STRYPER - LIVE AT THE WHISKY


Label:FRONTIERS
Jahr:2014
Running Time:70:31
Kategorie: Liverecording
 

Braucht die Welt ein neues/weiteres Live-Album von Stryper? Braucht die Welt generell noch Live-Alben, nachdem mit immer geringeren Produktionsbudgets ohnehin die Magie der Großtaten der 1970er von Thin Lizzy, Rainbow, Ufo und Blue Öyster Cult nicht wiederholbar scheint? Ein zweischneidiges Schwert, diese Frage. Auf der einen Seite ist ein solches Album immer ein guter Einstieg für diejenigen, die mit dem Katalog der jeweiligen Band nicht vertraut sind, auf der anderen setzt dies voraus, dass dann das betreffende Live Werk auch die Qualitäten der Band widerspiegelt, sonst könnte es eher abschrecken. In mancher Hinsicht trifft dies auf "Live At The Whisky" zu, da der enorme Spielwitz und die technische Versiertheit der Herren Fox, Sweet und Co hier glänzend abgebildet werden: Die Gitarren sind pfeilschnell und virtuos, genial arrangiert und mit viel Druck, die Rhythmusgruppe tight und groovy, da kommt schon was rüber von der Extraklasse- Qualität dieser Band. Allerdings säuft die Stimme von Michael Sweet im fetten Sound der Band oftmals leider ein wenig ab, sprich, sie hat lange nicht die Ausstrahlung, die wir von den Studioaufnahmen kennen, und das war ja auch irgendwie erwarten. Nicht dass der gute Mann nicht abliefert, in diesem Fall ist es äußerst erfreulich, dass die Instrumente einen Tacken heruntergestimmt sind, erspart es uns doch das ganz extreme Falsett der frühen 1980er Jahre. Nur zu hören ist es leider oftmals nicht so deutlich, wie die Performance es verdient hätte.

An der Songauswahl gibt es ebenso wenig zu meckern, denn da ist sowohl das aktuelle Werk der gelb-schwarzen Rocker mit vier Songs vertreten, wie auch viele heiß ersehnte Klassiker wie „Soldiers Under Command“, „Free“, „To Hell With The Devil“. Sogar das brilliante „Against The Law“ Album wird dieses Mal wenigstens mit „All For One“ bedacht. Noch ein Punkt unter 'Positiv' zu vermerken. Allerdings leidet auch dieses Album wie so viele seiner Art unter der Tatsache, dass die Tonspuren bei einem Auftritt vom Mischpult gezogen werden, und die Publikumsgeräusche in den Spielpausen hinterher dazu gemischt werden. Irgendwie liegt die Vermutung nahe, dass hier das falsche Band benutzt wurde, das Publikum klingt eher nach Budokan als nach einem Club wie dem Whisky... Das ist zwar inzwischen gängige Praxis, killt aber leider das Live Feeling ziemlich, da in leisen Passagen publikumsseits absolute Stille herrscht. Als Fan der Band hinterlässt dieser Mitschnitt bei mir ein wenig gemischte Gefühle, der rohe Sound geht in Ordnung (so klingt die Band tatsächlich auch live), der streckenweise vermischte Gesang eher nicht, die Songauswahl hat was für sich, das Feeling des ganzen ist leider unter dem Strich aber etwas steril. So gibt dieses Tondokument daher eben nur teilweise die oben erwähnten Qualitäten der Band wieder, taugt als Einstieg, erfreut den langjährigen Fan mit der Message, sie leben noch, und wie... viel mehr aber auch nicht. Gänsehaut wie bei „Made In Japan“, „Strangers In The Night“ oder „Live And Dangerous“ bleibt leider größtenteils aus.

Note: Keine Wertung
Autor: Tammo Krauß


zurück zur Übersicht