KELLS - Gothic in Farbe


Kells ist eine moderne Gothic Metalband aus Frankreich, die mich etwas an Evanescence und spätere Lacuna Coil erinnert. Sie haben soeben ihr drittes Album “Anachromie” über Seasons Of Mist veröffentlicht, was sehr ungewöhnliche Musik für dieses Label ist, da sie hauptsächlich für Black Metal verantwortlich sind. Es gibt also Grund, bei der Band mal nachzuhorchen!

Daniel: Hallo Virg! Erzähl uns doch zunächst einmal etwas über die Anfänge, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Kells!

Virg: Kells wurden 2004 eine richtige Band, als Fabrice (Ex-Keyboarder und Mitgründer) und ich auf unseren Gitarristen Patrick trafen. Wir schrieben gemeinsam das komplette “Gaia”-Album in knapp sechs Monaten und veröffentlichten es schließlich im November 2005. Um auf Tour gehen zu können, stießen Guillaume (Schlagzeug) und Jérémie (Bass) zur Band. Danach änderte sich die Besetzung noch ein paar Male: Jérémie wurde durch Laurent ersetzt, Guillaume durch Jano, und Fabrice ging ebenfalls, weil Kells zu schnell groß wurden und mit dem Privatleben nicht mehr unter einen Hut zu kriegen waren. Ein Jahr lang arbeiteten wir dann, während wir gleichzeitig tourten, an unserem zweiten Album “Lueurs”, das im Februar 2009 erschien. Und aus denselben Gründen wie Guillaume, Fabrice und Jérémie verließ uns dann auch Jano 2010. Julien Nicolas (Schlagzeug) kam zu uns, und wir tourten durch Europa mit Tarja Turunen, Epica, Leave’s Eyes und Revamp, haben gleichzeitig aber nie aufgehört, die Songs für unser drittes Album “Anachromie” zu schreiben, das letztlich im Januar 2012 herauskam.

Daniel: Was bedeutet Euer Bandname überhaupt?

Virg: Als Fabrice (der Ex-Keyboarder und Mitbegründer der Band) und ich damit anfingen, Songs zu schreiben, wussten wir noch gar nicht, dass aus Kells einmal eine richtige Band werden würde. Zu der Zeit waren wir nur zu zweit und hatten noch keine Pläne für ein festes Projekt. Es war mehr ein Hobby für uns. Als ich einen Namen suchte, damit wir auftreten konnten, wollte ich, dass man ihn sowohl für eine Person als auch auf eine Gruppe von Leuten anwenden konnte. Ich hatte daher die Idee, ein selten gebrauchtes Wort dafür benutzen. Ich suchte nach einem Wort im Wörterbuch und stieß schließlich auf Kells, einen wunderschönen Namen, den ich zuvor noch nie gehört hatte, und der einen irischen Ursprung hat. Als ich ein Teenager war, war meine Lieblingssängerin Dolores O’Riordan. Vielleicht hat mich das auch zusätzlich dazu verleitet. Darüber hinaus hat der Name auch eine historische Bedeutung. Für den Namen Kells in der Welt am bedeutungsvollsten ist das Book of Kells, ein um 800 entstandenes, reich illustriertes Manuskript, das bis 1654 in der Kells Abbey aufbewahrt wurde, bis es kurze Zeit darauf in das Trinity College in Dublin gelangte, wo das Original sich bis heute befindet. Deswegen denken einige Leute sogar, dass wir eine christliche Rockband sind, was aber nicht stimmt! Wir haben den Namen nur genommen, weil er gut klang!

Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst?

Virg: Wir hören eigentlich alle dieselbe Musik. Ich mag Rockmusik (Phoenix, Face Tomorrow, Incubus, 30 Seconds To Mars, Skunk Anansie), Djent Metal (Periphery, Circles), Metalcore (im Moment Killswitch Engage), Nu Metal (Korn, Deftones, Limp Bizkit, Papa Roach), Pop (The Cranberries, The Cardigans) usw.  Pat ist auch sehr offen für Musik und hört alles von Metal oder Rock  (At The Drive-In) bis hin zu Funk. Lo hört Metal, Dubstep und Electro: Und Ju mag auch verschiedene Sachen wie Rock, Funk, Reggae, Afrikanische Musik oder Jazz. Unsere Haupteinflüsse für Kells kommen auch aus vielen verschiedenen Musikstilen. Solange alles einheitlich zusammenfließt, läuft der Laden!

KELLS band2 INTI 2012Daniel: Wovon handeln Eure Texte so? Ich kann nämlich kein Französisch…

Virg: Auf diesem Album habe ich unterschiedliche Themen behandelt: Illusionen (“Illusion D’Une Aire”), Beziehungskrisen (“Se Taire”, “Nuances”, “Addictions”, “L’Autre Rive”), Alkoholismus (“Quelque Part”), psychologische Einengung (“Bleu”), meinen Autounfall (“L’Asphalte”, “L’Heure Que Le Temps Va Figer”), Pädophilie (“Le Manège Déchanté”), spurloses Verschwinden (“Emmurés”), oder Verlust von geliebten Menschen (“Cristal”, “L’Écho”). Aber was den Zusammenhang von “Anachromie” ausmacht, ist, dass alles zusammenhanglos ist. Die Raum-Zeit-Vorstellung ist kaputt. Die Realität vermischt sich mit Träumen wie im Surrealismus. Umfassend gesagt, sind die Texte anachronistisch, also unzeitgemäß. Ich habe dieses Mal auch viele Farben als Adjektive in meinen Texten benutzt (okker, silver, gold, amaranth, blau, weiß, schwarz, safrangelb, bernsteinfarben, saphirblau, sandig usw.), was den Texten einen sehr bildlichen Anstrich gibt. Es ist die Vermischung von zwei Konzepten, der Chromie, also Farbsättigung, und der Anachromie, der zeitwidrigen Erscheinung, die zur Entstehung der Anachromie führten. 

Daniel: Warum singt Ihr überhaupt auf Französisch? Findest Du nicht, dass Ihr mit englischen Texten viel mehr Leute erreichen könntet?

Virg: Eigentlich kann ich besser Texte auf Englisch schreiben, seit ich studiere, um Englischlehrerin zu werden. Es ist nur so, dass ich von der Sprache nicht so inspiriert bin wie von der französischen. Auf Französisch kann ich aber eine speziellere und poetischere Atmosphärische aufbauen, und mit Worten spielen, die mir auf Englisch nicht in dieser Form einfallen würden. Außerdem heben wir uns dadurch auch als Band etwas von der Masse ab, weil alle Bands mit einer Sängerin auf Englisch singen; egal aus welchem Land sie kommen: Lacuna Coil kommen aus Italien, Epica aus Holland, die Guano Apes aus Deutschland usw. Viele meinten zwar, dass wir uns damit selbst im Weg stehen würden. Aber wir haben festgestellt, dass das gar nicht so ist, als wir mit Epica und Tarja Turunen auf Tour waren. Wir haben ziemlich viele CDs verkauft. Und den Leuten war die Sprache egal. Wichtiger ist, dass die Melodien im Ohr hängen bleiben. Außerdem haben wir auch zwei Songs zusätzlich auf Englisch aufgenommen. Aber die meisten unserer Fans bevorzugen doch eher die französischen Versionen. Daher denke ich, dass wir mit diesem Unterschied ganz gut dran sind!

Daniel: Bis jetzt kenne ich eigentlich nur Black Metalbands bei Seasons Of Mist. Wie seid Ihr mit ihnen in Kontakt gekommen?

Virg: Season of Mist wollten “Gaia” bereits 2007 vertreiben. Aber aus verschiedenen Gründen war das damals nicht möglich. Die CD wurde dann schließlich von Adipocere vertrieben. Als ich also Seasons Of Mist fragte, ob sie “Lueurs” vertreiben wollten, haben sie sofort zugesagt, ohne jedoch vorher reingehört zu haben! “Lueurs” verkaufte sich dann auch recht gut. Und daher nahmen sie uns dann unter Vertrag. Und wir sind mächtig stolz darauf!

Daniel: Hast Du nicht die Befürchtung, dass Kells zu wenig Aufmerksamkeit bei Seasons Of Mist bekommen? Immerhin sind sie eher als Black Metal-Label bekannt, wie Du wahrscheinlich weißt…

Virg: Nein, eigentlich nicht. Wenn Seasons Of Mist jemanden unter Vertrag nehmen wollen, arbeiten sie gleich hart für alle ihre anderen Bands. Sie haben sich für uns entschieden, weil sie viel Potential in uns sehen. Wir waren sogar die Band, um die sich das Label von Dezember bis Februar am meisten gekümmert hat!

Daniel: Ich konnte Euer Debüt-Album “Gaia” im Internet nirgendwo finden. Ist es bereits ausverkauft? Oder kann man es vielleicht noch bei der Band direkt bekommen? 

Virg: “Gaia” hat sich vor ein paar Jahren recht gut verkauft. Es gibt nur noch wenige Exemplare! Es ist möglich, die CD noch zu bekommen, wenn ihr eine E-Mail an savageprod@hotmail.fr schreibt. Es ist ein echt rares Sammlerstück geworden, haha! 

KELLS band3 INTI 2012Daniel: Werden wir die Chance bekommen, Kells 2012 auch einmal in Deutschland live zu sehen?

Virg: Das letzte Mal waren wir im Mai 2011 mit Tarja Turunen auf Deutschland-Tournee. Die Tour war für uns sehr erfolgreich. Deswegen wollen wir auch so schnell wie möglich zu Euch zurückkommen! Wir touren aber zuerst durch Frankreich. Im Herbst soll es dann aber auch quer durch Europa gehen. Wir würden auch gerne ein paar Headliner-Shows in Deutschland, Spanien, Portugal, England, Belgien und der Schweiz spielen, würden aber auch im Vorprogramm von diversen Bands spielen, um etwas bekannter zu werden. Beide Wege führen nach Rom!

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Kells aus?

Virg: Wir wollen so viel wie möglich durch Europa und die ganze Welt touren! Wir haben bereits Pläne für Kanada und Südamerika; mal sehen, was noch so kommt! Wir wollen auch in wenigen Wochen unseren zweiten Videoclip zum „Anachromie“-Album drehen. Und danach werden wir schon anfangen, neue Songs für unser viertes Album zu schreiben, das wohl einige Überraschungen beinhalten wird! 

Daniel: OK, Virg! Die letzten Worte gehören Dir!

Virg: Wir möchten Dir für Dein Interesse, Euren Lesern für ihre Neugier und das Lesen dieses Interviews, den Sponsoren und den Fans für ihre Unterstützung danken! Wir wünschen Euch alles Gute!

http://www.myspace.com/kellsgaia

http://www.facebook.com/#!/kellsofficial Autor: Daniel Müller 



Autor: Daniel Müller