DEATHFIST - Viermal die Socken gewechselt


Das letzte Album "Too Hot To Burn" hat schon ein paar Tage auf dem Buckel, und es zog einiges an Zeit ins Land. Jetzt beginnen bei der Todesfaust die Dinge wieder langsam ins Rollen zu kommen. Gitarrist Markus nimmt dazu im Interview vor ihrem Gig bei 'CROSSFIRE präsentiert' kein Blatt vor den Mund, wie die Dinge stehen.

logoJoxe: Das letzte Interview mit CROSSFIRE war nach eurem Auftritt auf dem Rock Hard Festival 2012, damals mit Kollege Müller. Umreiß doch bitte mal im groben Zügen, was seit dem bei Deathfist passiert ist

Markus: Hi! Also aus musikalischer Sicht ist da nicht viel passiert, im privaten Bereich hat sich aber dann doch so einiges grundlegend geändert. Jan ist im Prinzip zweimal  umgezogen, hat dann von Grund auf sein Elternhaus renoviert, sich einen psychopathischen Hund angeschafft, und sich zwischendurch auch noch vermehrt. Und als wär das alleine nicht genug, hat er dann auch noch immer sehr viel mit seiner Firma um die Ohren. Martin hat dieses Jahr seinen Studiengang abgeschlossen, und ist mit seiner Freundin zusammengezogen. Anfangs musste er dann über 1,5 Stunden pro Weg zur Arbeit pendeln, was natürlich auch nicht hilfreich war, wenn es darum ging, mal spontan für eine Probe nach Solingen zu kommen, von längerfristiger Planung für Konzerte ganz zu schweigen. Seit Anfang des Monats ist er aber wohl wieder Heimatnäher stationiert, und das ewige Wechseln der Dienststellen wird wohl auch weniger werden, so dass wir zukünftig wohl wieder etwas besser längerfristig planen können. Corinna hat ihren Maler-Betrieb geschlossen, und eine neue Ausbildung gemacht. Sie arbeitet jetzt als Buchhändlerin. Bei mir gab es nicht ganz so einschneidende Neuerungen, aber die Socken hab ich in der Zeit sicherlich auch mindestens viermal gewechselt.

Joxe: Bin ich richtig informiert, dass nur noch Drummer Jan und Basser Martin neben Deathfist noch in weiteren Bands spielen?

Markus: Ja, das ist richtig. Jan hat noch seine eigene Band Lindisfarne am Start, und spielt außerdem bei Diabolical Imperium. Martin ist bei Metal Inquisitor dabei, und war gerade auch wieder mit Metalucifer unterwegs.

Joxe: Bei euch hat mal Tormentor von Desaster getrommelt. habt ihr noch Kontakt?

Markus: An sich schon. Es ist aber nicht so, als würden wir uns oft sehen, oder ständig telefonieren. Es gibt jedenfalls kein böses Blut, falls die Frage darauf abzielt.

Joxe: Du hast mal gesagt, dass du zu sehr zufrieden mit eurem einzigen Album "Too Hot To Burn" bist, als dass es noch einmal ein neues Album geben wird. Siehst du das heute auch noch so?

Markus: Im Prinzip ja. Jetzt ist natürlich noch einige Zeit mehr ins Land gegangen, und natürlich fände ich es auch gut, mal wieder ein paar neue Songs am Start zu haben, aber realistisch betrachtet sehe ich kein komplettes Album mehr kommen. Ich hab in den letzten zwei bis drei Jahren die Gitarre quasi nur ausgepackt, wenn wir für ein Konzert geprobt haben, und sooo viele waren das ja auch nicht mehr. Das half sicher nicht dabei, neue Riffs zu finden, oder generelle Ideen für neue Songs zu entwickeln.

Die paar Sachen, die sich bisher so angesammelt haben, geben mir selbst aber einfach nichts, und dann lass ich es lieber bleiben. Bei "To Hot To Burn" war es im Prinzip so, dass ich im Laufe eines Abends einen Song mehr oder weniger fertig hatte, und mit Drumcomputer, Gitarre und  Bass eine Demoversion aufgenommen habe. Natürlich haben wir dann nachträglich alle zusammen nochmal ein bisschen Hand angelegt, aber generell Stand der Song.

Bei den neuen Ideen ist das leider gar nicht der Fall. Ich hab massig Kram direkt gelöscht, und ein paar Sachen mit dem geistigen Vermerk „musst du mal irgendwann ein bisschen dran arbeiten“ gespeichert….was aber irgendwie komplett gegen meine eigene Philosophie geht. Wenn ein Riff nach einer Stunde nicht geil klingt, trifft es halt vermutlich einfach nicht meinen Geschmack. Das gleiche gilt auch, wenn ich mich am nächsten Tag nicht mehr erinnere, wie das „geile“ Riff von gestern Abend nochmal ging. Das älteste Riff auf "To Hot To Burn" stammt vom September 95. Da hab ich letztens noch die entsprechende Vier-Spur Kassette (auf der das Datum steht) gefunden, aber erinnern konnte ich mich immer daran. Das ist bei meinen neueren Ideen einfach unvorstellbar, und bisher konnte ich mich glücklicherweise auch immer davon abhalten, so halbgaren Mist dann doch zu verwursten.

Aber wie gesagt…ich hab in den fünf Jahren seit „Too Hot To Burn“ wirklich nicht allzu viel Zeit an der Gitarre verbracht, und ernsthaft versucht, neuen Kram zu schreiben. Letzten Monat hab ich mir aber spontan einen neuen Verstärker gegönnt, und bis jetzt hab ich tatsächlich fast jeden Abend gespielt, und hab aktuell so viel Spaß an der Klampfe, wie seit langem nicht mehr. Ich hab also noch - bzw. wieder - Hoffnung, dass mal was hängen bleibt. Erzwungen wird aber nix! Es ist ja nicht so, als würde die Welt unbedingt neue Musik brauchen, um sich weiter zu drehen.

Joxe: Als Seven-Inch Sammler will man natürlich wissen, ob es auf diesem Format wieder etwas von euch geben wird…?

Siehe oben. Solange keine Songs am Start sind, die mich wirklich begeistern, wird in dieser Richtung nix passieren. Sollten sich aber mal zwei bis drei Songs „ergeben“, denke ich schon, dass wir die dann auch zeitnah veröffentlichen. Das macht mehr Sinn, als den Krempel dann Jahrelang auf Halde zu legen, und zu hoffen, doch noch genug Songs für ein Album zusammen zu kriegen.

deathfistJoxe: Was habt ihr weiter geplant, einzelne Gigs und Festivalauftritte? Wie soll für euch das Jahr 2016 aussehen?

Aktuell ist noch gar nichts geplant. Aufgrund der oben genannten Veränderungen im privaten Bereich war es in den letzten 2-3 Jahren bei uns auch unheimlich schwierig, Termine im Voraus zu planen, aber ich glaube, so langsam sollte das wieder besser werden. Wenn wir jetzt demnächst mal für die Gigs im November und Dezember proben, wird es das erste Mal dieses Jahr sein, dass wir alle zusammen im Proberaum sind. Da werden wir dann sicher auch über die weitere Planung und Verfügbarkeiten reden. So drei bis vier Gigs pro Jahr würde ich aber auch gerne weiterhin spielen.

Joxe: Ihr werdet am 28.11.2015 im Blackend zu Dortmund mit Antilles aus Münster aufspielen. Was habt ihr euch vorgenommen?

Selber Spaß haben, und dem ein oder anderen hoffentlich auch ein wenig Spaß bereiten.

Joxe: Am Ende eines Interviews fragen wir immer gerne nach den fünf Lieblingsalben. Welches Album war dein erstes, welches Album ist das wichtigste im Thrash, welches Albumcover ist das großartigste und welches Album neben eurem magst du besonders wegen seinen female Vocals und welches Album hörst oder hörtest du zuletzt sehr häufig?

Markus: Die liebsten Fünf ist echt schwer, und vermutlich fällt die Antwort an jedem Tag je nach Laune dann doch wieder anders aus. Wenn ich Thrash will, krieg ich mich mit den klassischen Metallica, Slayer, Kreator, Exodus - Alben aber immer noch sehr gut beglückt. Welches im Speziellen, hängt dann wohl halt echt von der Tagesform ab. Exumers "Possessed By Fire" ist da für mich auch ziemlich auf Augenhöhe. Für die anderen Momente dann gerne irgendwas von Crowbar, Nick Caves Murder Ballads, irgendeine von Johnny Cashs American Recordings, oder auch Load/Re-Load. Ich hatte anfangs eine Hand voll Mixtapes. Ob mir irgendwer auch mal ein ganzes Album aufgenommen hat, kann ich gar nicht mal sagen. Meine erste selbstgekaufte CD war jedenfalls die schwarze Metallica.

„Welcome To Hell“ hat ziemlich viele Köpfe hinter den ersten Thrash Alben (auf beiden Seiten des Teichs) maßgeblich beeinflusst, und ist somit wohl als sehr wichtiges Album für den Thrash Metal im Gesamten zu betrachten.

Vom Cover her bringen Slayer mit „Seasons In The Abyss“ mein Blut ganz gut in Wallung, aber ich kann nicht mal sagen, warum. Vermutlich spielt da auch mit rein, dass es die erste Slayer Veröffentlichung war, die ich bewusst mitbekommen hab, auch wenn ich die Platte anfänglich nicht sonderlich mochte. Slayer ging mir erst gut rein, nachdem ich mich vom schwarzen Album aus rückwärts durch den Metallica Kram „gearbeitet“ hab. Foto-Cover find ich eigentlich eher doof, aber „Sonic Excess In It's Purest Form“ von Crowbar trifft auch irgendeinen Nerv bei mir. Wenn ich mich für eins entscheiden muss, ist es aber definitiv "Seasons…"

„Wegen“ female Vocals gefällt mir sicher kein Album…wenn schon, dann eher „trotz“. Im Prinzip ist es scheißegal, ob da gerade Männlein oder Weiblein singt, der Gesamtsound muss mir halt einfach gefallen. Aber gerade in der härteren Ecke ist das bei Bands mit Sängerinnen in den allermeisten Fällen nicht der Fall, und in meinen Ohren ist das dann tendenziell eben sehr oft ziemlich seelenloser und aufgesetzter Plastikrotz (was dann aber natürlich nicht alleinige Schuld der Sängerin ist).

Joxe: Okay, Markus. Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir!

Markus: Viel zu sagen hab ich jetzt eigentlich gar nicht mehr. Außer ein dickes Danke fürs immer noch vorhandene Interesse und den Support, die Einladung zum Gig am 28.11.2015, und das geduldige Warten auf evtl. mal irgendwas Neues!



Autor: Joxe Schaefer