M:PIRE OF EVIL - More Venom Than Venom?


Durch einen Flyer für das Metal Forbes XIV (das allerdings nicht stattfand) bin ich zufällig auf Prime Evil gestoßen und wurde hellhörig. Ihr Slogan „More Venom than Venom“ und das Line-Up der Band (aus allen drei Venom-Generationen je ein Musiker) machten mich neugierig. Da Venom auch eine meiner absoluten Top 10-Bands sind, und ich auch alle Phasen der Band sehr mochte, wollte ich bei Tony „Demolition Man“ Dolan auf jeden Fall mal nachhaken, was es mit dieser Band auf sich hat, die sich kürzlich in M:Pire Of Evil umbenannt hat. Übrigens muss ich Tony an dieser Stelle noch ein großes Lob aussprechen, da ich noch nie in einem Interview so ausführliche Antworten bekam! Ich bin unwürdig!

MPIRE OF EVIL logo INTI 2012Daniel: Hallo Tony! Erzähl uns doch zunächst einmal etwas über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen vom M:Pire Of Evil!

Tony: Hey Daniel! Nun, all das geschah, weil Mantas mit seinem Projekt Dryll ein Konzert für einen guten Zweck spielen sollte. Der Schlagzeuger und der Bassist waren an dem Tag verhindert, Mantas bekam dann einen Anruf von Antton, der gerade Venom verlassen hatte, und der bot ihm an, ihm an diesem Abend am Schlagzeug auszuhelfen und den Bassisten seiner Band mitzubringen. So kam es, und sie zogen das Ding gemeinsam durch. Mantas und Antton haben dann zunächst mit Dryll weitergemacht. Nach einer Weile dachten sie allerdings darüber nach, mich in eine zusätzliche Band zu holen. Stell Dir das mal vor: ein drittes Ex-Venom-Mitglied?! Wie konnte das nur klingen, hehe? Und Mantas rief mich an. Wir haben uns in all den Jahren zwar hin und wieder geschrieben, aber das war alles. Und plötzlich entwickelte sich die Sache mit Dryll recht schnell. Er erklärte mir, dass er mit Antton zusammen Dryll gegründet hatte und sie im Zugabenteil “Black Metal” spielen wollten. So kamen sie auf die Idee, bei mir anzufragen. Ich fragte also, ob ich auch bei Dryll einsteigen sollte, aber ich habe es immer noch nicht kapiert, hehe! Sie meinten, sie wollten mit mir zusätzlich ein völlig neues Projekt ins Leben rufen: Mantas, Antton und ich. Und ich sagte schließlich zu. Das neue Projekt war geboren! Und die beiden kamen mit einem Namen, der nur zu offensichtlich war: Prime Evil! Ich meinte daraufhin, dass ich einmal von einer anderen Band mit diesem Namen gehört habe. Wir haben das dann recherchiert, aber keine noch aktive Band mit diesem Namen ausfindig machen können. Wir haben dann unter Prime Evil weitergemacht, bis die besagte Band, von der ich einmal gehört hatte, sich tatsächlich bei uns meldete. Sie planten wohl eine Reunion und waren völlig aufgebracht, dass wir einfach ihren Namen verwenden wollten. Wir haben den Namen natürlich nicht bewusst von ihnen geklaut. Aber wir bekamen ein Schreiben, in dem stand, dass sie sich den Namen rechtlich schützen ließen. Da das Artwork für unsere erste Mini-LP schon stand, haben wir dann den Kompromiss gefunden, den Namen in M:Pire umzuändern, wollten aber auch das Wort „evil“ beibehalten und haben uns dann schließlich auf M:Pire Of Evil geeinigt. Die meisten Leute, die davon erfahren haben, haben den Namen dann gehasst, haha! Aber weißt Du was? Wir mochten den Namen von Anfang an und mögen ihn auch heute noch. Ihr habt also verloren, haha! Der Name sagt unserer Meinung nach noch weitaus mehr aus als der alte. Wir können alles zusammenbringen, was wir zuvor gemacht haben, aber auch neue Einflüsse mit in die Musik einfließen lassen und so eine neue, eigene Nische für uns finden. Veröffentlichungen? Also, bis jetzt gibt es nur die “Creatures Of The Black” EP, die im Oktober 2011 erschienen ist. Die CD-Version kam über Scarlet Records und die Vinyl-Version, die es in mehreren Farben gibt, über Iron Pegasus Records. Die EP enthält sechs Tracks: vier Coversongs und zwei eigene. Die Idee war, die EP rauszuhauen und dann 2011 noch ein paar Gigs zu spielen. Aber wir waren schon zu spät dran, haha! Jedenfalls hatten wir sehr viel Spaß bei den Aufnahmen und konnten die Fans schon einmal darauf vorbereiten, wie das eigene Material künftig ungefähr klingen wird. Wir haben dafür Songs von Bands ausgewählt, mit denen wir selbst aufgewachsen sind: Motörhead, Judas Priest, Kiss und AC/DC; vier klassische Bands der Szene, und wir haben uns für “Motörhead”, “Exciter”, “God Of Thunder” und “Hell Ain’t A Bad Place To Be” entschieden. Sie alle waren für mich eine große Herausforderung; schließlich bin ich nicht Bon Scott oder Rob Halford, ähem… Wir wollten die Songs aber auch nicht ändern, damit alles stimmlich passt. Wir wollten dennoch so nahe wie möglich am Original bleiben, sind sehr zufrieden mit dem Endresultat, und es macht höllisch viel Spaß, diese Songs zu spielen. Die beiden eigenen Songs heißen “The Creatures Of The Black” und “Reptile”. Der eine ist sehr schleppend, der andere etwas flotter. In beiden Songs ist aber ein roter Faden zu erkennen, mit dem wir unseren eigenen Stil gefunden haben. Das nächste Album “Hell To The Holy” wird das erste komplette Studio-Album von M:Pire Of Evil sein. Es ist bereits fertig und wird am 26.03.2012, wieder über Scarlet Records, erscheinen.

Daniel: Ist M:Pire Of Evil nur ein Projekt oder eine richtige Band?

Tony: Eine richtige Band; so wie Dryll für Mantas oder Atomkraft für mich neben M:Pire Of Evil. Das ist es, was wir in unserem Leben machen wollen. Wir wollen so viele Veröffentlichungen und Liveshows wie möglich haben.

Daniel: Spielt ihr live auch Venom-Songs oder nur Eure eigenen?

Tony: Ähm, komisch, dass Du das fragst, haha! Ja, definitiv! Wie könnten wir das nicht tun? Zumindest jetzt am Anfang. Später vielleicht nicht mehr, aber im Moment schon. Ich weiß noch nicht genau welche. Aber es wird für jeden etwas dabei sein; speziell vom “Prime Evil”-Album natürlich!

Daniel: Wie kam es eigentlich dazu, dass Ihr Euch nach so kurzer Zeit wieder umbenannt habt?

Tony: Tja, wie bereits erwähnt, gibt es da eine gewisse andere Band aus den USA, die Prime Evil heißt. Und als sie herausbekamen, dass wir so hießen, haben sie uns sofort einen bösen Brief geschickt, wo drin stand, dass sie Geld bezahlt haben, um diesen Namen rechtlich schützen zu lassen… Also haben wir drauf geschissen und uns in M:Pire Of Evil umbenannt.

Daniel: Warum hat Antton Euch eigentlich verlassen?

Tony: Antton konzentriert sich jetzt auf sein anderes Projekt Def-Con-One, für das er sich immer mehr interessiert hat… Er ist auf dem Album aber noch zu hören und hat gute Arbeit geleistet! Bis dahin gab es nie Probleme mit ihm. Aber es wollte einfach nicht mehr funktionieren.

MPIRE OF EVIL tony INTI 2012Daniel: Wie waren den die Reaktionen auf M:Pire Of Evil (zuvor Prime Evil) bisher? Hattet Ihr nicht Angst, evtl. zu wenig Beachtung zu bekommen? Ich meine, der Großteil der Venom-Fans akzeptierte ja die Phase ohne Cronos gar nicht…

Tony: Hahaha! Ähm, nein… Die Reaktionen waren bislang alle recht gut! Es ist cool, dass Venom-Fans auch etwas von mir halten, haha! Die Alben vor mir mit Cronos am Gesang waren natürlich Klassiker! Na gut, “Calm Before The Storm” jetzt vielleicht nicht so sehr… Aber Abaddon und Mantas haben das damals halt einfach so gemacht, wie es kam. Egal, ob man es nun mochte oder nicht. Nicht jeder kann immer alles mögen. Aber man sollte auch mal offen für etwas Neues sein. Wenn man es Scheiße findet, dann ist das halt so. Aber wenn es einem gefällt, dann freue ich mich riesig. Warum sollen wir darauf achtgeben? Wir sind nicht Venom! Cronos ist wieder mit Venom unterwegs, und so ist für jeden etwas dabei. Ist doch alles gut! Nein, ich habe keine Angst davor, zu wenig Beachtung zu bekommen! Wir werden alles mitnehmen, was kommt. Und es gibt ja auch viele Venom-Fans, die uns mögen. Aber Venom-Platten nicht zu mögen, nur weil ich dabei war, ist schon ziemlich dämlich oder nicht? Im Metal ging es immer schon um Zusammenhalt gegen die Masse. Das war immer das Schöne daran. Ob ihr uns nun mögt oder nicht, ist uns jedenfalls egal! Wir ziehen unser Ding durch, weil wir da Bock drauf haben!

Daniel: Mir ist aufgefallen, dass sowohl Venom als auch M:Pire Of Evil immer noch satanische Texte schreiben. Wie viel Überzeugung oder Erfüllung von Klischees steckt dahinter? Habt Ihr jemals Satanismus wirklich praktiziert? Oder kennst Du z. B. “Die Satanische Bibel” von Anton Szandor LaVey?

Tony: Ja, Ich besitze alle Bücher von LaVey und noch einige andere. Aber bei Venom ist die Ausgangslage anders als bei Venom: Wir wollen in unseren Texten keine Jungfrauen opfern, auf Gräbern herumtanzen oder satanische Klischees erfüllen. Es geht mehr um die dunkle Seite der Menschheit. Sieh es doch mal so: Die Welt wurde immer schlimmer und die Verbrechen der Menschen sehr viel brutaler. Schau Dir nur einmal die Nachrichten an: Jeden Tag wird von Mord und Totschlag berichtet. Zu sagen, dass das alles auf dem Teufel oder Satan beruht, sind Klischees im Venom-Stil. Ja, aber im Ernst: Waren Venom nicht die ersten, die andere Metalbands dazu verleiteten, dem Teufel zu huldigen? Es wurde durch seinen Ursprung zu einem Klischee. Wir wollen gar nicht so tiefgründig sein. Wir wollen keine sonderlich intelligenten Texte schreiben. Wir wollten einfach nur Metal spielen, dabei Spaß haben und Musik ohne politische Aussagen oder Ähnliches spielen, bei der der Hörer abschalten und seine Sorgen vergessen kann. Die Texte sind einerseits nur eine kurz gefasste Sichtweise der Dinge, so wie wir sie sehen, und andererseits drücken sie unseren Respekt an andere Metalfans für ihre Hingabe und dem Zusammenhalt der Szene aus. Und da kann ihr niemand das Wasser reichen! Metal schweißt zusammen und vereinigt z. B. sowohl Motörhead- als auch Venom-Fans. Sie sind loyal, ehrlich und unerschütterlich! Und das wollen wir respektieren und feiern! Das ist es, worum es bei uns geht: Spaß damit haben!

Daniel: “More Venom than Venom”: Dieser Slogan auf Euren Flyern klingt schon sehr provokant! Weiß Cronos davon? Kennt er M:Pire Of Evil überhaupt? Und gibt es heutzutage eine Art Konkurrenzkampf zwischen Euch? Immerhin sind das aktuelle Venom-Album “Fallen Angels” und Eure erste EP “Creatures Of The Black” fast zeitgleich erschienen…

Tony: Ach, das… Tja, weißt Du, der Slogan stammt gar nicht von mir, haha! Nicht dass es hinterher heißt, ich hätte eine große Klappe und wäre voll blasphemisch oder so, hähä! Irgendjemand kam mit diesem Spruch. Die Idee kam ihm wohl, als er gelesen hat, dass Mantas, Antton und ich gemeinsam mitspielen, und nur noch Cronos bei Venom ist… Wir hatten aufgrund der Ex-Mitglieder einen größeren Venom-Anteil als die „richtigen“ Venom. Man sollte diesen Spruch also auch nicht allzu ernst nehmen! Ob Cronos M:Pire Of Evil kennt? Keine Ahnung. Aber ich glaube auch nicht, dass er sich überhaupt für uns interessiert. Ob er uns kennt oder nicht, das macht für mich keinen Unterschied. Konkurrenz? Nicht dass ich wüsste! Von unserer Seite her auf jeden Fall nicht! Mir ist eigentlich egal, was Venom zur Zeit machen. Nicht als Fan, weil ich neue Album kenne und auch gut finde. Aber sie machen halt ihr Ding und wir unseres. Und das ist völlig okay so. Ja, das mit den Veröffentlichungen stimmt natürlich, ist aber nur Zufall! Unsere Aufnahmen waren zwar schon längst beendet, aber bis zur Veröffentlichung hat es noch eine ganze Weile gedauert. Wir sind halt etwas lahmarschig, haha! Auch das Venom-Album hat sich immer weiter nach hinten verzögert. Und so kam es, dass beide Alben fast zeitgleich erschienen sind. Aber da steckt von beiden Bands her keine Absicht hinter. Da bin ich mir sicher! Außerdem ist es ja auch so, dass Venom ein komplettes Album mit ausschließlich neuen Songs gemacht haben und wir nur eine EP mit zwei Eigenkompositionen und vier Coversongs. Das kann man ja auch nicht so richtig miteinander vergleichen.

Daniel: Wie findest Du die neue Venom überhaupt? Hast Du mal reingehört?

Tony: Ja, ich habe sie mir angehört und mag sie größtenteils auch. Manche Sachen zwar nicht, aber die meisten schon. Ich mag es, wie sie jetzt live sind: so klassisch wie möglich, finde ich. Aber das ist Ansichtssache. Nicht jeder denkt so. Ich finde einfach, dass eine Welt ohne Venom nicht so cool wäre. Also für mich ist alles gut, so wie es jetzt ist.

Daniel: Wie denkst Du heute über Venom? Sind sie für Dich heute immer noch dieselbe Band wie damals? Oder findest Du, dass sie mittlerweile ihren Zenit überschritten haben?

Tony: Na ja, man hört oft schlechte Dinge über sie. Aber was mich angeht, bestanden Venom nie nur aus Abaddon (der übrigens heute immer noch behauptet, dass Venom seine Band ist, haha!), Mantas und Cronos. Wie könnte es also dieselbe Band sein, in der ich damals auch war? Aber ich finde, Cronos hält sich strikt an seine alten Vorgaben und hat jetzt gute Mitmusiker in seinen Reihen. Und obwohl es anders klingt als damals, klingt alles noch typisch nach Venom. Das ist auch das Schöne an Venom: Die Songs sind zeitlos! Die Räudigkeit der Anfangstage ist vielleicht nicht mehr so da, aber das neue Material erweckt in mir immer noch die gleichen Gefühle. Und das ist finde ich toll!!

Daniel: Hast Du Cronos eigentlich jemals persönlich kennengelernt? Immerhin hast Du in der Phase zwischen seinem Ausstieg 1986 und seiner Rückkehr 1995 bei Venom gesungen…

Tony: Ja, natürlich! Ich kannte ihn von Anfang an! Wir haben aber heute leider keinen Kontakt mehr. Ich habe nicht genügend Kokain, um das auszuhalten, haha!

Daniel: Ist er wirklich so schwierig?

Tony: Na ja, wenn er nur Conrad ist, nicht. Aber wenn er zu Cronos wird, dann schon, haha!

MPIRE OF EVIL band2 INTI 2012Daniel: Wie denkst Du eigentlich heute über Deine Zeit bei Venom? Waren es für Dich auch noch die Venom, als Du dort gesungen hast? Oder war es nur eine Art Job für Dich? Es war doch sicherlich schwierig für Dich, Cronos´ Erbe bei Venom zu übernehmen…

Tony: Ich habe Venom immer geliebt, was das Spielen und die Fans betraf. Aber die Korruption und die Geschäftsbedingungen will ich lieber wieder schnell vergessen! Venom ist nicht nur ein Job, den Du nebenher machst, haha! So läuft das nicht. Das schlaucht ganz schön und macht Dich fertig. Das ist so. Du streitest, schreist und lachst. Es geht immer auf und ab: Von jetzt auf gleich wird die schöne, heile Welt dunkel und hässlich. Und so sind Venom: dunkel, hässlich und urkomisch zur selben Zeit! Einerseits Dein größter Albtraum, andererseits aber auch die beste Zeit Deines Lebens. Wenn jemand Venom nur als einen Job nebenbei ansehen würde, wäre er schon nach fünf Minuten wieder draußen, haha! Ich meine, es ist schon komisch, dass Venom als Vierer-Besetzung anfingen, bevor Cronos überhaupt in der Band war, und davon längst alle weg sind, haha! Alle! Das ist total verrückt! Du denkst, es war schwierig für mich? Tja, aus Sicht eines Fans mit Sicherheit! Aber glaub mir: Es war richtig, dort einzusteigen. Es war richtig, Cronos bei Venom zu ersetzen und kein Kapitel aus einem bestimmten Bandmitglied zu schlagen. Ich war sehr glücklich bei Venom. Und weißt Du was? Ich scheiße drauf, was andere Leute darüber denken! Ich habe es für die richtigen Fans gemacht, und nicht für irgendwelche Mitläufer. Wir wollten Venom unbedingt am Leben halten. Und deshalb haben wir das auch gemacht. Ich bin stolz auf das, was ich mit Abaddon und Mantas damals auf die Beine gestellt habe. Und das war nicht besonders schwierig. Niemand hat mir Probleme bereitet. Das ist nur alte Propaganda und totaler Blödsinn! Die Fans waren unglaublich! Sie haben mich immer voll akzeptiert, und dafür werde ich ihnen ewig dankbar sein! Wenn andere die Band lieber Cronos haben wollten, dann haben sie Venom ja jetzt wieder so. Der Kreis hat sich doch im Laufe der Jahre wieder geschlossen oder etwa nicht?

Daniel: Für mich persönlich ist “Prime Evil” eines der stärksten Venom-Alben überhaupt! Ich fand „Temples Of Ice“ auch sehr geil! Magst Du alle Alben, die Du mit Venom aufgenommen hast? Ich meine, auf „The Waste Lands“ war ja sogar eine Ballade namens „Clarisse“ enthalten, die mal so gar nicht zu Venom passen wollte…

Tony: Wow, danke, Mann! Das Album wurde sehr gut und war das erste ohne Cronos. Ich habe so viel Scheiße über diese Zeit gehört, aber mir konnte bislang auch noch niemand sagen, warum das so gewesen sein soll. Aber für uns war es eine tolle Zeit, und Mantas und ich schrieben ein Album, auf das wir mächtig stolz waren. Wir finden heute immer noch, dass der Großteil der Songs wirklich gut war. Aber leider litt „Prime Evil“ etwas an der schlechten Produktion. Der arme Kevin Ridley von Skyclad hat als Produzent eigentlich immer einen tollen Job abgeliefert. Aber dieses eine Mal wurde er schlecht vom Label bezahlt, und alles geriet irgendwie außer Kontrolle. Aber das ist natürlich nur meine Meinung, haha! Zu „Clarisse“: Ich hatte dieses Riff, das ich sehr mochte, das in einen viel härten Teil übergehen sollte. Abaddon kam auf die Idee, einen Song zu schreiben, der vom Valentinstag handelte, da er kurz bevor stand, und wollte ihn „Black Valentine“ nennen. Also habe ich mit Mantas etwas an dem Ding herumgeschraubt. Ich habe nur die Angewohnheit, Musik und Texte immer gleichzeitig zu schreiben. Das habe ich immer schon so gemacht. Ich bin der Ansicht, dass ein Song Dir sofort genau sagt, was er aussagen soll, wenn es ein ehrlicher Song werden soll. Alles muss wie aus einem Guss klingen, und der Text sollte auch perfekt zu Deiner Stimme passen. Es muss spontan kommen. „Clarisse” war eine Idee, die auf Hannibal Lector basierte, der Clarisse Starling nur am Geruch sagen konnte, welches Parfüm sie am selben Morgen benutzt hatte. Den Song habe ich zum größten Teil alleine geschrieben. Und ich habe Satan hier gar nicht erwähnt; nicht einmal ansatzweise, haha! Du siehst also, dass der Mensch viel böser als jeder Teufel ist, oder etwa nicht?

Daniel: Es gab bei Eurer Gründung also drei verschiedene Venom-Leute aus drei verschiedenen Venom-Generationen bei M:Pire Of Evil: Mantas aus der ersten Besetzung bis 1986, Du aus der zweiten Ära von 1989 bis 1992 und Antton aus der dritten und bislang letzten von 2000 bis 2009. War das wirklich Zufall? Und wie seid Ihr alle in Kontakt gekommen?

Tony: Nun, ja, haha! Und vergiss nicht: Antton ist auch Cronos´ Bruder! Ich denke, wie gesagt, dass daher auch der Spruch ‘More Venom than Venom’ kam. Es lag an der Tatsache, dass sich Mantas und Antton in derselben Band wiedergefunden haben und wieder mit mir zusammen arbeiten wollten. Ich meine, sie sind beide großartige Musiker. Von daher fiel mir die Entscheidung recht leicht, zuzusagen. Wir wollten nie wie Venom sein, auch wenn uns natürlich klar war, dass Leute das behaupten würden. Wir haben uns entschieden, immer natürlich und nicht aufgesetzt zu klingen. Und so ist es jetzt immer noch. Wir werden mit der Zeit immer weniger nach Venom klingen, auch wenn sich das natürlich nicht immer der Fall sein wird. Aber wir werden selbstverständlich erst einmal in diese Schublade gesteckt. Das lässt sich wohl auch kaum vermeiden…

Daniel: Habt Ihr mittlerweile schon einen Nachfolger für Antton? Von den Ex-Venom-Mitgliedern kommt ja eigentlich nur noch Abaddon dafür in Frage, haha!

Tony: Ach ja, der Abaddon… ;-) Ja, wir haben bereits einen Nachfolger. Aber ich will auch nicht nur schlecht über Abaddon reden: Er hat einen echt brutalen Schlagzeug-Stil! Ich habe noch nie einen Schlagzeuger gesehen, der so dermaßen draufgehauen hat! Aber natürlich ist Antton ein sehr viel technischerer und modernerer Drummer. Wir brauchten also jemanden, der ihm ebenbürtig ist. Und wir sind stolz auf unseren Neuling. Er wird mit uns bald auf US-Tour gehen, und ihr werdet ihn auch bald zu Gesicht bekommen. Er kann alles, was wir von ihm verlangen.

Daniel: Weißt Du eigentlich, was aus Abbadon und Al Barnes geworden ist, die ja beide mit Dir gemeinsam bei Venom gespielt haben? Hast Du noch mal was von ihnen gehört?

Tony: Ja, Al lebt im Süden Englands; gar nicht weit weg von mir. Er hat eine tolle Familie und einen tollen Job: Musik macht er aber nur noch aus Spaß so für sich. Ich unternehme immer noch sehr viel mit ihm und seiner Frau. Von Abaddon hört man zwar hin und wieder mal etwas, aber ich habe keine Ahnung, was er genau treibt. Er verschwand ziemlich schnell von der Bildfläche nach seinem Rausschmiss bei Venom. Er hatte wohl danach noch eine neue Band, übernahm ein Studio, und hatte wieder eine neue Band. Ich habe kürzlich gehört, dass er ein Interview gab (wo oder mit wem, weiß ich aber nicht), in dem er sagte, dass wir alle voll Scheiße sind und Venom immer noch seine Band wären. Es kann also sein, dass er demnächst einmal wieder für seine Namensrechte vor Gericht kämpfen wird, haha! Ich wünsche ihm dabei viel Glück!

Daniel: Wenn die Fans es doch so wollten (wie Antton damals erzählt hat), wieso ist Mike Hickey (ebenfalls zweifacher Ex-Gitarrist von Venom, hehe!) dann letztendlich doch nicht in Eurem Line-Up gelandet?

Tony: Mikes Arbeitsbedingungen in den USA haben ihn daran gehindert, als festes Mitglied in die Band einzusteigen. Er ist aber definitiv auf dem Album zu hören!

Daniel: Mantas spielt außerdem noch bei einer sehr modernen Metalband namens Dryll. Ich kenne nur drei Demosongs, die man sich bei Youtube und MySpace anhören kann. Weißt Du, ob da 2012 auch endlich ein komplettes Album kommt?

Tony: Ja, er will die Aufnahmen mit Dryll bald zu Ende bringen, da sie schon vor längerer Zeit damit angefangen haben. Vielleicht spielen sie dann auch eine Hand voll Shows, wenn wir mit M-Pire Of Evil eine kleine Pause einlegen. Aber wir haben im Moment Vorrang! Davon abgesehen haben wir beide auch noch andere Projekte, in denen wir uns austoben können. Du siehst also, dass wir es mit M-Pire Of Evil wirklich ernst meinen, und dass wir uns wohl niemals aufgrund musikalischer Differenzen trennen werden.

Daniel: Fragen Euch eigentlich noch viele Leute, warum Mantas 2006 mit den Ravern von Scooter auf Tour gegangen ist, haha? Was denkst Du überhaupt über die ganze Sache?

Tony: Hahaha! Nicht dass ich wüsste. Was ich davon halte? Tja, weißt Du, Scooter sind echt coole Typen, die früher auch viel Metal gehört haben. Das tun sie heute auch noch, und das finde ich echt geil! Schau mal: Sie flogen mit Mantas in einem Privatjet, spendierten ihm Zimmer in Fünf-Sterne-Hotels, haben ihn sehr gut bezahlt und ihn auf der Bühne einfach machen lassen, was er wollte. Sie spielten vor tausenden von Menschen von Deutschland bis hin zur Mongolei, haha! Ist das nicht der Wahnsinn? Was ich darüber denke? Ich finde es großartig! Ich weiß, dass Du mich das nicht ohne Hintergedanken fragst: Mantas in einer Technoband? Was soll das? Na und? Ich habe auch kleine Nebenrollen in ein paar Hollywoodstreifen gespielt. Sollen wir etwa unausstehliche Drogenjunkies sein und denken, dass wir dann cool sind? Ähm, Nein, danke!

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit M:Pire Of Evil aus?

Tony: To expand the M:Pire, haha! Das Imperium ausdehnen, Spaß haben und Fans zusammenbringen, die zu unserer Musik auf unseren Konzerten abfeiern. Nur darum geht es. Wir wollen nicht die Welt verändern. Wir wollen niemanden erziehen oder belehren. Unsere Fans sind wohl gescheit genug. Aber jemand braucht etwas, woran er festhält, was ihn unterhält. Und ich hoffe, dass wir unseren Fans davon genug bieten können

Daniel: OK, Tony! Die letzten Worte gehören Dir!

Tony: Danke, dass Du Dir die Zeit für all die Fragen genommen hast! Danke, dass ich hier auch mal wieder in der Vergangenheit schwelgen durfte, und nicht nur in der Gegenwart und der Zukunft; wie das sonst in Interviews meistens der Fall ist. Unsere Fans bedeuten uns sehr viel. Sie verdienen es, uns in Bestform zu erleben. Und das ist es auch, was wir uns fest vorgenommen haben. Liebt uns oder hasst uns: Das macht keinen Unterschied in unserer Herangehensweise. Wir werden immer weitermachen und uns steigern. Ich danke jedem für all den Respekt, der uns bislang entgegen gebracht wurde; damals wie heute! Ich hoffe, wir sehen uns eines Tages bei einem unserer Gigs! Danke für die Ehre! Und vergesst nicht, aufgrund der ganzen Propagandascheiße: Zero Fucking Tolerance!!!

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Autor: Daniel Müller