PENTACLE - Alles zusammen zählt!


Als eingefleischter Holland Death Metal-Fanatiker bin ich sehr stolz, hier eine der dienstältesten Death Metal-Bands des Landes überhaupt präsentieren zu dürfen. Auch wenn man nur im Underground hin und wieder mal auf den Namen Pentacle stößt, sind sie nun schon seit 1989 aktiv. Es gibt allerdings kaum Alben von ihnen, sondern mehr EPs im Vinylformat, was nicht gerade förderlich für einen wachsenden Bekanntheitsgrad ist... Zum 15-jährigen Bestehen der Band gab es Ende 2014 eine fette Doppel-CD mit allen Demo- und EP-Aufnahmen, die vor ihrem Debüt „...Rides The Moonstorm” im Jahr 1998 erschienen sind. Somit ist dieses Monster Pflicht für alle fanatischen Sammler der extremen Death Metal-Szene! Wannes Gubbels, Bassist, Sänger, Gründer und Chef von Pentacle, ist ein Szene-Urgestein. Wenn man ihm eine Frage stellt, nimmt er sich ausführlich Zeit, ist immer ehrlich und hat vor allem richtig Ahnung! Während viele junge Poser auf Festivals heute so tun, als hätten sie die Achtziger voll miterlebt, obwohl sie erst in den Neunzigern geboren wurden, listet Wannes hier alte Demos auf, bei denen sogar sammelwütige Underground-Maniacs kreidebleich werden und die Kinnlade runter hängen lassen. Ich dachte erst, das Interview sei verloren gegangen. Ständige Nachfragen meinerseits wurden nicht oder nur spärlich beantwortet... Aber die Wartezeit hat alles entschädigt, denn ich habe mit 14 (!) DIN A4-Seiten das längste, ehrlichste und interessanteste Interview zurück bekommen, das ich jemals geführt habe! Viel Spaß beim Extrem Metal-Studium der Achtziger!

logoDaniel: HELL-o Wannes! Na, alles klar bei Dir? Erzähl uns doch zu Beginn etwas über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Pentacle!

Wannes: Hey Daniel, Wannes hier! Wie behandelt Dich das Leben dieser Tage? Mir geht es gut, danke! Ich höre mir gerade Obscurity aus Schweden an, um für dieses Interview richtig in Stimmung zu kommen. Pentacle wurden 1989 von Mike (Gitarre) und mir (Bass und Gesang) gegründet, weil wir schon damals eine gemeinsame Vorliebe für extremen Metal hatten. Wir wollten selbst solches Chaos kreieren; mit den alten Metal-Göttern in Geist und Seele. Es gab keinen Grund für uns, Obituary, Entombed, Morbid Angel, Carcass oder Napalm Death zu kopieren. Wir liebten diese Bands zwar auch, aber unsere Herzen waren eher an Venom, Possessed, Hellhammer, Bathory, Infernäl Mäjesty, Messiah, Necrophagia, Slaughter oder Celtic Frost gebunden. Ich traf Mike irgendwo in unserem Dorf Bladel. Damals hat man sofort jeden Metalhead angesprochen, dem man über den Weg gelaufen ist, und mit ihm über seine Lieblingsbands und -alben diskutiert. So war das bei uns auch. Mike erzählte mir, dass er Gitarre spielte. Das hörte sich für mich cool an. Also sind wir in die Wohnung seiner Eltern gegangen, wo er damals noch wohnte und ein eigenes Zimmer auf dem Dachboden hatte. Schlagzeuger Marc kam dann wenig später dazu, nachdem er gehört hatte, wie Mike und ich gemeinsam „Triumph Of Death” von Hellhammer mit völlig krankem Gesang nachspielten. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt. Zu unseren Veröffentlichungen:

„Caressed By Both Sides” Rehearsal-Demo ´92: Das war die allererste offizielle Veröffentlichung von Pentacle überhaupt. Aufgenommen haben wir das Tape in unserem Proberaum. Enthalten waren vier Eigenkompositionen sowie das Hellhammer-Cover „The Reaper”. Wir spielen diesen Song auch heute noch live. Der Sound ist heavy, hat aber weniger Power und Aggression, was Gitarre und Gesang angeht.

„Winds Of The Fall” Demo ´93: Hier war der Sound schon deutlich besser, weil wir im RS 29 Studio vier Songs und ein Outro aufgenommen hatten. Das professionelle Layout macht das Demo auch heute noch zu einem Hingucker. „Deepness Of The Depths” ist heute immer noch mein absoluter Lieblingssong von Pentacle, und wir werden ihn bald auch endlich wieder live spielen. Ich bin immer noch nicht glücklich mit dem Gesang und dem Bass-Sound... Aber verglichen mit „Caressed By Both Sides” entwickelten wir uns schon in die richtige Richtung.


„A Dance Beyond” DSFA 6-Samplertrack ´94: Endlich klang der Gesang so, wie er sein sollte! Ich liebe besonders den Anfang des Songs. Das ist nichts weiter als purer Hellhammer-Worship! Der Song war schon ziemlich lang und enthielt den bislang einzigen Keyboard-Part der Bandgeschichte. Beeinflusst wurde dies von dem Messiah-Song „The Dentist”.

„Exalted Journey” 7” EP ´95: Das war unsere allererste Vinylveröffentlichung! Sie enthielt den brandneuen Titeltrack und eine Neuaufnahme von „Son Of The Dawn”, das schon auf dem „Caressed By Both Sides” zu finden war. Die EP hat sich nicht besonders gut verkauft, aber zu Promozwecken war sie für die Band sehr gut geeignet. Die Produktion war fett und sehr basslastig. Yeah! Das Cover wirkte allerdings mehr pink als rot und gefiel mir dann nicht so gut...

„The Fifth Moon” Picture-12”/ MCD ´96: Pentacles erste größere Veröffentlichung. Hier war auch ein neues Mitglied zu hören, Edwin Fölsche, der aber nur weniger als Jahr bei uns blieb... Wir hatten aber eine tolle gemeinsame Zeit! Diese Veröffentlichung öffnete der Band viele neue Türen und zeigte einen großen Fortschritt seit der „Exalted Journey” EP. Die Picture-Disc enthielt eine Neuaufnahme des Hellhammer-Klassikers „The Reaper”. Wir lieben diesen Song einfach! Es war eine schnelle und wilde Veröffentlichung mit vier eigenen Songs und einem tollen Artwork.

„...Rides The Moonstorm” Doppel-LP / CD ´98: Und hier ist es endlich, unser lang erwartetes Debüt! Es enthielt auch das göttliche „Spell Of The Pentagram” von Pentagram aus Chile sowie eine Neuaufnahme von „Deepness Of The Depths”. Wir hatten während der Aufnahmen zu dem Album kein Tageslicht gesehen. Damnation Records haben jede Menge Promotion für dieses Album gemacht. Hier haben wir auch zum ersten Mal mit Manuel Tinnemans zusammen gearbeitet, der später quasi zu unserem Derek Riggs werden sollte. Das Album lag voll unter dem Einfluss von Bands wie Hellhammer/Celtic Frost, Possessed, Necrovore, Slaughter und Destruction.

„In League With Desaster” 10” EP / Picture-Disc ´00: Eine tolle Split-EP mit den Meistern von Desaster! Ich bin immer noch stolz auf unsere Version von „Into A Winter Battle”, da sie sehr nach Pentacle klingt, wenn auch ein bisschen melodischer. Auch „Soul’s Blood” sägt ordentlich! War hier auch das erste Pentacle-Cover (oder sogar das erste Cover von Desaster überhaupt?) vertreten? Wer weiß... Rotes Vinyl, genau!

„Dunkel Besatthet” Split-7” EP mit Repugnant ´01: Hier coverten beide Bands ihre Favoriten: Repugnant feilten an einem Obscurity-Track, während Pentacle sich Possessed angenommen hatten. Unser Beitrag war ursprünglich für ein Possessed-Tribute-Album geplant, aber es hat Jahre gedauert, bis es endlich zur Veröffentlichung kam... Verrücktes Artwork, aber eine großartige Version von „The Beasts Of The Apocalypse”.

„Ancient Death” MLP/MCD ´01: Wieder einmal mehr US Death Metal-Worship, indem Pentacle „Legion Of Doom” von Mantas und „Witch Of Hell” von Death aufnahmen. Außerdem waren drei neue Songs und eine Neuaufnahme von „Descending Of The Soul” zu hören. Die Mini-LP hatte ein großes Booklet und war unsere letzte Veröffentlichung mit Original-Drummer Marc Nelissen. Das Artwork ist wieder toll ausgefallen und war ursprünglich schon für die Split mit Desaster geplant. Da wurde es jedoch verworfen, weil es unseren deutschen Freunden zu sehr nach Pentacle aussah... Damit hatten sie übrigens auch Recht...

„Under The Black Cross” LP/Picture-Disc/CD ´05: Pentagram aus Chile schlagen erneut zurück! Irgendwie fühlt es sich wie Pentacles spirituelle Version von Pentagram an. Diese Band hatte ich ständig im Hinterkopf, als ich Songs für das Album geschrieben hatte. Oh, und natürlich auch Necrovore, Celtic Frost, Slayer, Possessed, Mutilated und und und.... Chuck Keller von Order From Chaos, Vulpecula und Ares Kingdom hat hier sogar einen Song geschrieben! Es war ein Konzept-Album mit einer Death Metal-Geschichte über Operation Chariot (einen britischen Angriff während des Zweiten Weltkrieges in der Nacht auf den 28. März 1942 auf den Hafen von Saint-Nazaine im von der deutschen Wehrmacht besetzten Frankreich). Die Picture Disc ist immer noch die letzte Version dieses Albums. Hier fanden Death Metal und der Zweite Weltkrieg zusammen, lange bevor es zum Trend geworden war. Hier waren auch erstmals zwei neue Bandmitglieder zu hören: Robert am Schlagzeug und Mikes jüngster Bruder Alex an der Gitarre.

„Archaic Undead Fury” 10” EP ´05: Diese EP wurde zeitgleich mit „Under The Black Cross” aufgenommen. Diese 10” EP enthielt zwei Songs: den ersten und den letzten, den wir geschrieben hatten, bevor wir ins Studio gingen, während die Songs des besagten Albums alle dazwischen entstanden sind. Dies ist vielleicht die perfekte Pentacle-Veröffentlichung, zumindest so gut wie... Das Artwork von Manuel ist wie immer toll und die Aufmachung auch. Ich bin sehr stolz auf diese EP.

Doppel-Split-7” EP mit Eternal Solstice ´13: Hier kam es zu einer spirituellen Zusammenarbeit: Ramon von Eternal Solstice schlug uns eine gemeinsame EP vor, und das Ergebnis ist großartig geworden! Dies waren die ersten Pentacle-Songs nach vielen Jahren, aber immer noch würdig, den alten Bandnamen zu tragen! Es war auch eine neue Erfahrung für uns, da wir erstmals im A.M. Studio aufgenommen haben. War es erfolgreich? Manuel hat sich mal wieder selbst übertroffen. Tolle Veröffentlichung, die auch super aussieht.

Split-7” EP mit Mortem ´13: Death rules supreme! Die Meister des obskuren Death Metals aus dem Jenseits teilen sich eine Vinylveröffentlichung mit Pentacle. Sie enthält meinen liebsten, neuen Pentacle-Song „Five Candles Burning Red”. Ich hoffe, bald wieder etwas Neues von Mortem zu hören!

„At The Depths Of Mill” Live-Tape ´13: Der beste Pentacle Live-Mitschnitt überhaupt! Ziemlich alt, von 1993, als wir im Vorprogramm von Morthra im Mill in De Wissel in den Niederlanden spielten. Ein Wahnsinns-Sound mit Songs von unseren beiden Demos „Caressed By Both Sides” und „Winds Of The Fall”, außerdem „The Usurper” von Celtic Frost und ja, „The Reaper” von Hellhammer natürlich auch wieder. Mike war mal wieder für die Covergestaltung zuständig.

„Five Candles Burning Red” MCD ´14: Ursprünglich als Compilation der (damals noch nicht veröffentlichten) Split-EPs mit Eternal Solstice, Mortem und Sadistic Intent geplant, wurde es jedoch eine eigenständige Veröffentlichung wie „The Fifth Moon” oder „Ancient Death”, zumindest für mich persönlich; der fünfte größere Release für uns.

„The Fifth Moon...Beyond And Back” Doppel-CD ´15: Was für ein Monster! Eine Doppel-CD mit der „The Fifth Moon” MCD sowie allen Aufnahmen davor. Von langsam und doomig bis schnell und aggressiv ist hier wirklich alles dabei! Es gibt ein 32-seitiges Booklet mit tonnenweise Fotos, Flyern, Zeichnungen und Linernotes. Es war eine Co-Operation mit unserem alten Schlagzeuger Marc Nelissen, der alles daran gesetzt hat, um diese Doppel-CD überhaupt erst zu ermöglichen. Er ist wirklich irre! Das Endresultat ist schlicht und ergreifend großartig geworden!

Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst? Und haben sich diese Einflüsse überhaupt jemals verändert? Hört sich nämlich nicht wirklich so an...

Wannes: Alles Material aus den Achtzigern, was den Grundstein für die extreme Metalszene gelegt hat: Von Venom, Hellhammer/Celtic Frost, Possessed, Mantas/Death, Slayer, Bathory und Destruction bis hin zu obskuren (Demo-) Bands, die kurz nach der ersten Welle folgten: Slaughter aus Kanada, Messiah, Necrophagia, Pentagram aus Chile, Master/Death Strike, Samhain (Dänemark)/DesExult, Necrovore, Massacre, Genocide/Repulsion, Treblinka, Mayhem (mit Dead), Asphyx, Delirium und Sempiternal Deathreign. Ich würde zwar nicht behaupten, dass alle erwähnten Bands, z. B. Mayhem, den Sound von Pentacle direkt beeinflusst haben, aber irgendwie haben all diese Bands ihre Spuren bei uns hinterlassen. Nein, unsere Einflüsse haben sich niemals geändert und gelten heute noch ebenso wie damals in den Anfangstagen. Weißt Du, diese Bands waren objektiv gesehen vielleicht niemals wirklich herausragend. Aber bei ihnen stand immer nur die Musik im Vordergrund. Für mich waren diese Bands immer die besten! Ich mag viele Veröffentlichungen aus verschiedenen Epochen und ich versuche auch immer, halbwegs up-to-date zu sein, aber diese Bands aus den Achtzigern haben den größten Eindruck bei mir hinterlassen. Es gibt kein neues Album oder keine neue Band, das/die sich den Respekt der alten Helden jemals bei mir verschafft hat. Das ist einfach unmöglich! Es gab auch viele tolle Alben in den letzten Jahren, aber keines, das dasselbe Feeling alter Klassiker wie „Season Of The Dead” (Necrophagia), „To Mega Therion” (Celtic Frost), „Strappado” (Slaughter aus Kanada), „The Return...” (Bathory), „Black Metal” (Venom), „Hymn To Abramelin” (Messiah), „Infernal Overkill” (Destruction), „Beyond The Gates” (Possessed), „Apocalyptic Raids” (Hellhammer), „Haunting The Chapel” (Slayer) oder der Demos, Live-Aufnahmen und Rehearsals von Mantas/Death, Master oder Massacre besitzt. Für meine Ohren sind diese nicht zu toppen. Und das wirkt sich natürlich auch auf mein Songwriting aus.

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Geht es nur um die Erfüllung der typischen Death Metal-Klischees oder steckt tatsächlich auch so etwas wie eine richtige Kernaussage dahinter?

Wannes: Kommt drauf an... Was genau sind denn für Dich Klischees? Natürlich behandeln alle unsere Texte düstere Themen, wie es in der Metalszene so üblich ist. Insofern bieten sie nichts wirklich Neues. Ich habe mich immer von blutigen Texten distanziert, weil ich damit nie etwas anfangen konnte, obwohl ich Alben wie „Scream Bloody Gore” (Death), „Anatomia Corporis Humani” (Grave), „Season Of The Dead” (Necrophagia) oder „Horrified” (Repulsion) natürlich vergöttere, aber das war es auch schon. Ich sprang nie auf den Zug von Carcass oder Cannibal Corpse auf, weil mir das zu billig war. Ich war eher gefesselt von den Texten von Tom G. Warrior und Martin E. Ain, weil sie mir eine neue Dimension der Düsternis offenbarten. Satanisches Zeug wie „At War With Satan”, „Seven Churches” oder „Bathory” war natürlich auch cool, hatte jedoch nur wenig Tiefe. Manchmal hatte ich das Gefühl, dabei die Bibel zu lesen, jedoch von einem anderen Standpunkt aus... Das hatte natürlich auch etwas, weil es um Armageddon ging und gut zur Musik passte, aber es kam mir auch immer ein bisschen übernatürlich vor... Die Texte von „Apocalyptic Raids” (Hellhammer) bis hin zu „Into The Pandemonium” (Celtic Frost) gaben mir da schon sehr viel mehr. Es war tiefgründiger als das typische „Look At Me, Satan’s Child. Born Of Evil Thus Defiled”-Gehabe... Ich hatte also eine gewisse Schwäche für solche Texte, als ich anfing, selbst Songs zu schreiben. Der Einfluss machte sich schnell bemerkbar. Natürlich waren sie anfangs noch nicht so philosophisch, weil ich mich erstmal mit der englischen Sprache auseinandersetzen musste... Ich habe immer viele Metaphern benutzt und die Intentionen dahinter verschleiert. Bis zu „...Rides The Moonstorm” behandelten meine Texte ausschließlich persönliche Gedanken, Gefühle und Meinungen, die auf mich und mein Umfeld bezogen waren. „Ancient Death” war dann der Übergang zu anderen textlichen Inhalten. „Prophet Of Perdition” oder „Walking Upon Damnation’s Land” sind noch im alten Stil gehalten, während „Immolated In Flames” vom Zweiten Weltkrieg handelte. Als ich den Text zu „Under The Black Cross” schrieb, merkte ich, dass das alte Konzept nicht mehr funktionierte. Ich drehte mich im Kreis und wiederholte mich nur noch. Das ging natürlich nicht! Ich konnte meine Energien und Aggressionen nicht mehr richtig verarbeiten. Ich brauchte direktere Themen und keine verschleierten Gedichte mehr. Seit meiner Kindheit hatte ich mich schon für den Zweiten Weltkrieg interessiert. Es lag mir sozusagen im Blut, und ich suchte zu Hause in Büchern nach Themen, über die ich schreiben konnte, um mich inspirieren zu lassen. Danach schrieb ich Texte wie „Under The Black Cross”, „Archaic Undead Fury” und „Five Candles Burning Red”, die erstmals diese Themen behandelten. „Under The Black Cross” war dann ein Konzeptalbum über die Operation Chariot, und zwar aus der britischen Sichtweise geschrieben, während „Archaic Undead Fury” und „Five Candles Burning Red” zum größten Teil von der Operation Merkur (die Luftlandesschlacht um Kreta im Mai 1941) aus Sicht der Deutschen, dem Commonwealth und dem griechischen Widerstand handeln.

pentacleDaniel: Wenn ich mir Eure Discographie so anschaue, dann fällt mir auf, dass Ihr bislang nur zwei richtige Studioalben veröffentlicht habt. Warum dauert es immer so unendlich lange, bis ein Pentacle-Album endlich fertig ist?

Wannes: Na ja, sieh es mal so: Wir sind aus verschiedenen Gründen kaum in der Lage, genug Material für ein komplettes Album anzusammeln. Wir sind keine Band, die tonnenweise neue Songs schreibt, weil wir uns damit immer sehr viel Zeit lassen. Wir sind immer sehr selbstkritisch dabei. Und vor allem ist es so, dass es mit der Zeit auch immer weniger neue Einflüsse für uns gibt. Es ist wirklich schwierig, mit brandneuen, nie vorher da gewesenen Riffs für Pentacle anzukommen. Und wir wollen uns ja auch nicht ständig wiederholen. Wir spielen Death Metal und wollen immer frisch klingen. Und das ist in den letzten Jahren deutlich schwieriger geworden... Es gab Zeiten, da hatte ich meinen Bass wochenlang nicht angerührt, weil ich andere Dinge um die Ohren hatte. Auch wir haben alle andere Verpflichtungen wie Job und Familie, was ebenfalls sehr zeitaufwendig ist.

Ich weiß, dass Leute ihr Hauptaugenmerk immer auf Studioalben legen, aber für mich sind das „Winds Of The Fall’-Demo, die „Exalted Journey” 7” EP, die „The Fifth Moon” Picture-Disc/MCD oder die „Ancient Death” MLP/MCD genauso wichtig wie unsere regulären Studioalben. Sogar ein einzelner Song wie der Samplertrack „A Dance Beyond” auf der DSFA 6-Compilation bedeutet uns viel in unserer Entwicklung als Band. Jede Veröffentlichung markiert einen bestimmten Schritt in unserem Wachstum. Ich verstehe schon, das richtige Alben einen höheren Status haben, aber ich bin in einer Generation aufgewachsen, wo eine Maxi-Single oder Mini-LP genauso wichtig war. Nimm nur „Sentence Of Death” (Destruction), „Apocalyptic Raids” (Hellhammer), „In The Sign Of Evil” (Sodom), „Warhead” (Venom), „Morbid Tales” (Celtic Frost), „Haunting The Chapel” (Slayer), „Tragic Serenades” (Celtic Frost), „Flag Of Hate” (Kreator) oder „Expurse Of Sodomy” (Sodom) als Beispiel. Diese Platten haben mich damals entscheidend geprägt und sind pure Klassiker! Es müssen nicht immer volle Alben sein, sondern auch mal eine 7” EP. Nimm nur mal die New Wave Of British Heavy Metal als Beispiel oder auch härtere Sachen wie „Medieval Prophecy” (Samael), „Mutilating Process” (Asphyx), „Severe Abomination” (Treblinka, die Vorgänger-Band von Tiamat), „Thy Kingdom Come” (Morbid Angel) oder „Fatal Prediction” (Pentagram aus Chile). Oder was ist mit Bölzer? Sie touren durch die ganze Welt, haben aber nur ein Demo und zwei 12” EPs gemacht. Alles hängt von der Stärke der Musik ab und nicht davon, wie viele Alben jemand draußen hat. Ich will zwar Pentacle nicht auf dieselbe Stufe wie all diese Bands stellen, da wir nicht dieselbe Generation sind und nicht denselben Status haben. Aber ich versuche Dir zu erklären, das weitaus mehr dazu gehört, als immer nur viele Alben zu veröffentlichen. Alles zusammen zählt!

Daniel: Ihr habt eine ganze Menge 7“ EPs veröffentlicht. Wie wichtig ist es Euch, dieses alte Kultformat am Leben zu erhalten? Findest Du es nicht auch viel schöner, einen richtigen Tonträger in den Händen zu halten, als nur blöde, leblose MP3-Dateien auf dem heimischen Computer zu haben?

Wannes: Da stimme ich Dir zu hundert Prozent zu! Obwohl es nicht unbedingt mein Lieblingsformat ist, stehe ich da total darauf! Aber wir werden es nie so übertreiben wie Sabbat oder Nunslaughter, haha! Ich habe großen Respekt vor beiden Bands, aber wir wollen unsere Veröffentlichungen schon noch im überschaubaren Rahmen halten. Es gibt keinen Grund, wirklich alles, z. B. schlechte Proberaumaufnahmen, auf Vinyl zu bannen, oder? Trotzdem höre ich mir so etwas zu Hause gerne an. Ich werde niemals aufhören, vom Sofa aufzustehen, um nach nur einem Song die Seite wieder umdrehen zu müssen, haha! Ich würde richtige Alben oder Mini-LPs jederzeit einer 7” EP vorziehen. Aber dieses Format eignet sich sehr gut dafür, den Namen Deiner Band zu verbreiten oder eine Split mit einer anderen Band zu machen, die mit Dir auf einer Wellenlänge ist, so wie in unserem Fall Repugnant, Eternal Solstice und Mortem. Damals war es völlig normal, nach ersten Demos, Rehearsals und Live-Tapes erstmal eine 7” EP zu machen, so wie wir es mit „Exalted Journey” gemacht haben. Dies war unsere allererste Vinylveröffentlichung. Und obwohl das Cover der Erstpressung eine falsche Farbgebung hatte, war es ein schönes Gefühl, solche eine eigene EP in den Händen zu halten. Ich bin stolz darauf, dass Midian Creations diese EP gemacht haben, weil das Label damals von dem legendären Wim Baelus geführt wurde, der dort auch schon tolle Sache wie die Mourning/Eternal Solstice Split-LP „At The Dawn Of...”, das erste Ancient Rites-Album „The Diabolic Serenades” und die Poison 12” EP „Into The Abyss” gemacht hatte. Die zweite Split mit Repugnant war eine gute Gelegenheit für uns, unser Possessed-Cover vom „Seven Gates Of Hell” Tribute-Album zu veröffentlichen, das auf einem polnischen Label erscheinen sollte, aber zunächst nicht realisiert wurde. Es wurde Jahre später von Karmageddon veröffentlicht, bekam aber nicht die erhoffte Aufmerksamkeit. Auf jeden Fall konnten wir es auf der Split mit Repugnant auf Vinyl pressen lassen. Ich stand eine Zeit lang mit Tobias in Kontakt und wir waren der Meinung, dass es eine gute Idee sei, dies zu tun. Die Splits mit Eternal Solstice und Mortem stellten sich ebenfalls als richtig heraus. Wir waren gut mit beiden Bands befreundet und somit passten beide EPs perfekt zu uns. Alle beteiligten Bands haben großen Respekt voreinander, und es war immer eine gute Gelegenheit für uns, nach längerer Pause mal wieder ein Lebenszeichen von uns zu geben. Ich denke, diese EPs sind ihr Geld wert. Ja, ich schwöre auch immer noch auf physische Tonträger, obwohl ich im Moment gerade einen alten Live-Mitschnitt von Paradise Lost von ihrem allerersten Gig in den Niederlanden im MP3-Format höre, haha! Es ist natürlich einfacher, alles auf dem iPhone zu haben, aber nichts geht über das alte Feeling, wenn Du eine Platte auflegst. Neben dem Hören der Musik geht es auch darum, Dir das Cover anzusehen und die Texte mitzulesen. So mache ich das zumindest noch. Dies als Ritual zu bezeichnen, wäre vielleicht dann doch zu viel des Guten, aber es geht um die Grundidee an sich. Ein physischer Tonträger in Form einer Platte, EP, CD oder eines Demos gibt mir viel mehr als MP3s auf meinem Computer. Du hast auch eine bessere Soundqualität. Jeder kann für sich entscheiden, wie er Musik am liebsten hört, aber ich persönlich bevorzuge eher den altmodischen Weg. Ich habe einfach viel mehr Bezug auf echte Tonträger. Ich kaufe mir aber kaum neue Platten, denn heute ist es völlig anders als in den Achtzigern, als Du diese Art Musik völlig neu für Dich entdeckt hattest. Ich habe die alten Platten verschlungen und kenne sie in- und auswendig. Das geht in der heutigen Zeit etwas verloren, was ich sehr schade finde. Ich glaube nicht, wenn ich mir heute jeden Tag zehn neue Alben runterlade, dass ich ihnen sehr viel Aufmerksamkeit widmen würde. Ich würde auch schnell übersättigt werden. Davon will ich mich fernhalten. Bitte keine Album-Reviews für mich, haha! Ich kaufe mir lieber mal zwischendurch eine oder zwei Alben und beschäftige mich richtig damit! Für mich gilt Qualität statt Quantität!

Daniel: Zwischen der „Archaic Undead Fury“ EP (2005) und der Split-7“ EP mit Eternal Solstice (2013) gab es eine lange, achtjährige Pause. Warum hat das so lange gedauert? Was war los?

Wannes: Ich investiere den Großteil meiner Energie und Zeit ins Songwriting, Aufnehmen und Veröffentlichen einer EP oder einer LP. Zusammen mit den Gigs zur Promotion von „Under The Black Cross” dauerte alles seine Zeit. Ich hatte einen harten Job, zog um in ein anderes Haus und heiratete. Deswegen hatte ich zu der Zeit kaum noch Zeit und Kraft, um an neuem Material zu arbeiten. Außerdem fühlte es sich ohne Original-Gitarrist Mike auch nicht mehr richtig an. Er hatte eine Verletzung am rechten Unterarm und konnte lange Zeit nicht Gitarre spielen. Wir haben zeitweise versucht, ihn zu ersetzen, aber das hat nie wirklich funktioniert. Niemand konnte unsere Songs so spielen wie er, was mich echt verwunderte. Wir haben uns ein eigenartiges Timing angeeignet, mit dem anscheinend nur wir zurecht zu kommen schienen. Wir hatten deshalb als Trio weitergemacht. Die Suche nach einem Gitarristen hat uns ganz schön zurückgeworfen. Aber der Hauptgrund für die lange Verzögerung war vor allem die Tatsache, dass ich zwischendurch bei Asphyx war. Nach der Reunion der Band war das Interesse an ihnen viel größer als erwartet! Der Auftritt 2007 auf dem PartySan Open Air war der Hauptgrund, warum die Band überhaupt weitermachte und weitere Konzerte in Europa und den USA spielte. Asphyx brachten eine EP über Iron Pegasus raus und veröffentlichten ein neues Album. Somit hatten wir alle sehr viel um die Ohren. Nimm das, Deinen Vollzeitjob und Deine Familie und Du hast kaum noch Zeit für Pentacle. Asphyx hatten einfach das Ruder übernommen, und ich habe alles einfach auf mich zukommen lassen. Es war toll, mit ihnen zusammen zu sein und an neuen Projekten gearbeitet zu haben, weil ich bei Pentacle eigentlich immer alles alleine mache. Manchmal ist es echt hart, die Maschine am Laufen zu halten, wenn Du auf Dich allein gestellt bist. Asphyx ist eine richtige Band; ganz anders als Pentacle. Er war eine tolle Zeit, aber ich musste mit Pentacle viel zurückstecken. Nach der Trennung brauchte ich erstmal einige Zeit, um mich und mein Leben zu sortieren. Ich war deprimiert und wütend darüber, was mir alles passiert war, und war zunächst nicht wirklich motiviert, sofort wieder mit Pentacle weiterzumachen. Gute Freunde wie Costa Stoios von Iron Pegasus, Manuel von Comaworx oder auch meine Frau ermutigten mich dann doch, weiterzumachen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Der Hauptgrund für mich weiterzumachen war die Tatsache, dass Sadistic Intent neue Songs für eine Split-LP mit Pentacle aufnehmen wollten. Das war eine Idee, die über Jahre hinweg mal entstanden war, aber nie realisiert wurde. Ich hörte mir ein Interview mit Rick von Sadistic Intent im Internet an, und dort kündigte er völlig unerwartet diese Split-LP offiziell an. Also fühlte ich mich dazu gezwungen, den Bass in die Hand zu nehmen und so schnell wie möglich neue Songs dafür zu schreiben, haha! Zu der Zeit bekam ich auch Anfragen von Eternal Solstice und Mortem für Split-EPs. Und so war es an der Zeit, den Tank wieder neu aufzufüllen.

Daniel: Ihr habt soeben Eure Doppel-CD „The Fifth Moon...Beyond And Back” rausgehauen, auf der Ihr sämtliches altes Zeug bis 1996 wiederveröffentlicht habt. Warum? Waren die Original-Tonträger alle restlos vergriffen? Wurdet Ihr von vielen Fans danach gefragt? Oder gab es vielleicht auch andere Gründe dafür?

Wannes: Diese Veröffentlichungen waren schon seit Jahren nicht mehr erhältlich, und es gab auch niemals Re-Releases davon. Man konnte sie also höchstens nur noch in Second Hand-Läden finden; wenn überhaupt... Ich habe im Laufe der Jahre viele Angebote und viele Anfragen für Wiederveröffentlichungen unserer alten Sachen bekommen. Aber irgendwie kam es nie dazu. Ich fand aber, dass diese alten Aufnahmen, speziell die Demos, schon eine Aufpolierung nötig gehabt hätten, auch wenn ihr Einfluss auf die Szene nur minimal war. Weißt Du, ich fand schon immer, dass legendäre Demos auf CD oder Vinyl wiederveröffentlicht werden sollten, weil dies in unserer Metalszene sehr beliebt ist. Denk nur mal an „Surrender Or Die” (Slaughter aus Kanada), „The Stench Of Burning Death” (Genocide aus den USA), „Wedding The Grotesque” (Dr. Shrinker), „Satanic Rites” (Hellhammer), „Into The Abyss” (Poison aus Deutschland), „The Infernal Thrashing” (Messiah), „Taste Of Blood” (Slaughter Lord), „The Science Of Horror” (Nocturnus), „Immortality´s End” (Exmortis) oder die Demos von Mantas/Death, Massacre, Pentagram aus Chile, Nihilist/Entombed oder Autopsy. Diese Veröffentlichungen haben die Szene maßgeblich beeinflusst! Immer, wenn ich also ein Angebot für einen Re-Release bekommen habe, musste ich an diese Tonträger denken und hatte den Eindruck, Pentacle nicht mit ihnen auf eine Stufe stellen zu dürfen. Warum also nachgeben? Nicht jedes Demo muss wiederveröffentlicht werden. Es gibt so viele Alben auf dem Markt... Warum also ausgerechnet Pentacle? Was meine Meinung geändert hat, war die Tatsache, dass auch weniger wichtige Bands plötzlich große Anerkennung in der Szene bekamen. Es ging gar nicht mehr nur um den Einfluss auf die Szene. Alle alten Bands wurden auf CD und Vinyl wiederveröffentlicht. Warum also nicht auch Pentacle? Viele Leute hatten mich schon danach gefragt. Warum sollten wir ihnen dann unser altes Zeug nicht zugänglich machen? Ich fand, wir hatten es auch verdient und wollten unser Zeug wieder unter die Leute bringen. Zu der Zeit bekam ich auch ein Angebot von Roel von Vic Records für „The Fifth Moon”. Er fragte mich, ob wir auch ein Demo mit drauf packen könnten, um die Spielzeit etwas zu erhöhen und den Fans etwas mehr fürs Geld zu bieten. Ich sagte ihm dann, dass ich alle Tonträger bis einschließlich “The Fifth Moon” drauf haben wollte, um den Fans eine komplette Übersicht zu verschaffen; also neben „The Fifth Moon” auch die „Exalted Journey” 7” EP, den DSFA Samplertrack, die beiden Demos „Winds Of The Fall” und „Caressed By Both Sides” und unsere allererste Proberaum-Aufnahme als Band inklusive der beiden Dead End-Musiker, mit denen wir bis heute gut befreundet sind. Roel war von der Idee sehr angetan. Jedoch mussten wir leider aus rechtlichen Gründen auf unsere Version von „The Reaper” vom „Caressed By Both Sides”-Demo verzichten... Ich fand das nicht so toll, da gerade „The Reaper” auch immer ein fester Bestandteil unserer Setlist war, aber ich verstand das natürlich und willigte schließlich ein. Unser Sound-Ingenier Robin masterte die Songs. Auf meine Bitte hin hielt er sich jedoch so nah wie möglich am Originalsound. Robin konnte nämlich nicht alle Aufnahmen auf eine Lautstärke regeln, weil der Sound der Original-Aufnahmen so unterschiedlich war. Zusammen mit unserem alten Schlagzeuger Marc arbeitete ich dann am Layout, und nach ein paar Entwürfen hatten wir das passende für die Doppel-CD ausgewählt. Ich persönlich finde, dass sie großartig geworden ist! Ich bin sehr zufrieden mit dieser Veröffentlichung! Es war harte Arbeit, aber wenn ich das Endresultat sehe, dann hat sich der hohe Aufwand gelohnt. Marc hat sich richtig richtig dafür ins Zeug gelegt und ich kann ihm nicht genug dafür danken! Ein großer Dank gilt natürlich auch Roel dafür, dass er diese Doppel-CD überhaupt erst ermöglicht hat!

pentacleDaniel: Ich weiß, dass Pentacle auch live spielen. Gibt es schon bestimmte Pläne für Konzerte in Deutschland oder Holland in naher Zukunft? Weißt Du da schon etwas?

Wannes: Diese Auftritte stehen schon fest: Samstag, 11.Juli: Graveland Deathfest mit Belphegor, Terrorizer LA, Pentacle, Entrapment, Pyre und ein paar anderen im Hollandscheveld in Hoogeveen, Niederlande; Freitag, 11.September: Pentacle, Dead End und ein paar andere im Pop-Eye in Eindhoven, Niederlande; Samstag, 26. September: Chaos Ritual Festival mit Mortuary Drape, Necros Christos, Pentacle, Kill, Possession, Deathcult und mehr in Bülach in der Schweiz; Samstag, 10.Oktober: Pentacle, Deathronation, Revel In Flesh, Contamination und Indestructible in Stuttgart, Deutschland; Samstag, 14.November: Pentacle, Godless, Uttertomb und Ancient Crypts im Club Kamasu in Santiago, Chile. In Chile wird bald auch noch ein weiterer Gig bestätigt werden!

Daniel: Lass uns auch mal über Dich reden! Von 2000 bis 2010 warst Du ja auch bei Asphyx aktiv. Ihr hattet Euch jedoch nach vielen gemeinsamen Jahren getrennt. Warum? Was ist dort vorgefallen?

Wannes: Ähm, da muss ich Dich berichtigen: Asphyx gab es nämlich von 2000 bis 2007 gar nicht. Ich habe auf dem Soulburn-Album „Feeding On Angels” (1998), dem Asphyx-Album „On The Wings Of Inferno” (2000) sowie später auf der Single und auf dem Album gespielt, die beide „Death...The Brutal Way” hießen und 2008 bzw. 2009 erschienen waren. Oh, und auf dem Live-Album „Live Death Doom” (2010) natürlich, bevor es schließlich zur endgültigen Trennung kam. Na ja, im Nachhinein kann man wohl sagen, dass beide Seiten verschiedene Ansichten hatten. Es gab niemals Diskussionen über die musikalische Ausrichtung der Band. Und ich wollte den Stil der Band auch gar nicht ändern. Später wurde dies in manchen Interviews so dargestellt. Aber das stimmt absolut nicht! Asphyx sind ihrem ureigenen Sound immer treu geblieben. Also gab es auch keinen Grund, da etwas grundlegend zu verändern. Es gab aber dennoch ein paar Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Band. Ich melde mich eben zu Wort, wenn ich der Meinung bin, mich äußern zu müssen. Wenn es also konstruktive Kritik von meiner Seite anzumerken gibt, dann sage ich es auch gerade heraus. Es hat öfter mal gekracht wegen ein paar Meinungsverschiedenheiten. Ich wollte zum Beispiel, dass das Cover von „Death...The Brutal Way” im Stil der alten Asphyx-Alben gehalten werden sollte, also eine richtige Zeichnung und kein Photoshop. Ich dachte dabei an ein schönes Old School Artwork und nicht nur einfach an Logo und Albumtitel auf schlichtem Hintergrund. Dies wäre jedoch zu teuer gewesen und ist deshalb nicht gegangen. Ich durfte mich nicht am Songwriting beteiligen, weil sie Angst hatten, dass ich den Sound der Band verändern würde. Ich wollte auch nur eine Handvoll Gigs spielen, damit Asphyx-Auftritte weiterhin etwas Besonderes sind. Ich schlug vor, auch obskurere Songs, z. B. von „Embrace The Death”, „Asphyx” und „On The Wings Of Inferno” spielen zu wollen, aber sie wollten sich nur noch auf die Alben mit Martin van Drunen am Gesang konzentrieren. Ich war zu stur, um den Bass zu verzerren, und damit kamen sie nicht klar. Ich wollte immer einen kantigeren Sound haben, der sich gut mit der Gitarre ergänzt, aber das gefiel ihnen nicht. Sie waren auch mit ein paar Bassparts auf dem Album nicht glücklich, weil sich der Bass nicht wie eine Gitarre anhörte... Ich konnte nicht oft mit der Band proben, weil mein Vater schwer krank war. Außerdem hatten sie mitten in der Woche geprobt, wenn ich auf der Arbeit war. Ich konnte mir die Songs also nur zu Hause vor der Stereoanlage draufziehen. Nur im Studio konnten wir alle gemeinsam reinhören. Einige meiner Bassparts gefielen ihnen jedoch nicht, was im Prinzip noch kein Problem für mich war. Aber die Jungs steigerten sich so rein, und es eskalierte so sehr, dass ich die Band noch während der Studioaufnahmen verlassen wollte. Tolle Atmosphäre, um ein Album aufzunehmen, haha! Es gab auf jeden Fall Riesen Meinungsunterschiede in puncto Einstellung und Ausrichtung. Kennst Du das Foto auf dem Live-Album, wo wir in der Kneipe sitzen und Bier trinken? Ja? Nun ja, ich hätte mich gegen dieses Foto entschieden, weil ich nicht wollte, dass dies zu einem neuen Image von Asphyx führen würde. Das ist meine persönliche Meinung. Und solche verschiedenen Meinungen gab es bei uns ständig. Da ging es nicht um richtig oder falsch. Und wir hatten alle auch einen anderen Hintergrund. Ich komme aus Südholland, die anderen aus der Mitte oder dem Osten des Landes. Da haperte es schon mal an der Kommunikation. Dies alles führte zu vielen unnötigen Streitereien, weil wir alle einen eigenen Kopf haben. Das ist natürlich nur der äußere Kern der Geschichte. Ich könnte noch viel mehr erzählen, aber das würde jetzt hier den Rahmen sprengen. Ich habe mich mit Bob, Paul und Martin ausgesprochen, und damit sollte die Welt wieder in Ordnung sein. Wir haben die alten Streitereien ausgeräumt und verstehen die gegenseitigen Ansichten der Einzelnen nun besser. Also sollte nun niemand mehr auf den anderen sauer sein. Alle Probleme sind gelöst und die Wogen haben sich geglättet. Alle Bitterkeit und Hass („Bitterness And Hatred” ist übrigens auch ein cooler Song von Dream Death, hehe!) sind nun verflogen. Sie sind glücklich mit Asphyx und Soulburn, während ich wieder Pentacle mache. Man sollte sich immer daran erinnern, dass wir auch gute Zeiten zusammen hatten, und dass es schade wäre, diese Erinnerungen zu leugnen. Ich wünsche den Jungs weiterhin alles Gute!

Daniel: Da ist noch etwas, dass mich interessiert: Von 1996 bis 1999 hießen Asphyx ja Soulburn. Diese haben sich nun kürzlich mit völlig neuer Besetzung wiedervereinigt. Was hältst Du davon? Ist das für Dich überhaupt noch Soulburn? Magst Du ihr neues Album „The Suffocating Darkness“? Und wurdest Du überhaupt jemals gefragt, wieder in die Band einzusteigen?

Wannes: Ja, sie haben mich sogar zweimal gefragt! Ich habe beide Male abgelehnt, aus verschiedenen Gründen: Nach der Trennung von Asphyx habe ich mir geschworen, nie mehr in zwei Bands gleichzeitig zu spielen! Das funktioniert einfach nicht. Und ich wollte nicht wieder denselben Fehler machen. Ich wollte mich wieder auf Pentacle, meine Familie und die Arbeit konzentrieren; sonst nichts. Aber als Bob mir Proberaum-Aufnahmen der neuen Songs schickte, merkte ich sofort, dass sie eher in Richtung Black Metal tendierten. Und ich finde nicht, dass meine Stimme dazu passt. Zwar hatte „Feeding On Angels” damals auch ein paar Black Metal-Elemente, aber unterm Strich würde ich es schon ganz klar dem Death Metal zuordnen. Dazu hat meine Stimme besser gepasst. Wenn Du beide Alben miteinander vergleichst, dann ist „Feeding On Angels” auch viel näher am alten Asphyx-Sound angelehnt als „The Suffocating Darkness”. Dieses Mal wollten sie sich so weit wie möglich vom Sound des Debüts entfernen, weil es Asphyx ja wieder gibt. Aber ich finde trotzdem, dass man sofort hört, dass Eric und Bob auch auf dem zweiten Album spielen, haha! Ich hatte ihnen dann ein paar geeignete Sänger vorgeschlagen, und einer davon war Twan van Geel. Und offensichtlich hat er den Job ja auch bekommen. Ich war, ehrlich gesagt, nicht so angetan von der Idee, Soulburn wieder zu beleben. Die Band war ein Zeichen der Zeit und sollte auch heute so betrachtet werden. Nicht jede Band braucht eine Reunion, und Soulburn zählen für mich auch dazu. Die Anfangstage der Band waren obskur und mystisch für mich, und ich wollte keine halbgaren Sachen machen, weißt Du? Die Band bedeutete mir eine ganze Menge, aber manchmal sollte man die Toten ungestört ruhen lassen. Ich sagte Bob meine Meinung, und er akzeptierte sie. Ich war aber einverstanden, dass sie mit der Band weiter machten. Ich dachte, mit Bob und Eric aus der Originalbesetzung könnten sie den Spirit der alten Tage so gut wie möglich wieder einfangen, wenn auch auf andere Art und Weise. Mit dem neuen Album wollten sie mehr in die Black-/Doom Metal-Richtung gehen, und das ist ihnen auch gelungen. Jeder kann für sich selbst entscheiden, ob er das alte oder das neue Album lieber mag, aber es hat halt nichts mehr mit Asphyx zu tun. Sie hatten sich ein Ziel gesetzt und dieses, meiner Meinung nach, auch erreicht.

Daniel: Hast Du eine Ahnung, warum alle möglichen (Ex-) Mitglieder von Asphyx und Hail Of Bullets zusätzlich in so vielen anderen Death Metal-Bands, die sich alle doch relativ ähneln (wie Grand Supreme Blood Court, Thanatos oder Soulburn)? Was hältst Du davon? Macht das überhaupt Sinn? Wie denkst Du darüber?

Wannes: Ich finde nicht, dass Thanatos wie die anderen Bands klingen, weil sie viel technischer, schneller und thrashiger sind. Soulburn gehen heute mehr in die Black Metal-Richtung. Also bleiben nur noch Asphyx, Hail Of Bullets und Grand Supreme Blood Court übrig. Dadurch dass Martin in allen drei Bands singt, kommt es natürlich schon mal vor, dass Leute sie alle in einem Atemzug nennen. Sie alle spielen Old School Death Metal und manchmal sind die Grenzen relativ fließend. Trotzdem unterscheiden sie sich soundtechnisch alle schon sehr, finde ich. Es geht einfach darum, dass gute Freunde gemeinsam Musik machen und zusammen Spaß haben. Ich denke aber schon, dass diese Überschneidungen der Musiker den Bands immer weniger Eigenständigkeit geben. Das ist schade, weil jede Band schon für sich selbst stehen sollte. Früher hast Du ein Bild eines Musikers gesehen und wusstest, der spielt in der und der Band. Sie hatten eine eigene Identität. Das ist heute nicht mehr so. Das verfließt alles etwas, wenn jemand auf zu vielen Backcovern abgebildet ist. Aber ist meine ganz persönliche Meinung. Das ist aber auch einer der Gründe, warum ich nicht mehr bei Soulburn mitmachen wollte: Die Leute sollten mich mit Pentacle in Verbindung bringen und mit keiner anderen Band. Natürlich werde ich meine Vergangenheit nicht leugnen, aber heute gibt es eben nur noch Pentacle für mich. Das ist mir sehr wichtig! Ich war nie ein Freund von Projekten mit Mitgliedern von anderen Bands, die ein Album zusammen machen, weil für mich dann die Identität flöten geht. Wenn Du Cronos siehst, denkst Du automatisch nur an Venom; genau wie bei Jeff Becerra und Possessed, Chuck Schuldiner und Death, Tom Araya und Slayer oder Tom G. Warrior und Hellhammer/Celtic Frost. Sonst nichts. Aber um noch einmal auf Deine eigentliche Frage zurück zu kommen: Ich glaube jedenfalls nicht, dass es dabei um Geld geht, sondern dass immer nur die Musik im Vordergrund steht. Das kann zwar noch mal verwirrend sein, aber ich glaube, dass sie sich einfach nur als Musiker verwirklichen wollen, und das ist auch völlig in Ordnung so. Ich kenne sie alle wirklich schon sehr lange persönlich und weiß, dass sie alle voll in der extremen Musik involviert sind. Da sind definitiv keine Poser am Werk, haha!

Daniel: Lass uns auch bitte mal etwas ausführlicher über die holländische Death Metal-Szene reden, da ich ein großer Fan von Bands wie Pentacle (natürlich, hehe!), Asphyx, Soulburn, Grand Supreme Blood Court, Thanatos, Sinister, Supreme Pain, Dead End, Gorefest, Altar, Etherial Winds, Carnal Leftovers, I Chaos, Delirium, Sempiternal Deathreign, Eternal Solstice, Entrapment usw. bin. Bist Du mit einigen dieser Bands in Kontakt? Und wie ist die holländische Szene so? Unterstützen sich Bands gegenseitig, z. B. beim Organisieren von Konzerten?

Wannes: Ich hatte immer mal wieder Kontakt zu Gorefest, Dead Head, Altar, Acrostichon, Asphyx, Sinister, Delirium, Necro Schizma, Malignant, Thanatos, Liers In Wait, Eternal Solstice, Sempiternal Deathreign, Bestial Summoning, Mourning, Dead End, Korsakov, Ceremony, Morthra, Mangled, Swazafix, Occult/Legion O The Damned, Mandator, Pleurisy, Flesh Made Sin, Lethargy, Outburst, God Dethroned, Judgement Day, Houwitser, Inhume, Severe Torture, Centurian, Officium Triste, Liar Of Golgotha, Nox, Excision, Entrapment, Obtruncation, Bluuurgh... und einigen anderen. Ich finde, dass die holländische Death Metal-Szene noch eine sehr gesunde ist. Vieles ist noch so wie in den alten Tagen und es gibt immer sehr viele gute Bands. Aber ich möchte jetzt nicht zu nostalgisch werden. Es gibt immer noch viele Leute, die die Szene unterstützen, und die Konzerte, die ich in den letzten Jahren gesehen habe, waren auch alle gut besucht und kamen gut an. Death Metal ist immer noch (bzw. wieder) populär. Es gibt immer noch viele gute, brutale Bands, und so wie ich das mitbekommen habe, unterstützen sich diese Bands auch gegenseitig. Hin und wieder gibt es zwar auch Bands, die sich für etwas Besseres halten, aber solchen Leuten habe ich noch nie Beachtung geschenkt. Egoisten gibt es immer und überall...

pentacleDaniel: Kannst Du uns denn ein paar holländischen Death Metal-Bands empfehlen, egal ob alt oder neu?

Wannes: Ich bin nicht so sehr auf dem Laufenden, wenn es um neue Bands geht, ehrlich gesagt... Lucifericon mit unserem Gitarristen Alex sind aber recht geil. Hört Euch die mal an. Villainy sind zwar keine lupenreine Death Metal-Band, gefallen mir aber auch sehr gut. Was die alten Bands angeht, kann ich eigentlich alle empfehlen, die ich bereits weiter oben schon erwähnt habe. Aber ich denke, die meisten Maniacs werden sie ohnehin schon kennen. Ein paar Bands, die ich bislang noch nicht aufgelistet habe, sind Brainwashing, Burial, Mysto Dysto (die später Mandator hießen), Second Hell, Skullcrusher, Usurper, Vigilant, Razend, Inferno/Silence und Deafen. Die meisten von ihnen tendieren zwar mehr in die Thrash-Speed Metal-Ecke, sind aber auch recht geil!

Daniel: Wie sehen denn Eure Zukunftspläne mit Pentacle aus? Wird es 2015 auch endlich wieder ein brandneues Album von Euch geben?

Wannes: Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Wir haben das Songwriting erstmal etwas hinten angestellt, weil wir im Moment viele andere Dinge um die Ohren haben. Wir haben zwar schon an neuen Songs gearbeitet, aber bislang kam noch nicht viel dabei rum. Deswegen haben wir erstmal wieder alles verworfen. Mit den Jahren wird es immer schwieriger, mit neuen und frischen Ideen anzukommen innerhalb unserer uns selbst gesetzten Grenze vom Death Metal. Auch wenn wir eine sehr konservative Band sind, ist es doch wichtig, sich als Band weiter zu entwickeln und nicht immer nur auf der Stelle zu treten. Wir wollen uns immer noch von Veröffentlichung zu Veröffentlichung weiter verbessern. Und nach 25 Jahren ist es schwierig, dabei nicht in eine Falle zu tappen, so wie das schon sehr viele andere Bands vor unseren Augen getan haben. Wir müssen einfach sehen, wie sich die Sache entwickelt... Irgendwann soll noch die Split-LP mit Sadistic Intent über Iron Pegasus erscheinen. Und natürlich die „Vestibule Of Hell’ Compilation LP über Wolfsbane Records. Die steht schon so gut wie in den Startlöchern. Es gibt also noch einiges von Pentacle zu hören.

Daniel: OK, Wannes! Danke für das ausführliche Interview! Groeten uit Duitsland! :-) Das Schlusswort soll Dir gehören!

Wannes: Danke für das Interview, Daniel! Ich hoffe, Dir gefällt es so! Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Aber ich hoffe, die Länge des Interviews entschädigt die Wartezeit ein bisschen! Zum Schluss noch meine Playlist: “No Speed Limit“ Tape-Box ´15 (mit alten Demos und Live-Aufnahmen von 1984 bis 1987 von Voivod, Voor, Aggression, Outrage, Soothsayer, Treblinka, Vensor und Obliveon!),Die “The Truth” LP ´86 von Mefisto, “Unreleased Album” ´85 von Master, “Codex Perfida” Tape 2014 von Virolac, “Morbid Visions” LP ´86 von Sepultura, “Unchained From The Crypt” EP 2015 von Eurynomos, “Morbid Tales” LP ´84 von - Celtic Frost, “Leprosy” LP ´88 von Death und “Messe Noir” Tape ´89 von Acheron. DON’T FORGET THE ANCIENT FEELING...IT STILL RULES!!!

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Autor: Daniel Müller