SACRO SANCTUS - Aus dem schwärzesten Granit Maltas


Nomad Son- und Forsaken-Mastermind Albert Bell wandelt neuerdings auf Solopfaden. Obwohl er schon seit Jahrzehnten in der Undergroundszene aktiv ist, ist Albert Bell´s Sacro Sanctus ein erster Versuch, quasi alles im Alleingang zu erledigen. Kaum ist das Debüt „Deus Volt” erschienen, steht auch schon bald das zweite Werk in den Startlöchern. Auch ein drittes Werk soll bereits geplant sein. Albert Bell ist eine rastlose Natur. Da mich das neue Album begeistern konnte und ich auch seine anderen beiden Bands verehre, ließ ich mir die Gelegenheit nicht nehmen, mit ihm über seine lange Karriere und die uns noch relativ unbekannte, aktive Metalszene Maltas zu reden. Viel Spaß!

logoDaniel: Hi Albert! Na, wie geht´s? Gratulation zu Deinem Soloalbum „Deus Volt“! Wie lange hat es gedauert, die Songs dafür zu schreiben und aufzunehmen?

Albert: Hails Daniel! Mir geht es gut, obwohl ich wie immer alle Hände voll zu tun habe. Vielen Dank für Deine lobenden Worte über „Deus Volt” und die Gelegenheit, die Leser über die Entwicklung im Sacro Sanctus-Lager auf dem Laufenden zu halten. Ich fing gezielt 2011 an, an dem Album zu arbeiten. Hauptsächlich ging es da aber erst um lediglich zwei Songs: „The Tears Of Ishtar” und „Ordo Templaris”. Erst habe ich für beide Songs sowohl die Musik als auch die Texte geschrieben und sie dann Stück für Stück aufgenommen. Angefangen habe ich mit dem Bass und Midi-Schlagzeug, das ich jedoch nur für das Grundgerüst benutzt habe. Danach kamen die Gitarren und der Gesang dran. Dann wurde auch noch ein echtes Schlagzeug aufgenommen und anschließend alles im Temple Studio abgemischt und gemastert. Ich nahm diese beiden Stücke auf, um zu sehen, wie das Projekt am Ende klingen würde, bevor ich damit weitermache. Ich gab es meinen Kollegen von Nomad Son und Forsaken und ein paar anderen Leuten zum Reinhören, darunter auch Jowita und Simone von Metal On Metal Records, um mir ihre Meinungen einzuholen. Die Reaktionen waren durchweg positiv und beflügelten mich, an weiteren Songs zu arbeiten. Ich hatte nur ein paar Grundideen und der Rest der Songs entstand schneller als die anderen beiden Tracks, die ich zuvor aufgenommen hatte. Die zweite Phase verlief viel schneller, so zwischen sechs Monaten und einem Jahr. Aber dazwischen hatte ich auch noch andere Dinge zu tun: Ich nahm das neue Forsaken-Album, das hoffentlich bald erscheinen wird, und das dritte Nomad Son-Album „The Darkening” auf, und zwischendurch hatten wir reihenweise Auftritte mit beiden Bands. Außerdem bin ich auch Mitorganisator des Malta Doom Metal Festivals, das dieses Jahr in die siebte Runde geht. Ich habe also immer zwischendurch, wenn ich mal Zeit hatte, weiter an meinem Soloalbum gearbeitet. Aber ich hatte immer einen großen Ansporn, weiter an dem Projekt zu arbeiten. Und ich muss sagen, dass es sich zu einer Herzensangelegenheit entwickelt hat, das mich erfüllt und in vielerlei Hinsicht bereichert hat.

Daniel: Bedeutet „Soloalbum“ automatisch auch, dass Du alle Instrumente im Alleingang eingespielt hast?

Albert: Ich habe den Bass, Rhythmus- und Leadgitarren und den kompletten Gesang im Alleingang aufgenommen und alle Songs auch geschrieben. Ich habe auch die Ideen für das Schlagzeug und den weiblichen Gesang bei „Arcana Imperii” ausgearbeitet, was Alexia Baldacchino dann auch meisterhaft umgesetzt hat. Für das Schlagzeug habe ich mir Maltas Topdrummer Robert Spiteri von den Hard Rockern Fire ins Boot geholt, weil ich absolut kein Schlagzeug spielen kann... Ich gab ihm natürlich jede künstlerische Freiheit und er kam mit vielen tollen Ideen an. Er liebte es, an dem Album mitzuwirken und das war auch Grundvorraussetzung für „Deus Volt“. David Vella von Temple gab auch noch kreative Impulse für die Keyboards und die atmosphärischen Elemente, die auf dem Album vertreten sind, z. B. beim Titelstück oder bei „Arcana Imperii”. Aber wir haben vorher immer alles genau besprochen, während wir an dem Mix gearbeitet haben. Man kann zwar sagen, dass ich die totale Kontrolle über jede einzelne Note auf dem Album hatte, so wie ich es haben wollte... Liebt es oder hasst es, aber dieses Projekt war von Anfang an mein Baby und ich gab den beteiligten Musikern einen tiefen Einblick in meine musikalische Seele, die getränkt ist mit der Liebe zu altem, klassischem Heavy Metal!

Daniel: „Deus Volt“ ist ein Konzeptalbum, soweit ich weiß. Bitte erzähl uns doch einmal, worum es dabei genau geht!

Albert: Auf „Deus Volt” berief ich mich sowohl auf mythische als auch auf historische Aspekte zweier starker entgegengesetzter Mächte: die Tempelritter und ihre Feinde, die Sarazenen im Kampf für politische, religiöse und militärische Überlegenheit im Mittleren Osten zum Ende des Mittelalters und den Kreuzzügen im Speziellen. Es beginnt mit der Entstehung der Dynastie der Famitiden, die auf uralte, geheimnisvolle Rituale schwor. Hier behandelt das Album vor allem die Sumerische und die Babylonische Mythologie. Dies ist der erste Teil des Albums, die ersten drei Tracks, und sie sind frei erfunden. Das Konzept geht weiter, in dem dokumentiert wird, wie die Famitiden ihre Herrschaft durch erfolgreiche Überfälle während der Kreuzzüge weiter festigten, nachdem sie ihre Macht erlangt hatten, angeführt von den Tempelrittern und anderen christlichen Militäranordnungen, wie zum Beispiel die Ritter der Outremer (Kreuzfahrerstaaten) und die Ritter der Hospitalier (die Ritter von St. John). Hier geht das Konzept in den Hauptteil über und in eine mehr historische Richtung. Hier werden die blutigen Belagerungen von Hattin und Ascalon geschildert. Auf dem zweiten Sacro Sanctus-Album werde ich dieses Thema noch weiter vertiefen. Es wird um die Schlachten der Templer mit der Französischen Monarchie und kirchlichen Mächten gehen. Auch hier wird ein Teil wieder fiktiv und der andere Teil historisch belegt sein.

Daniel: Das erste Riff von „Beatification Of The Dead“ erinnert mich ein wenig an „Dethroned Emperor“ von Celtic Frost. Welche Bands, neben Celtic Frost, haben Dich denn noch für Dein Soloprojekt musikalisch beeinflusst?

Albert: Ja, da hast Du absolut Recht! Dieser Song ist tatsächlich eine Hommage an alte Celtic Frost, aber verbunden mit anderen Einflüssen von Venom bis zu alten Sodom, der New Wave Of British Heavy Metal, meine Leidenschaft für obskure italienische und griechische Bands, von The Black bis Paul Chain und Death SS sowie Zemail und Varathron; Bathory, Candlemass/Nemesis, Vitus und Motörhead und natürlich Black Sabbath. All diese und noch ein paar weitere, offensichtliche Einflüsse fanden ihren Weg auf „Deus Volt”. Ich sehe das als einen kleinen Tribut an alle Bands, die mein Leben lebenswert gemacht haben, seit ich zum ersten Mal in meinem Leben Black Sabbath, Judas Priest usw. gehört habe.

Daniel: Im Grunde genommen klingt Dein Soloprojekt Deinen beiden Hauptbands, Nomad Son und Forsaken, nicht gerade unähnlich. Wo liegen für Dich genau die Unterschiede zwischen ihnen allen? Hätte „Deus Volt“ nicht genauso gut auch ein Nomad Son- oder Forsaken-Album werden können?

Albert: Finde ich eigentlich gar nicht. Natürlich gibt es da ein paar Gemeinsamkeiten, weil ich in beiden Bands der Hauptsongwriter bin, aber ich denke schon, dass Bands bzw. Projekte alle ihre eigene Identität haben. Forsaken ist reiner Epic Doom Metal und beschränkt sich auch nur darauf. Nomad Son geht mehr in die Richtung Heavy-/Doom Metal und enthält sowohl keyboardlastige Classic- und Prog Rock-Einflüsse der Siebziger als auch einen Hauch New Wave Of British Heavy Metal, ist aber vor allem beeinflusst von Pentagram, Saint Vitus und Trouble. In einem Review wurde mal ganz treffend geschrieben, dass Nomad Son eine Kreuzung aus Trouble/Witchfinder General und Uriah Heep/Atomic Rooster ist und somit sowohl Classic Doom als auch Classic Rock gekonnt vereint. Albert Bell’s Sacro Sanctus ist dagegen keinen Grenzen ausgesetzt. Das Projekt ist meine Hommage an alle Metalstile, die mich als Musiker und als Person geprägt haben. Dazu gehören zwar auch viele oben bereits erwähnte Bands, aber auch alter Thrash- und Speed Metal und düstereres Zeug. Vor allem die Texte sind viel düsterer als bei Forsaken und Nomad Son. Sie versuchen nicht, eine bestimmte politische, religiöse oder sonst welche Botschaften zu vermitteln, wie das bei meinen anderen Bands der Fall ist. Es ist eine Geschichte über Heldentum, wilde Brutalität, dunkle geheimnisvolle Kräfte und die Schlacht gegensätzlicher Mächte. Vielleicht kann jemand seine eigenen Schlüsse daraus ziehen, aber Sacro Sanctus ist weniger didaktisch und metaphorisch. Ich erzähle, wenn man so will, nur eine Geschichte und verpacke sie musikalisch im die Achtziger verwurzelten Metal, geschmiedet aus dem schwärzesten Granit Maltas, haha!

sacro sanctusDaniel: Ich finde das Cover voll geil! Wer hat es gemalt? Und wie bist Du mit dem Künstler in Kontakt getreten?

Albert: Das Cover ziert ein Gemälde von Gustave Dorѐ, heißt “Ein Himmliches Licht” und stammt von seinen Kreuzzug-Illustrationen. Dorѐ war ein Maler im Neunzehnten Jahrhundert. Am bekanntesten sind wohl seine Illustrationen zu “Dante´s Inferno”. Ich war immer schon von seinen Werken fasziniert und dieses Bild war meine natürliche Wahl für dieses Cover. Es ist eine klassische Arbeit, die man ohne Copyright verwenden kann. Jowita von Metal On Metal, die ebenfalls eine begnadete Künstlerin ist, fand die Idee auch gut. Sie hat dann mit Simone noch das Booklet gestaltet. Ich liebe auch ihre Arbeit.

Daniel: Ich finde auch, dass das Cover perfekt für eine Vinylveröffentlichung wäre. Gibt es dafür schon irgendwelche Pläne?

Albert: Ich hoffe es, aber da musst Du Simone und Jowita von meinem Label Metal On Metal Records fragen. Ich bin ein großer Vinyl-Fan und würde „Deus Volt” sehr gerne auf Vinyl sehen! Ich bin hundert prozentig davon überzeugt, dass das Endprodukt toll aussehen würde!

Daniel: Ich weiß, dass sowohl Nomad Son als auch Forsaken live spielen. Wie sieht das mit Deinem Soloprojekt aus? Hast Du Pläne, auch damit bald aufzutreten?

Albert: Im Moment sehe ich Albert Bell’s Sacro Sanctus als reines Studioprojekt. Das heißt aber nicht, dass ich Live-Auftritte ausschließen würde. Robert, der Sacro Sanctus-Schlagzeuger, hat mich schon oft danach gefragt und ich habe mich auch schon nach anderen Musikern umgehört. Aber mein Hauptaugenmerk liegt dennoch in der Studioarbeit. Das Material für das zweite Album „Ad Aeternum” ist bereits komplett fertig geschrieben und die Aufnahmen im vollen Gange. Ich hoffe, dass es mit Mischen und Mastern im Spätsommer fertig sein wird. In der Zwischenzeit habe ich auch schon Songs für das dritte Album geschrieben... Ich kann einfach nicht aufhören, Songs zu schreiben, haha!

Daniel: Lass uns mal ein bisschen in Deiner Vergangenheit wühlen, ja? Denn schließlich hast Du nicht immer nur Doom Metal gespielt! Von 1983 bis 1990 warst Du in einer Thrash-/Speed Metal Band aktiv, die Vandals hieß. Von denen gab es leider nur ein Rehearsaltape. Wie hörte sich das an? Und gibt es irgendwelche Pläne, dieses vergessene Tape für Sammler eines Tages auf CD zugänglich zu machen?

Albert: Es ist mir eine Ehre, Daniel! Ich fühle mich dem Thrash- und Speed Metal immer noch sehr verbunden und ich wurde in den Achtzigern stark von der Thrash Metal-Szene beeinflusst. Alles begann mit meiner Liebe zu Motörhead und Venom, die ich auch heute noch verehre. Mit diesen beiden Bands fing Anfang der Achtziger alles für mich an. Später kamen dann Bands wie Exciter, Destruction, Sodom, Celtic Frost/Hellhammer, Onslaught, Atomkraft, Exodus, Metallica usw. dazu; eben jene Bands, die damals so zum Vorschein kamen. Sie brachten neues Leben in die Metalszene und lösten die Punkwelle ab. Ich hatte vorher als Teenager auch viel Punk gehört. Die pure Aggression und Intensität der Musik war ein großer Kontrast zur damaligen Hair Metal-Szene und etablierte sich zu der Zeit. Thrash war auf einmal das große Ding und sehr inspirierend. So kam es auch, dass ich 1984 meine erste Band Exorcist gründete, bis ich erfuhr, dass es auch eine amerikanische Band Exorcist gab, die 1985 ein Album namens “Nightmare Theater” veröffentlicht hatte. Die Band wechselte ein paar Leute aus, bis ich Anfang 1986 die beiden Rizzo-Brüder kennenlernte, Mike spielte Gitarre und Ritchie Schlagzeug. Sie teilten mit mir dieselbe Vorliebe für Thrash-, Speed und echten Heavy Metal und wir schrieben gemeinsam Songs. Wir testeten viele Sänger und entschieden uns schließlich für Karl Fiorini, der sirenenartig hoch singen konnte. Dies wurde schnell zum Markenzeichen der Band. Wir haben viele Konzerte gespielt, lösten uns aber leider auf dem Höhepunkt unseres Schaffens 1988 schon wieder auf. Kurz danach gründete ich meine neue Band Mortuary mit meinem langzeitigen Weggefährten Simeon Gatt, der auch bei Forsaken trommelt und ein paar Freunden. Einer von ihnen war David “The Beast”, der heute bei den Metalcore/Thrashern Loathe singt. Es entwickelte sich alles nicht so schnell, wie ich es mir erhofft hatte. Also entschied ich mich, bei Vandals einzusteigen, von denen ich im Sommer 1988 zum ersten Mal gehört hatte. Mein Herz hing zwar sehr an Mortuary, aber es ging irgendwie nicht weiter. Und mein Einstieg bei Vandals muss dann so Anfang 1989 gewesen sein. Ich kann mich daran erinnern, dass es damals in der Band einen Umschwung gab, als der neue Sänger Stefan “Rusty” Curmi, der auch heute noch in der Band singt, und ich eingestiegen waren. Wir wollten in der Thrash- und Speed Metal-Szene eine Vorreiterrolle spielen und schrieben fleißig Songs; darunter auch “Last Temptation”, “Baptism in Fire”, “Transmission Fading” und “Anthems Of Death”. Zwei der Leute von damals spielen auch heute noch bei der Nachfolgerband X-Vandals. Wir spielten viele Konzerte damals und waren inspiriert von Bands wie Kreator, Destruction, Sodom, Slayer, Venom usw. Die Musik war wild und ungestüm, hatte aber auch einprägsame Melodien und Refrains. Zu dem Zeitpunkt waren wir eine der ersten Metalbands in Malta überhaupt und große Hoffnungsträger der Szene. Aber nach meinem Einstieg wollte die Band plötzlich in eine andere Richtung gehen. Das Management wollte, dass sie neues Material für eine Rock Oper mit dem Titel „Bed Rock” schreiben sollten. Die Idee war zwar recht originell, aber es nahm die Energie der Band raus. Zu der Zeit fing ich auch an, mich immer mehr für Doom Metal zu interessieren. Die Thrash- und Speed Metal-Szene wurde immer unorigineller und so entschloss ich mich 1990, Vandals zu verlassen und meine erste Doom-Band Blind Alley zu gründen, die ein Jahr später zu Forsaken wurde. Ich habe aber immer noch viele schöne Erinnerungen an Kremation und Vandals. Es war eine tolle Zeit und eine gute musikalische Weiterentwicklung für mich. Was das Rehearsal Tape angeht, musst Du wohl die verbliebenen Vandals-Mitglieder fragen. Ich glaube schon, dass ich zu dem Zeitpunkt noch dort gespielt habe. Wir haben damals auch viele Live-Mitschnitte und Videos gemacht. Es wäre schön, eines Tages mal eine offizielle Veröffentlichung davon zu sehen, die diese Zeit dokumentiert, aber das liegt nicht in meiner Hand...

Daniel: Die Band reformierte sich sogar 2005. Nun heißen sie X-Vandals und veröffentlichten ein Album mit dem Titel „Erosion Of Our Liberty“. Hast Du Dir das Album jemals angehört? Und hast Du überhaupt noch Kontakt zu Deinen Ex-Kollegen?

Albert: Natürlich habe ich das Album; auch den Nachfolger „Breach The Silence” von 2009. Ich versuche auch, die Jungs so oft wie möglich live zu sehen. Wie gerade schon beantwortet, gibt es keinerlei Feindschaft zwischen uns. Sie sind immer noch wie eine Familie für mich, auch wenn wir uns nicht mehr so häufig sehen wie früher. Wir sind halt alle musikalisch andere Wege gegangen. Ihren Gitarristen und Hauptsongwriter Ray Savage sehe ich öfter mal im Stadion. Wir sind beide große Floriana FC-Fans. Wir sehen uns also hin und wieder noch. Ich habe großen Respekt vor der gesamten Band. Da hängen so viele Erinnerungen dran. Es war eine schöne Zeit. Wer weiß, wo wir heute wären, wenn wir unsere damaligen Pläne einfach weiter verfolgt hätten? Wir haben sehr intensive Konzerte gespielt und sind keine Kompromisse eingegangen. Aber man kann nicht nostalgisch genug sein, wenn es um Musik geht. Aber manchmal muss man im Leben einfach andere Wege gehen.

Daniel: Eine weitere obskure Band von Dir war Kremation, eine Thrash-/Speed Combo, die nur ein einziges Album auf Kassette veröffentlicht hatte: „Guardians Of The Realm“. Auch hier: Wie klangen sie? Und werden die Sammler unter uns irgendwann einmal die Chance bekommen, dass Teil als Re-Release auf CD oder Vinyl zu bekommen?

Albert: Ich finde, das Kassetten-Album fing perfekt die Intensität unserer Proben und Konzerte ein. Es war das erste Mal, das wir überhaupt im Studio waren. Wir waren jung und unerfahren. Es wurde aber ein Meilenstein der Metalszene Maltas. Es war das erste Album einer Band aus unserem Land überhaupt und verkaufte sich auf unseren Konzerten richtig gut. Es ist schwierig, Kremation mit anderen Bands zu vergleichen. Uns haben eigentlich alle Speed- und Thrash Metal-Bands der damaligen Zeit beeinflusst. Aber auch Black Sabbath und Iron Maiden hatten ihre Spuren bei uns hinterlassen. Der passendste Vergleich wäre wohl tatsächlich Mercyful Fate, obwohl wir technisch nicht so versiert waren wie sie. Was eine Wiederveröffentlichung angeht, gibt es da tatsächlich ein paar Anfragen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das klappen wird. Ich habe nur noch eine einzige Kopie des Albums, allerdings mit herben Soundverlusten. Ich bin mir nicht sicher, ob man die Original-Masterbänder noch irgendwo auftreiben kann. Unser damaliger Produzent ist kürzlich verstorben und ich kann mir nicht vorstellen, dass sonst noch jemand die Masterbänder besitzt...

sacro sanctusDaniel: Sowohl Vandals als auch Kremation spielten beide Thrash-/Speed Metal, als Du mit dabei warst. Klangen sie sehr ähnlich oder doch eher völlig unterschiedlich?

Albert: In den schnellen Passagen gibt es schon ein paar Gemeinsamkeiten, ansonsten jedoch nicht wirklich. Kremation waren vielleicht etwas melodischer, Vandals dagegen intensiver, wilder und auch tighter. Als ich bei Vandals eingestiegen bin, habe ich mich als Musiker gut weiter entwickelt und tight spielen wurde mir immer wichtiger. Beide Bands waren jedoch sehr innovativ und Meilensteine für die Metalszene Maltas. Es war eine schöne Zeit!

Daniel: Malta ist ein sehr kleines Land. Wie sieht dort die Metalszene aus? Gibt es Bands, die Du uns weiterempfehlen kannst (außer Nomad Son und Forsaken natürlich, haha!)?

Albert: Die Szene ist hier ziemlich stark verglichen mit der Größe der Insel. Hier gibt es viele Metalbands verschiedenster Genres. Wie Du vielleicht bemerkt hast, bin ich ein großer Fan und Sammler von Old School Metal und ich muss sagen, dass sich mein Stil etwas erweitert hat. Viele von Maltas Bands knien sich richtig rein und zeigen ihre Leidenschaft für die Musik. Ich kann Dir einige Bands empfehlen, zum Beispiel sind Victims Of Creation (Doom-/Death), Martyrium (Black Metal), Beheaded und Abysmal Torment (Beide spielen Brutal Grind-/Death Metal), Loathe (Metalcore/Thrash) und Weeping Silence (Female-Fronted-Gothic-/Doom) sehr viel versprechende Bands. Lass mich Euren Lesern auch die Thrash Metaller Ascendor empfehlen, und natürlich die reformierten X-Vandals und die Old School Heavy Metal-Band 12th Ode, die bald ihr Debüt veröffentlichen werden. Sie sind eine ausgezeichnete Live-Band und eine unserer vielversprechendsten Bands. Andere erwähnenswerte Bands wären noch Frenzy Mono (mit Mitgliedern von Nomad Son), die eher in Richtung Classic Rock und Heavy Blues mit Prog-Einflüssen gehen, Angel Crypt und Blind Saviour (female fronted old school Power Metal), Norm Rejection (Crossover/Thrash mit Sean von Forsaken), die Doom-/Death Metaller Oblique Visions (eine ältere Band, die schon seit Anfang der Neunziger aktiv ist), Deluge Of Sorrow, Thy Legion (Black-/Death Metal), die Heavyrocker Fire (mit Sacro Sanctus-Schlagzeuger Robert Spiteri ), die Prog Metaller 26 Other Worlds, die Desert Rocker It Came From The Desert (mit Mitgliedern von Beheaded), Rising Sunset mit Frauengesang, die Sludge-/Deather In The Name Of und Dawn Of Anguish (eine Heavy-/Epic Doom-Band, die von Forsaken-Schlagzeuger Simeon Gatt gegründet wurde). Auch sie bringen bald ihr Debüt raus. Ich bin mir sicher, dass ich noch ein paar Bands vergessen habe. Diese Insel steckt voller Talente und Kreativität. Hails auch an Thrashacre und War Trigger, zwei tolle Thrash-Bands, die leider zur Zeit auf Eis liegen, wenn ich da richtig informiert bin. Ich hoffe, dass sie bald weitermachen und sich in der lokalen Szene etablieren werden.

Daniel: Wie sehen denn Deine Zukunftspläne mit all Deinen Bands und Projekten aus?

Albert: Nun, meine Prioritäten liegen im Moment bei den Bassaufnahmen für das fünfte Forsaken-Album „Pentateuch” und das zweite Sacro Sanctum-Werk, das acht Songs enthalten und den Titel „Ad Aeternum” tragen wird. Da ging es schon weit voran. Alle Songs sind bereits fertig und die Bassspuren im Kasten. Ich habe mich mit Nomad Son- und Frenzy Mono-Gitarrist Chris Grech in seinem Heimstudio zusammen gesetzt und wir waren sehr produktiv. Das Album sollte im Frühjahr nächsten Jahres erhältlich sein. Im Sommer wollen wir uns auch wieder mehr mit Nomad Son befassen, weil wir jetzt fast ein Jahr Pause gemacht haben. Wir werden in Kürze neue Songs schreiben und im Sommer einige Konzerte spielen. Das neue, bereits vierte Nomad Son-Album ist für 2015 angesetzt. Ich kann es gar nicht erwarten, die Jungs wiederzusehen. Es ist echt schon eine ganze Weile her!

Daniel: OK, Albert! Dir gehört das Schlusswort!

Albert: Hails and Ales Daniel für diese tollen Fragen! Mach so weiter mit CROSSFIRE, Bruder! Wenn Eure Leser mit Sacro Sanctus oder meinen anderen Bands in Kontakt treten wollen, dann sollen sie mir auf der Sacro Santus-Seite schreiben. Ich würde gerne von Euch allen hören. Ansonsten Kopf hoch und gebt niemals auf! Keep your fists of steel clenched up high! Hails!

https://www.facebook.com/AlbertBellsSacroSanctus

 



Autor: Daniel Müller