Der Detze Rockt V

Daun, Sportplatz Rengen, 19.06.2015 - 20.06.2015

Freitag, 19.06.2015, Tag 1: Profet, Overruled, Delirium Tremens, Steelpreacher, Grim Reaper.

profetDer Detze rockte nun schon zum fünften Mal. Diesmal fingen Profet aus Grünberg an, die sofort die Bühne stürmten und wie von der Tarantel gestochen über die Bretter liefen. Dabei nutzten die Thrasher um Gitarristin Lise die gesamte Fläche, dass man zunächst gar nicht wusste, wo wer auf der Bühne seinen Platz hatte. Ihr aktuelles Album "Torture Of Flesh" schlug auch bei CROSSFIRE fett ein, dass man bereits erahnen konnte, dass hier geklotzt werden würde. Weil ihr Basser heute verhindert war, und man es zeitlich nicht schaffte, einen Ersatzbassisten einzuarbeiten, übernahmen gleich zwei Ersatzleute den Tieftöner, nämlich Lars von Torturebitch und für die letzten drei Songs Basti, mit denen sie einen starken Auftritt hinlegten.

 

overruled Danach gabs gleich noch einmal eine Schippe Thrash auf die Ohren. Overruled aus Holland fuhren noch einmal eine Kante schärfer auf. Tief in der alten Schule verwurzelt, warfen sie Tracks wie "Evil Minds" in die abmoshende Menge. Völlig geil auch das "Into The Abyss"-Shirt der alten deutschen Poison, welches ihr Gitarrist Ronald trug. Die Holländer agierten sehr bewegungsfreudig, dass man gleich zu zweit einen Ausflug ins Publikum unternahm. Mit dem Cover "Black Metal" von Venom zeigten sie nicht nur eine ordentliche Umsetzung, sondern trafen auch eine geschmackssichere Auswahl. Doch mit dem letzten Track "Mechanix" von Megadeth spielten sie noch ein zweites Cover, mit dem sie einen super Abschluss gefunden hatten und noch einmal in Sachen Tempo und Härte einen draufsetzen konnten. Starker Auftritt.

 

delirium tremensUnd weil es so schön war, sollte es gleich noch einmal eine Fuhre Thrash Metal geben. Die Rowdys von Delirium Tremens spielten auf, mit einem komplett in Nieten und Patronengurten eingepackten Shouter, der es sich im Verlauf des Auftritts nicht nehmen ließ, mal eben eine Gitarre auf die Bühne zu holen, sie mit einem Schlag zu zertrümmern und ins Publikum zu werfen. Für ihn eine Sache von zehn Sekunden. Kein Wunder, dass er "Backyard Wrestling" zu seinem Hobby erkor. Doch musikalisch hatten sie auch etwas zu bieten. Die Bamberger machen ordentlich Stimmung, dass die Absperrung zur Bühne zu leiden hatte. Songs wie "Rot In Hell" vom "Thrashing Warthogs" Album waren einfach dafür bestimmt, sich mit dem Sound gehen zu lassen. Ebenso wie "Thrash And Be Thrashed" und "Get Fucked" von der aktuellen Scheibe "Read My Fist".

 

steelpreacherMit Steelpreacher wurde es dann langsam reinmetallischer. Das Trio in Kutte und Spiegelbrille lobte die geile Stimmung hier auf dem Detze und brachte Heavy Metal mit all seinen geliebten Ingredienzen. Zwei aufblasbare Pullen Bitburger stellten thekenhoch am Drumpodest optische schon mal eine Verbindung her, während später tatsächlich Freibier verteilt wurde. An dieser Stelle sei noch einmal der Festivalbierpreis des 0,3l-Bechers für fanfreundliche 1,50 € erwähnt. Bei den Koblenzern durfte auch heute wieder mit ausgelassener Partystimmung zu Songs wie "D.O.A. (Drunk On Arrival)" gerechnet werden, dass einige Fans die Bühne erklommen und dort mitfeierten. "Rock 'n' Roll Damnation" von AC/DC wurde mal zur Überbrückung angespielt, weil es zu Problemen mit dem Bass kam. Da hatten wohl die auf die Bühne gekletterten Fans auf das falsche Kabel getreten. Komplett gecovert wurde von den Australiern "Dirty Deeds Done Dirt Cheap" als Zugabe.

 

grim reaperAls Grim Reaper auf die Bühne gingen, zeigte die Quecksilbersäule nur noch 9°C Grad an. Und wir waren alle froh, dass es nicht regnete. Hier in der Eifel kann es schon mal unwettermäßig heftig zuschlagen. Besucher des letztjährigen Festivals sprachen von sturmbedingt umgestürzten Zäunen. Das gab es dieses Jahr jedoch nicht. Dann schon eher von der Bühne, von wo aus "Rock You To Hell" die feierwütige Audienz beschallte. Seit 1979 war Steve Grimmet mit Grim Reaper unterwegs, und damit klar der NWOBHM zugehörig. Gerne versteckte er sein Gesicht unter seiner blonden Mähne, las aber auch so manchen Songtext ab. Es standen Klassiker wie "Let The Thunder Roar", "Lay It On The Line", "Waysted Love" und "Fear No Evil" im Einklang mit "From Hell", dem Titelstückstück des nächsten Albums. Zur Überraschung durfte noch "Don't Talk To Strangers" bewundert werden, einer Coverversion von Dio. Die NWOBHM-Legende wurde gefeiert und entließ die Menge nach dem größten Bandhit "See You I Hell" standesgemäß.

 

Samstag, 20.06.2015, Tag 2: Burning Maja, Manic Adrift, Spectral, Axecutor, Space Chaser, Hitten, Skull Fist, Desaster.

burning maja Der nächste Tag begann erst um 14:30 Uhr, jedenfalls für die Bands auf der Bühne. Das war recht spät für Festivalverhältnisse in unseren Breiten, aber auch ausschlaftechnisch nicht zu verachten. Eröffnet wurde der Festivalsamstag von Burning Maja, die ihre gute Laune sofort auf das Publikum übertragen konnten. Die raue Stimme des Sängers konnte schon erste Ausrufezeichen im Publikum hinterlassen. Ihr Basser Martin im Stallion-Leibchen warf "Der Detze Rockt" Shirts in die Menge, weil es nach seinen Angaben das geilste Festival der Welt wäre. Na klar, konnte er ja als Veranstalter auch locker behaupten. Und dass er zufrieden war, erkannte man auch an der Spielfreude der Lokalmatadore. Sie rockten sich straight durch ihren Set und schlossen mit "Tush von ZZ Top" ab.

 

manic adriftWegen des erwähnten Sturms im letzten Jahr, war in den Umbaupausen "Tornado" von Megadeth ein gern gewähltes Stück. So auch nicht unpassend vor der einzigen Death Metal Band des Festivals, Manic Adrift aus Marburg. Schlicht in Schwarz gekleidet performte der Vierer mit Growls und wenigen klar geröhrten Vocalparts. Ihr von wenigen Leads und Soli aufgelockerte, straighte Death Metal prügelte tight in einem durch, lockte aber leider nicht mehr als nur eine handvoll Banger nach ganz vorne. Dass ihr Shouter zum letzten Song sein Shirt auszog, änderte daran nicht viel.

 

spectralEine 20th Anniversary Show sagten Spectral an. Die Rheinland-Pfälzer traten Ärsche und fuhren fett auf. Mit einem olivgrünen Papppanzer aus zwei waschmaschinengroßen Kartons zusammengeklebt, verschoss ein Insasse Konfettisalven ins Publikum, und es kam noch ein Gastsänger zum Zug. Der Extremmetal des Sextetts, etwas angeblackt und angethrasht, kam mit zwei Gitarren und auch einem Keyboard, das man in den schnelleren Stücken aber kaum hörte, da es hauptsächlich in den leiseren Parts für Atmosphäre sorgte. Zu ihrer Reise durch die vergangenen zwanzig Jahre gehörten auch "Forces Of Evil" und "Into Oblivion" von ihrem letzten Album "Gateway Of Death". Zum Schluss spielten sie das truemetallischere "Bang Your Head" vom "Stormriders" Album und der Panzerfahrer warf eine Palette Dosenbier ins Publikum.

 

axecutorFür Axecutor aus Bulgarien ging heute ein kleiner Traum in Erfüllung, auf diesem Festival spielen zu können. Der klassische Fünfer thrashte geschwindigkeitsliebend los und machte sofort richtig Laune. Ob es an ihren Doppelaxtattacken lag, oder an ihren Shirts von Venom und Warbringer, durch ihr "Speed Metal Assault" mit Vocals von ganz unten ging gehörig die Post ab. Sie bangten sich die Rübe ab und verursachten Pits in den ersten Reihen. Das thrasherprobte Publikum wusste das zu schätzen und feierte die Band ab. Wie so ziemlich alle Bands des Festivals mischte man sich nach dem Auftritt unter das Volk und feierte die nächsten Bands mit ab.

 

space chaserSpace Chaser, die Berliner Thrash Metaller, verwüsteten in bester Overkill-Manier die Bühne. Die Jungspunde hatten sich in den letzten Monaten zu einer richtig amtlichen Live-Band gemausert, auch wenn sie mir in einem kleinen Club noch ne Spur besser gefielen. Sicher, musikalisch wurde das Rad auch nicht neu erfunden, aber Spaß machte ihr Sound ohne Ende, was sicherlich auch an den Bobby-Blitz-Gedächtnis-Vocals lag. Reichlich Bühnenaction, ein etwas nach Slayer klingendes Instrumental rundeten den Auftritt ab und legten die Messlatte für die darauffolgenden Hitten ziemlich hoch. Respekt, das schaue ich mir gerne noch einmal an!!! (Bert Meierjürgen).

 

hittenMit Spannung erwartet wurden Hitten aus Spanien, die jede Menge Action und Gepose lieferten, dass die Stage für sie zu klein erschien. Neben "Midnight Riders" von ihrer "The Evil Power" EP und "Ladykiller" vom "First Strike With The Devil" Album war schon sehr früh Platz für das geniale Cover "Warrior" von Riot, wie ein Gitarrensolo von Johnny Lorca mit Einschüben zackiger Riffs. Dann kam ein weiteres Cover zum Zuge. "Iron Maiden" nur kurz angespielt, doch dann rastete zu dem Song alles aus. "Night Of The Hunter" war das letzte Stück des Sets. Für viele die beste Band des Festivals, dass es nach ihrem Auftritt voll an ihrem Merchandisestand wurde, an dem man sogar das Vinyl ihres Albums abgreifen konnte.

 

skull fistDie Co-Headliner von Skull Fist waren noch immer auf Tour, deren Routen unsere Breiten des Öfteren kreuzten. Die wenigsten Fans im Publikum sahen sie heute zum ersten Mal, aber nicht alle hatten bei den Auftritten der Kanadier schon mal erlebt, dass "Get Fisted" nicht allen Ladies gewidmet wurde, wie heute. Jackie selbst wirkte stimmlich etwas angeschlagen, wie manche Höhen gekrächzt wurden. Desweiteren hatte seine Hose am Knie ein Loch. Ein Schelm, der hier Zusammenhänge sieht, denn auf einer Bühne dieser Tour machte Jackie seiner  Freundin, die auch heute wieder im Publikum anwesend war, einen Heiratsantrag. Der Stimmung wirkte dem jedoch nicht entgegen, denn geile Songs blieben einfach geile Songs. Das Drumsolo kam wieder sehr früh, mit den Becken höher aufgestellt als bei den Schweden von Screamer. Mit im Set war wieder der NWOBHM-Klassiker "Angel Witch", der genau den Nerv des Publikums traf.

 

desasterEine weitere Band mit Linkshändergitarre stellten heute Desaster aus Koblenz. Sie
stiegen mit "Necropolis Karthago" ein, das Festival mit angeschwärztem Thrash zu headlinen. Und in den ersten Reihen ging dermaßen die Post ab, dass es fast unmöglich wurde, Fotos zu schießen. Sorry für die schlechte Qualität der Aufnahme des Gitarristen Infernal von dieser Stelle aus. Dass kleine Probleme mit unarretierten Drums an dem Gewicht von Tormentors schwermetallischer Asphyx-Kutte lag, die am Kit hing, könnte die Ursache für zwei kurze Unterbrechungen zur Schlagzeugbefestigung gewesen sein. Im weiteren Verlauf ihres Sets durfte "The Splendour Of The Idols" vom "The Arts Of Destruction" Album nicht fehlen, ebenso wenig wie "Phantom Funeral", das der Shouter mit dem Pseudonym Sataniac als Ballade ansagte. Die Zugaben "Metallized Blood" und das Kreator Cover "Tormentor" beendeten die Eifelrodung für dieses Jahr. Zum sechsten "Der Detze Rockt" kommen wir 2016 gerne wieder.



Autor: Bert Meierjürgen, Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer