DYSFUNKTION - DER ALTE MANN HAT NEIN GESAGT


Label:SELBSTVERTRIEB
Jahr:2015
Running Time:47:08
Kategorie: Eigenproduktion
 

Die vier Jungen im Alter zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahren stammen aus der Nähe von Hannover und legten im Februar diesen Jahres mit "Der Alte Mann Hat Nein Gesagt" ihr Debüt vor. Sie spielen Deutsch Rock oder auch Alternative Rock mit leicht punkigen Attitüden und einer Menge poppiger Stilmittel und erinnern so im Weitesten an ähnliche Vertreter der Neuen Deutschen Welle, der ich zugegebenermaßen nie so richtig was abgewinnen konnte. Mich erstaunen daher auch die vielen sehr positiven Reviews zu dem vorliegenden Album, die allerdings auch eher aus der deutschen Rockszene stammen und sich vorwiegend auf den wirklich frechen Texten mit viel Wortwitz und Ironie gründen. Dabei werden von dem Quartett mit zwei gleichwertigen Sängern, die zudem beide noch die Klampfen bedienen, bevorzugt klassische Themen um Liebe, Hass und Gesellschaftskritik durch den Kakao gezogen. Musikalisch handelt es sich eher um einfache Hausmannskost. Mit einem poppigen Keyboard und einer sehr jugendlichen Stimme geht es in den Opener "Lügen" hinein. Auch wenn selbiger im Verlauf mit kräftigeren Gitarren deutlich an Fahrt aufzunehmen vermag, kann ich insbesondere mit dem dünnen Gesang und den immer wieder melodisch-poppigen, ja zarten Ansätzen nur wenig anfangen. Mit "2 Meter" werden zwar sehr witzig und mit fetzigen Gitarren die Abmessungen einer Dame mit zudem sechs Meter Bauchumfang beschrieben, aber auch hier wird das alles nur mit seichtem Stimmchen vorgetragen. In "Scheißtag" wird die Depression ordentlich weg geschrabbelt, aber sorry, ich kann nicht umhin, der Sänger, ich verbitte mir hier den Ausdruck "Shouter" trifft hier nicht mal jeden Ton. Beim balladesken "Tristesse" punkten tatsächlich mal das Mikro, der kräftige Refrain und hier mal eine stärkere und dann auch erwähnenswerte Gitarre. Allerdings berührt mich der Song in keinster Weise. Bei "Blog U(n)ser" geht es um den täglichen Wahnsinn im Netz und hier im Besonderen um an sich völlig unwichtige, aber meinungsbildende Blogs. Die Band verpackt diese Message in typischen, in dieser Form zigfach gehörte Deutsch Rock Rhythmen, hier nur unterstützt durch merkwürdige Keyboardklänge, die an die Verwendung von Tastengeräte erinnern, die man Kleinkindern damals unter den Weihnachtsbaum legte. Beim "Maikäfersong", in dem es um die täglichen Heldentaten geht und die so jugendgerecht metaphiert werden, drücken die Vier ordentlich auf die Tube. Wenn da nicht dieses nervigen Keyboards wären. "Stimuli" ist in der Melodie und in den Instrumenten okay, dabei riffig und treibend. Hier mag ich allerdings die sich überschlagende Stimmen überhaupt nicht. "Normal" wird im Midtempo gehalten, hat einen ganz guten Refrain, aber wieder gehen oralen Workouts ziemlich nebenher, was gerade in den langsameren Passagen richtig auffällt. Überspringen wir das, ja belanglose "Die Wahl" und kommen zu "R.S.F.", sprich zu "Rauchen, Saufen, Feiern" wieder einer typischen und zigfach konsumierten Nummer im Stile des Deutsch Rock / Punk Rock mit allerdings ganz nettem Jodelpart im Refrain. "Dreck" startet wieder sehr ruhig mit einem Klavier, oder sind das synthetisierte Keyboardklänge? Die Stimme, ach lassen wir das.

Fazit: Es dürfte nicht schwer zu erraten sein, dass ich diesem Debüt nur wenig abgewinnen kann, welches seine Schwächen, im Einsatz zumindest einer viel zu zarten und dazu noch unausgegorenen Stimme sowie vielfach fehl eingesetzter Tasteninstrumente und zu poppiger Rhythmen offenbart. Wirklich annehmbar scheinen mir nur die typischen Deutsch Rock Elemente, aber da gibt es Bands zuhauf, die das wesentlich professioneller und abgezockter durchziehen. Nicht nur für die Tonne, aber von mir gibt es bestimmt keine Kaufempfehlung.

Note: 4 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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