dann eine Saison über die Festivals getingelt. Hossa Babes nannten die sich.

Steve: Was steht in den nächsten Monaten an?

Mambo Kurt: Ich würde gerne nach Japan zu meinem Fanclub in Tokio. Die haben mich auf der Cebit spielen sehen.

Steve: Dann kannst du mich gerne mitnehmen. Ich spreche zwar kein Japanisch aber in der Küche kenne ich mich bestens aus.

Mambo Kurt: So machen wir das.



Autor: Steve Burdelak