JUDAS PRIEST, UFO

Oberhausen, König-Pilsener-Arena, 17.12.2015

Dieser Donnerstag kurz vor den Feiertagen hat es in sich. Ein britischer Doppelschlag der Extraklasse hat sich für Oberhausen angekündigt. Natürlich wird dieser von keinem Geringeren als Judas Priest angeführt und mit UFO haben diese einen hochkarätigen Support mitgebracht. Ein gut durchorganisierter Abend und perfekt eingespielte Bands mit einer beindruckenden Bühnenshow erwarten den Fan, der aber auch knapp 60 Euro für dieses Spektakel hinblättern darf. Mit 4000 Gästen ist die große Arena in Oberhausen natürlich nicht ausverkauft, sondern durch gesperrte Oberränge und einen mittigen Vorhang deutlich verkleinert. So wirkt das Konzert aber etwas „intimer“ und man ist in jedem Fall nah an der großen Bühne.

 

ufoUFO starten pünktlich um 20:00 Uhr mit „Mother Mary“ noch etwas verhalten in ihr Set. Doch schon „Run Boy Run“ vom aktuellen Studiowerk „A Conspiracy Of Stars“ steigert sich das Niveau, bevor „Lights Out“ für erste Begeisterungsstürme beim Publikum sorgt. Mit seinem legendären Orgelintro – in der Liveversion über das Keyboard dargeboten – zeigt „Venus“ die ganze Qualität der Band sowohl in musikalischer, als auch stimmlicher Hinsicht. Sänger Phil Moog ist bestens aufgelegt, macht kurze prägnante, oft humorvolle Ansagen mit einem ordentlichen, aber verständlichen britischen Akzent. Nach einem weiteren Stück aus dem aktuellen Album geht es dann auf die Zielgerade zu. Zwar hat Phil Schwierigkeiten, UFOs Klassikeralbum „Phenomenon“ auszusprechen, „Rock Bottom“ zündet dafür beim Publikum umso mehr. Wie auch bei Michael Schenkers Temple Of Rock wird dies etwas zu sehr in die Länge gezogen, aber seis drum, immerhin haben UFO ja auch eine volle Stunde Spielzeit. So bleibt auch Zeit nicht nur für die Klassiker und ganz aktuelles Material, sondern auch für ein wunderbares „Burn Your House Down“ aus dem Jahr 2012. Am Ende fehlt nur noch ein Song, der jeder Hardrock und Metalfan im Schlaf singen kann: „Doctor Doctor“ ruft deutliche Mitsingchöre aus dem Publikum hervor und UFO verlassen unter Zugaberufen die Bühne.

 

judas priestIn der halbstündigen Pause hat der Fan die Wahl zwischen teurem Merchandise (Shirts 35€, Zipper 60€) und sehr teurem Bier (0,4l für 4,50€). Doch schon beim Standardsong vor dem Intro „War Pigs“ sind alle in der Halle, denn der Getränke- und Essenausschank läuft perfekt ab. Plötzlich fällt das riesige Frontdrop und Judas Priest legen mit „Dragonaut“ los. Rob Halford singt die ersten Takte aus einem seiner zwei schwarzen Verschläge auf der Bühne (Was sich darin befindet und was er dort zwischen fast jedem Song macht, wissen natürlich nur die Metalgötter), schreitet dann in seinem unverwechselbaren, legendären Gang auf die Bühne. Die erste Hälfte des Sets bietet neben drei Songs vom aktuellem „Redeemer Of Souls“ Album ein paar Überraschungen, denn „Desert Plains“ und vor allem „The Rage“ vom Klassiker „British Steel“ finden nur selten Platz in die Toursetlist. Dazwischen setzen hauptsächlich „Metal Gods“ und „Turbo Lover“ für erste Ausrufezeichen und sorgen für Begeisterung beim Publikum. Untermalt werden die Songs von drei riesigen LED-Bildschirmen, die thematisch immer zum Song bzw. Album passen. Besonders bei „Beyond The Realms Of Death“ beeindruckt die brennende Weltkugel. Nach dem flotten „Screaming For Vengeance“, bei dem sich so einige Fans aufgrund Robs hoher Schreie die Ohren zuhalten müssen, ist Klassikeralarm par excellence angesagt. Bei „Breaking robThe Law“ werden die Fäuste in die Luft gestreckt und zu „Hell Bent For Leather“ kommt Rob Halford standesgemäß mit einer Harley auf die Bühne gefahren. Danach geht die Band erstmalig kurz von der Bühne, wird aber durch lautstarke Priest-Rufe wieder herausgeholt und „Electric Eye“ peitscht durch die Halle. Zu „Painkiller“ gibt es dann absolut kein Halten mehr und „Living After Midnight“ beendet dann nach über 100 Spielminuten einen denkwürdigen Abend, denn es ist der letzte der über 400 Tage währenden Tour mit mehr als 150 Konzerten auf der ganzen Welt. The Priest Will Be Back!



Autor: Martin Hil - Pics: Andreas Gey