EXXPLORER - Bamberg wird brennen!


Ihr Jahrhundertwerk „Symphonies Of Steel“ stand seit seiner Erstveröffentlichung 1985 ziemlich alleine auf dem Thron, denn seine beiden Nachfolger „A Recipe For Power“ und „Coldblackugly“ konnten da keinen Meter mithalten. So glaubte auch der treueste Fan über die Jahre nicht daran, dass die New Yorker einen neuen Versuch starten werden, mit einem weiteren Studioalbum anzugreifen, geschweige denn daran, dass ein solches auch nur annähernd den Thron des Erstwerkes erreichen könnte. Nun sind seit dem letzten Album 15 Jahre vergangen, und das Besetzungskarussell steht auch immer noch nicht still. Doch das für unmöglich Gehaltene ist definitiv eingetroffen. „Vengeance Rides An Angry Horse“ übertrifft alle Erwartungen und erreicht die Nähe des Thrones. Dementsprechend entspannt bis enthusiastisch ist auch die Stimmung in der Band, von Rache und wütenden Pferden keine Spur. Die beiden Gitarreros Fred Gorhau und Kevin Kennedy gaben bereitwillig Auskunft über den Stand der Dinge bei Exxplorer.

EXXPLORER logo INTI 2011Joxe: Was ist in den 15 Jahren nach Eurem letzten Album „Coldblackugly“ passiert bei Exxplorer?

Fred Gorhau: Wir haben uns um die normalen Dinge des Lebens gekümmert. Am Wichtigsten war für mich, dass ich meine Frau kennen gelernt habe, ein Haus gekauft und zwei Kinder bekommen habe. Mit der Band stand ich in regelmäßigem Kontakt.

Kevin Kennedy: Ich habe die Band 1996 verlassen und kehrte 2000 zu den Bonustracks des „Symphonies Of Steel“ Re-Release zurück, als Gitarrist Ed LaVolpe ging.

Joxe: Habt ihr Euch seit Eurem Rückzug aus dem Business auch ganz von der Musik zurückgezogen, oder habt Ihr euch nebenher sehr wohl noch mit Heavy Metal beschäftigt?

Fred Gorhau: Wir haben uns nie ganz aus dem Business zurückgezogen. Das Leben um uns herum ging einfach weiter. Ich habe in einigen verschiedenen Bands gespielt, nichts nennenswertes, darunter auch in einer Led Zeppelin Coverband, was ziemlich cool war. Ich hatte eine Menge Spaß, und reiste auch ein wenig. Außerdem habe ich noch einige Jahre Gitarrenunterricht gegeben. Das alles hat mich ziemlich auf Trab gehalten.

Kevin Kennedy: Exxplorer wurde ja niemals richtig aufgelöst. Wir hatten alle genug mit unserem Privatleben zu tun, in unseren Jobs, wir bekamen Kinder, und jammten in anderen Projekten.

Joxe: Euer beständigstes Mitglied ist Drummer Mike Moyer (der erst kürzlich durch Mike Sarkowski ersetzt wurde). War er es, der die Band zusammen gehalten hat?

Fred Gorhau: Ja, Mike Moyer ist auf jedem Exxplorer-Album zu hören. Aber ich glaube es gab Perioden, wo du einfach eine Pause von den anderen brauchst. Es macht Dich nur stärker, wenn du letztendlich realisierst, was die Band als Ganzes wirklich erreichen kann. Ich glaube sehr an unsere Fans, denn sie haben Exxplorer am Leben gehalten. Ohne sie hätten wir wahrscheinlich nicht die Stürme überstanden, die unsere Wege kreuzten. Sie haben uns definitiv neues Leben gegeben.

Kevin Kennedy: Wir sind tatsächlich alle irgendwann mal ausgestiegen. Mike Moyer hat uns gerade verlassen. Früher stieg er einmal ziemlich schnell nach einer Meinungsverschiedenheit mit Ed LaVolpe (ehem. Gitarrist bei Exxplorer) aus. Nachdem er gegangen war, schrieben wir in meinem Keller unseren größten Hit „Run For Tomorrow“. Wir haben den ganzen Tag an diesem Song gearbeitet. Manchmal kann auch etwas Gutes entstehen, wenn sich Brüder zerwerfen.

Joxe: Wie kam es nach so langer Zeit jetzt dazu, mit „Vengeance Rides An Angry Horse“ noch einmal alles nach vorne zu werfen?

Fred Gorhau: Wir arbeiten als Band wirklich sehr gut zusammen. Es fühlte sich gerade sehr gut an, als wir begannen neues Material zu schreiben. Wir haben so viele Anfragen erhalten, es war überwältigend, und wir wollten auch ein neues Album machen. Es ist schon ein gutes Gefühl, von Anfang an zusammen daran zu arbeiten, bis es ein fertiges Produkt ist. Es ist wie eine Droge, du probierst etwas, und willst nicht mehr aufhören.

Kevin Kennedy: Wir mussten es einfach für uns und die Welt ausprobieren, und: wir haben immer noch das Exxplorer-Feuer.

Joxe: Ihr habt auf Euer neues Album grossartige Songs gepackt. Wie hat sich die Art des Songwritings ergeben, habt ihr mit der gesamten Band im Proberaum geschrieben?

Fred Gorhau: Das war kein schwieriger Prozess. Wir jammten einfach drauf los, bis jemand eine Idee hatte. Wenn die anderen sie mochten, arbeiteten wir sie aus. Fügten Parts hinzu, änderten Parts, bis es ein fertiger Song wurde.

Kevin Kennedy: Wir schreiben immer im Team, wir haben keine Masterminds.

Joxe: Parallelen zu Eurem Jahrhundertwerk „Symphonies Of Steel“ sind unverkennbar. Inwieweit habt ihr beabsichtigt, wie 1985 klingen zu wollen?

Fred Gorhau: Ich bin sehr erfreut, dass Du so denkst. Ich spiele nicht auf dem Album, aber ich fühle mich gut damit. Ich denke es war wichtig, nicht zu versuchen, auf eine bestimmte Art und Weise zu schreiben. Das passierte nämlich bei „Coldblackugly“ (Exxplorers 1996er Album). Wir haben zu sehr versucht, unseren Wurzeln treu zu bleiben, als es einfach passieren zu lassen. Wir haben festgestellt, wenn wir Songs schreiben, die Exxplorer mögen, mögen sie auch unsere Fans.

Kevin Kennedy: Wir wollten schon dieselbe Stimmung und Feuer einfangen, wie bei “Symphonies Of Steel”, aber wir haben nicht versucht, ein zweites “Symphonies Of Steel” zu schreiben.

Joxe: Wie würdet ihr die Unterschiede Eures Songwritings von 1985 zu heute beschreiben?

Fred Gorhau: Kein großer Unterschied. Es ist ein Prozess. Sei aufrichtig gegenüber dem, was du magst, und ich denke, dass dann die Ehrlichkeit immer durchscheinen wird, wenn du schreibst. Ebenso bemerken die Leute es, wenn du fakest.

Kevin Kennedy: Ich denke, wir werden mit dem Alter immer pfiffiger…hahaha…

EXXPLORER fred INTI 2011Joxe: Habt ihr aus den Sessions außer „Hardcore“ und „Metal Mantis“ zum neuen Album noch Songs, die es nicht auf das Album geschafft haben?

Fred Gorhau: Ja, wir haben neben diesen Tracks noch ein paar mehr, die nicht fertig gestellt wurden. Wir haben einen Song, den wir „The Tower“ nennen, der sich in etwas wendet, was ich sehr mag. Dann haben wir noch so vier bis fünf Songs, an denen wir für das nächste Album arbeiten. „Hardcore” and “Metal Mantis” werden als Bonustrack für den japanischen Markt sein, und möglicherweise wird die US-Veröffentlichung auch einen bekommen.

Kevin Kennedy: Genau, die sind für die Japan-Veröffentlichung, und wir verstehen, dass sie mehr im Ami-Stil sind, und nicht so sehr europäisch.

Joxe: Wenn es etwas Negatives am neuen Album gibt, dann der Sound, den ich als schlechteren Oldschool-Sound bezeichne. Wer war für die Produktion verantwortlich, seid ihr glücklich mit Eurem Albumsound?

Fred Gorhau: Ich bin nicht unglücklich mit dem Sound. Wenn wir ein Budget für die Aufnahmen gehabt hätten, könnte möglicherweise die Produktion besser gewesen sein. Unser bester Freund hat für uns sein ganzes Haus auf dem Kopf gestellt, wir waren das einzige, das drin blieb. Nun hat es keine Big-Label-Produktion bekommen, aber somit bekam es einen gewissen rohen Charm. Alles passte, und ich bin geschockt über das Feedback und die Reviews, die wir bekamen.

Kevin Kennedy: Den Fakt berücksichtigend, dass unser guter Freund “Willy” so gütig war, uns in unserer ausweglosen Lage in seinem Heim recordete und uns damit rettete, werden wir ihm für immer dankbar sein. Und er hat einen großartigen Job gemacht!

Joxe Euer Albumcover ist mal wieder ein Hingucker. Wer hatte die Idee für das Cover, und welcher Künstler konnte sie so umsetzen?

Fred Gorhau: Der Name des Künstlers ist Jens Reinhold, und er ist aus Nürnberg. Ich sprach mit ihm, und teilte ihm den Namen und die Stimmung des neuen Albums mit. Er kam zurück mit einigen Ausführungen, und wir besprachen ein paar Veränderungen. Cool war, als er mir sagte, dass die brennende Stadt im Hintergrund Bamberg sei. Er wusste nicht, dass meine Familie vor hundert Jahren aus Bamberg kam. So dachte ich, dass dies eine coole Sache wäre.

Kevin Kennedy: Wir hatten alle ein paar Ideen. Fred und Lennie gaben ein paar Vorschläge, und Fred kontaktierte dann den Künstler und wir entschieden, seinen Vorschlag anzunehmen. Fred leistete hervorragende Arbeit, mit ihm die Änderungen zu besprechen.

Joxe: Wie trainiert Lennie Rizzo seine Stimme, wie oft probt ihr zusammen?

Fred Gorhau: Lennie hat seine eigene Art, sich auf eine Show vorzubereiten. Da ich kein Sänger bin, kann ich dazu nichts sagen. Wir versuchen oft zu proben, wenn Shows anstehen, damit wir alle gut in Form kommen.

Kevin Kennedy: Wir bereiten uns noch auf einige Shows vor. Die Häufigkeit der Proben entspricht den Anforderungen.

Joxe: Ihr hattet bereits Live-Auftritte, zuletzt mit Vicious Rumors auf dem Swordbrothers-Festival in Andernach, wo ihr Songs vom ersten und vom neuen Album gezockt habt. Was liegt als nächstes an, einzelne Auftritte oder ist eine Tour geplant?

Fred Gorhau: Ja, beides. Wir besprechen schon mit unsere Label darüber, so früh wie möglich zurück nach Europa zu kommen. Wir würden gerne mit einer oder zwei Bands zusammen eine Europatour bestreiten, sowie einige Festivals im Sommer 2012. Wir planen das ebenso für die USA.

Kevin Kennedy: Wir werden hier bald einige lokale Shows spielen, und dann zusehen, dass wir nach Europa kommen!

Joxe: Vielen Dank für das Interview. Und vielen Dank für ein großartiges, neues Album!

Kevin Kennedy: Vielen Dank, es war uns eine Ehre, jede Frage zu beantworten. Beste Wünsche an Dich, Deine Familie und Freunde.

Fred Gorhau: Vielen Dank für dein großartiges Review, und für dieses Interview. Und vor allem Dank an all unsere Fans, sie sind wahrlich unsere Freunde, denn dieses Album konnte nur durch sie entstehen!!!

http://www.myspace.com/exxplorerusa



Autor: Joxe Schaefer